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Veröffentlicht am 06.06.2018

Ermittlungen in eigener Sache

Und niemand soll dir vergeben
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Im Juni 2002 entgeht die 15-jährige eigenwillige Randi Rader nur knapp einer Vergewaltigung. Sie und ein ihr vorher unbekanntes Mädchen namens Kathy werden von einem jungen Mann entführt. Kathy wird mehrmals ...

Im Juni 2002 entgeht die 15-jährige eigenwillige Randi Rader nur knapp einer Vergewaltigung. Sie und ein ihr vorher unbekanntes Mädchen namens Kathy werden von einem jungen Mann entführt. Kathy wird mehrmals vergewaltigt. Randi kann entkommen und versucht Hilfe zu holen, aber niemand glaubt der mit Alkohol und Drogen vollgepumpten Jugendlichen.
Immerhin nimmt der Polizeichef Buddy Cadwell sie nach Verbüßung einer Jugendstrafe unter seine Fittiche. Sie wird Polizistin und entwickelt sich im Laufe der Jahre zu einem allseits respektieren Detective, den Cadwell bald als seine beste Ermittlerin bezeichnet.
Jahre später wird sie zu einer extrem verstümmelten männlichen Leiche gerufen. Dem Mann ist mehrmals in die Brust gestochen worden, man hat ihm die Kehle aufgeschlitzt und seinen abgetrennten Penis in den Mund gesteckt.
Im Zuge der Ermittlungen, die sich auch gegen sie selber richten, wird ihre ganze, verarbeitet geglaubte Vergangenheit wieder hochgespült.

Das ist ein Krimiplot, wie er einem Leser des Öfteren begegnet. Guter bis herausragender Ermittler sieht sich plötzlich einem Verbrechen gegenüber, dessen Tatortspuren in seine Richtung weisen. Die Folge ist, er wird vom Fall abgezogen. Er spürt keine Vertrauen oder Rückhalt von seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen. Er ermittelt auf eigene Faust. Wird von einem einzigen Kollegen oder Partner unterstützt, aber auch immer wieder verunsichert, ob er diesem Partner trauen kann. Folglich löst er den Fall in Eigenregie.

So weit so gut, aber es kommt auf die Umsetzung an und da hat Frau Spindler einiges zu bieten. Sie hat die Hauptakteure ausführlich charakterisiert und durch Mirandas Reflektionen immer wieder hinterfragt, warum die Indizien plötzlich gegen Miranda sprechen. Wer die Täterin war, wurde von den meisten Lesern schon früh vermutet, aber auch schnell wieder verworfen. Mit zunehmenden Informationen wurde mal die eine mal die andere These denkbar. Die Spannung wurde hochgehalten und der Leser war immer mit Miranda auf gleicher Höhe.

Der Begriff Romantic Thriller ist mir vorher noch nicht untergekommen. Wahrscheinlich wird dabei auf die Beziehung zwischen Miranda und ihrem Partner Jake angespielt. Ich würde die Geschichte weder als „Romantic Thriller“ noch als Thriller bezeichnen. Für mich ist es einfach ein unterhaltsamer und spannender Krimi.

Das Cover habe ich auf meinem Kindle nur in schwarz/weiß sehen können. Ich weiß nicht, ob das im Original auch in schwarz/weiß sein wird, aber ich fand es passend zur Geschichte.

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Veröffentlicht am 28.11.2024

Spannung und Dramatik

Gegenspieler
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Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch:
Nur wenige Tage vor seiner gewichtigen Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zu den umstrittenen TaxEx-Steuersparmodellen, die seine Kanzlei entwickelte, ...

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch:
Nur wenige Tage vor seiner gewichtigen Aussage vor dem Untersuchungsausschuss zu den umstrittenen TaxEx-Steuersparmodellen, die seine Kanzlei entwickelte, wird Karl Müller, Partner der Düsseldorfer Starkanzlei Müller & Mahler, in seinem Auto tot aufgefunden.
Die Polizei geht von Selbstmord aus. Ernst Mahler, Gründungspartner und Freund von Karl Müller ist der Überzeugung, dass es sich nicht um Selbstmord, sondern um Mord handelt. Er beauftragt deshalb Max Bischoff gemeinsam mit seiner Tochter Sophie Mahler, die eine aufstrebende Strafverteidigerin ist, den Fall zu untersuchen. Während der Ermittlungen geraten Max Bischoff und Anton Pirlo, der Kanzleipartner von Sophie Mahler, immer heftiger gegeneinander, aber nur ein miteinander wird zielführend sein.


Die Idee der beiden Autoren Arno Strobel und Ingo Bott, den Fallanalytiker Max Bischoff und den chaotischen, charismatischen Strafverteidiger Anton Pirlo zusammenzuführen finde ich genial. Die Umsetzung ist ihnen hervorragend gelungen. Als ich dann erfuhr, dass meine beiden Lieblingssprecher dieses Buch einsprechen, war ich begeistert und voller Vorfreude. Aber ……
Prinzipiell haben beide Sprecher ihre ursprünglichen Charaktere gelesen. Trotzdem war es wahrscheinlich nicht zu vermeiden, dass Max Bischoff plötzlich mit der Stimme von Sascha Rotermund sprach, der sonst die Stimme von Anton Pirlo war, und auch umgekehrt. Ich fand das mitunter sehr störend, weil ich manchmal mehr über den Stimmwechsel nachdachte als über die gerade erhaltenen Informationen.
Abgesehen von den Stimmirritationen hörte ich einen spannenden, dramatischen Thriller mit einigen kleinen Längen. Allzu oft wurden die wenigen Fakten wiederholt und zusammengefasst oder die desolate Gemütslage von Sophie Mahler bewertet und bedauert. Aber die Zusammenarbeit oder auch manchmal Nichtzusammenarbeit der beiden Hauptfiguren hat mir sehr gut gefallen. Sie ergänzen sich und sind beide geniale Strategen. Das Ende, naja, wäre eine Nummer kleiner vielleicht glaubwürdiger gewesen.
Der Spannungs- und Unterhaltungsfaktor war enorm hoch. Ich wünsche mir mehr Bischoff/Pirlo.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Starker Tobak

Das Programm
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Mehrere Frauen werden scheinbar wahllos getötet. Die Verbrechen werden völlig unkontrolliert und brutal ausgeführt. Nach langer Suche finden Nicolas Eichborn und Helen Wagner vom BKA endlich eine Gemeinsamkeit ...

Mehrere Frauen werden scheinbar wahllos getötet. Die Verbrechen werden völlig unkontrolliert und brutal ausgeführt. Nach langer Suche finden Nicolas Eichborn und Helen Wagner vom BKA endlich eine Gemeinsamkeit bei den Opfern. Sie waren Mitglieder einer dubiosen Organisation namens „New Horizonte“, die eine völlig neue Optimierung der geistigen Leistungsfähigkeit und eine neue bessere Lebensqualität verspricht.
Während der Ermittlungen laufen Wissenschaft, Politik und Geheimdienste gegen eine Aufklärung Sturm.
Ich habe diesen Thriller nicht gelesen, sondern das Hörbuch angehört. Mein erster Eindruck vom Sprecher Gerrit Peterson war denkbar schlecht. Ich empfand die Stimme unpersönlich, ohne Emotionen, nahezu kalt. Im Laufe der Geschichte wurde mir bewusst, warum dieser Sprecher gewählt wurde. Ich fand die Stimme dann auch passend, aber immer noch nicht sympathisch, muss ja auch nicht.
Zum Programm: Es ist spannend, viele Wendungen und Positionswechsel und zweitweise hatte ich gar keine Vorstellung, was da eigentlich passiert. Mit jedem neuen Kapitel lichtete sich das Wirrwarr und man konnte mitdenken und Überlegungen anstellen, was hinter diesen Versteckspielen steckt. Was mir allerdings bei den Kapiteln negativ auffiel, waren die vorangestellten, kurzen, manchmal kryptischen Zitate aus dem nachfolgenden Text. War überflüssig, manchmal sogar störend.
Der Ermittler Nicolas Eichborn war mir zu Beginn eigentlich zu frötzelnd und frech. Ich fand sein Verhalten passte nicht zu einem erfolgreichen BKA-Beamten. Aber auch daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt. Die Ermittler-Paarung Eichborn/Wagner hat sich passend, mitunter auch als unterhaltsam erwiesen.
Das Programm ist ein Thriller, der die tiefen Ängste vieler Menschen bedient und Angstvisionen von Bewusstseinsveränderung beleuchtet oder vielleicht auch einfach nur offenlegt.
Wie man an den vorangegangenen Zeilen ersehen kann, habe ich mich mit dem Einstieg in den Thriller schwergetan. Im Folgenden hat er mich aber gefesselt und manchmal sogar angefasst, weil ich mir manchmal nicht sicher war, ob es wirklich alles Fiktion ist. Diese Zweifel sagen sehr viel über die Qualität dieses Thrillers. Chapeau!

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Ein Krimi mit viel Hintergrundinformation

Kleopatras Grab
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Mord an einem Priester, die Leiche wurde am Strand von Alexandria abgelegt. Die junge Kommissarin Theodora Costanda wird mit dem Fall betraut, aber man setzt wenig Vertrauen in ihre Arbeit. Als Angehörige ...

Mord an einem Priester, die Leiche wurde am Strand von Alexandria abgelegt. Die junge Kommissarin Theodora Costanda wird mit dem Fall betraut, aber man setzt wenig Vertrauen in ihre Arbeit. Als Angehörige der griechischen Minderheit, als Christin wird ihr misstraut und sie sieht sich einer Mauer des Schweigens gegenüber. Ungefragt wird ihr auch ein ihr unbekannter Kollege zur Seite gestellt. Trotzdem gibt sie nicht auf und ermittelt Erstaunliches.

Als Krimi hat mich das Buch nicht ganz überzeugt, aber es war interessant, was Constantin Schreiber von dem politischen und historischen Umfeld zu erzählen hatte.
Seine Hauptfigur, die Kommissarin Theodora Costanda, arbeitet in einer arabischgeprägten Umgebung als griechische Christin in einer absoluten Männerdomäne. Das das wahrscheinlich auch heutzutage nicht üblich ist, zeigt, meiner Meinung nach, Schreibers Zuspitzung.
Constantin Schreiber gibt immer wieder historische Einblicke in bestimmten Situationen. Das fördert zwar nicht die Spannung, aber hilft zum Verständnis.
Einzelnes Charaktere wurden sehr gut herausgearbeitet wie z. Bsp. der Archäologe Jacques Bernheim. Man erfährt, warum er so arbeitet, wie er arbeitet und wie er seine Ziele erreicht.
Die Zerrissenheit der Kommissarin, ihre Herkunft, ihr Glaube und ihr Pflichtbewusstsein, alles wird thematisiert und beleuchtet. Die einzelnen Viertel der Stadt und auch die Wegstrecken, die zurückgelegt wurden, sind so gut beschrieben, dass man ihnen stadtführermäßig folgen könnte.
Ein interessanter Krimi, der für mich, die noch nie in Ägypten war, auch lehrreich war.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Spannend, aber unstrukturiert

Vor der Stille
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Hanna Will und der Kriminalpsychologe Jan de Bruyn werden dieses Mal zu einem Mordfall im Emsland hinzugezogen. Die ortsansässige Soko konnte bislang kein Motiv und keine Ansatzpunkte erkennen.
Lisa Kramer ...

Hanna Will und der Kriminalpsychologe Jan de Bruyn werden dieses Mal zu einem Mordfall im Emsland hinzugezogen. Die ortsansässige Soko konnte bislang kein Motiv und keine Ansatzpunkte erkennen.
Lisa Kramer wurde ertrunken in einem Kanal aufgefunden. In ihren Lungen wurde Leitungswasser gefunden. Sie lebte zurückgezogen, war allseits beliebt, ihren Job hatte sie aufgegeben, aber auf ihrem Konto wurden nicht nachvollziehbare Bareinzahlungen entdeckt.
So lauten die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Können Hanna und Jan da ansetzen?

Dies ist bereits mein dritter Band aus der Hanna Will & Jan de Bruyn Reihe.
Leider hat er mich dieses Mal nicht so ganz überzeugt.
Ich mag die Hintergrundgeschichte, die persönliche Beziehung zwischen Hanna und Jan, ich mag auch dieses Hin-und Her in ihrer Beziehung. Weil es verdeutlicht, dass Beide verletzte und teilweise traumatisierte Menschen sind, die einerseits Nähe suchen, aber sie andererseits (noch) nicht ertragen können.
Die Ermittlungsarbeit in diesem Fall war allerdings desaströs und ein ständiges Wirrwarr. Es ist klar, dass hinzugezogene LKA-Beamte sich nicht nahtlos in eine Soko einfügen lassen, aber in diesem Fall war von Zusammenarbeit nichts zu erkennen. Ehe das Gegenteil war der Fall, von Missgunst, Misstrauen und offener, teilweise unterschwelliger Kritik begünstigt.
Auch der Kriminalpsychologe Jan de Bruyn wirkte mehr und mehr unschlüssig, welcher Verdächtigen weiter beobachten soll oder ob man aufgeben soll, was in den vorangegangenen Bänden nie eine Option war. Hanna belastete der Fall Zusehens, warum, hat sie nicht Preisgegeben.
Es war schwierig, aber letzten Endes doch lohnend, sich da durchzuarbeiten.

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