Der Aufbau Deutschlands nach dem verlorenen Krieg ... auf dass wir es nie wieder zerstören mögen !
Die StimmlosenDie Autorin Melanie Metzenthin hatte es schon mit ihrem Vorgängerband „Die Lautlosen“ geschafft, mich in den Bann zu ziehen. In einer gemeinsamen Leserunde durfte ich unter anderem das erschütternde Thema ...
Die Autorin Melanie Metzenthin hatte es schon mit ihrem Vorgängerband „Die Lautlosen“ geschafft, mich in den Bann zu ziehen. In einer gemeinsamen Leserunde durfte ich unter anderem das erschütternde Thema „Euthanasie im Zweiten Weltkrieg“ mit ihr aufarbeiten.
Sie greift nun in diesem Buch die losen Fäden der beiden befreundeten Ärzte Richard und Fritz und ihren Familien wieder auf. Viel ist passiert, nicht alle Familienmitglieder haben den Krieg unbeschadet überstanden. Was für uns im Nachhinein wie ein Geschenk erscheint – nämlich, dass die Bomben des nachts nicht mehr über Hamburg und den Rest von Deutschland abgeworfen werden – fühlt sich für die Betroffenen von damals ähnlich wie „vom Regen in die Traufe“ an. Die Bomben werden abgelöst von einer vollkommen zerstörten Stadt, die Hunger, Krankheit und Kälte mit sich bringt. So schlimm sind diese beiden Zustände, dass selbst diese beiden Familien zu drastischen Maßnahmen greifen müssen, die sich oft am Rande oder auf der anderen Seite der Legalität bewegen. Jeder muss gucken, dass er über die Runden kommt, denn die Lebensmittelmarken, die sparsam verteilt werden, sind durch den Nachschubmangel oft wenig nützlich.
Richard ist zu dem besessen von seinem Gefühl für Gerechtigkeit. Er leidet noch sehr unter der Ungerechtigkeit, die einen kindermordenden Arzt freigesprochen hat.
Die Autorin lässt uns aber auch teilhaben an den Lichtblicken im Leben in Hamburg der späten 40er und frühen 50er Jahre. Auch hier schießt Amor den ein oder anderen Pfeil in die richtige Richtung und die Familien haben ihren Mut nicht verloren. Sie halten zusammen und kämpfen. Ein Satz im Buch, den Richard von sich gibt, hat mich sehr bewegt: „Es ist die Pflicht echter Patrioten, jetzt alles dafür zu tun, unsere Heimat wiederaufzubauen und nicht irgendwo in der Fremde unser Glück zu suche. Ich sehe es als meine Pflicht, dort zu bleiben, wo ich gebraucht werde.“
Ich möchte dieses wunderbare Buch all denjenigen empfehlen, die ein wenig mehr darüber erfahren wollen, was unsere Familien damals geleistet haben und dass das alles nicht selbstverständlich war. Das Buch soll aber auch ein kleines Mahnmal sein für die Momente im Leben, wenn wir mal wieder unzufrieden mit unserem eigenen Leben sind. Man kann nur hoffen, dass sich solch eine grausame Zeit nie wiederholen wird.