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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2018

Er sucht die Richtige...

Die perfekte Gefährtin
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Gleich im ersten Kapitel trifft man auf den Mörder/Entführer, der eine Leiche entsorgt. Schon dieser Abschnitt verursacht Gänsehaut und zeigt, was dem Leser erwartet: Einen sehr analytischen und organisierten ...

Gleich im ersten Kapitel trifft man auf den Mörder/Entführer, der eine Leiche entsorgt. Schon dieser Abschnitt verursacht Gänsehaut und zeigt, was dem Leser erwartet: Einen sehr analytischen und organisierten Verbrecher. Die Ermittler tappen deshalb auch erstmal im Dunkeln, denn viele Spuren hat er nicht hinterlassen. Was bleibt sind entführte Frauen und Leichen.

Zum Miträtseln ist der Thriller nichts. Der Leser erfährt sehr schnell, wer der Täter ist. Man ist der Polizei also um einiges Voraus. Trotzdem leidet die Spannung nicht, denn man fiebert mit, hofft auf Fehler und kann teilweise nicht verstehen, warum man ihm nicht so leicht auf die Schliche kommt.

Die Idee des Plots hat mir sehr gut gefallen. Denn hier geht es in erster Linie nicht ums Töten, sondern darum, die perfekte Frau zu finden bzw. sie zu formen. Dadurch, dass der Entführer ein eindeutiger Außenseiter ist, der auch von seinem Umfeld ziemlich mies behandelt wird, hatte ich manchmal Mitleid mit ihm. Das hat sich aber immer dann gelegt, wenn er seiner "Erziehung" nachging.

Und hier wird es wirklich teilweise sehr brutal und auch etwas eklig. Schwache Nerven darf man beim Lesen also nicht haben. Die Altersangabe von 16 Jahren finde ich deswegen auch sehr gerechtfertigt.

Sehr gut gefallen haben mir die Perspektivenwechsel: Mal schaut man über die Schulter des Täters, dann verfolgt man wieder die Ermittlungen der Polizei. Dadurch wird das Katz-und-Maus-Spiel noch deutlicher und die Geschichte verliert nie an Fahrt.

Am Ende geht es dann nochmal richtig rund. Hier konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und habe es regelrecht verschlungen. Nicht nur die Ereignisse überschlagen sich, es kommt auch zu einem richtigen Showdown zwischen Täter und Ermittlern. Der Schluss ist schlüssig und lässt keine Fragen offen.

Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an das Buch herangegangen, die sich aber alle erfüllt haben. Deswegen gibt es von mir verdiente 5 Sterne!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Die Jagd beginnt

NACHTWILD
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Ich denke, nach der Lektüre dieses Thrillers werde ich meinen nächsten Zoobesuch mit anderen Augen sehen.

Im Mittelpunkt steht Joan mit ihrem kleinen Sohn, die regelmäßig in den Zoo gehen, bis an diesem ...

Ich denke, nach der Lektüre dieses Thrillers werde ich meinen nächsten Zoobesuch mit anderen Augen sehen.

Im Mittelpunkt steht Joan mit ihrem kleinen Sohn, die regelmäßig in den Zoo gehen, bis an diesem einen Abend alles anders ist: Schüsse fallen, die Mutter sieht die ersten Leichen und hat nur noch einen Gedanken: Sich und ihren Sohn retten. Ich war von Anfang an gefangen, die Spannung wurde permanent hochgehalten. Ich habe mitgefiebert, habe bei jedem beschriebenen Geräusch gehofft, dass es nicht zu laut war. Auch Joans Verzweiflung hat mich fast in den Wahnsinn getrieben, denn wie erklärt man einem hungrigen, quengelnden Kleinkind, dass er wirklich komplett still sein muss?

Es wird ein richtiger Kampf ums Überleben, bei dem auch immer wieder der Moralaspekt in den Vordergrund tritt: Kann ich andere sterben lassen, um mich selbst in Sicherheit zu bringen? Wie weit geht man, um sich selbst und das eigene Kind zu retten? Meine Gedanken haben nicht stillgestanden und ich kann bis heute nicht sagen, wie ich gehandelt hätte.

Neben Joan und ihrem Sohn spielen aber auch andere Personen eine Rolle, auch wenn sie weniger präsent sind. Es ist eine tolle Mischung unterschiedlicher Menschen, die zufällig in die gleiche gefährliche Situation geraten sind und ganz unterschiedlich damit umgehen. Das hat mir gut gefallen.

Auch die Täter lernt man sehr schnell kennen, ihre Hintergründe bleiben aber lange unklar. Anfangs ist es ganz klar: Sie sind die Bösen. Aber je mehr man vor allem über den einen Täter erfährt, desto mehr möchte man Mitleid mit ihm haben. Ich war hin- und hergerissen, was ich von ihm halten soll. Alles Schwarz-Weiß zu sehen war dann gar nicht mehr so einfach.

Die Handlung dauert an sich nur wenige Stunden, trotzdem hat man das Gefühl, die Nacht nimmt kein Ende. Trotzdem hat das Buch für mich keinerlei Längen gehabt, ich konnte es wirklich kaum aus der Hand legen, weil ich endlich wissen wollte, wie es weitergeht, wer überlebt und von welchen Protagonisten ich mich verabschieden muss. Das macht für mich einen guten Thriller aus.

Insgesamt hat mich das Buch nicht nur emotional ziemlich mitgenommen, sondern wirklich überzeugt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle Thriller-Fans, die mal einen etwas anderen Plot kennenlernen möchten.

Veröffentlicht am 26.03.2018

Spannend und witzig zugleich!

Tulpengold
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Auf dieses Buch war ich wirklich gespannt - Amsterdam als Schauplatz von historischen Romanen kam mir nämlich noch nicht so oft zwischen die Finger. Auch der Klappentext hat schon angedeutet, dass eigenes ...

Auf dieses Buch war ich wirklich gespannt - Amsterdam als Schauplatz von historischen Romanen kam mir nämlich noch nicht so oft zwischen die Finger. Auch der Klappentext hat schon angedeutet, dass eigenes los sein wird: Ein berühmter Maler, Morde, Spekulationen mit Tulpenzwiebeln und dann auch noch ein sehr außergewöhnlicher Protagonist.

Und Pieter hat mich wirklich von der ersten Seite an für sich eingenommen. Er ist einfach super! Meiner Meinung nach hat er autistische Züge, denn er ist nicht nur furchtbar intelligent, sondern hat ein Problem damit, zwischenmenschliche Gefühle zu erkennen. Er nimmt alles wörtlich, was an der ein oder anderen Stelle wirklich zu komischen Situationen führt.

Pieter ist der rote Faden, der alle anderen Dinge miteinander verbindet. Ich fand es sehr interessant, wie ein Maler um 1600 arbeitet, bevor er bekannt wurde. Rembrandt ist ja heute fast jedem ein Begriff. Pieter zu seinem Lehrling zu machen fand ich von der Autorin deswegen sehr mutig. Mich würde interessieren, inwieweit hier über seinen Charakter und sein Verhalten recherchiert wurde, denn im Buch kommt er sehr speziell, etwas verrückt und nicht wirklich sympathisch rüber.

Ein zweiter Aspekt sind die Spekulationen mit Tulpenzwiebeln, die um diese Zeit in ganz Holland sehr populär waren. Auch hier ist Pieter involviert und ich hätte ihn gerne als meinen Finanzberater. Allerdings habe ich das mit den unterschiedlichen Sorten und den Tulpenscheinen nicht so wirklich verstanden... Zum Glück ist es aber auch nicht nötig, die einzelnen Vorgänge bis ins kleinste Detail zu verstehen. Alles andere wird dann auch gut von Pieter erklärt.

Nicht weniger wichtig sind die Morde, die immer wieder im Umfeld des Malers passieren. Pieter möchte diese unbedingt aufklären. Dabei verlässt er sich vor allem auf seinen Intellekt und seine Erkundigungen, die er überall einzieht. Dadurch gerät er aber natürlich selbst ins Visier. Dieser Handlungsstrang hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich selbst nicht diese Kombinationsgabe habe, die Pieter immer ein Stückchen weiterbringt.

Insgesamt hat mir das Buch richtig gut gefallen, vor allem wegen Pieter, der eine ganz tolle, einmalige Hauptperson ist. Ich hoffe wirklich, dass es bald noch mehr von ihm zu lesen gibt. Von mir gibt es 5 Sterne!

Veröffentlicht am 13.03.2018

Unglaublich spannend!

Der Preis des Todes
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Einfach nur WOW! Ich habe das Buch von der ersten Seite an verschlungen und nur ein einziges Mal unfreiwillig aus der Hand gelegt, als ich abends die Augen nicht mehr offen halten konnte.

Das Buch ist ...

Einfach nur WOW! Ich habe das Buch von der ersten Seite an verschlungen und nur ein einziges Mal unfreiwillig aus der Hand gelegt, als ich abends die Augen nicht mehr offen halten konnte.

Das Buch ist nicht nur in Kapitel, sondern auch in Teile gegliedert. Die Teile hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, da schon die Einteilung der Kapitel für Übersicht gesorgt hat. Was mir richtig gut gefallen hat war, dass nicht nur der jeweilige Ort des Geschehens, sondern auch das Datum angegeben wird. Obwohl die Geschichte nämlich zum größten Teil chronologisch erzählt wird, gibt es an einigen Stellen kleine Sprünge und so weiß man immer genau, wo man sich zeitlich gerade befindet.

Los geht es in einem Flüchtlingscamp in Afrika - aber nur ganz kurz, denn sofort danach ist man schon in Berlin. Deshalb konnte man das erste Kapitel auch nicht sofort einordnen - erst später geht einem beim Lesen ein Licht auf. Mir gefällt es, wenn auf den Anfang später noch einmal Bezug genommen wird.

Auch die Protagonisten sind gut gewählt. Zum einen haben wir die junge, aufstrebende Journalistin Sarah Wolf. Sie hat mir sehr gut gefallen, denn sie ist sehr selbstbewusst und sieht es nicht ein, vor einem Vorgesetzten zu buckeln. Auch wenn es sie ihre Karriere kosten könnte, möchte sie sich nicht vorschreiben lassen, was sie sagt und wie sie ihre Arbeit macht. Dafür einen Daumen hoch! Und unter Druck gesetzt wird sie mehr als einmal. Ich hoffe, alle Journalisten handeln nach diesem Kodex und lassen sich keinen Maulkorb verpassen.

Daneben gibt es Kommissar Paul Sellin, der eigentlich an einem Vermisstenfall arbeitet, der sich dann aber als Mord herausstellt. Was mich an ihm gestört hat, war nicht sein Arbeitseifer, sondern dass er etwas zur tragischen Figur wurde: Frau gestorben, keinen Kontakt zur Tochter und unheilbar krebskrank. Das soll sich nicht so anhören, als wären mir seine Lebensumstände egal, aber irgendwie habe ich in der letzten Zeit das Gefühl, dass Kommissare irgendwie immer ein schweres Schicksal tragen müssen. Das hätte für meinen Geschmack nicht sein müssen, denn die Handlung bzw. seine Ermittlung stand für mich im Vordergrund.

Das beeindruckende an diesem Buch ist aber, dass es unglaublich real wirkt. Manchmal habe ich richtig vergessen, dass es nur Fiktion ist. Der Autor schafft es wirklich mit jeder Seite mehr ein Szenario zu entwerfen, dass sich der Leser richtig gut vorstellen kann. Ich habe einfach nur gehofft, dass es so etwas in Wirklichkeit nicht gibt bzw. das nicht passiert. Aber eben weil Eckert es auch schafft aufzuzeigen, dass es in der Politik doch sehr leicht ist, Dinge zu verschleiern bzw. zu seinen eigenen Gunsten auszulegen, fängt man das Nachdenken an. Und das macht ein gutes Buch für mich aus.

Wer Spannung sucht, wird auch hier fündig. Wie bereits erwähnt entwickelt sich das Buch zu einem richtigen Pageturner. Das liegt daran, dass nicht nur der Plot an sich spannend ist, sondern hier verschiedene Ereignisse miteinander verwoben werden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. So denkt man mit, hat eigene Ideen, bekommt dann wieder ein paar Informationen zugeworfen und man kann kaum erwarten, wie sie alles zusammenfügt. Einige Dinge kann man schon zwischen den Zeilen herauslesen - da habe ich mich dann richtig gefreut, dass meine Vermutungen zugetroffen haben.

Das Buch an sich ist ziemlich nüchtern, fast schon sachlich geschrieben. Das passt sehr gut zum politischen Setting. Einzige einzelne Passagen der Protagonistin Sarah Wolf und ihre Erlebnisse sind etwas emotionaler. Der Bruch unterstreicht den Gegensatz sehr gut.

"Der Preis des Todes" ist ein absolut gelungener Polit-Thriller, der mich richtig bewegt hat. Davon will ich auf jeden Fall mehr! Von mir gibt es 5 Sterne - unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 01.03.2018

Erschreckend gut!

Marthas Widerstand
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Bei diesem Jugendroman hat mich vor allem der Plot angesprochen. Man weiß nicht genau, wann das Buch spielt, denn ein genaues Jahr wird nicht angegeben, aber so weit in der Zukunft scheint es nicht zu ...

Bei diesem Jugendroman hat mich vor allem der Plot angesprochen. Man weiß nicht genau, wann das Buch spielt, denn ein genaues Jahr wird nicht angegeben, aber so weit in der Zukunft scheint es nicht zu sein. Es ist für mich keine reine Dystopie, aber trotzdem, oder genau deswegen, sehr erschreckend.

Im Mittelpunkt des Buches steht Martha, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Die Bevölkerung lässt sich mehr oder weniger in zwei Klassen gliedern: die mit und die ohne Geld. Das Mädchen begeht gleich am Anfang einen Mord an einem sehr reichen Mitglied der Gesellschaft und wird nach dem herrschenden Rechtssystem verurteilt. Und das ist die spannende Idee hinter dem Buch: Nicht ein Gericht entscheidet, sondern die Bevölkerung kann per Telefon, SMS oder Internet über "schuldig " und "nicht schuldig" abstimmen.

Warum das nicht so fair ist, wie es im ersten Moment klingt, wird während des Lesens deutlich. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern.

Das Buch ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt. Zum einen verfolgt man die einzelnen Tage, die Martha im Todestrakt verbringt. Dann gibt es Passagen aus ihrer Sicht, die ihrer Freunde bzw. ihrer psychologischen Betreuerin und - das fand ich immer am Besten - die Live-TV-Sendung, in der über Leben und Tod abgestimmt werden kann. Durch die unterschiedlichen Perspektiven war das Buch sehr gut gegliedert, man hat viel erfahren, ohne dass es langweilig wurde und man hatte auch immer wieder kleine Cliffhanger innerhalb des Romans. Das hat mir sehr gut gefallen.

Der Schreibstil war auch irgendwie besonders: Auf der einen Seite war es teilweise für meinen Geschmack sehr emotionslos, auf der anderen Seite wurden aber die Gefühle - gerade von Martha - sehr gut durch viele Gedanken und abgeschnittene Sätze übermittelt. Die Passagen der TV-Show waren wie ein Drehbuch aufgebaut. Auch hier gab es also viel Abwechslung.

Was aber auf jeden Fall einfach genial ist, ist die Geschichte: Die Manipulationen, die möglich sind, die Gier der Menschen nach der Todesstrafe, das Schwarz-Weiß-Sehen, ... Irgendwie hält einem das Buch auch einen Spiegel vor. Es gibt eben auch Graustufen und nicht nur Richtig oder Falsch. Das Szenario ist einfach nur erschreckend und angsteinflößend. Ich hoffe, dass das nie passiert.

Am Ende geht es dann nochmal Schlag auf Schlag. Auch wenn das Ende relativ offen ist, hätte ich jetzt nicht unbedingt eine Fortsetzung gebraucht - bin jetzt aber natürlich neugierig, wie es weitergeht.

Von mir bekommt das Buch aufgrund des Gänsehaut-Faktors und weil es einfach mal eine tolle, neue Idee ist, 5 Sterne!