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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schönes Buch über eine lebenslange Freundschaft

Meine geniale Freundin
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Schande über mich: ich hatte vor diesem Buch noch nichts von Elena Ferrante gehört, geschweige denn gelesen. Gut, dass ich das jetzt mit "Meine geniale Freundin" nachgeholt habe!
Es fängt schon vor dem ...

Schande über mich: ich hatte vor diesem Buch noch nichts von Elena Ferrante gehört, geschweige denn gelesen. Gut, dass ich das jetzt mit "Meine geniale Freundin" nachgeholt habe!
Es fängt schon vor dem ersten Satz des Buches verheißungsvoll an. Eine Autorin, die ein großes Geheimnis um sich macht, ein 'genialer' Titel, ein schönes Cover - beste Voraussetzungen für Lesespaß!

Die Ich-Erzählerin Elena (weiterer Raum für Interpretationen und Spekulationen um die Autorin) erinnert sich an ihre Kindheit bzw. Jugend und ihre beste Freundin Lila. Die beiden Mädchen haben keine Klischee-Mädchenfreundschaft, sondern eine mit Höhen und Tiefen. Geprägt durch ihre Umwelt und die eigene Pubertät machen sie es sich selbst und auch einander nicht immer leicht. Oft liegen sie auch im gegenseitigen Wettstreit um so unterschiedliche Themen wie Wissen oder die Liebe. Trotz verschiedener Lebenswege und diverser Hindernisse bleiben sie aber Freundinnen und stehen auch in harten Zeiten zueinander. Dritter Hauptprotagonist des Buches ist der Arbeiterstadtteil in Neapel, in dem die beiden in den 1950er Jahre aufwachsen. Der Stadtteil und seine Bewohner werden liebevoll charakterisiert. Ein bisschen nostalgisch, aber auch ganz nah dran an der harten Realität der Bewohner. Das Leben im Neapel der 1950er Jahre ist hart, derb, gewaltgeladen, wirkt dann aber teilweise schon wieder witzig - es gibt durchaus Stellen zum schmunzeln. Ich fühlte mich in die Zeit und den Ort hineinversetzt.
Das ganze ist unterhaltsam und gut geschrieben.

Bei der aufwändigen Werbestrategie von Suhrkamp erwartet man vielleicht eine literarische Sensation. Die ist "Meine geniale Freundin" in meinen Augen nicht. Aber es ist durchaus unterhaltsame, gute Literatur. Deshalb eine klare Leseempfehlung von mir! Auch ein tolles Geschenk für die beste Freundin!

Teil eins der vierbändigen Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weltpolitik im Schwarzwald

Bühlerhöhe
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Schwierig zu sagen, in welches Genre man "Bühlerhöhe" von Brigitte Glaser einordnen sollte. Agententhriller, Hotelgeschichte, Politthriller, Liebesgeschichte, Krimi und nicht zuletzt zeithistorischer Roman ...

Schwierig zu sagen, in welches Genre man "Bühlerhöhe" von Brigitte Glaser einordnen sollte. Agententhriller, Hotelgeschichte, Politthriller, Liebesgeschichte, Krimi und nicht zuletzt zeithistorischer Roman - von allem sind Elemente vertreten. Diese Mischung trägt neben der spannenden Geschichte und dem interessanten Schreibstil dazu bei, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat.

Die deutsche Geschichte der Nachkriegszeit, die natürlich (vermutlich mehr als viele Deutsche es zu der Zeit wahrhaben wollten) von der Kriegszeit und dem Nationalsozialismus geprägt ist, wird auf der eigentlich beschaulichen Bühne Bühlerhöhe im Schwarzwald facettenreich dargestellt. Hier in der Provinz treffen im Dunstkreis Konrad Adenauers mehr oder wenige zwielichtige Gestalten aus Europa und dem Nahen Osten zusammen. Sowohl Täter als auch Opfer - aus Kriegszeiten und Gegenwart - sind auf allen Seiten vertreten (oftmals in Personalunion) und so werden viele Aspekte und persönliche Schicksale behandelt, die damals einerseits bewegten, andererseits gerne auch verdrängt wurden. Wer ist Freund, wer Feind? Das ist oft bis zum Ende nicht klar und für mich eins der zentralen Themen des Buches.

Wie realistisch ist die eigentliche Story um Rosa? Das habe ich mich schon gefragt, aber mit dieser Frage beschäftigt man sich ja auch bei einem James Bond-Film besser nicht allzu lange. Ich fühlte mich jedenfalls gut unterhalten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schönes Buch über ungewöhnliche Freundschaften

Bevor die Welt erwacht
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Monica Woods "Bevor die Welt erwacht" ist ein Buch über Freundschaft.

Ausgangspunkt des Buches ist der plötzliche Tod des namenlosen, elfjährigen 'Jungen' - Sohn von Quinn und Belle, freiwilliger Pfadfinderhelfer ...

Monica Woods "Bevor die Welt erwacht" ist ein Buch über Freundschaft.

Ausgangspunkt des Buches ist der plötzliche Tod des namenlosen, elfjährigen 'Jungen' - Sohn von Quinn und Belle, freiwilliger Pfadfinderhelfer und Freund von Ona. Der Musiker Quinn übernimmt nach dem Tod seines Sohnes dessen Aufgaben bei der 104-jährigen Ona und freundet sich schließlich ein bisschen widerwillig mit dieser an.

Der tote Junge steht im Mittelpunkt. Er verbindet die handelnden Personen. Wir erfahren weder den Namen des Jungen, noch was es mit seiner besonderen Art auf sich hat. Nur die Umstände seines Todes werden im Laufe des Buches erklärt. Somit bleibt er für den Leser etwas geheimnisvoll - so wie er wohl auch auf viele seiner Mitmenschen, u.a. den eigenen Vater, gewirkt hat.

Teilweise fand ich das Buch etwas lang ... langatmig wäre das falsche Wort. Es gibt verschiedene Handlungsstränge und ich hätte statt den Geschehnissen im 21. Jahrhundert gerne noch viel mehr über Ona und ihre langes Leben erfahren. Es ist doch erstaunlich, sich vorzustellen, persönlich mit jemandem reden zu können, der beide Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise, usw. bewusst miterlebt hat. 'Der Junge' (oder doch nur sein Lehrer?!) teilt mein Interesse und zeichnet Onas Lebenserinnerungen auf Tonband auf. Die Aufnahmen geben aber nur Bruchstücke aus Onas Leben wieder - teilweise auch aus dem Zusammenhang gerissen. Das ist bestimmt Absicht und ein Stilmittel, aber ich hätte gerne mehr erfahren. Auch die Rückblenden im Fließtext reichen mir nicht ganz aus. Mir geht es bei Büchern mit zwei Zeitebenen aber häufig so, dass die ältere Ebene für mich zu kurz kommt - für andere Leser ist das Verhältnis hier bestimmt ausgewogen.

Insgesamt ein schönes Buch, das sich mit Trauer und Verlust, Freundschaft und Liebe, Vatersein, Versagensängsten und einigem mehr beschäftigt, dabei aber nicht schwermütig wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Solide Einführung

Digitales Lesen - Kindle, Tolino & Co erklärt und beschrieben
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In seinem Buch "Digitales Lesen" gibt der Buchhändler Florian Haas eine einfach verständliche Einführung in die Welt des digitalen Lesens. Die verschiedenen Systeme und Gerätearten werden vorgestellt und ...

In seinem Buch "Digitales Lesen" gibt der Buchhändler Florian Haas eine einfach verständliche Einführung in die Welt des digitalen Lesens. Die verschiedenen Systeme und Gerätearten werden vorgestellt und verglichen. Alle Aspekte des digitalen Lesens werden erklärt - bishin zum sicheren Speichern der Medien
Auch technisch unversierte Leser bekommen einen guten Ein- und Überblick.

Das Kapitel "Wie komme ich zu meinem eigenen Buch? – Digitales Self-Publishing" ist für mich in diesem Buch überflüssig.

Insgesamt aber eine solide Einführung für Leser, die auch digital lesen möchten.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Geschichte einer dysfunktionalen Familie

Nochmal von vorne
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Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ...

Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ohne immer Antworten zu haben. Das Buch hat wenig Handlung, beleuchtet in Rückblenden das Familienleben mit all seinen Abgründen. Und obwohl das Buch durchaus Potential zu einer sehr dunklen Lektüre hat, wird es nicht dauerhaft düster. Die Ich-Erzählerin Rosa vermittelt immer die Hoffnung, zwar nicht auf eine strahlende Zukunft, aber darauf, irgendwie mit diesem Leben und all seinem Ballast zurecht zu kommen.
Wem "Otto" gefallen hat, der wird auch das neue Buch von Dana von Suffrin mögen. Wer hingeben ein Problem mit Schachtelsätzen und/oder der Abwesenheit einer Handlung hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich werden.