Cover-Bild Das hungrige Krokodil
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Pendragon
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 02.02.2018
  • ISBN: 9783865326089
Sandra Brökel

Das hungrige Krokodil

Familienroman
Prag 1968: Wie viele andere Tschechen schöpft Pavel Vodák Hoffnung. Hoffnung auf Reformen, auf Freiheit, auf Demokratie. Dann rollen die Panzer und machen all seine Träume zunichte. Pavel will nicht, dass seine Tochter Pavla unter diesen Umständen aufwachsen muss. Sie soll frei denken und entscheiden können. Also plant er, mit seiner Familie aus der tschechischen Heimat nach Deutschland zu fliehen. Nachdem er an deutsche Pässe gelangt ist, folgt die größte Herausforderung: Denn seine schwer kranke Schwieger­mutter und seine Tochter ahnen nichts von der Flucht. Sie glauben, die Familie fährt in einen Jugoslawienurlaub. Eine abenteuer­liche Reise beginnt …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2020

Manchmal sind Autoren eben die besseren Geschichtslehrer

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Mit dem Prager Frühling und seinen Folgen habe ich mich, bevor ich "Das hungrige Krokodil" las, nie wirklich beschäftigt. Sicher, dieser war in unzähligen historischen Romanen, die ich las und die die ...

Mit dem Prager Frühling und seinen Folgen habe ich mich, bevor ich "Das hungrige Krokodil" las, nie wirklich beschäftigt. Sicher, dieser war in unzähligen historischen Romanen, die ich las und die die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts anhand einer schicksalhaften Familensaga erzählten, Thema, ich muss aber zugeben, dass mich die Geschichte nach 1961 noch nie wirklich vom Hocker gerissen hat. Woran es genau liegt, weiß ich nicht zu sagen. Vielleicht, weil wir im Geschichtsunterricht in der Mittelschule ausschließlich über die DDR gesprochen haben und meine Geschichtslehrerin das Thema gelangweilt und genervt herunterrasselte, was zur Folge hatte, dass ich regelmäßig im Unterricht entschlief. Vielleicht wurde der Prager Frühling auch thematisiert, aber ich habe es verpennt... Sei es drum.

Manchmal sind Bücher die besseren Geschichtslehrer. Oder die Autoren, die sie schreiben. Wie Sandra Brökel. Wenn Sandra Brökel eine Bedienungsanleitung für eine Bohrmaschine schreiben würde, würde ich sie lesen. Ihr Schreibstil fängt ihre Leser ein, nimmt sie mit auf die Reise und lässt sie nicht mehr los, bis man die letzte Seite gelesen hat. So auch beim Lesen ihres Buches "Das hungrige Krokodil".

"Das hungrige Krokodil" ist die Lebensgeschichte von Dr. Pavel Vodák, ein renommierter Kinderarzt und Psychiater. Man begleitet ihn durch seine Jugendzeit, als er die Besetzung seines Heimatland durch die Nationalsozialisten miterleben muss, als jungen Arzt, der sich um die befreiten KZ-Häftlinge von Theresienstadt kümmert und als Unterstützer der Reformpolitik, die den Sozialismus menschlicher gestalten sollte. Man erlebt Pavel aber auch als einen zutiefst entmutigten Mann, der nach der Niederschlagung des Prager Frühlings keine Zukunft mehr für sich und seine Familie in der Tschechoslowakei und keinen anderen Ausweg mehr sieht, als aus seinem Heimatland zu flüchten. Und man begleitet ihn auf seiner Flucht und fiebert mit, dass ihm diese gelingt.

Durch Sandra Brökels unvergleichlichen Schreibstil ist man nicht nur Leser der Geschichte, man wird zu Pavel und sieht seine und einen großen, wichtigen Teil der tscheschischen Geschichte durch seine Augen. Ein wunderbares, lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Großartiger Familienroman

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"Das hungrige Krokodil" von Sandra Brökel ist ein großartiger Familienroman über den Arzt Dr. Pavel Vodák und basiert auf seinen Aufzeichnungen über sein Leben.

Der Roman ist ganz anders, als ich es ...

"Das hungrige Krokodil" von Sandra Brökel ist ein großartiger Familienroman über den Arzt Dr. Pavel Vodák und basiert auf seinen Aufzeichnungen über sein Leben.

Der Roman ist ganz anders, als ich es erwartet hätte und hat mich sehr positiv überrascht. Mich hat der Roman vollends überzeugt und gefesselt. "Das hungrige Krokodil" gehört zu den Bücher bei denen ich froh bin, darauf aufmerksam geworden zu sein und bei denen es sehr schade gewesen wäre, sie nie zu entdecken.

Der Schreibstil ist ausgesprochen gelungen und hat es mir ermöglicht von der ersten Seite aktiv an der Erzählung von Pavel teilzuhaben. Sofort fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen. Als Leser verschmolz man schnell mit Pavel, der ein herzensguter, gebildeter, integrer und mutiger Mann ist. Er lebt gerne in Prag und fühlt sich seiner tschechischen Heimat sehr verbunden. Ebenso sehr steht er aber auch für seine Ideale im Umgang miteinander ein - Freiheit, Mitmenschlichkeit, Demokratie. Nachdem die Entwicklung in seiner Heimat immer kritischer wird und sich nicht mehr mit seinen Idealen deckt, entschließt er sich, seiner Familie woanders ein freies Leben zu bieten. Auf dem Weg dorthin und auch darüber hinaus, begleitet man Pavel sehr intensiv. Es gab für mich viele neue Aspekte und historische Hintergründe, die sehr spannend aber auch beklemmend waren. Ich habe den Roman als interessant, bewegend und mitreißend empfunden. Da es ein solch intensives und dichtes Leseerlebnis war, erfordert es ein aufmerksames Lesen. Neben vielen beklemmenden Passage, die leider in der Realität so passiert sind, kann man aus dem Text auch hübsche kleine Juwelen ziehen: "Reich ist, wer versteht, die kleinen Wunder, die das Leben täglich bereithält, zu sehen und für immer in seiner Seele zu bewahren."

Ich habe große Wertschätzung für dieses interessante, gut recherchierte Buch und spreche gern eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Goldenes Prag oder goldener Westen?

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Eine sehr mitreißende und hochinteressante Geschichte enthält dieses Buch. Die Familie eines angesehenen Prager Arztes wird in Tschechien von den herrschenden Kommunisten schikaniert. Nachdem er Sympathisant ...

Eine sehr mitreißende und hochinteressante Geschichte enthält dieses Buch. Die Familie eines angesehenen Prager Arztes wird in Tschechien von den herrschenden Kommunisten schikaniert. Nachdem er Sympathisant des Prager Frühlings ist, verschärft sich die Situation und wird für ihn unerträglich. Unerwartet kann ihm und seiner Familie zur Flucht in den Westen verholfen werden. Aber ist das für alle die richtige Entscheidung und Lösung aller Probleme?

Pavel riskiert es und setzt alles auf eine Karte. Wird sein neues Zuhause ihnen allen eine Heimat werden? Es ist nicht alles Gold, was glänzt und fast nichts ist so, wie es scheint.

Mit viel Empathie und Sympathie für das tschechische Volk und großer Liebe zu Prag wird die Geschichte erzählt. Grundlage dafür sind die Erinnerungen des Arztes Pavel Vodàk.

Von der Autorin sehr gut und einfühlsam umgesetzt, ist das Buch unterhaltsam, spannend und packend zugleich. Lesenswerte Lektüre und Hommage an Prag und seine Bewohner.

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Veröffentlicht am 02.10.2018

Wenn die Regierung zum Krokodil wird

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„Das hungrige Krokodil“ erzählt eine wahre Geschichte. Pavel Vodák hat in der Tschechoslowakei Medizin studiert, hat geholfen die Insassen von Theresienstadt nach deren Befreiung zu behandeln und war ein ...

„Das hungrige Krokodil“ erzählt eine wahre Geschichte. Pavel Vodák hat in der Tschechoslowakei Medizin studiert, hat geholfen die Insassen von Theresienstadt nach deren Befreiung zu behandeln und war ein sehr angesehener Psychiater und Kinderarzt. Mit vielen Mitstreitern hat er sich für einen guten, menschenachtenden Sozialismus im Land eingesetzt. Doch unter dem Einfluss der Sowjetunion hat sich das Land in den 60ern anders entwickelt. Im Prager Frühling 1968 versuchten viele unter anderem durch Radioreportagen oder einem Zeitungsartikel den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu verbreiten und durchzusetzen. Doch durch einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes wurde diese Revolte niedergeschlagen. Seit dem war auch Pavel unter Beobachtung, fühlte sich immer weniger wohl in seiner Heimat. Letztendlich blieb nur der Fluchtversuch. Aber nicht ohne die Familie, was alles schwierig gestaltete.
Sandra Brökel schreibt das Leben und die Geschichte von Pavel Vodák sehr flüssig und mitreißend auf, man wird von dem Buch direkt gefangen genommen und fiebert mit. Sie liefert einen grandiosen Blick auf die Unruhen, auf die politischen Geschehnisse, verschiedenen Denkweisen und der Angst, dass sich die eigene Regierung in ein Krokodil verwandelt, dass alles verschlingen will. Der Autorin gelingt es wunderbar, diverse Emotionen aufzubauen und die Charaktere der Hauptpersonen in das Buch einfließen zu lassen. Man merkt, dass sie sich sehr intensiv mit dem Leben des Arztes auseinandergesetzt hat und hat diese Erfahrungen sehr sensibel wiedergegeben.
Zeitgeschichte zum Anfassen und nur weiter zu empfehlen!

Veröffentlicht am 05.06.2018

Wenn die Regierung zum Raubtier wird

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Der Titel „Das hungrige Krokodil“ erschließt sich erst im Laufe des Buches, das auf den Aufzeichnungen des tschechischen Arztes Dr. Pavel Vodák beruht. Die Geschichte setzt in Prag 1968 an und endet nach ...

Der Titel „Das hungrige Krokodil“ erschließt sich erst im Laufe des Buches, das auf den Aufzeichnungen des tschechischen Arztes Dr. Pavel Vodák beruht. Die Geschichte setzt in Prag 1968 an und endet nach dem Mauerfall ebenfalls in Prag.
1968 engagierte er sich für die Reformen des Prager Frühlings. Bald gilt er als Regimekritiker und steht unter Beobachtung. Jede noch so kleine Hoffnung auf Freiheit und einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wird im Keim erstickt. Stattdessen wird den Menschen in der Tschechoslowakei genau vorgeschrieben, wie sie zu leben und sich zu benehmen haben. Bestes Beispiel ist hier Vĕra, Pavels Frau, die nicht studieren darf.
Bedrückend, beängstigend und spannend ist die wahre Geschichte von Pavel Vodàk - voller Fingerspitzengefühl und Achtung vor diesem starken Mann, der sich seine eigenen Gedanken über die Zustände in seiner Heimat der Tschechoslowakei macht und konsequent seinen Weg in die Freiheit sucht und geht. Der Schreibstil der Autorin ist feinsinnig und stimmig, passend zu der düsteren und bedrückenden Zeit zwischen 2. Weltkrieg und dem Mauerfall. Die vermeintlichen Veränderungen im Prager Frühling werden genauso lebendig wie die Enttäuschung über die Beschneidung der Freiheit, die Reiseverbote in die westlichen Länder und dem Zwang, unter dem die Menschen in der Tschechoslowakei zu leiden hatten. Pavel zahlt für das Verlassen der Heimat einen hohen Preis: Entwurzlung und Entfremdung von der Heimat. Diese Entscheidung hat sich Pavel zu keiner Zeit leicht gemacht und doch sah er letztlich keinen anderen Weg für sich und vor allem auch für seine Tochter Pavla, die er in Freiheit und ohne politische Beschränkungen aufwachsen sehen wollte. Letztlich ist ihm dieses Ziel gelungen, denn Pavli scheint in Deutschland angekommen zu sein.
Sandra Brökel ist mit Hilfe von Pavli, Pavels Tochter, ein berührender und aufwühlender Familienroman mit einem Einblick in die Geschichte Tschechiens mit ihren politischen Umbrüchen und Unruhen durch die „Brille“ eines Zeitzeugen gelungen. Pavels Angst, Unsicherheit und Wut waren während des Lesens jederzeit spür- und erlebbar. Auch die unterschiedlichen Denkweisen und die Regimetreue seines eigenen Bruders sind deutlich zu erkennen und zu spüren. Viele „kleine“ Begebenheiten im Buch – z.B. wie sich Pavel ein letztes Mal in die Wiese an der Moldau setzt und Prags Luft eingeatmet hat – sind sehr ergreifend. Was muss ihm da nicht alles durch den Kopf gegangen sein? Ich könnte noch unzählige weitere Erlebnisse aufzählen, aber am eindrücklichsten blieb mir der Vergleich der Regierung, der Politiker etc. mit einem hungrigen, gefährlichen Krokodil im Gedächtnis. Dieser Vergleich ist so passend wie erschreckend und gilt leider auch heute noch in vielen Ländern dieser Erde. Pavel war ein humorvoller, leidenschaftlicher und auch kritischer Mann, der sich für die Schwachen einsetzte und die politische Lage nicht nur verfolgt hat, sondern auch zusammen mit anderen Intellektuellen friedlich dagegen angegangen ist. Schade, dass dies nicht von Erfolg gekrönt war und er nur noch einen Weg aus seiner Heimat gesehen hat: Flucht und ein Neuanfang in der Heimat seiner Mutter!
Aktueller könnte ein Buch kaum sein. So viele Menschen flüchten aus ihren zerstörten, kriegsgebeutelten Ländern oder weil sie dort verfolgt werden, sich jedes Wort drei Mal überlegen müssen.