Ein blutiger Thriller für Mutige
Den ersten Teil der Reihe um die Undercover-Ermittlerin Targa Hendrick habe ich nicht gelesen. Das stellte für mich beim 2. Band „Immer wenn du tötest“ kein Problem dar.
Das Cover zeichnet sich durch die ...
Den ersten Teil der Reihe um die Undercover-Ermittlerin Targa Hendrick habe ich nicht gelesen. Das stellte für mich beim 2. Band „Immer wenn du tötest“ kein Problem dar.
Das Cover zeichnet sich durch die schwarz-weiße Abbildung einer blonden Frage die vom Betrachter wegläuft und den blutroten Titel aus. Selten passt der blutrote Titel so gut zum Inhalt eines Buches wie hier! Es fließt eine Menge davon, während Targa Hendrick ermittelt. Und ja, es bedarf einer Portion Mut, diesen Thriller zu lesen.
„Immer wenn du tötest, bin ich bei dir“ ist das zentrale Thema von Freya von Rittberg, die keinerlei Skrupel kennt und ihre jungen Opfer ähnlich einer Sektenführerin um sich schart. Durch s.g. Mut-Challenges lässt sie junge Menschen, die noch auf der Suche nach ihrer Identität sind, zur Ader. Das gewonnene Blut versetzt sie geradezu in einen Rausch, den sie für ihre riesigen, teils schaurig schönen Bilder gemalt aus menschlichem Blut, nutzt. Zudem lädt sie einen illustren Kreis zu ihren blutigen und schrägen Performances ein. Jetzt könnte der Leser auf die Idee kommen, dass Freya einfach völlig durchgeknallt ist. Doch es wird mit jeder Seite klarer, dass sie zu diesem Wahn hin erzogen wurde. Hinter allem steckt ihr Großvater, der Freya trotz ihres „unreinen Blutes“ mit seiner Philosophie zur „Rettung der nordischen Rasse“ aufgezogen hat. Bis tief in die Zeit seiner SS-Laufbahn reichen seine Beziehungen zurück und irgendjemand hält seine Hand schützend über Freya. Dann kommt die gefühlskalte Targa ins Spiel: sie soll als Personenschützerin die Nähe von Freya und ihr Vertrauen erlangen. Damit treffen zwei sehr unterschiedliche Frauen aufeinander und ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Im Zusammenspiel der beiden entwickelt sich eine unglaublich spannende Dynamik. Freya kommt Targa gefährlich nahe und kann sich ihrer Faszination nur schwer entziehen. Zudem bringt sie eine Art Verständnis für Freya auf: „Sie ist eine sensible und extravagante Künstlerin, die das Morden braucht, um ihre Ängste und Zwänge zu überwinden.“ Dieser Fall wird für Targa zu einer großen persönlichen Herausforderung und als Leserin bekam ich Angst um sie. Ist Freyas Versuch, Targa auf die Dunkle Seite zu ziehen, erfolgreich?
Die beiden Autoren haben einen blutigen und sehr intelligenten Thriller beschaffen. Wer vor Blut nicht zurückschreckt und sich in die Psyche der beiden Frauen hineinversetzen will, fühlt sich bestimmt gut unterhalten. Anfangs habe ich mich aufgrund des vielen Blutes, Freyas grausamen Taten und Targas Gefühlskälte geschüttelt. Allerdings konnte ich mich bald der Faszination der Geschichte nicht mehr entziehen. Der Schreibstil war so fesselnd und die Ereignisse haben sich überschlagen, da blieb kaum Zeit zum Luftholen. Manchmal fand ich mich mitten in den Szenen wieder und konnte nicht umhin, mir alles bildlich vorzustellen. Die Geschehnisse in Norwegen rund um Niklas und Gerd Kraft waren sehr geschickt mit den Ereignissen in Berlin verwoben, so dass es letztlich ein aufschlussreiches Gesamtbild ergab.
Auch wenn mir beide Frauen eher fremd geblieben sind, konnte ich zum Ende des Buches hin, so etwas wie Sympathie für Targa entwickeln. Das Finale ist furios und hält noch eine große Überraschung bereit. Ein fantastisches Buch, das ich jedem mutigen Thrillerfan ans Herz legen möchte. Es lohnt sich!
Mit diesem Buch ist meine Neugier auf den ersten Band gewachsen und ich werde Ausschau nach dem nächsten Buch zu Targa halten.