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Veröffentlicht am 19.11.2018

Allans Reise geht weiter

Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten
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Die Geschichte um den Hundertjährigen - man liebt sie oder hasst sie, das macht gute Bücher aus! Für die einen ist es billiger Klamauk und eine unglaubwürdige Räuberpristole, für die anderen ist eine ...

Die Geschichte um den Hundertjährigen - man liebt sie oder hasst sie, das macht gute Bücher aus! Für die einen ist es billiger Klamauk und eine unglaubwürdige Räuberpristole, für die anderen ist eine wunderbar erzählte Geschichte um einen verschrobenen Senior dem die wunderlichsten Dinge passieren.

Um es gleich klar zu machen: ich gehöre zur Fraktion der Allan Karlsson- Fans.

Vorweg sollte man wissen, dass ich es für sinnvoll erachte den ersten Band dieser Reihe (Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand) gelesen oder gehört zu haben, bevor es hier weitergeht. Das allein beantwortet nämlich schon die Frage warum dieser schwedische Senior so reich ist, in einem Hotel auf Bali lebt und warum sein bester Freund ein Gauner ist.

Dieser Teil der Erzählung um Allan startet nämlich genau dort, in einem Luxushotel auf Bali. Allan feiert seinen 101. Geburtstag und der wird gebührend gefeiert: Stargast, Riesentorte und ein Ballonflug über die Insel. Da bei einem solchen Luxusleben das Geld schnell knapp wird und man nicht gedenkt, die Hotel- Schulden zu bezahlen, wird der Heißluftballon kurzerhand von Allan und seinem Freund Julius gekapert mit dem Ziel zu fliehen. Da bricht dummerweise das Reglerventil des Ballons ab und die beiden treiben hinaus aufs offene Meer...

Dieser Teil führt einem die aktuelle Prominenz der Weltpolitik vor: Kim Jong Un, Putin, Trump, Merkel, Doris Leuthard und Margot Wallström - sie alle haben das zweifelhafte Vergnügen Allan auf dieser Reise begegnen zu dürfen.

Das Buch ist im typischen Stil von Jonas Jonasson geschrieben. Wunderbar erzählt, immer ein bisschen überspitzt und drüber, mit einem unschagbaren Gefühl für Skurrilitäten und die absurdesten Situationen und trotzdem oft gefühlvoll. Didi Hallervorden interpretiert dieses Hörbuch großartig, seine Stimme ist Allan quasi auf den Leib geschneidert, ein Hörgenuss.

Ich mochte Jonas Jonasson schon vorher, aber nach diesem großartigen Nachfolger- band finde ich ihn richtig toll!

Veröffentlicht am 19.11.2018

Vegetarisch - knackig - gut

Ofirs Küche
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Optisch und haptisch macht dieses Kochbuch einiges her. Schwer, schön gebunden, eine angenehme Haptik des leicht rauhen und dicken Papieres, ein Lesezeichen und viele ansprechende Fotos von Ofir ...

Optisch und haptisch macht dieses Kochbuch einiges her. Schwer, schön gebunden, eine angenehme Haptik des leicht rauhen und dicken Papieres, ein Lesezeichen und viele ansprechende Fotos von Ofir Raul Graizers Kreationen. Anfangs schildert er seine Motivation dieses Kochbuch zu schreiben, auch seine Kochkurse und sein Film bleiben nicht unerwähnt.

Dann schlägt man den Rezeptteil auf und erlebt eine Vielfalt an verschiedenen Köstlichkeiten. Brote und Dips, Saucen und Desserts, Hauptspeisen, Snacks, einfach ein guter Überblick über die Vielfalt der israelisch-palästinensischen Küche. Positiv hervorzuheben ist die gestaltung der Rezepte: jeweils ein Bild. gut sichtbar gleich eine Einteilung i Kategorien a la vegetarisch / vegan/ laktosefrei etc. und eine Kurzanleitung, passenderweise Tacheles genannt.

Für mich war vor diesem Kochbuch die Küche des Nahen Ostens nicht neu, dafür war ich Hummus, Falafeln, Shakshuka und Tahini- Paste schon vorher zu sehr verfallen. Jedoch lernt auch hier sowohl der Auskenner in dieser Küche als auch die Vegetarier und Veganer noch einiges dazu, z.B. eine gute Beschreibung für extrem guten Hummus.

Dieses Buch ist ein absoluter Tipp für jeden der Nahost- Küche mag, Vegetarier und Veganer und auch alle die gern ihre kulinarischen Erfahrungen erweitern möchten.

Der Jackpot- Tipp: ihr habt eine/n Vegetarier/in in eurer Familie oder dem Freundeskreis, die Person kocht gern und ihr habt keine Idee was ihr dieser Person zu Weihnachten schenken sollt? HALLO! HIER! WINK MIT DEM ZAUNPFAHL --> DIESES KOCHBUCH!!!! Also mich hätte es sehr gefreut.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Das echte Leben

Gangsterblues
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Joe Bauschs Buch "Gangsterblues" lanciert unter True Crime. Wie er selbst im Vorwort sagt, neigen Kriminelle (und natürlich nicht nur die) dazu, ihre Stories ein wenig auszuschmücken und ein ...

Joe Bauschs Buch "Gangsterblues" lanciert unter True Crime. Wie er selbst im Vorwort sagt, neigen Kriminelle (und natürlich nicht nur die) dazu, ihre Stories ein wenig auszuschmücken und ein bisschen glorreicher zu machen. Letztendlich kann man also nicht wissen, wie "true" die Geschichten sind, bis natürlich auf verifizierbare Angaben aus Zeitungsberichten, Polizeiunterlagen und dergleichen. 12 solcher Stories hat Joe Bausch in Gangsterblues zu einem Panoptikum des Knastlebens zusammengestellt.

Hier ist alles dabei vom, vielleicht zu Unrecht, einsitzenden Mörder, über clevere Ganoven bis hin zu traurigen Geschichten vom Leben und Sterben hinter Gittern.

Joe Bausch ist selbst Gefängnisarzt und kennt den Kontakt zu den Häftlingen also nicht nur aus Stories sondern aus dem echten Leben, es sind die Geschichten seiner Häftlinge und das merkt man dem Buch. Oft schwingt eine persönliche Note mit, die viel über sein Verhältnis zu dem jeweiligen Straftäter aussagt. Nie ist er aber dabei abwertend, zynisch oder hält sich für etwas "Besseres". Er spricht sie selbst in diesem Hörbuch mit seiner rauhen, authentischen Stimme.

Die Geschichten lassen einen nicht unberührt, besonders gefallen hat mir jene mit den drei alternden Ganoven vom Affenfelsen (so nennt man einen großen Stein im Gefängnishof, an dem dieses Trio seine Pausen verbracht hat) die es in einem Alter, in denen es ihnen keiner mehr so richtig zugetraut hätte, allen nochmal so richtig gezeigt haben.

Für Krimi und True Crime- Fans und alle die gern Geschichten hören, die das Leben geschrieben hat: greift zu! Es lohnt sich!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Ein Sachbuch- Must Read

Der Horror der frühen Medizin
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Man mag es sich gar nicht vorstellen, doch noch im vorletzten Jahrhundert war es die Realität: zum Mittel einer Operation griff man immer nur als allerletzte Möglichkeit, wenn der Patient ohnehin ...

Man mag es sich gar nicht vorstellen, doch noch im vorletzten Jahrhundert war es die Realität: zum Mittel einer Operation griff man immer nur als allerletzte Möglichkeit, wenn der Patient ohnehin schon todgeweiht schien und wenn man zu Werke schritt, dann ohne Narkose, die gab es nämlich noch nicht.

Doch dann kam der Durchbruch, die gute alte Äthernarkose, so zwar heute auch nicht mehr angewandt, aber endlich trauten sich die Chirurgen wirklich zu operieren, in dieser Zeit fühlte sich der junge Joseph Lister berufen diesem Berufsstand anzugehören und seine Arbeit und seine Forschungen sollten die Welt verändern und unzähligen Menschen das Leben retten.

Lindsey Fitzharris erzählt die Lebengeschichte Listers packend und wie in einem Roman. Anschaulich schildert sie die Zustände zu dieser Zeit in Operationssälen, Anatomietheatern und Hospitälern. Diese kann man als Mensch unserer modernen Medizn fast gar nicht fassen, bei Fitzharris´Bericht wie der Chirurg Liston (ListON,nicht ListER) bei einer einzigen Operation gleich 3 Männer ins Grab brachte, bleibt einem der Mund offen stehen. Sie berichtet von Listers Zweifeln an der Medizin und den damals gängigen Lehrmodellen der Krankheitsverbreitung, seinen vehementen Widersachern wie den Anhängern der Miasmen- Theorie und seinem Streben nach der Erlangung von immer mehr und immer neuen Erkenntnissen.

Dieses Buch über den ersten Verfechter der Asepsis (sprich der Verringerung krankheitsverursachender Mikroorganismen in der Nähe des Patinten) ist wirlich ein Must read für jeden Fan medizinischer Sachbücher und für alle, die sich für Berichte von großen Denkern und Forschern begeistern können. Es ist auch alles so beschrieben, dass man selbst nicht medizinisch vorgebildet sein muss, um dem Buch folgen zu können.

Für mich bis jetzt das beste Sachbuch 2018.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Verdammt spannend!

Fake
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Was passiert, wenn ein Idol der Nahost- Friedensbewegung dummerweise durch einen Drohnenangriff des eigenen Staates umkommt? Richtig, die heiklen Friedensverhandlungen könnten scheitern. Was macht man ...

Was passiert, wenn ein Idol der Nahost- Friedensbewegung dummerweise durch einen Drohnenangriff des eigenen Staates umkommt? Richtig, die heiklen Friedensverhandlungen könnten scheitern. Was macht man da? Na klar, das Idol wieder lebendig! Klingt komisch? Nicht für den Ex- Geheimdienstler Pete Town, der genau für diese Aufgabe aus dem Ruhestand berufen wird, um diese heikle Mission, die über Wohl und Wehe des Friedens im Nahen Osten mitentscheidet, durchzuführen. Doch er hat auch mächtigde und einflussreiche Gegenspieler, denen daran gelegen ist die Situation im Nahen Osten zu destabilisieren...

Man merkt Fake ganz deutlich an, dass James Rayburn normalerweise Drehbücher schreibt. Das Buch liest sich wirklich wie ein Kinofim, man hat jede Szene plastisch vor Augen, Action und Momente mit Thrill kommen nicht zu kurz, doch auch die Figuren sind nachvollziehbar entworfen. Mein Favorit ist Dudley Morse, lest es selbst, was für ein Lebensweg, was für ein Mann! Kein strahlender Held mit glänzender Rüstung, eher das ganze Gegenteil, aber was für ein Buchcharakter! Wow! Man muss James Rayburn damit also auch ein Händchen für gut geschriebene Antagonisten attestieren, Morse und Littlefield sind so extrem, aber eben auch extrem glaubwürdig.

Auch die Mission selbst ist derart gewagt, halsbrecherisch und ein kleines bisschen irre, man mag gar nicht an den Erfolg der Operation glauben.

Ich kann Fake allen Fans von politischen Thrillern und auch jedem, der Bücher mit dem gewissen cineastischen Flair mag, wirklich nur ans Herz legen.