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Veröffentlicht am 08.06.2018

Ein Wettlauf mit dem Tod

Stirb ewig
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Als Junggesellenabschied bekommt Michael Harrison von seinen Freunden die Revanche für seine fiesen Streiche. Sie legen ihn in einen Sarg und wollen ihn für ein paar Stunden auf einem Acker begraben. Doch ...

Als Junggesellenabschied bekommt Michael Harrison von seinen Freunden die Revanche für seine fiesen Streiche. Sie legen ihn in einen Sarg und wollen ihn für ein paar Stunden auf einem Acker begraben. Doch nach erfolgtem Verscharren ereignet sich ein Unfall, den die Freunde mit ihrem Leben bezahlen. Außer ihnen weiß niemand von diesem schrecklichen Beerdigungs-Plan. Die Braut ahnt nichts und ist außer sich vor Sorge.


"Haaalloooo, hört mich jemand?" Diese Rufe Michaels haben bei mir schon fast panikartige Angst ausgelöst. Ich habe ein wenig Klaustrophobie und daher war dieses Buch schon eine echte Herausforderung für mich.

Denn die beklemmenden Gefühle Michaels in seinem engen dunklen Grab beschreibt Peter James so authentisch, dass beim Lesen eigene Ängste aufbrechen. Der Leser erlebt Michaels Angst und Überlebenskampf direkt mit.
Die verschiedenen Phasen des Begrabenen kann man nicht besser darstellen. Anfangs zeigt Michael lediglich Erschrockenheit und wundert sich über die Situation, in die man ihn gebracht hat. Dann kommt die Wut hinzu. Er hat aber noch Hoffnung. Aber je länger er in der vertrackten Situation ausharren muss, umso resignierter wird er. Doch sein Lebenswille verlässt ihn nicht und er mobilisiert seine letzten Kräfte. Mit einem Walkie-Talkie hält er Kontakt zur Außenwelt. Doch sein Kontakt mit dem hirngeschädigten Jungen Davey bricht ständig ab.

Die Suche der Polizei nach dem Verschwundenen und die Befragung bringt immer wieder neue Ansatzpunkte, der Autor reduziert den Thriller auf die wesentlichen Handlungen. Es gibt keine sozialen Hintergründe der Ermittler, die das Buch auflockern, der Thriller ist knallhart durchgezogen.


Wem nutzt das unerwartete Verschwinden oder der Tod von Michael? Diese Frage wird sehr spannend entwickelt, denn einige Vertuschungsversuche machen es dem Leser schwer, den Täter zu erkennen.
Die Story liest sich flüssig und wird durch verschiedene Orts- und Personenwechsel sowie inhaltlichen Wendungen immer auf einem konstanten Spannungslevel gehalten.

Wenn es zum Ende hin nicht so viele unnötige Zwischenfälle der Protagonisten gegeben hätte, wäre es für mich ein 5-Sterne-Buch geworden.


Ein toll inszenierter Thriller mit einer unglaublich nervenaufreibenden Spannung und einer Handlung, die in die menschlichen Beweggründe für so eine Tat schauen lässt. Echt gruselig!

Veröffentlicht am 08.06.2018

Gelungener Einblick in die menschliche Psyche und in Pferdetherapie

Inselfeuer
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Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Serie um die Opferanwältin Alasca Rosengren und den Strafverteidiger Stellan Qvist.
Im dünn besiedelten Norden der schwedischen Ferieninsel Öland ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den ersten Band einer Serie um die Opferanwältin Alasca Rosengren und den Strafverteidiger Stellan Qvist.
Im dünn besiedelten Norden der schwedischen Ferieninsel Öland erschüttert eine Serie von Brandstiftungen und brutalen Morden die Inselbewohner. Sie verdächtigen Jorma Brolin, einen kräftigen Tischler und Hufschmied, der vor 10 Jahren schon einmal unter Verdacht stand, aber freigesprochen wurde. Damals wie heute gibt es Mangel an Beweisen für seine Schuld. Anwältin Alasca Rosengren übernimmt widerwillig Jormas Verteidigung. Auch sie hat etwas zu verbergen. Welche Geheimnisse verbergen die Bewohner und wer legt die Feuer?

Dieser Krimi kommt der Lösung der Brandstiftungen erst allmählich auf die Schliche. Die schrittweise Vorstellung der Öländer und ihres Alltagslebens zeigt die Lebenssituation und die verstrickten Beziehungen und enthüllt so manch grausames Verbrechen. Was die Bewohner verbergen, reicht von häuslicher Gewalt bis Kindes-Missbrauch und dennoch wird der Mantel des Schweigens über die grausame Wirklichkeit gedeckt.
Geschieht das aus Angst oder aus Selbstschutz, vielleicht aber auch nur aus Desinteresse? Man kann darüber nur spekulieren. Auf dem Inselinternen Internetforum Flashback allerdings sprechen die Bewohner ihre Anschuldigungen offen aus, verlieren die öffentlich gelebte Scheu und schwärzen Beschuldigte an.

Nebenbei entdeckt man die Insel Öland genauer, erfährt einiges über die Einsamkeit dort in den dunklen Wintermonaten und erkennt die verschwiegene Mentalität der Bewohner näher.
Dieser direkte Blick in das Seelenleben der Menschen, die Enthüllung von Familiengeheimnissen lässt den Leser erschreckende Schicksale entdecken.
Welche ungeahnten Schicksale hier offen gelegt werden, löst bei mir
Entsetzen und Abscheu aus. Auf diese psychologische Sichtweise zielt die Intention der Autorin ab.

Als die ersten Brände verübt werden, versucht man den Täter zu erraten, kommt ihm aber nicht auf die Schliche. Dass Mordopfer zu beklagen sind, nimmt man nur nebenbei zur Kenntnis.
Denn der Leser nimmt an den Verbrechen nicht direkt teil, sie werden im Hintergrund ausgeübt und nur die Folgen werden sichtbar. Genauso halten sich die Ermittlungen mehr oder weniger im Hintergrund. Wie die Personen in die Handlung verstrickt sind oder welche eigenen Geheimnisse sie verbergen, ist die vordergründige Handlung. Hier hätten der Geschichte ein paar weniger Missbrauchsopfer vielleicht gut getan und ein wenig mehr Information über die Verbrechen und über die Ermittlungen hätten das Buch mehr als Krimi erscheinen lassen. Gerade das Motiv des Täters hat mir am Ende gefehlt.


Mir hat die psychologische Sichtweise auf die Protagonisten recht gut gefallen, auch die Insel Öland lernte ich näher kennen. Dazu erhalten die Pferdebegeisterten noch ein wenig Therapiemöglichkeiten für schwierige Pferdecharaktere mitgeteilt. Ein interessanter Krimi, der den Fokus nicht in erster Linie auf die Ermittlungen legt und damit mal ein wenig aus der Reihe fällt.
Auch wenn am Ende nicht alle Rätsel gelöst werden, so hat mir doch die Ansatzweise der Autorin gut gefallen.

Ein interessanter Roman mit Krimi-Anteilen, psychologischer Betrachtung der Menschen und einem Einblick in Pferdetherapie. Das Debüt Inselfeuer finde ich durchaus gelungen und mir gefällt der etwas ungewöhnliche psychologische Ansatz.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Wie sage ich es durch die Blume?

Sommerglück und Blütenzauber
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Rita ist Floristin und führt mit viel Freude und Geschick ihren eigenen Blumenladen in Wien. Besonders gerne bindet sie Sträuße für Liebespaare oder für Hochzeiten, so auch für ihre Freunde Charlie und ...

Rita ist Floristin und führt mit viel Freude und Geschick ihren eigenen Blumenladen in Wien. Besonders gerne bindet sie Sträuße für Liebespaare oder für Hochzeiten, so auch für ihre Freunde Charlie und Daniel. Der Blumenschmuck macht ihr keine Sorgen, aber am Singletisch möchte sie nicht landen. Also sucht sie händeringend nach einem Tischherrn. Sogar ihre Familie und Freunde bringen ihre Vorschläge mit nach Hause. Wird für Rita der richtige Mann dabei sein?

Nachdem mir bereits der erste Roman von Emilia Schilling "Frühlingsglück und Mandelküsse" sehr gut gefallen hat, wollte ich unbedingt auch diesen sommerlichen Roman lesen.

Bei dieser Geschichte ist man sofort mittendrin und erlebt die Figuren hautnah mit. Rita hat ihren Traumberuf gefunden und liebt die Arbeit mit Blumen, besonders die Blumensprache versucht sie in ihre Sträuße einzubeziehen. Nur ihr eigenes Liebesglück lässt noch auf sich warten. Um bei der Hochzeit ihrer Freunde Charlie und Daniel (Figuren aus dem Debütroman "Frühlingsglück und Mandelküsse") nicht am verpöhnten Singletisch platziert zu werden, erfindet sie kurzerhand einen Freund. Doch wo hernehmen und nicht stehlen? Ihre Freunde sorgen für Blinddates und damit für eigenartige Treffen, während Rita durch Zufall den charmanten Marcel kennenlernt. Aber für Schmetterlinge im Bauch sorgt ein ganz anderer, Rene, der chaotische Eishockeykumpel ihres Bruders.

Durch die Dates kommt ordentlich Schwung in Ritas Leben. Als Marcel ihr sozusagen vor den Ladentisch läuft, hat sie das Gefühl, er könnte ihr Traummann sein, jedoch scheint er irgendetwas vor Rita zu verbergen.

Richtig schön sind die Kapitelanfänge, die mit der Vorstellung verschiedener Blumen beginnen. Das sorgt für Wissenserweiterung und nebenbei für Blumenromantik. Die Bedeutung dieser Blumen wird von Emilia Schilling im jeweiligen Kapitel geschickt eingebaut. Ihre Sprache ist leicht, verständlich und humorvoll, fast ein wenig zu alltagssprachlich. Das wirkt absolut lebendig, als wäre man direkt dabei und man gibt sich den Liebesgefühlen von Rita hin und folgt ihr gern durch ihren Laden und natürlich auf der Suche nach der Liebe.

Welches ist denn nun Ritas Herzblatt? Wer passt besser zu ihr und wie kann sie in diesem Gefühlschaos noch einen klaren Kopf behalten?
Während ihr Leben im Moment gefühlsmäßig auf den Kopf gestellt wird, erlebt sie mit der Eishockeytruppe ebenfalls spannende Spiele und Treffen, die sogar gefährlich enden.
Diese Erlebnisse sorgen für Überraschungsmomente und geben der Geschichte ein wenig mehr Hintergrund als nur die Liebessuche nach einem passenden Mann.



Es ist der richtige Roman zum Abschalten, man erlebt romantische Gefühle und bewundert die zauberhaften Blumenarrangements. Welche Bedeutung einzelne Blumen haben, erfährt man hier ganz nebenbei. Ein schöner, sommerlich leichter Liebesroman mit unterhaltsamen Charakteren.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Die französische Antwort auf Inspector Brunetti!

Bretonische Verhältnisse
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In diesem Buch ticken die Uhren etwas langsamer als sonst. Man erlebt ein wenig Beschaulichkeit in dieser landschaftlich schönen Region und begleitet Dupin auf seinem Ermittlungsweg. Dabei wird schnell ...

In diesem Buch ticken die Uhren etwas langsamer als sonst. Man erlebt ein wenig Beschaulichkeit in dieser landschaftlich schönen Region und begleitet Dupin auf seinem Ermittlungsweg. Dabei wird schnell klar, dieser Kommissar ist anders, kauzig, eigenbrötlerisch, halt ein richtiger Einzelgänger. Er geht bei seinen Befragungen systematisch vor, untersucht genau, am liebsten ganz allein, dann kann er sich dem Fall richtig nähern und kommt der Sache am besten auf die Spur. Doch er ist durchaus sympathisch, seine Vorliebe für Café und seine Probleme mit Vorgesetzten zu kommunizieren machen ihn sehr menschlich. Seine Vorliebe für Spaziergänge in der bretonischen Natur bringen ihn auf die besten Ideen, behauptet Dupin.
Neue Erkenntnisse im Fall gibt er höchstens telefonisch an Kollegen weiter, sie fungieren nur als Handlanger. Doch seine Sekretärin Nolwenn unterstützt ihn, denn sie weiß, wie geschickt er in Verhören taktiert. Dort findet Dupin immer die richtigen Fragen, die sein Gegenüber in die Enge treiben.
Er ist wie gesagt ein Einzelgänger, das mag man so einem Kommissar kaum glauben.

Der Fall ist eine Mischung aus Familiengeheimnis, Einblick in die Mentalität der sturen Bretonen und die Kunstszene von Pont Aven, speziell die des Künstlers Gauguin. Für Kunstliebhaber ein tolles Thema und auf jeden Fall eine echte Liebeserklärung an die Bretagne.
Besonders erwähnen möchte ich noch die im Roman erwähnte Schule von Pont-Aven zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Diese Künstlergruppierung um Paul Gauguin waren allesamt sogenannte "Freilichtmaler", deren Werke sich durch reine und leuchtende Farben auszeichneten. Die erwähnten Gemälde machen Lust auf einen Museumsbesuch. Den roten Faden bildet aber hier im Krimi der unbekannte verschwundene Gauguin.

Die Handlung ist wunderbar eingebettet in herrliche Landschaftsschilderungen. Die Beschreibung des Meeres und der Geruch von Algen in der warmen Sommerluft wird fast spürbar.

Es ist ein sommerlicher Urlaubskrimi, der bis zum Schluss spannend geschrieben ist und den Täter mitraten lässt. Allerdings nehmen die Verhöre einen Hauptteil des Buches ein.

Ein kurzweiliger, bedächtiger Krimi, der Einblicke in die wunderschöne Landschaft der Bretagne und in die Kunstwelt des 19. Jahrhunderts gibt.

Veröffentlicht am 04.06.2018

tolles Kinderbuch

Emil und die Detektive
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Emil Tischbein wird von seiner Mutter im Zug allein nach Berlin geschickt. Die Zugfahrt zieht sich hin und Emil wird langsam müde. Doch einschlafen will er um keinen Preis. Denn er hat ein Vermögen bei ...

Emil Tischbein wird von seiner Mutter im Zug allein nach Berlin geschickt. Die Zugfahrt zieht sich hin und Emil wird langsam müde. Doch einschlafen will er um keinen Preis. Denn er hat ein Vermögen bei sich, 140 Mark soll er seiner Großmutter überbringen. In seinem Abteil sitzt ein merkwürdiger Mann, Herr Grundeis, der ihn immer so komisch ansieht. Emil traut ihm nicht. Irgendwann nickt er ein, der Mann ist weg, aber sein Geld ebenfalls.
Er springt aus dem Zug und verfolgt den Mann. Seine Oma und Cousine Pony Hütchen warten vergeblich auf Emil.

Diese aufregende Geschichte ist in Kinderaugen ein realistisches Abenteuer, niemand möchte in Emils Haut stecken. Besonders die Erwachsenen, die Emil trifft, kommen hier nicht gut weg. Alle sind unfreundlich zu Emil oder ignorieren ihn. Doch als er Gustav trifft, beginnt eine Freundschaft, die sich bewährt.
Emils Verfolgungsjagd mit Hilfe einer aufgeweckten Berliner Jungengruppe ist schon ein großer Spaß. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Dieb zu überführen. In solche Situation versetzen sich Kinder gerne und erleben diesen Fangerfolg gerne mit. Denn hier ist es mit Emil ein Kind, das die Hauptrolle spielt.

Doch das Buch hat auch einen etwas angestaubten Charakter. Es spielt in der 20er Jahren, daher sind die Währung und einige Begriffe veraltet.Auch die Namen sind alt. Über den Namen Pony Hütchen konnte ich schon als Kind sehr lachen, und ich bin über 50 Jahre alt. Es könnte nach heutigen Maßstäben lebendiger geschrieben sein, diese Musterknaben sind nicht mehr ganz zeitgemäß. Wenn man Kindern allerdings erklärt, wie alt das Buch ist, können sie sich gut darauf einstellen und finden es spannend.

Die Sprache ist gut verständlich, Kästner benutzt humorvolle und klare Beschreibungen, die auch heute noch mit Interesse gelesen werden. Für mich ist dieses Buch eine immer wieder willkommene Kindheitserinnerung und ich halte mir auch vor Augen, dass schon mein Vater dieses Buch als Kind geliebt hat.

Ein Kinderbuchklassiker, der Kindern die Wichtigkeit von Mut und Freundschaft aufzeigt und den kindlichen Leser in die Rolle des Titelhelden versetzt.