Grund-Information für Interessierte
Der emotionale RucksackDas Bild, dass der Mensch einen Rucksack mit sich trägt, in den er alle einschneidenden Erlebnisse packt, ist nicht neu. Auch nicht, wie man dafür sorgen kann, das Gepäck leichter zu machen, auszusortieren ...
Das Bild, dass der Mensch einen Rucksack mit sich trägt, in den er alle einschneidenden Erlebnisse packt, ist nicht neu. Auch nicht, wie man dafür sorgen kann, das Gepäck leichter zu machen, auszusortieren und gar nicht erst wieder zu viel reinzupacken. Dennoch ist es nicht schlecht, da mehrere Sicht- und Erklärweisen zu sehen. Man muss nicht alles super finden und nachvollziehen können, aber allein das Lesen solcher Lektüre kann schon Lasten leichter machen.
Vivian Dittmar verzichtet dankbarerweise auf Psychologendeutsch und erklärt alles in schlichten Worten, die jeder versteht, erzählt von eigenen traumatisierenden Erlebnissen und gibt immer wieder Beispiele. Der Aufbau des Buches ist stimmig und logisch. Die Übungen kann, muss man aber nicht machen (doch helfen sie schon allein dadurch, dass man sie gedanklich durchgeht).
Im Buch finden sich auch ein paar Grafiken zur Veranschaulichung. Die Übungen und kleinen Zusammenfassungen sind in grauen Kästchen hervorgehoben. Man arbeitet sich durch das Buch, man liest es nicht nur einfach. Teils geht es mir zu langsam voran, teils bremst man sich aber durch Reflexionen, die automatisch in den Gedanken stattfinden, auch selbst ein wenig aus. Das ist im Grunde ein Zeichen dafür, dass die Autorin tatsächlich weiß, was sie da schreibt und Erfolg erzielbar ist. Dennoch macht es gleichzeitig auch etwas lustlos. Man muss stark sein gegen sich selbst und dranbleiben – und das ist nicht ganz so leicht.
Interessante Informationen findet man auf alle Fälle. Wichtig ist, dass man in „schweren Fällen“ einsieht, dass man mit dem Buch allein nicht weiterkommt und unter Umständen fachliche Hilfe nötig ist. Für diejenigen, die noch genug Stärke und Kraft haben, früh genug „auszumisten“, ist das Buch ein guter Anfang, würde ich behaupten. Doch auch hier ist es erforderlich, dass eine Vertrauensperson „mitarbeitet“. Das erfährt man jedoch leider erst weit mitten im Buch.
Stellenweise war das Buch etwas langatmig. Die Balance zwischen einfühlsam und ausschweifend ist nicht leicht zu halten. Auch wenn der Weg ans Ziel nicht zu schnell beschritten werden sollte, geht es mir hier ein bisschen zu langsam voran. So sympathisch mir Vivian Dittmar ist, vermisse ich doch Angaben über ihre Qualifikation. Da sehr viele esoterische Ansätze im Buch zu finden sind, vermute ich, dass da ihre Stärke liegt und eine psychologische Ausbildung nicht vorhanden ist. Das halte ich für etwas gewagt. Auf der Homepage der Autorin werden diese Vermutungen bestätigt.
Insgesamt mochte ich das Buch schon gern, aber es hat meine Erwartungen nach der Leseprobe nicht erfüllen können. Deshalb bleiben bei mir nur drei Sterne übrig.