Gelbgrün, Pistaziengrün, Flaschengrün
Der Pariser Arthur hat erst kürzlich einen Job in der Bunstiftfabrik Gaston Cluzel angenommen, als diese Konkurs anmeldet.
Am letzten Produktionstag mischt Arthur gerade die Inhaltsstoffe der 24 verschiedenen ...
Der Pariser Arthur hat erst kürzlich einen Job in der Bunstiftfabrik Gaston Cluzel angenommen, als diese Konkurs anmeldet.
Am letzten Produktionstag mischt Arthur gerade die Inhaltsstoffe der 24 verschiedenen Minen zusammen, als er spontan die Dosis der Pigmente auf das Maximum erhöht. Wozu noch sparsam arbeiten, ab Morgen ist eh alles vorbei!
Zufrieden betrachtet er die außergewöhnlich stark leuchtenden Farben und geht mit dem Gefühl, zum Schluss noch etwas Besonderes geschaffen zu haben.
Doch plötzlich verschwindet auf der ganzen Welt die Farbe gelb. Und kurz darauf verblassen auch alle anderen Farben zu grau.
Die Menschen werden traurig und depressiv in diesem schwarz-weißen Chaos. Die Droge LSD wird zum Bestseller, weil man durch sie für einen Moment wieder in einen Farbrasch verfällt.
Arthur wird zum Alkoholiker und verbringt seinen Alltag damit, die hübsche Nachbarin Charlotte mit ihrer kleinen Tochter Louise zu beobachten. Bis er Louise eines Tages einen ehemals rosafarbenen Stift von Gaston Cluzel schenkt. Denn kurz darauf mein Arthur, die Farbe rosa wieder sehen zu können. Oder spielt nur der Alkohol in ihm verrückt?
Jean-Gabriel Causse, Farbdesigner und nun auch Buchautor, hat mit "Arthur und die Farben des Lebens" einen ganz außergewöhnlich Roman geschaffen. Allein die Idee zu dieser Geschichte ist genial und so viel komplexer, als man im ersten Augenblick denkt. Denn für uns Menschen ist die bunte Welt doch absolut selbstverständlich und einfach normal. Warum sollten wir darüber nachdenken, wie die Welt ohne braun oder violett aussehen würde...?
Sehr humorvoll und äußerst intelligent erzählt Causse diese aberwitzige Geschichte um die verschwundenen Farben. Beim Lesen flog ich nur so durch die Seiten - im wahrsten Sinne. Denn ich habe dieses Buch an nur einem Tag gelesen. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert und ich habe es wahnsinnig genossen, den Tag mit allerhand charmanten Protagonisten zu verbringen. Mit dem entspannten Arthur, der aufgeweckten Louise, der blinden Wissenschaftlerin Charlotte, den wahrlich komischen Bewohnern eines unkonventionellen Altenheims und dem indischen Taxifahrer Ajay.
Für mich: ganz große Klasse im Unterhaltungssegment.
Ein amüsanter, schwungvoller Roman mit einer klaren, bedeutenden Botschaft. Jean-Gabriel Causse hat für mich mit diesem vielschichtigen Buch alles richtig gemacht. So viele großartige Kniffe und herrliche, teilweise widersprüchliche Verknüpfungen. Bravurös!
"Arthur und die Farben des Lebens" bereitet großes Lesevergnügen, regt zum Nachdenken und regerer Wahrnehmung an dank überzogener Spitzen und auch ruhigen, gräulichen Momenten. Ein Glücklichmacher!