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Veröffentlicht am 17.06.2018

Unfall oder Mord?

Elsässer Verfehlungen
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„Elsässer Verfehlungen“ ist bereits der 4. Teil einer Reihe um Major Jules Gabin, den Leiter der Gendarmerie in der elsässischen Kleinstadt Rebenheim. Ich kenne die vorangegangenen Bände nicht und hatte ...

„Elsässer Verfehlungen“ ist bereits der 4. Teil einer Reihe um Major Jules Gabin, den Leiter der Gendarmerie in der elsässischen Kleinstadt Rebenheim. Ich kenne die vorangegangenen Bände nicht und hatte kein Problem, die Figuren oder deren Handlungsweise zu verstehen.

Bei Klettern mit seinen beiden Freunden Claude und Joey in der „Blutgrotte“ stürzt der erfahrene Kletterer Richard ab. Die Freunde sind fassungslos, weil sie ihn aus den Augen verloren hatten. Doch schnell stellt sich heraus, dass die von Richard zur Absicherung verwendeten Karabiner minderwertig waren. War es ein Unfall oder Mord?
Verdächtige und Motive gäbe es genug. Da ist zum einen Richards Frau – die Ehe scheint wohl doch nicht so bilderbuchmäßig gewesen zu sein – und zum anderen ein obskurer Druidenorden, mit dem Richard im Clinch lag. Oder war es ein Konkurrent um den Flammkuchen-Wettbewerb? Für dessen Gewinn würden die ansässigen Wirte (fast) alles tun ...

„Elsässer Verfehlungen“ ist ein echter Kriminal-Roman. Oft hat der erzählerische Strang den Kriminalfall überschattet. Jules Privatleben nimmt ziemlich viel Raum ein. Sowohl seine Ex-Freundin als auch seine aktuelle Freundin (die gleichzeitig seine Chefin ist) haben ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Die Handlung verläuft sehr gemütlich, immer wieder werden die tolle Landschaft, das Essen und der Wein beschrieben. Auch war mir die Sprache an einigen Stellen zu gestelzt, dafür hat mich das Ende dann echt überrascht und mit dem Buch versöhnt.

Fazit: Gemütlicher Urlaubskrimi nicht nur für Elsass- und Flammkuchen-Fans.

Veröffentlicht am 11.06.2018

Was würde Elizabeth Bennet (jetzt) tun?

Sommer in Bloomsbury
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... ist die Frage, die sich Verity Love immer dann stellt, wenn sie wegen ihrem Scheinfreund Johnny nicht weiter weiß. Dabei hatte alles so einfach geklungen. Verity und Johnny sind ungebunden und glücklich ...

... ist die Frage, die sich Verity Love immer dann stellt, wenn sie wegen ihrem Scheinfreund Johnny nicht weiter weiß. Dabei hatte alles so einfach geklungen. Verity und Johnny sind ungebunden und glücklich damit, aber ihre Freunde wollen sie ständig verkuppeln. Also spielen sie für einen Sommer ein Paar und begleiten sich gegenseitig auf Geburtstage, Hochzeiten und was sonst noch so ansteht. Leider hat Verity nicht bedacht, dass sie Johnny entgegen aller Behauptungen doch irgendwann attraktiv finden könnte und Johnny unsterblich in eine verheiratete Frau verliebt ist. Das „Drama“ ist also vorprogrammiert.

„Sommer in Bloomsbury“ schließt fast nahtlos an den Vorgängerroman „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ (jetzt neu erschienen als „Der kleine Laden in Bloomsbury) an, und genau das ist m.E. ein kleines Problem. Annie Darling bezieht sich leider auf so viele Details und Personen aus dem ersten Buch, dass man dieses fast zwingend gelesen haben muss, um alles zu verstehen. Zudem ist es von Vorteil, wenn man Jane Austen mag und „Stolz und Vorteil“ kennt –Veritys Lieblingsbuch, aus dem sie immer wieder zitiert.

Verity ist eine sehr introvertierte Persönlichkeit, die viel Ruhe und Zeit für sich braucht – sie findet andere Menschen einfach nur anstrengend. Einzig ihren schrägen Kater Strumpet erträgt sie immer. Ihre erste Beziehung ist daran zerbrochen, darum will sie (eigentlich) keine Beziehung mehr. Trotzdem findet sie immer mehr Gefallen an den Partys und Johnnys Freunden. Die meisten sind wirklich nett und freuen sich sehr, dass Johnny nach IHR (der Liebe seines Lebens) endlich eine neue Freundin gefunden hat. SIE (lange Zeit die große Unbekannte) bestimmt aber noch immer Johnnys Leben, das wird immer deutlicher.
Dabei Johnny ist ein gutaussehender erfolgreicher Architekt und könnte jede haben. Für Verity wäre er der perfekte Partner. Er versteht ihr Bedürfnis nach Ruhe und lässt ihre die Freiräume, die sie braucht ...

Wer eine kurzweilige, sommerlich leichte Komödie mit vielen amüsanten Szenen und Verwicklungen, etwas Drama und viel Liebe sucht, ist bei „Sommer in Bloomsbury“ genau richtig. Man kann es gemütlich an einem Tag im Garten oder am Strand wegschmökern.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Der Sommer ihres Lebens

Azurblau für zwei
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„Ich hatte einen Mann, den ich liebte. Einen Job, auf den ich mich jeden Morgen freute. Und Pläne für die Zukunft.“ (S. 6) – jetzt, ein Jahr später, ist Isas Mann weg, der Buchladen geschlossen, ihre Freundinnen ...

„Ich hatte einen Mann, den ich liebte. Einen Job, auf den ich mich jeden Morgen freute. Und Pläne für die Zukunft.“ (S. 6) – jetzt, ein Jahr später, ist Isas Mann weg, der Buchladen geschlossen, ihre Freundinnen haben Kinder und leben auf dem Land. Isa ertrinkt förmlich im Selbstmitleid. Als sie in der Sonntagszeitung eine ungewöhnliche Stellenanzeige entdeckt „Ein Sommer auf Capri. Autorin sucht persönliche Assistentin“, rechnet sie sich keine großen Chancen aus, aber sie bewirbt sich trotzdem. Und sie hat Glück - Mitzi Hauptmann, eine ehemals sehr berühmte Schriftstellerin, entscheidet sich für Isa.

Schon im Flieger fühlt sich Isa das erste Mal frei – von ihren Ängsten und Erinnerungen. Auch Capri ist noch besser als erwartet. Bereits an Anlegestelle der Fähre taucht sie in das pralle bunte Leben der Insel. Mitzis Zuhause, die Villa Azzurra ist ein Traum, der überbordende Garten eine Augenweide, der alle Sinne anspricht. Das Anwesen liegt hoch über dem Meer, mit einem steilen Trampelpfad zum Meer. Wird sie sich da je runter trauen?

Isa soll Mitzis Memoiren tippen, aber „Erinnern ist anstrengend.“ (S.81). Die beiden Frauen stellen bald fest, dass sie trotz ihres erheblichen Altersunterschiedes sehr viel gemeinsam haben. Eine schwere Kindheit, verlorene große Lieben ... Zumindest für Mitzi gäbe es noch eine kleine Chance, wenn sie sich traut. „Man muss sein Glück schon herausfordern, wenn man ihm begegnen will.“ (S. 271)

Für beide wird es der Sommer ihres Lebens. Mitzi ist eine bezaubernde alte Dame, die zum Glück keine Diva, sondern im Herzen immer noch eine Berliner Göre ist, auch wenn sie schon Jahrzehnte auf Capri lebt. Durch das Schreiben ihrer Memoiren setzt sich endlich ehrlich mit ihrer Vergangenheit auseinander.
Isa hingegen ist zutiefst unsicher und ängstlich, muss ihren Mut uns Selbstvertrauen erst (wieder)finden. Endlich wieder leben und genießen - und Nähe zulassen.

„Azurblau für zwei“ ist ein wunderbar kurzweiliger, entspannender und unterhaltsamer Sommerroman mit viel italienischem Flair, der Capri vor meinem inneren Auge lebendig werden lies. Leider hatte er nicht ganz so viel Tiefe, wie „Fünf am Meer“, aber für einen Urlaub vom Alltag ist er genau richtig.

Veröffentlicht am 24.05.2018

Locker leichte Sommer-Sonne-Strand-Unterhaltung

Sommer mit Aussicht
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Luisa ist mit ihrer Mutter Elisabeth und ihrem (Ex-) Mann Stefan unterwegs in ein kleines Dorf in der Provence, weil ihre leibliche Mutter Regina sie nach 35 Jahren endlich kennenlernen möchte. Leider ...

Luisa ist mit ihrer Mutter Elisabeth und ihrem (Ex-) Mann Stefan unterwegs in ein kleines Dorf in der Provence, weil ihre leibliche Mutter Regina sie nach 35 Jahren endlich kennenlernen möchte. Leider weiß Elisabeth noch nicht, dass sich Luisa und Stefan getrennt haben, also spielen sie „heile Familie“. Luisa hat aber noch ein weiteres Geheimnis - ihr Chef hat ihr Zwangsurlaub verordnet, da sie in letzter Zeit zu viele Fehler gemacht hat und sie weiß nicht, ob er sie nach dem Urlaub zurücknimmt. Die Situation ist also schon angespannt genug, als kurz vor dem Ziel auch noch das Auto liegen bleibt. Durch einen glücklichen Umstand stoßen sie auf Nicolas – er muss auch nach Nid-sur-Mer und nimmt sie mit.

Luisa erhofft sich viel von dem Treffen mit Regina, doch das entwickelt sich komplett anders als erwartet und auch Stefan verfolgt seinen ganz eigenen Plan.
Luisa ist eine moderne Karrierefrau, die ihr Leben bisher fest im Griff hatte. Plötzlich steht sie nicht nur zwischen zwei Männer und zwei Müttern, sondern muss sich auch klar werden, ob sie ihren alten Job als Eventmanagerin überhaupt zurückhaben will. Das ruhige Leben im Luberon hat nämlich auch seine Vorteile.
Stefan ist der typische gestresste Geschäftsmann, der auch im Urlaub den Laptop dabei hat und wichtige Projekte bearbeitet.
Luisas Ziehmutter Elisabeth ist sehr liebevoll, fürsorglich und sehr rücksichtsvoll. Sie gibt ihr genügend Raum, Regina kennenzulernen.
Nicolas – der Urlaubsflirt – bringt ihre Gefühle und Ansichten komplett durcheinander. Für mich war zwar von Anfang an klar, wie die Geschichte ausgeht, aber der Weg dahin war ganz amüsant.
Am besten hat mir das Setting des Buches gefallen. Man möchte genau wie Luisa Urlaub inmitten der Lavendelfelder machen, die kleine Märkte besuchen, all die regionalen Köstlichkeiten probieren und die Füße ins Meer tauchen ...

„Sommer mit Aussicht“ wird als „Sommer-Beziehungskomödie mit Herz und Humor“ beworben. Obwohl die Situationen wirklich oft sehr amüsant waren, konnte es mich leider nicht komplett überzeugen. Ich hätte mir mehr Wendungen gewünscht und teilweise war die Handlung zu pathetisch.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Die Tochter des Glockengießers

Die Launen des Teufels
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Ulm 1349: Anabel ist die Tochter des skrupellosen Glockengießers Conrad und fürchtet sich genau wie ihre Stiefmutter und den drei kleinen Geschwister vor den Handgreiflichkeiten des Vaters. Der hält seine ...

Ulm 1349: Anabel ist die Tochter des skrupellosen Glockengießers Conrad und fürchtet sich genau wie ihre Stiefmutter und den drei kleinen Geschwister vor den Handgreiflichkeiten des Vaters. Der hält seine Familie extrem kurz, da er unbedingt vom Bau des Ulmer Münsters profitieren und in den Rat der Stadt aufgenommen werden will, das kostet natürlich Geld. Um seine Ziele zu erreichen, schreckt er weder vor Erpressung, Bestechung noch Mord zurück. Als Anabel dem Abt des Barfüßer-Kloster auffällt, in dessen Hospital sie arbeitet, zwingt Bertram seine Tochter in dessen Bett – schließlich ist dieser für die Vergab der Arbeiten am Münster zuständig ist. Doch Anabel ist in Bertram, den Gehilfen ihres Vaters verliebt und die Pest breitet sich unaufhörlich aus ... Kann das Paar rechtzeitig aus Ulm fliehen?

„Die Launen des Teufels“ ist der Auftakt der Ulm-Trilogie, die jetzt bei Gmeiner neu aufgelegt wurde. Silvia Stolzenburg erzählt darin relativ ungeschönt, wie das Leben damals wirklich war.
Die Kirche ist auf einem moralischen Tiefstand und das erstarkende Bürgertum versucht, sie endgültig zu entmachten. Gleichzeitig wütet die größte Pestwelle, die es in Europa je gegen hat.

Anabel gehört als Meisterstochter der oberen Gesellschaftsschicht an, steht aber unter der Munt ihres Vaters und hat sich, wie ihre Stiefmutter und Geschwister, allen seinen „Wünschen“ zu beugen. Sie sind völlig rechtlos, häusliche Gewalt ist ihr täglicher Begleiter. Selbst wenn ihr Vater sie totprügeln würde, müsste er nur eine Bußzahlung leisten („Die Frau sei dem Manne untertan ...“).
Der Gehilfe Bertram ist noch schlechter dran. Sein Vater war Steinmetz, hat allerdings die Meisterwürde verloren und musste seinen Sohn an Conrad verkaufen, um selbst überleben zu können. Damit wurde dieser zu Conrads Sklaven.
Die Angst des Hausstandes vor dem sadistischen Familienoberhaupt und seinen Grausamkeiten werden sehr lebendig beschrieben und haben mir beim Lesen mehrmals Gänsehaut beschert – genau wie die zarte und gefährliche Liebesgeschichte von Anabel und Bertram.

Ein weiteres sehr spannendes Thema des Buches ist das Ausbreiten der Pest. Die Menschen gingen zu Beginn noch recht unbedarft mit den Erkrankten um. Es gab Streitigkeiten bezgl. der Behandlungsmöglichkeiten und vorbeugenden Maßnahmen. Hygiene und Sauberkeit wurde nicht gerade großgeschrieben, Gesunde und Kranke nicht getrennt.
Die Kirchenoberen versuchen, die Pest mit dem „nicht gottgefälligen“ Leben der Menschen zu erklären, obwohl sie selber ebenfalls gegen sämtliche Gebote verstießen. In diesem Zuge sind sie bestrebt, auch die Beginen endlich in die Kirche einzugliedern (und sich damit ihre Besitztümer anzueignen), die sich bis dato selbstverwalteten. Dabei schreckten sie selbst vor Anklagen wegen Hexerei nicht zurück. Wenn das die Taten der Männer Gottes sind, braucht man sich vor dem Teufel nicht zu fürchten.“ (S.292)

Silvia Stolzenburg schreibt sehr spannend, fesselnd und mitreißend. Die Liebesgeschichte war mir ein einigen Stellen zwar ein kleines bisschen zu viel, aber ich bin trotzdem sehr neugierig, wie es im nächsten Band weitergeht.