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Veröffentlicht am 02.06.2018

Der Pendel wechselt ständig zwischen Spannung, Interesse und Verwirrung.

Mord im Eifel-Express
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Ein durch und durch grauer Mann, grau in seiner Seele, grau in seinem Herzen, grau im Aussehen blickt auf sein Leben zurück. Er wartet auf seine Frau, die mit der Bahn vom Einkauf in der Stadt zurückkommen ...

Ein durch und durch grauer Mann, grau in seiner Seele, grau in seinem Herzen, grau im Aussehen blickt auf sein Leben zurück. Er wartet auf seine Frau, die mit der Bahn vom Einkauf in der Stadt zurückkommen sollte.

Eine Privatdetektivin, die ihrem Job bei der Polizei nicht besonders nachtrauert, der aber ein solcher in der Provinz angeboten wird. Doch gemäß dem Motto „Alles oder nichts“ gibt es neben diesem Angebot den langersehnten ersten Auftrag: ein fremdgehender Ehemann.

Ein musizierender Einbrecher, der im Heim aufgewachsen war und dem sein Onkel dringendst ans Herz legt, einen anderen Menschen aus dem Weg zu räumen.

Eine junge Frau, die vom Besuch ihrer Freundin überrascht wird, auf welche wiederum der Begriff „Banking & Finance“ elektrisierende Wirkung ausübt.

Ein Dozent, dem nicht nur das Kartenlegen seiner Frau auf die Nerven geht, in Gerolstein wohnt, in Köln arbeitet und täglich mit dem Eifel-Express pendelt.

Die Kartenlegerin, die der Privatdetektivin die Unterlagen zum Auftrag übergibt, in welchem diese den Namen des Liebchens ihres Mannes, des Dozenten, herausbekommen soll.

Der Einbrecher wird vom Onkel verstoßen, weil er den Dozenten zwar geärgert, aber noch nicht umgebracht hat.

Der Dozent zahlt mehrere tausend Euro, um der Erpressung ein Ende zu setzen und hofft, die junge Schwarzhaarige, die sich ihm als neue Studentin vorgestellt hat, im Eifel-Express zu treffen.

Die Privatdetektivin ermittelt trotz Jobangebot in Sachen Ehebruch und trifft dabei erneut auf den jungen Einbrecher, der inzwischen weiß, dass sein Onkel vom Dozenten gekauft worden ist und daraufhin einen teuflischen Plan schmiedet.

Der Dozent versucht, bei der jungen Schwarzhaarigen zu landen. Allerdings lässt sie ihn ihre Kälte spüren. Der Eifel-Express wird von einem Pflasterstein getroffen. Der Dozent ist geschockt.

Die Privatdetektivin löst den Auftrag in Sachen Ehebruch, beginnt ihren neuen Job bei der Kripo in Euskirchen und ermittelt in Sachen Steine-Werfer.

Zum Abschluss ist aus vielen Verdächtigen im Eifel-Express der Täter herauszufinden.

So oder so ähnlich ließen sich die einzelnen Kapitel des durchaus amüsanten und spannenden Krimis fortführen. Jedes Kapitel bringt gerade am Anfang des Buches einzelne, scheinbar losgelöste Teilstücke mit immer neuen Figuren und Namen hervor. Erst im sechsten Kapitel wird ein Handlungsstrang eines vorherigen Kapitels wieder aufgenommen. Bis dahin sind etwa hundert Seiten vergangen, während derer sich der Leser in Geduld üben muss. Die Fäden scheinen anfangs weit auseinander zu laufen, Querverbindungen und Zusammenhänge erschließen sich nicht auf Anhieb. Das macht es schwer, dieses Buch über mehrere Tage hinweg zu lesen. Um den Überblick zu behalten, sollte der Leser vielleicht abends mit dem Buch ins Bett gehen und es am nächsten Morgen ausgelesen auf den Nachttisch legen. Die rasanten Aktionen und schnellen Wechsel geben durchaus Anlass dafür, Spannung ist genügend vorhanden.

Das macht es etwas schwierig, dieses Buch in seiner Gesamtheit einzuschätzen. Der Pendel wechselt ständig zwischen Spannung, Interesse und Verwirrung. Die Fäden scheinen selbst dreißig Seiten vor dem Schluss noch nicht zusammenzuführen. Dennoch ist es durchaus lesenswert. Wer also die Gelegenheit hat, ziemlich zeitnah alles am Stück lesen zu können und sich zutraut, dem Verwirrspiel der Kölner Autorin zu folgen, dem ist das Buch zu empfehlen. Gelegenheitsleser, die nur einmal pro Woche zum Buch greifen, sollten diesen Krimi als Herausforderung betrachten.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2009

Veröffentlicht am 02.06.2018

Einblick in unterschiedlichste Lebenssituationen

Der Mut zur Freiheit
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Mittelpunkt dieses drei Generationen umfassenden Romans sind Margarita, ihre Tochter Valentina sowie ihre Enkelin Olivia. Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wird Margarita von ihrem Vater aus dem Haus vertrieben. ...

Mittelpunkt dieses drei Generationen umfassenden Romans sind Margarita, ihre Tochter Valentina sowie ihre Enkelin Olivia. Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wird Margarita von ihrem Vater aus dem Haus vertrieben. Das geschieht, weil sie sich mit einem Burschen ihres Alters eingelassen hatte, der dem Vater nicht gefiel. Margarita ging in die große Stadt und Schritt mutig durch das Leben. Aber es wurde kaum einfacher oder leichter für Sie, denn im katholischen Spanien, wo der Roman spielt, waren unverheiratete Mädchen nicht gern geduldet. Besonders dann nicht, wenn sich herausstellte, dass sie ein Kind erwarteten. Ihrer Tochter Valentina ging es einige Jahre später kaum besser. Auch sie bekam eine Tochter, deren Vater die Mutter hat sitzen lassen. Olivia ist Star der damaligen Zeit als Tänzerin. Ihre Berühmtheit setzt sie für den Schutz von Tieren ein. Doch als sie sich so auch gegen den Stierkampf in Spanien wendet, wendet sich die Meinung des Volkes gegen sie. Denn Stierkampf ist zum Ende des zweiten Weltkrieges eine so verfestigte Nationaltradition, dass man einfach nichts dagegen sagen darf.

In wechselnden Kapiteln erfahren die Leser vom Leben der drei Frauen. Sie haben zwar alle beruflich Erfolg, aber privat steht es nicht zum allerbesten. In Sachen Liebe wirken alle etwas glücklos. In einem ruhigen Erzählton schildert Katja Maybach die Schicksale der Frauen. Sie fesselt die Leser mit den eigentlich auch drei Liebesgeschichten, weil natürlich nichts in Stein gemeißelt bleibt. Es gibt Veränderungen in beruflicher Hinsicht und es gibt Veränderungen im Liebesleber dieser Frauen. Wie jedes dieser Details ausgeht, kann die Leser fesseln. Jedenfalls hat es bei mir seine Wirkung nicht verfehlt. Ich wollte wissen, ob sie alle drei zum Ende hin glücklich werden oder nicht. Ich wollte wissen, wie sich ihr Weg gestaltet.

Der Roman spielt in einer Zeit und einem Land, was ich nicht aus eigenem Erleben kenne. Darauf hatte ich mich im Vorhinein besonders gefreut. Doch in Sachen historische Zeit wurde ich enttäuscht. Mir waren viele Formulierungen zu modern, ich konnte mir manche Situationen nicht so in der Zeit der 1940er Jahre vorstellen. Beispielsweise wie selbstverständlich Mutter und Großmutter sich am Flughafen bewegen. Jemanden von dort abholten. Natürlich gab es Flughäfen und Olivia war ein großer Star, die sicherlich so auch nach New York hätte fliegen können. Doch die Selbstverständlichkeit, mit denen sich die Figuren hier bewegen, entspricht eher der jetzigen Gegenwart. Ähnlich verhält es sich mit dem Telefonieren. Ich glaube nicht, dass die Menschen in den 1940er Jahren so selbstverständlich zum Telefon greifen konnten, wie es hier den Anschein hat.

Die Geschichte um die drei Frauen ist spannend erzählt, gibt Einblick in unterschiedlichste Lebenssituationen und macht Spaß, hinterlässt leider auch einen kleinen Beigeschmack.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 27.03.2018

über Menschen und ihre Gefühle - Gern zu empfehlen

Mein Herz ist eine Insel
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Während der vorherige Roman von Anne Sanders in Südengland, im wunderbaren St. Ives spielt, hat sich die Autorin im vorliegenden Roman in die unwirtlichen Gefilde Schottlands gewagt. Dafür hat sie sich ...

Während der vorherige Roman von Anne Sanders in Südengland, im wunderbaren St. Ives spielt, hat sich die Autorin im vorliegenden Roman in die unwirtlichen Gefilde Schottlands gewagt. Dafür hat sie sich die fiktive Insel Bailevar geschaffen, die viel von den Mythen, dem Aussehen und dem wilden Klima der realen Landschaft in sich vereint.

Isla stammt von der Insel Bailevar, sie ist hier aufgewachsen. Doch auf dem Weg zum Erwachsenwerden wurde ihr die Insel zu eng. Sie hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Besonders dann, wenn sie sich ihrer Heimatinsel an Jemanden fest bindet. Sie befürchtet, nie mehr von ihr fortzukommen, wenn sie es nicht sofort tun würde. Nun, einige Jahre später, kehrt sie in ihre Heimat zurück. Ihr Lebensgefährte hat sie betrogen und verlassen. Sie flieht erneut. Diesmal aus der Großstadt auf eine einsame, raue Insel, die mal ihre Heimat war. Doch hier werden alte Wunden aufgerissen. Das Verhältnis zu ihrem Vater, der ihr den Weggang damals immer noch übelnimmt, ist nicht besonders gut. Finn, ihr Spielgefährte und Freund aus Kindheit und Jugendzeit, ist nicht gerade über ihre Rückkehr erfreut und will ihr aus dem Weg gehen.

Anne Sanders hat erneut einen Roman über Menschen geschaffen. Die Figuren stehen in vorderster Linie, sind umfangreich, bildhaft und in vielen Details spürbar und erlebbar.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der beiden Protagonisten Isla und Finn in abwechselnden Kapiteln. Eine weitere Ebene kommt mit der Sage um Eilean O'Sheen hinzu, in der symbolisch genau das passiert, was gegenwärtig auf der Insel vor sich geht. Auf den ersten Seiten war der Wechsel der beiden Ich-Erzähler etwas schwierig für mich, obwohl die Kapitel mit deren Namen überschrieben waren. Diesen Perspektivwechsel nachzuvollziehen war mühsam. Doch nach wenigen Seiten gewöhnte ich mich daran und es wurde immer problemloser, im Kopf umzuswitchen. Mit der Zeit lernt man, wer hinter dem jeweiligen „ich" steckt und gerade denkt. Die Überschriften scheint man nicht mehr zu benötigen.

Ein hinreißender Roman über Menschen und ihre Gefühle, über das Zusammenleben in einer Gemeinschaft, über eine Region die rau und unwirtlich erscheint. Gern zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 13.03.2018

Ein Skandinavien-Krimi aus deutscher Feder.

Kalte Sonne
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Es ist Herbst. Über Jütland fliegen gigantische Vogelschwärme Richtung Süden. Die fünfjährige Emma macht ihre Mutter darauf aufmerksam, dass sie im Fernsehen ihren Vater gesehen hat. Maja ist erschrocken. ...

Es ist Herbst. Über Jütland fliegen gigantische Vogelschwärme Richtung Süden. Die fünfjährige Emma macht ihre Mutter darauf aufmerksam, dass sie im Fernsehen ihren Vater gesehen hat. Maja ist erschrocken. Das kann nicht möglich sein. Als Emma geboren wurde, war deren Vater längst tot und unter der Erde. Sie kennt ihren Vater nicht persönlich, höchstens von den Fotos auf der Vitrine. Es lässt Maja nicht zur Ruhe kommen. Ihre Tochter scheint sogar von dem Mann im Fernsehen, der wie ihr Vater aussieht, zu träumen. Maja stellt ihren Freunden und Bekannten Fragen. Nahezu alle beschwichtigen sie. Doch es passieren Dinge in ihrem Umfeld, die nicht passiert wären, wenn sie nicht in der Vergangenheit rumwühlen würde.

Eine ist ein spannender Psychothriller, den Sven Koch nun vorgelegt hat. Er erinnerte mich sofort an die Romane „Schwesterherz" und „Bruderlüge" von Kristina Ohlsson. Das Ende hätte allerdings noch spektakulärer ausfallen können als es ohnehin schon ist.

Das alljährlich stattfindende Schauspiel der Vogelschwärme ist mit viel Details und Kenntnis dargestellt und bietet dem Leser ein bildhaftes Erleben. Die Figur der 35-Jährigen Maja ist sehr gut herausgearbeitet, ihre Kindheit, ihre Denkweise, ihre Nöte und Sorgen sind durchaus verständlich und nachvollziehbar. Die Spannung dreht sich zunächst darum, ob es sich bei dem Mann im TV um Mayas Mann handelt, der vor einigen Jahren aus dem Meer gefischt worden war. Danach geht es um den weiteren Verlauf, wobei diese Ebene bereits als Strang von Anbeginn des Romans in einzelnen Kapiteln vorbereitet worden war. Es gibt Leute, die nicht wollen dass Maja etwas herausfindet. Der Leser erfährt deren Sicht auf die Dinge, ohne gleich zu wissen, wie alles zusammenhängt.
Das ist gut gemachte Spannung. Lesern kann ich diesen Thriller ohne schlechtes Gewissen empfehlen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 04.02.2018

Liebhaber von Stephen King aufgepasst!

Totenrache
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Liebhaber von Stephen King werden sich bestimmt auch mit den Romanen von Amanda Stevens anfreunden können. Paranormale Ereignisse, wie sie aus Serien wie „X-Akten" oder „Supernatural" bekannt sind, bilden ...

Liebhaber von Stephen King werden sich bestimmt auch mit den Romanen von Amanda Stevens anfreunden können. Paranormale Ereignisse, wie sie aus Serien wie „X-Akten" oder „Supernatural" bekannt sind, bilden das Fundament ihrer Roman. So auch der hier vorgestellte.

Die Friedhofsrestauratorin Amelia Gray lebt in Charleston und besitzt eine besondere Gabe: Sie kann Geister sehen. An ihrer Seite ist Detective John Devlin. (Warum denke ich bei Devlin sofort an Devil?) Im Haus findet Amelia ein Stereoskop, durch welches Stereofotos in 3D betrachtet werden können. Es ist ein uraltes Teil. Sie kann sich nicht erklären, wie dieses Gerät in ihr Haus gekommen ist, macht sich auf den Weg in einen Kuriositätenladen, um mehr darüber zu erfahren. In dem Laden ist sie offenbar bei dem Chef an der richtigen Stelle. Ihre Recherchen führen Sie auf einen verlassenen Friedhof, sie erfährt von Rose Gray, die schon viele Jahre tot ist. Amelia glaubt nicht, dass sie etwas mit Rose zu tun hat. Nachnamen sind durchaus mehrfach vertreten, ohne verwandtschaftlich verbunden sein zu müssen. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass Amelia mit ihrem zweiten Vornamen auch Rose heißt. Außerdem ist sie der Rose von damals wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie eine Zwillingsschwester sieht sie nach Meinung der Bekannten aus.

Stevens macht hat einen spannenden Mysterie-Roman geschrieben. Mit sommerlichen Temperaturen liest man sich durch South Carolina, eine besondere Atmosphäre des amerikanischen Hinterlandes umfängt den Leser. Die Recherche zunächst um das Stereoskop, dann um Rose, später um die Familienverhältnisse und das eigenartige Geschehen in der Vergangenheit führt von einem Spannungspunkt zum nächsten.

Kritikpunkte gibt es dennoch, die den Spaß mindern: Mehr als in anderen Büchern ist dieses mit Tippfehlern gepflastert. Fehlende oder zu viele Buchstaben oder Wörter sind an der Tagesordnung. Und die Übersetzerin und/oder Lektorin müssen noch viel über Verwandtschaftsverhältnisse lernen. Denn bei Sätzen wie »Sie war Papas Mutter. Meine Urgroßmutter.« oder »„Sie wird Calebs Enkelin sein" – „Sie kannten Papa?"« frag ich mich, wo denn die Großmutter geblieben ist. Dies ist störend, weil man als Leser das Gefühl bekommt, etwas überlesen zu haben. Man recherchiert, liest erneut und wird einfach nur aufgehalten.