Die dunkle Seite Großbritanniens wird in diesem Führer vorgestellt: Die Reise führt zu bekannten und ungewöhnlichen Schauplätzen der britischen Kriminalgeschichte, die vor Ort aufgesucht und mit ihrem Hintergrund beschrieben werden...(Klappentext)
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"Babbacombe liegt nur wenige Kilometer von Agatha Christies Geburtsort Torquay entfernt und macht sich gegenwärtig als vorbildliches 'Model Village' einen Namen.
Für die Briten wird es jedoch immer der Ort bleiben, in dem John Lee lebte - der Mann, den sie nicht hängen konnten." (S. 44)
Dies ist ein Reiseführer der ganz anderen und vor allem unkonventionellen Art. Hier werden keine berühmten Denkmäler, Gebäude oder Burgen vorgestellt, wenn dann nur in Bezug auf ein ganz bestimmtes Ereignis, sondern historische Kriminalschauplätze und zwar inklusive eines kleinen Tatsachenberichtes bezüglich Opfer und Tathergang. Manche mögen das morbide und ekelhaft, respektlos und schockierend nennen. Ich finde es faszinierend und interessant. Ein Land auf 08/15-Weise bereisen kann doch schließlich jeder und ich hatte schon immer einen Hang zum Morbiden und daher auch zur dunklen Geschichte eines Landes.
Vor allem England hat es mir angetan. Ein Land voller historischer Ereignisse und Geheimnisse, ein Land in dem der Glauben an Geister, Hexen und Kobolde immer noch sehr präsent ist. Tja, ohne Mord und Totschlag würde es eben auch so manchen berühmten Geist nicht geben.
"Dieses Buch führt den Leser zu mehr als 300 Schauplätzen der britischen Kriminalgeschichte.
Neben alten Galgen, Polizeimuseen, unheimlichen Moorlandschaften und abgelegenen Landhäusern, werden wir uns an stimmungsvolle Orte im ganzen Land begeben und deren Geheimnisse erkunden." (S. 6)
Dieser Reiseführer liest sich wie ein Buch voller spannender, aber auch brutaler Krimi- und Thriller-Novellen, was dem packenden, lockeren und auch humorvollen Erzählstils des Autors zu verdanken ist. Dies mag wohl daran liegen, dass der Autor auch gleichzeitig der Autor der Historischen Krimi-Reihe rund um Inspector Swanson ist, welche unter seinem Pseudonym Robert C. Marley erscheint.
Man bewegt sich durch die Geschichte Englands, von Südostengland, über London, bis hin zu Nordengland und Schottland.
Da es jedoch immer noch ein Reiseführer ist, beinhaltet dieser nicht nur Tatsachenberichte, sondern ebenso Tipps für Pubs, Restaurants, sehenswerte Gebäude und Museen, welche sich in der Nähe des Schauplatzes des Verbrechens befinden oder damit zu tun hatten. Es sind aber auch bizarre und unheimliche Geschichten vorhanden, die sich auf das jeweilige Verbrechen beziehen oder gar damit in Zusammenhang stehen. Tja, was wäre England ohne seine Geistergeschichten.
Hierbei wird einem erst klar, welch schwarzen und morbiden Humor die Engländer wirklich besitzen und ihre ganz eigene Art haben mit traurigen und/oder grausamen Ereignissen umzugehen.
Weiters wird man auf Führungen hingewiesen, welche im 2. Teil näher vorgestellt werden und mittels Symbolen erhält man Informationen welches Tatmotiv bestand (Verbrechen aus Habgier, Leidenschaft oder ohne erkennbares Motiv) und ob es sich um einen bedeutenden Kriminalfall handelte.
Einige Schauplätze beinhalten auch eine detaillierte Wegbeschreibungen, da man so manchen Ort sonst nicht leicht finden würde.
"Lidwell Chappel: Um die Überreste dieser abgelegenen Kapelle zu besuchen, fahren Sie von Teignmouth kommend die B3192 in Richtung Exeter, bis Sie einen Golfplatz passieren. Nach wenigen hundert Metern kreuzt eine Querstraße den Weg und Sie erreichen rechter Hand den Parkplatz...." (S. 58)
Es wird darauf hingewiesen, ob es sich um ein Privatgrundstück handelt und ob die Chance besteht dies trotzdem zu besichtigen. Laut Autor sind Engländer hierbei wirklich sehr entgegenkommend, gastfreundlich und erzählen einem auch gerne etwas darüber und noch viel mehr, wie z.B. eine kleine Geistergeschichte die mit dem Verbrechen zusammenhängt (jaja, die Engländer und ihre Geister).
Durch das Lesen dieses Reiseführers bekommt man aber auch einen kleinen Einblick in das Leben, die Traditionen und Gewohnheiten der damals lebenden Bevölkerung.
Am Ende befinden sich dann noch eine Karte mit den wichtigsten Tatorten, ein zugegeben etwas mickriger Glossar und ein Register mit Orten und Schauplätzen.
Dieses Register fand ich nur wenig hilfreich, da hier Orte und Straßen, sowie Einrichtungen angegeben werden und die Grafschaft erst dahinter steht. Hier wäre es von Vorteil, wenn es umgekehrt wäre. Man ist also besser bedient, wenn man sich durchschmökert und sich die entsprechenden Schauplätze herauspickt, wobei ich persönlich das sowieso interessanter finde.
Fazit:
Bis auf die Anhänge bin ich von diesem Reiseführer der etwas anderen Art restlos begeistert. Ich habe mich mit Freude hindurch geschmökert, da es nicht nur informativ und interessant, sondern ebenso spannend war.
Dieser Führer zu historischen Kriminalschauplätzen ist für jeden geeignet, der England einmal von seiner dunklen Seite kennenlernen möchte.
© Pink Anemone