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Veröffentlicht am 08.06.2018

Dieses Debüt startet gemächlich und steigert sich kontinuierlich!

Totgehoppelt
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Zur Jubiläumsfeier des örtlichen Kaninchenkastenumstellvereins verschwindet der beliebte Bürgermeister Bürens spurlos. Es scheint eine Entführung vorzuliegen, doch bald darauf wird die Leiche des Verschwundenen ...

Zur Jubiläumsfeier des örtlichen Kaninchenkastenumstellvereins verschwindet der beliebte Bürgermeister Bürens spurlos. Es scheint eine Entführung vorzuliegen, doch bald darauf wird die Leiche des Verschwundenen bei der Wewelsburg gefunden. Das Ermittlerteam Theresia Rose und Alexander Kantstein macht sich auf die Suche nach dem Täter. Wer hielt den Toten gefangen, wer hatte ein Motiv für einen Mord? Es gibt bald darauf einen zweiten Mord, doch wie hängen die Fälle zusammen? Unter Hochdruck der Öffentlichkeit, aber auch von Seiten ihres Chefs ermittelt das Team.


Die Autoren verstehen es diverse Charaktere zu schaffen, die viele menschliche Merkmale zeigen: von Hass, Liebe, Arroganz, Machtstreben bis zu Schlagfertigkeit und Brutalität ist alles zu finden.
Im Verlauf der Handlung bekommt der Leser Einblicke in das dörfliche Vereinsleben eines Kaninchenvereins, in Polizeibüros mit derem Ranggefüge und Erfolgsdruck, man erlebt den Waisenhausallag mit und schaut hinter dunkle Türen von Pflegefamilien, die Pflege von Kindern ganz anders auslegen. Diese Vielfalt macht den Krimi lesenswert und interessant und die dazugehörigen Figuren zeigen ein buntes Spektrum menschlicher Schicksale und Charakterzüge, die den Reiz für mich ausmachen.
Die einzelnen Charaktere haben mit ihren speziellen "Macken" und Eigenheiten einen tollen Wiedererkennungswert und ich würde mich freuen, sie in einer anderen Krimihandlung wieder zu erleben.

Die Ermittler Alexander und Theresia sind arbeitswütig bei der Aufklärung der Mordfälle und verfolgen jede erdenkliche Spur, dabei vermitteln sie einen anschaulichen Eindruck von Ermittlungsarbeit und zeigen das Hacken und Treten in ihren eigenen Reihen. Ihre Sicht hinter die Kulissen von Stadtverwaltung, Polizeibehörde und Vereinsleben gewährt dem Leser Einblicke in Korruption bei den Mitarbeitern und Beamten, Missbrauch in Familien und Neid und Vereinsklüngel in der Dorfgemeinschaft. Die Hintergründe der Morde sind für den Leser logisch und im Ablauf auch gut verständlich beschrieben. Man versucht den Täter anhand der aufkommenden Erkenntnisse zu identifizieren, hat aber einige Finten in den Weg gelegt bekommen. Mit einem spannenden Ende erfolgt dann die allumfassende Auflösung, die allerdings noch einige Fragen offen lässt.

Interessant angelegt ist ein parallel zu den Ermittlungen führender Handlungsstrang um das Leben eines Waisenmädchens, die eine furchtbare Kindheit und noch schlimmere Jugend erlebt und den Leser davon offen erzählt. Hier offenbahrt sich traurigerweise das Schicksal einer jungen Frau, die durch ihre Vergangenheit zu einer Mörderin wird. Das ist dem Leser schnell bewusst, nur die persönliche Identifikation fällt aufgrund fehlender Jahresdaten und Hintergründe schwer. Diese Nebengeschichte geht zu Herzen und macht den wahren Spannungseffekt an diesem Krimi aus.

Der Schreibstil ist mir anfangs noch sehr gemächlich und zu ausführlich vorgekommen, doch im Laufe der Handlung hatte sich der Autor scheinbar eingeschrieben und was vorher noch etwas gestelzt und holperig klang, wurde zunehmends flüssiger und besser zu verfolgen. Es gibt einige nicht notwendige Nebenhandlungen, die die Geschichte ein wenig ausufern lassen, das kann man aber, da es sich hier um ein Debüt handelt durchaus wohlwollend betrachten.

Alles in allem habe ich den kriminalistischen Ausflug ins Paderborner Land genossen und würde mich freuen, in einer Fortsetzung von "Totgehoppelt" einen neuen Fall mitsamt den bekannten Figuren weiter zu verfolgen.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Ein komplexer Krimi, glaubhafte Charaktere und Spannung, die im zweiten Teil Längen aufweist!

Schatten der Schuld
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Im Stadtwald von Aachen wird die brutal zugerichtete Leiche von Ruth Kettler gefunden. Sie wurde mit einer Axt erschlagen. Die Kripo sieht auffällige Parallen zu ähnlichen Fällen, die sich vor 3 Jahren ...

Im Stadtwald von Aachen wird die brutal zugerichtete Leiche von Ruth Kettler gefunden. Sie wurde mit einer Axt erschlagen. Die Kripo sieht auffällige Parallen zu ähnlichen Fällen, die sich vor 3 Jahren abgespielt haben. Teamchef Frank Quirin setzt Charlotte Rumor und Neuling Benny Kämpfer an die Ermittlungen. Charlotte war schon damals mit der Suche nach dem Serienmörder befasst und führt ein eigenes Geheimnis mit sich, dass ihr schwer zu schaffen macht.

Petra Johann beginnt ihren Krimi in diesem Fall mal mit dem letzten Mord, und zwar dem vierten Mord einer Reihe eines Serientäters, der scheinbar mit einer Axt seine Opfer fällt. So beginnt das Ermittlungsteam mit den Nachforschungen bei den ersten alten Fällen und Neuling Benny erkennt langsam, wie schwer diese Fälle gerade Frank und Charly emotional belasten.

Die Autorin zeichnet ihre Figuren anschaulich und mit großer Detailgetreue und dabei haben mich besonders die unterschiedlichen, realistisch wirkenden Emotionen beeindruckt. Die Schwächen, Ängste und Macken geben einen so deutlichen Eindruck von den Personen wieder, sodass man ihnen nahe ist und mit ihnen fühlt. Besonders beim Geschwisterpaar Alexa und Nelli wird das deutlich. Sie zeigen ihre Furcht, Ungewissheit und ein ganz besonderes Verhältnis zueinander und als Leser ist man sehr besorgt um sie.

Man kann als Leser auch ständig miträtseln bei der Aufklärung dieser Fälle. Auch wenn ein Täter scheinbar offen präsentiert wird, ahnt der geübte Krimileser den wahren Täter. Doch das tut der Spannung an sich keinen Abbruch. Ein gut konstruierter Plot, sich langsam lösende Geheimnisse und allerlei Wendungen geben dem Ganzen eine fesselnde Note.

Mit der Spannungskurve gibt es aber leider einen Einbruch im zweiten Teil. Hier werden Gespräche der Ermittler um einen möglichen Tathergang zu häufig durchgekaut und gedehnt, auch wenn man es schon verstanden hatte. Es reihen sich Indizien aneinander, die von allen Seiten erneut beleuchtet werden. Das ist schade, denn gerade im zweiten Teil sollte es endlich auf dem Showdown zugehen und sich nicht noch im Kreis drehen.
Was man der Autorin zugute halten muss, ist die Zahl der Verdächtigen auf wenige Personen zu begrenzen. Die falsch gelegten Fährten verwirren zunächst und präsentieren den Täter dann nach weiteren Opfern überraschend am Ende. Wie gesagt, es war mein Verdächtiger, aber der Abschluss hat mich dann doch erschüttert.

Auffällig ist in diesem Buch die Anzahl derjenigen, die Schuld auf sich geladen haben. Dieser Titel ist wirklich treffend und man das kann zum Ende gut erkennen. Bei Charlotte und Frank ist das besonders offensichtlich, obwohl die Wahrheit darüber lange Zeit unter dem Vorhang des Schweigens verborgen bleibt.


Dieser Kriminalroman legt das Hauptaugenmerk auf die emotionalen Beziehungen der Personen untereinander und auf die authentisch wirkende Ermittlungsarbeit in den Mordfällen. Hier hätte man zugunsten der Spannung etwas kürzen können. Aber dennoch gebe ich meine Leseempfehlung von 4 Sternen und bin sehr angetan von diesem komplexen Buch.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Kindgerechte und spannende Geschichte über das Wanderverhalten von Haien

Michel, der kleine Meereswanderer
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Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit über Meeresschutz in Schulen zubetreiben und mit ihrem Sharkprojekt über das Ökosystem Meer und über Haie zu informieren.
Es gibt inzwischen ...

Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit über Meeresschutz in Schulen zubetreiben und mit ihrem Sharkprojekt über das Ökosystem Meer und über Haie zu informieren.
Es gibt inzwischen ein Michel-Lied, Schulprogramme in vielen Sprachen, ein Theaterstück mit Michel als Marionette und ein Mini-Hörbuch, erzählt von Hannes Jaenicke.

In diesem dritten Teil der Michel-Reihe begibt sich der kleine Hai Michel mit seinem Krebs-Freund Fridolin auf Wanderschaft und erlebt durch sein "Fernfieber" viele Abenteuer.

Dieses sehr anschaulich gestaltete Kinderbuch liefert spannende Erzählgeschichten rund um den kleinen Weißen Hai Michel und seinen vorlauten Freund Fridolin. In fünf Kapiteln zeigt Michel seine Welt und im Anschluss erfahren Kinder in einem Wissensteil interessante Informationen über das Wanderungsverhalten von Meerestieren wie Haien und Walen, die Eiablage der Meeresschildkröten, Walgesänge und über das Schwarmverhalten von Sardinen.

Mit dieser Buchreihe gelingt es auf spielerische Art, Kinder für die Natur und das Ökosystem Meer zu sensibilisieren und ihr Interesse für die Großhaie zu wecken. Michel und Fridolin sind sehr unterhaltsam und auch witzige Tierkinder, die Kinder mit in ihre Unterwasserwelt entführen.
Die Sachteile enthalten schöne Naturaufnahmen von Meeressäugern, Schildkröten und Fischen, die man sich gern ansieht. Man erfährt, warum Sardinen Schwärme bilden, wie die Eiablage der Schildkröten vonstatten geht und wie der Drescherhai erfolgreich jagt.
Dabei erzielt die Lektüre den Sinn, nicht nur Aufklärung zu bewirken, sondern die Kinder zu begeistern und weiter in die Welt der Meere eintauchen zu lassen. Ich habe selbst gemerkt, wie schnell hier bei der Lektüre Interesse geweckt wird, man die Tiere googelt und mehr über die Nahrungsquellen oder Lebensgewohnheiten erfahren möchte.

Nun erwähnen die Autoren über die Nahrungsgewohnheiten von Großhaien nicht viel, es wird immer lediglich von einem "Frühstück" gesprochen. Sicherlich liegt der Grund darin, die Kinder nicht zu sehr zu erschrecken, denn die Tatsache, dass Haie Seelöwen, Delphine und sogar Seeelefanten fressen, macht selbst Erwachsene betroffen.

Einige Informationen über die weiten Wanderungen der Weißen Haie im Infoteil haben mich sehr erstaunt und so finden auch Erwachsene viel Wissenswertes, dass sie an ihre Kinder weiter geben können.
Die Texte sind für Grundschüler als Vorlesebuch geeignet, das Sachwissen sollte man wohl mit den Kindern gemeinsam besprechen.

Diese Kinderbuchreihe ist eine tolle Idee, Kinder für das Ökosystem Meer zu begeistern. Spielerisch wird Interesse geweckt und mit sachlichen Informationen über die Meeresbewohner Wissen mitgeteilt. Für die Schule finde ich dieses Programm eine gelungene Aktion und empfehle es gern weiter.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Mir gefällt der Schreibstil, die authentische, gut durchdachte Handlung und der kauzige Ermittler mit Biss!

Iberische Hitze
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Südspanien: Es ist Hochsommer in Cartagena und Adolf Tschirner, 67, geschieden, leidet sehr unter der Hitze. Er lebt nach seiner gescheiterten Ehe hier in Spanien und bessert mit Gelegenheitsjobs seine ...

Südspanien: Es ist Hochsommer in Cartagena und Adolf Tschirner, 67, geschieden, leidet sehr unter der Hitze. Er lebt nach seiner gescheiterten Ehe hier in Spanien und bessert mit Gelegenheitsjobs seine deutsche Rente auf. Als seine spanische Schwiegertochter ihn bittet, den vermeintlichen Selbstmord des Mannes einer Freundin aufzuklären, sagt er seine Hilfe zu. Die Freundin kann nicht glauben, dass ihr Mann, ein Apotheker, sich mit einem Drogencocktail umgebracht hat. Dolf verbeißt sich in den Fall und eine grausam getötete Katze in seinem Hinterhof zeigt ihm, dass er der Wahrheit immer näher kommt.

Dieser Krimi hat mich die authentisch geschilderte Hitze in Südspanien fühlen lassen. Auch die vielen verwendeten spanischen Begriffe haben spanisches Ambiente vermittelt. Es gibt einen Anhang mit Übersetzungen, die Lesern ohne Spanischkenntnisse helfen.

Dolf ist ein verschrobener eigenbrötlerischer Typ, ein Rentner, der trotz gesundheitlicher Einschränkungen noch ziemlich agil ist. Als ehemaliger Wachmann hat er viel mit der Polizei zusammen gearbeitet und einen Blick für kriminelle Touren. Seine schroffe Art kommt in seiner derben Ausdrucksweise zum Ausdruck, sympathisch ist er nicht gerade, aber eigentlich ist er ein netter Kerl mit einer rauhen Schale. Leider hat er ein nicht unerhebliches Alkoholproblem, dass ihm auch gesundheitlich nicht gerade hilft.

Wie er den Fall seiner Schwiegertochter zuliebe übernimmt, hat mir imponiert. Jeder andere in seinem Alter hätte lieber darauf verzichtet. Er schreckt selbst dann nicht vor weiteren Ermittlungen zurück als ihn eine ekelig drapierte, getötete Katze zu Hause erwartet. Diesen Schneid muss man schon bewundern.

Seine Schwiegertochter ist willensstark, man kommt ihr aber nicht persönlich näher. Neben Dolf erscheinen mir die anderen Charaktere auch recht blass geschildert.

Hauptaugenmerk setzt der Autor auf die Nachforschungen des Falls. Das gelingt ihm in logischer Weise und ich fand die Handlung durchaus spannend. Die Aufklärung und das Showdown am Ende sind realistisch und für den Leser interessant gelöst.

Der Erzählstil ist relativ knapp gehalten, es gibt einige barsche Äußerungen Dolfs, die ihn gut charakterisieren. Die unverblümte Sprache passt meiner Meinung nach gut zu einem Krimi.

Mir hat dieses Debüt von Ulrich Brandt gut gefallen, es gibt noch Potential nach oben und ich bin gespannt, welche Fälle Dolf noch so zu lösen hat.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Ein moderner, frischer Schreibstil nimmt uns mit auf eine emotionale Gefühlsachterbahn!

Die Nacht brennt
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Stick und sein Freund Mac wollen vor den Problemen mit ihren Eltern, der Enge in der Familie und aus dem gewohnten Alltagsleben in Manchester fliehen. Sie planen zu ihrem 18. Geburtstag eine Reise mit ...

Stick und sein Freund Mac wollen vor den Problemen mit ihren Eltern, der Enge in der Familie und aus dem gewohnten Alltagsleben in Manchester fliehen. Sie planen zu ihrem 18. Geburtstag eine Reise mit dem Auto, die bis nach Malaga gehen soll. Dort wollen sie ihre Jugend, den Strand und ihre Freiheit geniessen. Als sein Freund Mac stirbt, zerbricht in Stick eine Welt voller Hoffnungen.

In diesem Buch bringt die Autorin einen erfrischenden Schreibstil
aufs literarische Parkett und zeigt in einfühlsamer Weise die Gefühle des jungen Mannes Stick. Die kurzen Sätze, die vielen Dialoge in eingängiger Alltagssprache lesen sich flott weg und machen neugierig auf Sticks Leben.

Er steht unter Schock und versucht, den Verlust seines Freundes und seine Trauer und Wut zu verarbeiten. Wut gegenüber dem Täter, aber auch Wut wegen der zerplatzten Reise, die ihn und Mac dem Wunsch nach Freiheit näher gebracht hätte.
Es dreht sich aber auch um die berauschenden Gefühle der ersten Liebe und zeigt die ganze Bandbreite des Erwachsenwerdens. Einzig die berufliche Entwicklung macht Stick nicht so sehr zu schaffen, hier reichen seine Zukunftsgedanken im Moment nicht sehr weit.
Stick ist ein impulsiver, aufbrausender Mensch, da haben auch Kurse zur Aggressionsbewältigung nicht viel verändert. Er lehnt seinen Vater ab, der nun eine neue Familie hat und wird ihm gegenüber häufig ausfallend.

Sarah Butler gelingt es in ihrem Roman, sehr realistisch die Achterbahn der Gefühle ihres Protagonisten Stick darzustellen. Man leidet, bangt, hofft und freut sich mit ihm, so direkt ist man als Leser in seine Geschichte involviert. Besonders gelungen finde ich die Einblicke in Sticks Gedanken, die seinen Freund Mac mit einbeziehen und in denen er weiterhin in die Handlung einbezogen wird. "So hätte Mac jetzt gedacht, geredet oder agiert." Trotz dieses verstorbenen Charakters, lebt Mac in der Story weiter.
Gleichzeitig nimmt die Autorin aber auch Bezug zu den Unruhen in England 2011, bei denen es zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Es ist interessant zu beobachten, wie sie diese Ereignisse in den Roman einbaut und damit die Hoffnungslosigkeit Jugendlicher aufzeigt.


Ein modernes, zeitgemäßes Buch, über die Zeit als junger Mensch, mit Trauer, Verlust, Liebe und Hoffnung, aber auch mit vielen Fragen an die Zukunft.