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Veröffentlicht am 11.06.2018

Landliebe

Ein Landarzt zum Verlieben
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Lachen ist die beste Medizin!

Dieses bekannte Sprichwort möchte ich meiner Rezension des Romans "Ein Landarzt zum Verlieben" voranstellen. Heike Denzau erzählt von der 28-jährigen Isa, deren Leben in ...

Lachen ist die beste Medizin!

Dieses bekannte Sprichwort möchte ich meiner Rezension des Romans "Ein Landarzt zum Verlieben" voranstellen. Heike Denzau erzählt von der 28-jährigen Isa, deren Leben in einer Sackgasse steckt. Seit 20 Jahren hat sie ihren Vater nicht gesehen, den sie schmerzlich vermisst; vom Mann fürs Leben ist weit und breit nichts zu entdecken; und nun muss sie auch noch ihr Medizinstudium unterbrechen, um ihrer Mutter in der Familienpension zu helfen. Als wäre das nicht genug, taucht in der Landarztpraxis, die Isa zu übernehmen hofft, handfeste Konkurrenz auf: Dr.Aaron Berner, der Neffe des alten Arztes. Trotz heftiger Gegenwehr bringt der charmante Aaron Isa ganz durcheinander. Denn da ist auch noch ein geheimnisvoller Pensionsgast, zu dem sich Isa unerklärlich hingezogen fühlt …

Ich geb's ja zu: das zauberhafte Cover, das eine ländliche Idylle spiegelt, hat mich magisch angezogen. Man blickt auf ein weißgetünchtes altes Bauernhaus mit himmelblauen Fensterläden und einem reetgedeckten Dach, das in unmittelbarer Nähe zu einem kleinen, ruhig dahinplätschernden Bächlein gelegen ist. Die Rosen stehen in voller Blüte, und fast glaubt man, das Summen der Bienen zu hören.. hach!

Kehren wir in die Gegenwart zurück. Der kurze, knackige Titel des Romans ist Programm und zeigt uns, wohin unsere literarische Reise gehen wird. Der Plot ist nicht neu, klingt aber vielversprechend, und das Setting in einem beschaulichen Dorf passt perfekt. Heike Denzau hat die ländliche Idylle gut eingefangen; bei der Lektüre hat man ein klares Bild vor Augen und kann sich alle Schauplätze der Handlung vorstellen.

Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Isa, einer etwas naiv und leichtgläubig anmutenden jungen Medizin-Studentin geschildert, durchbrochen von einigen Briefen, die Jette, die beste Freundin von Isa, mit einem unbekannten Mann wechselt. Isa ist eine hilfsbereite, sympathische junge Frau, die ihr Herz manchmal auf der Zunge trägt, und man kann sich leicht mit ihr identifizieren. Auch die anderen Charaktere spiegeln die besondere Atmosphäre des Lebens auf dem Dorf, wo jeder jeden von klein auf kennt und man alles voneinander weiß. Besonders gut getroffen finde ich die bärbeißige, rechthaberische Oma von Isa, die ihren Kater mehr liebt als ihre Enkelin.

Heike Denzau schreibt in einem frischen, lockeren Stil, mit viel Herz und Humor. Natürlich ist die Handlung recht vorhersehbar, und große Überraschungen darf man nicht erwarten. Trotzdem möchte ich das Buch nicht in die Ecke der Trivial-Literatur rücken. Denn ernste Themen (Flüchtlingsproblematik, Krebs-Erkrankungen)werden in diesem Roman nicht ausgespart, sondern offen angesprochen, und es wird auch keine Patent-Lösung für alle Schwierigkeiten angeboten, mit denen die "Dörfler" im Laufe des Geschehens zu kämpfen haben.

Leider ist das Ende des Romans für mich nicht stimmig. Die bodenständige Studentin Isa hat sich niemals von ihren Angehörigen abgenabelt und macht sich nun mutterseelenallein auf den Weg nach Afrika, um ihre große Liebe auf eigene Faust auf einem anderen Kontinent zu suchen? Nein, diese extreme Entwicklung kann ich der Protagonistin nicht abnehmen. Das ist aber auch das einzige Haar, das ich in der Suppe finde. Ansonsten war dieser amüsante, moderne Liebesroman ganz nach meinem Geschmack, und ich würde ihn in den Koffer für den nächsten Sommerurlaub packen.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Befreit

Helle Nächte am Meer
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Mit ihrem Roman "Helle Nächte am Meer" nimmt Sheila O'Flanagan ihre Leser mit auf eine Reise ins Ungewisse, die von Dublin über Paris bis an die französische Atlantikküste führt. Im Mittelpunkt steht Imogen, ...

Mit ihrem Roman "Helle Nächte am Meer" nimmt Sheila O'Flanagan ihre Leser mit auf eine Reise ins Ungewisse, die von Dublin über Paris bis an die französische Atlantikküste führt. Im Mittelpunkt steht Imogen, deren Leben nach außen hin perfekt wirkt. Ihre Ehe ist harmonisch, ihr attraktiver Ehemann trägt sie auf Händen, und sie hat immer betont, wie glücklich sie ist. Als Imogen plötzlich verschwindet sind alle, die sie kennen, schockiert. Hinter der wohlgeordneten Fassade einer glücklichen Beziehung ist offenbar nichts, wie es scheint. Imogen weiß, dass sie einen Neuanfang wagen muss, um wieder die Frau zu sein, die sie einmal war, und sie hofft, im Süden Frankreichs, in dem kleinen Ort am Meer, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat, zur Ruhe zu kommen. Aber die Vergangenheit ist ihr auf den Fersen, denn ihr Mann versucht mit aller Macht, sie zurückzuholen.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mein Blick ist gleich an diesem zauberhaften Cover hängengeblieben. Es ist in maritimen Farbtönen gehalten, die geschickt alle Farben der französischen Flagge aufgreifen, und verbreitet eine frische, heitere Stimmung. Der Betrachtet blickt direkt auf eine gemütliche Sonnenterrasse, die einen traumhaften Blick auf die gegenüberliegende Küste bietet, und meint die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut zu spüren. Für meinen Geschmack ist der Titel "Helle Nächte am Meer" etwas irreführend. Denn hier geht es weniger um einen vergnügten Urlaub in einem beliebten Ferienort an der französischen Atlantikküste als um eine kritische Auseinandersetzung einer erwachsenen Frau mit der eigenen Vergangenheit.

Natürlich ist der Plot nicht neu, aber er ist gut umgesetzt worden, und das Setting an der französischen Altantikküste, die für ein ganz anderes Lebensgefühl als die Großstadt Dublin steht, sorgt für die richtige Atmosphäre. Sheila O' Flanagan schreibt in einem angenehmen Stil, und der Einstieg in dieses Buch ist mir leicht gefallen. Nach wenigen Seiten mochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, was nicht zuletzt an der starken Protagonistin Imogen liegt. Sie ist eine zutiefst verunsicherte junge Frau, die sich zur Flucht aus einer bedrückenden Beziehung entschlossen hat und sich auf die Suche nach ihren Wurzeln an der französischen Atlantikküste macht. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat vollzieht sie eine bemerkenswerte Entwicklung und blüht auf wie eine Pflanze, die endlich wieder das strahlende Sonnenlicht genießen darf. Sie legt ihre reservierte Haltung gegenüber anderen Menschen ab, knüpft viele neue Kontakte, stellt sich ihrer verdrängten (nicht immer glücklichen) Vergangenheit und entwickelt sich zu dem glücklichen Menschen, der sie in ihrer Kindheit gewesen ist.

Mir hat diese berührende Geschichte gut gefallen, die ein ernstes Thema auf eine feinfühlige Weise vermittelt. Aus diesem Grunde vergebe ich gern 4 Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 16.05.2018

A heir and a spare

Harry – Ein Leben zwischen Liebe und Verlust
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"You' ve got to give something back. You can't just sit there."
(Prince Harry)

In wenigen Tagen werden die Hochzeitsglocken in der St. George's Chapel auf Windsor Castle für Prince Harry und Meghan Markle ...

"You' ve got to give something back. You can't just sit there."
(Prince Harry)

In wenigen Tagen werden die Hochzeitsglocken in der St. George's Chapel auf Windsor Castle für Prince Harry und Meghan Markle läuten. Wenn man so will, ist es der perfekte Zeitpunkt, das bisherige Leben von Harry, des jüngsten Sohnes von Prinz Charles und Prinzessin Diana in den Buch "Harry - Ein Leben zwischen Liebe und Verlust" von Katie Nicholl näher zu beleuchten.

Das Cover ist gut gewählt und greift die bevorstehende Vermählung auf. Es zeigt ein ansprechendes "offizielles" Bild des verlobten Paares, das einen harmonischen, sympathischen Eindruck macht. Allerdings füllt die Beziehung von Prinz Harry und Meghan Markle wenige Kapitel des Buches, das sich vor allem auf die schulische und berufliche Laufbahn des beliebten Aristokraten konzentriert.

Katie Nicholl, Korrespondentin von The Mail on Sunday am britischen Königshof, gilt als eine ausgewiesene Expertin, die bereits mehrere Biographien von Aristokraten veröffentlicht hat. Tatsachlich hat sie gründlich recheriert und gibt dem Leser interessante Einblicke in das bewegte Leben des Prinzen, der bereits als heranwachsender Teenager schwere Schicksalsschläge ertragen musste. Die konfliktbeladene Ehe seiner Ehe mündete in einer kontrovers diskutierten Scheidung, und der allzu frühe Tod seiner Mutter in Paris hat ihn schwer getroffen. Durch die ständige Beobachtung durch eine Öffentlichkeit, die förmlich auf einen Faux-Pas zu warten scheint, lastete ein hoher Druck auf dem jungen Aristokraten, der sich ganz bewusst für eine militärische Laufbahn entschieden und in seinem anspruchsvollen Beruf durch beachtliche Leistungen ausgezeichnet hat. Nach dem Ausstieg aus dem Militär folgte er dem guten Beispiel seiner Mutter, suchte neue Aufgaben auf karitativem Gebiet und engagierte sich für humanitäre Ziele.

Katie Nicholl schreibt in einem gut lesbaren Stil, und man mag diese interessante Biographie nicht aus den Händen legen. Aufsehenerregende Enthüllungen darf man nicht erwarten; aber Katie Nicholls schafft es, den Leser gut zu unterhalten und großes Verständnis für die Gefühls- und Gedankenwelt von Prinz Harry zu wecken, der sich in den letzten Jahrzehnten von einem übermütigen Kind zu einem sportlichen Schüler und von einem mutigen Soldaten bis zu einem reifen, geerdeten Mann entwickelt hat.

Gern vergebe ich 4 Sterne für eine einfühlsame, gut recherchierte Biographie über Prinz Harry, die mir den jüngsten Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana näher gebracht hat. Wünschen wir ihm, dass er sein Glück an der Seite von Meghan Markle gefunden hat und seinen Weg mit seiner großen Liebe weiter gehen wird.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Es ist nicht alles Gold, was glänzt...

Save Me
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s ist nicht alles Gold, was glänzt...


Mit "Save Me" legt Mona Kasten den 1. Teil ihrer Maxton-Trilogie vor. Im Mittelpunkt steht Ruby Bell, die sich keine Spur für Geld, Glamour, Luxus, Macht interessiert. ...

s ist nicht alles Gold, was glänzt...


Mit "Save Me" legt Mona Kasten den 1. Teil ihrer Maxton-Trilogie vor. Im Mittelpunkt steht Ruby Bell, die sich keine Spur für Geld, Glamour, Luxus, Macht interessiert. Das Einzige, was sie sich wünscht, ist ein erfolgreicher Abschluss vom Maxton Hall College, eine der teuersten Privatschulen Englands. Vor allem mit James Beaufort, dem heimlichen Anführer des College, will sie nichts zu tun haben. Er ist zu arrogant, zu attraktiv und zu reich. Doch schon bald bleibt ihr keine andere Wahl.

Es glitzert, also will ich es. Hm, das könnte in diesem Fall stimmen. Das Cover ist in den Farben Gold und Weiß gehalten und wirkt edel und schlicht zugleich. Der kurze, prägnante Titel greift das Farbenspiel auf. Er ist in Großbuchstaben gehalten und fällt sofort ins Augen. Beim Lesen läßt er den Leser stutzen. Handelt es sich um einen Hilfeschrei?

Leider ist der Plot alles andere als außergewöhnlich, sondern 08/15. Wieder einmal wird die altbekannte, bewährte Geschichte von dem armen, unschuldigen Mädchen mit dem reinen Herzen und dem reichen, coolen Bad Boy mit der dunklen Vergangenheit durchgekaut. Allerdings versöhnt das malerische Setting. Mona Kasten läßt ihren Roman in Großbritannien spielen, zeigt ein gutes Händchen für Lokalkolorit und schafft mit Maxton Hall ein altehrwürdiges (fiktives) College, das im Gedächtnis ihrer Leser haften bleibt.

Leider bleiben alle Protagonisten eher farblos, weil Mona Kasten sich an ein strenges Schwarz-Weiß-Schema hält. Ihre Welt ist klar zweigeteilt und ihre Akteure spiegeln alle gängigen Klischees wieder, die man im literarischen Genre New Adult liebt. Ruby ist die "klassische" Heldin aus einfachen Verhältnissen, die mit allen positiven Attributen punkten kann, die in einem Liebesroman wichtig sind. Sie ist hübsch, intelligent, fleißig, aufstiegs- und leistungsorientiert. Außerdem besitzt sie ein gutes Herz, ist die "Unschuld vom Land" und kommt aus einem (trotz eines schlimmen Unfalls des Familienvaters) intakten typischen Mittelklasse-Elternhaus, in dem menschliche Wärme gelebt wird.

Dagegen verkörpert James Beaufort den klassischen attraktiven Schnösel, der aus einem schwerreichen Elternhaus stammt, mit seinem hart erarbeiteten Bad Boy Image kokettiert und sich mit einer Clique von dekadenten, gutsituierten Freunden umgibt, die konsequent gegen alle Regeln verstoßen und ihre Vorliebe für Alkohol, Drogen und Sex ausleben. Tatsächlich versteckt sich hinter dem coolen Snob ein sensibler junger Mann, der an den knallharten Erwartungen seiner statusorientierten kalten Eltern zugrunde zu gehen droht.

Aus diesen Zutaten komponiert Mona Kasten ein modernes Märchen, das Drama, Erotik und Liebe geschickt miteinander verknüpft und ihre Leser mit auf eine Achterbahn der Gefühle mitnimmt. Sie schreibt in einer einfachen, klaren Sprache, und ihre atmosphärisch dichten Beschreibungen gefallen mir sehr gut. Natürlich fehlt der obligatorische Cliffhanger am Ende des Buches nicht. Denn die zwei weiteren Bände "Save You" und "Save Us" stehen bereits in den Startlöchern und sollen unbedingt gut verkauft werden.

Trotz der aufgeführten kritischen Anmerkungen hat mir der Roman "Save Me" gefallen. Gern vergebe ich 4 Sterne für eine gut erzählte Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, denen das Schicksal schwere Steine in den Weg legt.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Verschlossene Türen

Hortensiensommer
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Ein Garten kann eine Welt für sich werden, dabei ist ganz gleich, ob dieser Garten groß oder klein ist. (Hugo von Hoffmannsthal)

Der Roman "Hortensiensommer" von Ulrike Sosnitza erzählt von Johanna, ...

Ein Garten kann eine Welt für sich werden, dabei ist ganz gleich, ob dieser Garten groß oder klein ist. (Hugo von Hoffmannsthal)

Der Roman "Hortensiensommer" von Ulrike Sosnitza erzählt von Johanna, einer passionierten Gärtnerin, die von ihren dankbaren Kunden häufig als "Blumenflüsterin" bezeichnet wird. Sie lassen sich von ihr im malerischen Sommerhausen die kahlen Gärten in duftende Paradiese verwandeln. Seit einem tragischen Ereignis lebt sie alleine in einem viel zu großen Haus und vermietet die Einliegerwohnung an Philipp mit dem Panamahut. Zögernd freunden sie sich an. Als Philipp beginnt, ihr vorzulesen, schleicht sich langsam die Liebe in ihr einsames Herz. Im Mai dann erklingt Kinderlachen im Garten und Philipp stellt Johanna seine kleine Tochter vor, woraufhin sie entsetzt flüchtet. Als Philipp den Grund für Johannas Verhalten erfährt, setzt er alles daran, sie wieder zum Strahlen zu bringen

Das Cover lockt jeden Betrachter auf eine falsche Fährte. Denn unser Blick richtet sich auf eine Tüte mit saftigen Kirschen und ein Schälchen, auf dem ein köstliches Himbeer-Eis mit frischen Früchten dekorativ angerichtet ist. Auch die leuchtend blaue Hortensie, die man - halb verdeckt von einem hübschen Anhänger, der den eingängigen Titel des Buches in Szene setzt - im Hintergrund erkennen kann, suggeriert einen leichten, unterhaltsamen Roman, den man an einem lauschigen Plätzchen in seinem eigenen Garten genießen sollte. Tatsächlich besitzt dieses Buch wesentlich mehr Tiefe.

Der Roman spielt im malerischen Sommerhausen, einem idyllisch anmutenden fränkischen Weindorf wie aus dem Bilderbuch, und atmet viel Lokalkolorit. Das Geschehen wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive der zwei Protagonisten Johanna und Philipp erzählt, deren Lebensweg sich durch einen Mietvertrag kreuzt. Literarisch gesehen, ist diese Vorgehensweise ein bewährter Schachzug, denn er läßt den Leser tief in die Gedanken- und Gefühlswelt der handelnden Personen eintauchen.

Philipp ist ein engagierter, naturverbundener Lehrer, der sich rührend um seine kleine Tochter aus einer gescheiterten Beziehung kümmert. Auch seiner verschlossen wirkenden Vermieterin begegnet er mit viel Einfühlungsvermögen und legt eine schier unendliche Geduld an den Tag. Durch dieses vorbildliche Verhalten zieht er alle Sympathien auf sich und sammelt laufend Pluspunkte.

Ganz im Gegensatz zu Johanna, die es sich selbst und allen anderen nicht gerade leicht macht. Als Gärtnerin verfügt sie über ein großes Fachwissen, und sie hat sich nach der Trennung von ihrem Mann als eine "mobile Gartenfee" selbständig gemacht. Menschlich gesehen ist sie sehr unglücklich. Denn sie hat ein schweres Trauma erlitten und ist in einer Depression gefangen, aus der sie sich selbst nicht befreien kann.

Im Laufe des Geschehens erleben wir ein wahres Wechselbad der Gefühle. Vor allem mit Johanna empfindet man großes Mitleid. Als die Wahrheit ans Licht kommt, begreift man ihren tiefen Schmerz und kann ihre Reaktionen nachvollziehen, aber hin und wieder möchte man sie kräftig durchschütteln, weil sie in ihrer (berechtigten) Trauer zu heftig reagiert, nur sich selbst sieht und alle anderen Menschen, die es mit ihr gut meinen und ihr helfen wollen, vor den Kopf stößt.

Mich hat dieses bewegende, einfühlsam geschriebene Buch von Ulrike Sosnitza sehr beeindruckt. Gern vergebe ich 4 Sterne für einen anrührenden, melancholisch stimmenden Roman über Verlust und Trauer, Hoffnung und Liebe.