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Veröffentlicht am 09.06.2018

Im Wein liegt die Wahrheit – aber auch die Gefahr

Château Mort
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Luc Verlains erster Sommer im Aquitaine geht dem Ende zu, der Herbst naht und damit die Weinlese. Der traditionelle Marathon du Médoc führt durch die Weinberge und an den Winzern vorbei. Die Läufer ...

Luc Verlains erster Sommer im Aquitaine geht dem Ende zu, der Herbst naht und damit die Weinlese. Der traditionelle Marathon du Médoc führt durch die Weinberge und an den Winzern vorbei. Die Läufer sind verkleidet und verkosten auf ihrem Lauf auch Rotweine. Als zwei Läufer zusammenbrechen und einer davon sogar stirbt, wird Lucs Spürsinn geweckt. Warum führen alle Spuren zu seinem Freund Richard?

Luc Verlain ist ein netter, charmanter Charakter – aber dennoch erfüllt er das Klischee des lebenslustigen Franzosen. Dabei stellt er das so an, dass man ihm kaum böse sein kann. Ob aber Anouk, seine Kollegin, mit der er sehr gerne eine Beziehung aufbauen würde, auch so sieht, muss der interessierte Leser oder Hörer selbst herausfinden.

Der Stil dieses Krimis ist sehr charmant – das französische Flair, die Weinberge, die kulinarischen Verlockungen, Beschreibungen der Gegend und der Menschen, alles ist auf den Punkt gebracht und wirkt. Die persönlichen Beziehungen des Kommissars nehmen nicht zu viel Raum ein, obwohl man sehr viel erfährt. Doch das alles ist so gekonnt in den Fall eingewoben, dass eins das andere unterstützt und betont. Das gefällt mir sehr. Noch dazu liest Frank Arnold das Hörbuch wie gewohnt perfekt ein. Seine Stimme und seine Stimmmelodie passen hervorragend, er betont und vertont die Figuren so, dass man sie direkt vor Augen hat.

Die kleinen Intrigen, Machtspielchen, Verwicklungen und Entwicklungen hat Alexander Oetker so hervorragend konstruiert, dass man immer wieder schmunzeln muss und sich fragt, ob er diese Figuren nicht tatsächlich kennt und im Krimi nur ein wenig überzeichnet „verwendet“.

Dies ist ein Wohlfühlkrimi – aber so wohl man sich auch fühlt, die Spannung plätschert teilweise etwas flach dahin. Interessant ist jedes einzelne Kapitel, aber wirklich mitraten kann man nicht so richtig. Dazu fehlen kleine Hinweise. Dennoch – 497 Minuten ungekürzte Lesung und somit auch ungetrübter Hörgenuss, der mit vier Sterne wert ist.

Veröffentlicht am 06.06.2018

BBQ auf japanisch

Japanisch Grillen
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Wir lieben das Grillen und probieren sehr gern neue Arten aus – sei es nun eine andere Variante vom Grill selbst oder von der Art des Grillens. Ganz klar – auch das japanische Grillen muss zu Hause probiert ...

Wir lieben das Grillen und probieren sehr gern neue Arten aus – sei es nun eine andere Variante vom Grill selbst oder von der Art des Grillens. Ganz klar – auch das japanische Grillen muss zu Hause probiert werden!

Mit diesem Buch klappt das auf Anhieb. Sehr ausführlich und anschaulich erklären die beiden Autoren die Grundlagen der Zutaten und des Grillens. Sie lehnen die klassische japanische Methode an das beliebte amerikanische BBQ an, sodass eine ganz eigene, aber unwiderstehliche Variante entsteht, die uns Europäern wohl besonders gut schmeckt.

Die wenigsten Rezepte sind bebildert. Das finde ich sehr schade. Ein kleines Bildchen wäre super, es muss gar keine ganze Seite einnehmen. Dafür hätte ich dann auch auf die großformatigen Fotos von Japan verzichtet, so schön sie auch sind. Jedes Rezept hat eine kleine Geschichte bzw. Erklärung. Dann folgt die Auflistung der Zutaten, daneben die exakte Vorgehensweise, wie es zuzubereiten ist. Die Zutaten bekommt man in jedem guten Asia-Shop, fast alles auch in der Spezialabteilung im guten Supermarkt.

Obwohl in Japan sehr lange Fleisch aus religiösen Gründen verboten war, sind die meisten Rezepte für Fleisch gemacht. Aber es gibt auch ein schönes, ausführliches Kapitel für gegrilltes Gemüse. Auch eine Reihe Rezepte für Reiskugeln finden sich hier. Als Krönung gibt es noch Anregungen für leckere Beilagen.

Das Inhaltsverzeichnis befindet sich in diesem Buch vorne. Die Rezepte sind unterteilt in die Kapitel „Klassische Yakitori“, „Geflügel“, „Fisch und Seafood“, „Fleisch“, „Gemüse“, „Yaki Onigiri“ (Reiskugeln) und „Perfekte Beilagen“. So findet man leicht und schnell das gewünschte und gesuchte Rezept. Für den einen oder anderen mag es ein wenig befremdlich sein, dass man auch Rezepte zu Leber, Magen, Hals und Herz vom Huhn findet. Ich jedoch bin der Ansicht, dass es einen Versuch wert ist – und wenn schon ein Tier sterben muss, ist es gut, alles davon zu verwerten.

Insgesamt finde ich das Buch sehr schön. Für mich ist es ein vier-Sterne-Grill-Buch, das ich Grillfans empfehlen kann!

Veröffentlicht am 12.05.2018

Zwei Brüder gegen den "Gladiator"

Ich bin der Hass
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Ein besonders brutaler Killer, der sich „Gladiator“ nennt und für ein mächtiges Syndikat arbeitet, scheint „nebenher“ noch ganz andere Ziele zu haben. In seiner Selbstüberschätzung übersieht er, dass ein ...

Ein besonders brutaler Killer, der sich „Gladiator“ nennt und für ein mächtiges Syndikat arbeitet, scheint „nebenher“ noch ganz andere Ziele zu haben. In seiner Selbstüberschätzung übersieht er, dass ein außergewöhnlicher Serienkiller mit seinem Halbbruder, einem Special-Agent, ein Team bildet, das nahezu unschlagbar ist. So stehen sie sich dann quasi in der Arena gegenüber – wird es etwa der letzte Fall für Francis Ackerman jr. und Marcus Williams werden?

Für mich ist es der zweite Band, in der Shepherd-Reihe ist es der fünfte Band. Erstaunlich: „Ich bin die Nacht“, also der erste Band, gefiel mir nicht sonderlich, aber diesmal konnte ich mich begeistern. Nicht restlos, aber doch wesentlich mehr, als beim ersten Band.

Mein größtes Problem mit dem Autor Ethan Cross ist, dass er es liebt, blutig und detailreich darzulegen, wie wer wen übel zurichtet oder eben tötet. Schlicht zu viel Blut für mich. Die Details will ich gar nicht wissen. Mir reicht es, wenn das Kommende Übel eindeutig „angekündigt“ wird und dann der Rest der Phantasie des Lesers (oder Hörers) überlassen wird. Das Kopfkino ist schlimm genug. Aber das ist natürlich komplett subjektiv.

Schön finde ich, dass aus dem im ersten Band quasi komplett gefühllosen Killermonster Francis Ackerman jr. ein noch immer abgrundtief böser Mensch geworden ist, der aber jetzt seine Intelligenz für anderes nutzt: zum Aufspüren und Unschädlichmachen anderer Monster! Ein wenig paradox, aber für meinen Geschmack prima. Ein wenig weicher ist er auch geworden. Gerade das macht es dann umso heftiger, wenn er voll auffährt.

Quasi im Gegenzug dazu wird Marcus etwas härter und gewaltbereiter. Das ist vielleicht etwas „billig“, aber insgesamt gelungen.

Die Grundidee ist erschreckend gut und logisch. An manchen Stellen ist die Umsetzung nicht so ganz gut gelungen, doch hört man Thomas Balou Martin so gerne zu, dass man darüber hinwegsehen kann. Ich bin mir sicher, dieser Sprecher hat sehr viel dazu beigetragen, dass mir „Ich bin der Hass“ so gut gefallen hat.

Der größte Fan von Ethan Cross bin ich noch immer nicht, aber ich bin neugierig auf die Fortsetzung und gebe vier Sterne!

Veröffentlicht am 01.05.2018

Ein besonderer Tag, eine besondere Begegnung, eine besondere Geschichte

Was bleibt, sind wir
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Es ist der 11.09.2001, der Tag, an dem die Anschläge auf die Twin-Tower verübt werden. Lucy lernt Gabe in einem Shakespeare-Seminar kennen. Dieser Tag wird nicht nur für New York ein besonders einprägsamer, ...

Es ist der 11.09.2001, der Tag, an dem die Anschläge auf die Twin-Tower verübt werden. Lucy lernt Gabe in einem Shakespeare-Seminar kennen. Dieser Tag wird nicht nur für New York ein besonders einprägsamer, sondern auch für diese beiden. Eine ganz außergewöhnliche Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang. Doch entwickeln sich beide in unterschiedliche Richtungen. So stark, dass sie sich trotz aller Liebe trennen müssen …

Man mag denken, was man will, manchmal ist es tatsächlich richtig, sich trotz aller Liebe zu trennen. Für Gabe und Lucy dreht sich die Welt weiter, beide leben ihre Leben, dennoch sind sie die ganzen Jahre über miteinander verbunden. Lucy erzählt diese Geschichte in ganz besonderer Form: als Brief an Gabe. Wieso, das erfährt der Leser ganz am Ende und das möchte ich deshalb nicht verraten.

Sagen kann ich, dass ich den Roman sehr berührend und bewegend empfunden habe, auch wenn ich streckenweise nicht wusste, was genau mir Jill Santopolo durch Lucy und Gabe sagen wollte. Briefe an andere Menschen zu lesen, hat einen seltsamen Beigeschmack. Man fühlt sich als Eindringling und hat das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Doch sinkt man so in die Worte, die Aussage hinein, dass man unbedingt wissen möchte, wie es nun weitergeht und endet.

Eine gewisse Spannung ist immer da, obwohl ich persönlich bei einer Liebesgeschichte weniger Spannung voraussetze und erwarte. Ein herzergreifender Roman darf auch ganz ohne Spannung sein, er muss mich aber fesseln und berühren. Genau das macht „Was bleibt, sind wir“.

Die Frage „Was wäre, wenn …“, die sich jeder schon mal gestellt hat, schwebt über diesem Buch. Und man stellt sie sich für sich selbst nach der Lektüre ebenfalls. Sich nachträglich noch mal anders entscheiden, würde das etwas ändern? Wenn ja – positiv oder doch negativ? Haben Lucy und Gabe richtig gehandelt? Oder haben sie Fehler gemacht?

„Was bleibt, sind wir“ ist keine leichte Lektüre. Auch keine sehr fröhliche. Aber eine bereichernde. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Das Märchen geht weiter!

Verflixte Flüche
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Das Märchen geht weiter

Nachdem Hannah verhext wurde, landet sie im Märchenreich. Doch nicht bei Dornröschen, sondern bei einer anderen Märchenprinzessin (ich will nicht zu viel verraten). Hannah fängt ...

Das Märchen geht weiter

Nachdem Hannah verhext wurde, landet sie im Märchenreich. Doch nicht bei Dornröschen, sondern bei einer anderen Märchenprinzessin (ich will nicht zu viel verraten). Hannah fängt sich schnell und macht sich auf den Weg, um wieder in ihre Zeit zurückfinden zu können. Dabei begegnet sie so machen märchenhafter Figuren …

Dieser dritte Band der „Verflixten Flüche“ hat mir am besten gefallen. Sehr flott und modern, sehr jugendlich und doch in gewissem Maße reif – ein Band, der die Brücke zwischen Märchen und Realität sehr schön und passend schlägt.

Leider ist das Ende auch hier relativ abrupt und vor allem wieder ein böser Cliffhanger, sodass einem nicht viel anderes übrig bleibt, als auf den nächsten Band zu warten. Das mag bei dicken Thrillern passend sein, aber bei so kurzen Büchlein finde ich das weniger ansprechend, denn irgendwann sollte etwas auch in sich abgeschlossen sein.

Hier bleiben aber viele Fragen – und Möglichkeiten – offen, die dringend einer Antwort bedürfen. Noch dazu sind aus den ersten beiden Bänden noch immer offene Fragen übrig. Mir persönlich ist es lieber, wenn man bei Beginn einer Serie absehen kann, wie viele Bände folgen, wenn sie denn nicht in sich abgeschlossen sind.

Die relativ moderne Version so einiger Märchenfiguren im Buch finde ich sehr gelungen. Julia Bohndorf hat die Figuren nicht einfach nur so genommen, wie wir sie kennen, sondern witzig verändert und ihnen quasi ein Paralleluniversum geschaffen. Das hat mir sehr gut gefallen und mich gut unterhalten.

Insgesamt ist das für mich der stärkste der drei bisherigen Teile, doch für den fiesen weiteren Cliffhanger ziehe ich einen Stern ab. Bleiben also wieder vier Sterne!