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Veröffentlicht am 09.10.2018

Redwood Love 1

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Meinung

Theoretisch ist Redwood Love ein Roman, der mir gefallen könnte. Es wurde ja immerhin eine beschauliche Kleinstadtatmosphäre und ältere Charaktere versprochen, die bereits mit beiden Beinen im ...

Meinung



Theoretisch ist Redwood Love ein Roman, der mir gefallen könnte. Es wurde ja immerhin eine beschauliche Kleinstadtatmosphäre und ältere Charaktere versprochen, die bereits mit beiden Beinen im Leben stehen und - wie die Protagonistin - sogar schon Kinder haben. Aber im Grunde ist Redwood Love ein Liebesroman, der eigentlich lieber ein New Adult Roman geworden wäre. Da wären zum einen die Figuren, die alle wahnsinnig hübsch sind (besonders die männlichen), es aber nicht wissen (die Frauen) und so rein und gut sind, dass sie alle anderen um sie herum in den Schatten stellen. Natürlich hat der Love Interest drei (unglaublich gut aussehende) Brüder, damit aus der einen Geschichte nur ja eine Trilogie werden kann. Ihr kennt das Schema.

Gespickt war der Roman mit zahlreichen Satzwiederholungen, um den LeserInnen Eigenschaften von Personen wieder ins Gedächtnis zu rufen oder um daran zu erinnern, was vor drei Kapiteln geschehen ist. Ein bisschen mehr Vertrauen sollte Frau Moran doch in ihre LeserInnen setzen, ich für meinen Teil empfand es als lästig. Eines der besten Beispiele dafür ist Averys Eigenschaft, dass ihr Herz stets, wenn der Mann ihrer Träume nett zu ihrer Tochter ist, zu schlagen aufhört. Ein Glück, dass nicht jedes Mal gleich der Notarzt kommen musste, aber bei der Häufigkeit sollte sie doch bitte dringend einmal einen Kardiologen aufsuchen.

Es ist wieder einmal das unausgeschöpfte Potenzial, was Redwood Love zu nicht mehr als einer netten Abendlektüre macht. Warum wird ein riesiges Marketingspektakel aus einem Ort gemacht, der nicht mehr als eine blasse Kulisse ist? Dass der Verlauf der Geschichte innerhalb der ersten Seiten ersichtlich ist: geschenkt. Dennoch wäre ein wenig mehr Platz für Wendungen oder das Privatleben der Charaktere sicher vorhanden gewesen. Denn wenn Avery sich anderen Dingen befasst, als das Vergleichen ihres fiesen (wirklich fiesen, fiesen) Exmannes mit ihrem Love Interest to be oder eben mit dem letzteren, liest sich der Roman wirklich unterhaltsam.

Der Roman ist erstaunlich divers, obwohl ich mir immer noch nicht sicher bin ob das alles nicht nur hinzugefügt wurde, weil die Autorin sich in der Pflicht gefühlt hat. Wie man der Widmung zu Beginn entnehmen kann, ist ihr Neffe selbst Autist und so erklärt sich zumindest die Tochter mit Autismus der Protagonistin. Allerdings kommt auch dieser Roman nicht ohne den klischeehaften schwulen Freund aus, der nicht mehr als ein netter Sidekick ist. Auf die Alzheimererkrankung einer anderen Person wird sicher in den Folgeteilen eingegangen. Weiterhin wird ein Charakter der taub ist, eine größere Rolle in einem weiteren Roman spielen. Bei all dem genannten fehlten mir (zumindest in diesem ersten Band) die Konflikte. Ein kleiner Ort, in dem sich alle kennen und über auf Twitter alles austratschen was der Nachbar macht, kommt es nirgends zu Auseinandersetzungen oder Problemen aufgrund bestimmter körperlicher/geistiger Eigenschaften. Die Tochter, die überall sonst auf Probleme gestoßen ist, verändert sich urplötzlich. Avery wird von allen vergöttert, die nicht gerade auf Cade scharf sind, und muss an keiner Stelle mit Eifersüchteleien rechnen. An allen Stellen sind sämtliche Menschen verständnisvoll und erst auf den letzten Seiten kommt es kurz zu einer Auseinandersetzung, die jedoch schnell aus dem Weg geräumt wird. So sehr ich mich über das Drama in New Adult Romanen beschweren, so sehr hätte ich mir zumindest ein wenig davon hier gewünscht. Von daher halte ich diesen Roman für die Lebenslagen sinnvoll, in denen es den LeserInnen nach Harmonie und Kitsch sehnt.

Tatsächlich hat mir besonders gefallen, dass sich die Liebesgeschichte erst langsam entwickelt. Was bei erneutem Auseinandersetzen mit dem Gelesenem seltsam erscheint, da sich ihnen ja nicht wirklich viel in den Weg stellt. Cade nicht zu mögen, ist schwierig, dafür hat Moran gesorgt. Ihm wurden sämtliche Eigenschaften eines Traumprinzen zugeschrieben und sein Verhalten ist, bis auf kleinere Ausnahmen, kaum übergriffig. Wie lange haben wir sowas schon nicht mehr gehabt? Verrückt, oder? Avery ist aufgrund ihrer Vergangenheit in vielen Dingen vorsichtig und muss sich selbst erst wieder finden. Dieser Aspekt war tatsächlich der interessanteste, ich kann allerdings verstehen, warum dem nicht so viel Raum gegeben wurde. Dafür ist es einfach das falsche Genre. Ich denke ein Blick auf das Originalcover beschreibt ganz gut, warum der Roman hier bei uns ganz andere Erwartungen aufwirft.


Fazit



Bei Redwood Love "Es beginnt mit einem Blick" handelt es sich eindeutig um eine Mogelpackung. Die irreführende Werbung suggeriert einen Wohlfühlroman für Fans der Gilmore Girls, dabei reiht er sich nur in die Liga der schlechten Abklatsche, wie etwa Alles, was du suchst, ein.

Wenn ihr auf der Suche nach leichter Lektüre ohne Drama und mit garantiertem Happy End seid, könnt ihr bei Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick nichts falsch machen.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Muss es denn gleich für immer sein?

Muss es denn gleich für immer sein?
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Meinung

Der Anfang des neuen Kinsella liest sich gewohnt unterhaltsam und verspricht dennoch Neues: Ein Paar das bereits viele Jahre zusammen ist und es, hoffentlich, am Ende des Romans immer noch sein ...

Meinung



Der Anfang des neuen Kinsella liest sich gewohnt unterhaltsam und verspricht dennoch Neues: Ein Paar das bereits viele Jahre zusammen ist und es, hoffentlich, am Ende des Romans immer noch sein wird. Und das erste Drittel ist auch durchaus kurzweilig.

Muss es denn gleich für immer sein? schlägt ungewohnte ernstere Töne an. Es scheint, als ob selbst eine Erfolgsautorin wie Sophie Kinsella mit der Zeit geht und auf gewisse Trendzüge aufspringt. Dies betrifft vor allem Protagonistin Sylvie. Diese weist zwar die üblichen Charakterzüge einer Kinsellaprotagonistin (schlagfertig, tollpatschig, ungestüm) auf, zeigt jedoch ein vom Muster abweichendes Verhalten. Die Kombination aus den negativen Wesenszügen, die einem bekannt vorkommen können, hat man u.a. die Becky Bloomwood gelesen, plus diese neuen Atributen machten es mir nicht ganz so einfach, mit Sylvie warm zu werden.

Sylvie und ihr Dan führen eine klischeehafte Ehe. Nach all den Jahren gibt es kaum etwas, was die beiden noch überraschen könnte. Außer die Nachricht ihres (gemeinsamen) Hausarztes, dass sie noch ein sehr langes gemeinsamen Leben vor sich haben werden. Und auf einmal überkommt die beiden Panik. Wie sollen sie die kommenden Jahrzehnte nur herum bekommen?

Überraschungen, bei denen im Vorfeld ersichtlich ist, dass diese scheitern werden sind zwar amüsant zu lesen, allerdings sind sie ebenfalls klassischer Bestandteil eines Kinsella. Neueeinsteiger werden ihre Freude daran haben, wenn auch dort sicher der Fremdschämfaktor vorhanden bleibt.
Bis zu diesem Punkt könnte Muss es denn gleich für immer sein? ein weiterer netter ChicLit Roman für Zwischendurch sein. Wäre da nicht Sylvies krankhafte Verehrung für ihren verstorbenen Vater und die aus dem Nichts auftauchende Eifersucht auf eine Person, die in all ihren Ehejahren mit keinem Wort Erwähnung gefunden hat. Es werden künstlich Probleme erzeugt, weil Figuren nicht miteinander kommunizieren. Und dies auf mehreren Ebenen. Wen dies in Filmen bereits in den Wahnsinn treibt, wird auch bei Muss es denn gleich für immer sein? kurz vor der Verzweiflung sein. Sowohl das Herbeiführen der Probleme, als auch deren Auflösung hätten nicht klischeehafter gezeichnet werden können.

Besonders positiv war das Gefühl, gemeinsam mit der Autorin „erwachsen geworden zu sein“. Auf einmal sind die Protagonistinnen nicht nur im gleichen Alter, sondern auch noch Mütter. Mütter, die Ähnliches erleben oder mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Und die, im Gegensatz zu anderen Figuren von Kinsella, realitätsnah und authentisch wirken.

„Aber seit ich kleine Kinder habe, kann ich mir nur noch ganz bestimmte Informationen merken: 1. dieses Rezept für Hähnchensticks, 2. die Titelmelodie von Peppa Pig, 3. an welchem Tag die Mädchen Schwimmunterricht haben (dienstags).“
– Seite 59

Fazit



Die ungewohnten ersten Töne und das, für das Genre, untypische Thema hätten ein perfektes Leseerlebnis werden können. Leider bringen klischeehafte Wendungen einen faden Beigeschmack mit ein. Auch ist ein klares Muster, wie Sophie Kinsella Protagonistinnen erstellt, erkennbar. EinsteigerInnen, die bislang noch keinen Roman der Autorin gelesen haben, würde ich trotzdem eher zu Muss es denn gleich für immer sein? Als zu einem der älteren Bücher raten. Verheiratete Eltern werden sich sicher in der ein, oder anderen, Situation wieder erkennen.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Der Zauber zwischen den Seiten

Der Zauber zwischen den Seiten
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Meinung
Der Zauber zwischen den Zeilen erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Leben über Zeiten hinweg miteinander verwoben zu sein scheinen. Wie bei vielen anderen Büchern dieser Art, in denen Aufzeichnungen ...

Meinung
Der Zauber zwischen den Zeilen erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Leben über Zeiten hinweg miteinander verwoben zu sein scheinen. Wie bei vielen anderen Büchern dieser Art, in denen Aufzeichnungen gefunden und Rückblenden den weiteren Verlauf erzählen, ist es auch hier wieder die Geschichte in der Geschichte, die den besonderen Reiz ausübt.

Die Sprache des Romans ist sehr bildhaft und lässt dabei Welten vor dem inneren Auge entstehen. Der Part des 19. Jahrhunderts sowie der blumige Schreibstil Cabonis haben letzendlich dazu geführt, dass ich den Ausgang des Buchs unbedingt in Erfahrung bringen wollte. Alleine aufgrund von Sofia wäre dies so wohl nicht der Fall gewesen. Sofia ist eine anstrengende und naive Protagonistin die in meinen Augen kaum dazu lernt. Nicht einmal ihre Liebe zur Literatur konnte ihr allgemeines Wesen bei mir wieder gutmachen. Im Gegensatz dazu steht Clarice, deren Story mir eindeutig mehr zugesagt hat und mit der es sich einfacher verhält, ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Dieser Umstand wirkt ein wenig absurd wenn sich vor Augen geführt wird, wie viel die beiden Figuren eigentlich gemein haben.

Der Zauber zwischen den Seiten lebt unter anderem durch die häufig verwendeten Zitate (u.a. zu Beginn der Kapitel). Im Gegensatz zu anderen Romanen, die ich zum Thema Liebe zum Buch gelesen haben, wirken sie nicht Fehl am Platz. Sie verstärken den Eindruck, dass hier die Leidenschaft zum geschriebenen Wort gefeiert und gelebt wird.

Fazit
LiebhaberInnen von Romanen mit zwei Zeitachsen, bei denen irgendwelche Briefe oder sonstige Aufzeichnungen gefunden werden und dadurch gelebte Leben erneut oder zum ersten Mal aufgedeckt werden, werden dieses Roman sicher lieben. Da ich kein all zu großer Fan dieses Genres bin müssen die Punkte „Charaktere, Story und Auflösung“ gut ineinander greifen. Bei diesem Buch hapert es allerdings an der Protagonistin und somit war es für mich kein Sommer Must Read. Der Zauber zwischen den Seiten zeigt allerdings das Potenzial der Autorin und ich werde sicher wieder zu einem ihrer Bücher greifen.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Abbruchrezension - enthält Spoiler!

Frühling im Kirschblütencafé
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Das Schlimmste an diesem Roman ist, dass er genau mein Guilty Pleasure Muster bedient (Café, Neuanfang, Selbstständigkeit in einem kreativen Beruf) und noch nicht einmal wirklich schlecht ist. Gut, die ...

Das Schlimmste an diesem Roman ist, dass er genau mein Guilty Pleasure Muster bedient (Café, Neuanfang, Selbstständigkeit in einem kreativen Beruf) und noch nicht einmal wirklich schlecht ist. Gut, die Protagonistin ist wahnsinnig naiv. Ihre Freunde erinnern an NPC aus Videospielen aber insgesamt ist Frühling im Kirschblütencafé ein toller Sommerroman. Leicht, ohne tiefer zu gehen und wahrscheinlich ein Titel, der sich nebenher gut weglesen lässt. Ich selbst hatte jedoch immer wieder Schwierigkeiten, mich bei (Lese-)laune zu halten. Dieser Umstand ist sicher meinen Erwartungen zu schulden. Ich kenne diese Art von Romanen in- und auswendig. Die Anfänge sind fast und die Enden sind immer identisch. Mir kommt es auf den Weg dahin an. Werden die Figuren die Geschichte tragen? Ist die Reise und die Wandlung der Protagonistin nachvollziehbar? Lassen sich diese Fragen mit ja beantworten, sind unterhaltsame Lesestunden vorprogrammiert.

Bis sich ein stetiger Lesefluss eingestellt hat, wurde Frühling im Kirschblütencafé dann doch auf einmal das, was es sein wollte (sollte?): Ein „Wohlfühlroman“. Mir ist bis heute nicht klar, warum Frauenfiguren in Romanen immer erst von ihrem Freund/Verlobten verlassen oder von ihrem Ehemann betrogen werden müssen, damit sie sich wagen, ihren Träumen nachzujagen. Da dies aber viele solcher Romane betrifft, müssen sich die LeserInnen auch hier wieder einmal mit den Tränen und Hoffnungen der Protagonistin berieseln lassen. Und wenn dann endlich die Tränen getrocknet und die Ärmel hochgekrempelt werden, kommt nicht nur in das brachliegende Café wieder Leben. Lizzies Versuche, das Lokal ihrer Freunde ans Laufen zu bekommen und dabei ihr eigenes kleines Imperium von Nähkursen zu starten war der interessanteste Part der Story. An dieser Stelle hätte es gerne mehr in die Tiefe gehen dürfen. Als der Roman also auch endlich mit erreicht hat, kam der Schlag mit der Abrissbirne. Achtung, ab dem nächsten Absatz werden die angekündigten Spoiler folgen.

Lizzie, die ihren untreuen Exfreund immer noch nicht hinter sich lassen konnte, nähert sich (wer hätte es nicht geahnt) ihrem Jugendschwarm Ben an. Natürlich muss bei einer Rückkehr in das Dorf der Kindheit immer die ehemalige Große Liebe, oder – wie in diesem Fall – der damalige Schwarm anwesend und verfügbar sein. Kurzzeitig sind sich die beiden erst einmal feindselig gegenüber eingestellt, doch auch das legt sich rasch und die beiden merken, dass sie sich in ihrer Jugend relativ anziehend fanden. Dabei schleppt Ben DAS große Geheimnis schlechthin mit sich herum. Bis zum Erbrechen wird die Auflösung immer wieder nach hinten verschoben. Anlässe, es zu erwähnen, gibt es jedoch im Übermaß und so werden die LeserInnen künstlich auf die Folter gespannt. Bens Grund, in die alte Heimat zurück zu kehren und bei Freunden unter zu kommen ist recht banal. Er hat sich von seiner Freundin getrennt. Der Grund ist dann auch die eine Sache, über die Ben vorher nicht sprechen wollte. Seine Exfreundin wurde schwanger. Gesagt hat sie ihm nichts. Aber zum Glück wühlt Ben gerne im Müll herum und findet einen positiven Schwangerschaftstest. Als sie von einer angeblichen Geschäftsreise nach Hause kommt, konfrontiert er sie mit dem Test und sie eröffnet ihm, dass sie in einer Klinik gewesen ist, um die Schwangerschaft abbrechen zu lassen. Dies alles erzählt er Lizzie und die beiden stimmen den Chor der Empörten an.

Vielleicht mag es albern sein, aufgrund dieser einen Stelle den Roman wegzulegen. Allerdings wurde ich bis zu diesem Punkt nur recht dürftig unterhalten. Würde es sich um eine tiefgründigere Geschichte handeln, in dem auf diesen Teil des Plots weiter eingegangen wird, hätte ich mit Sicherheit weiter gelesen. Da dieser Punkt allerdings ausschließlich als Aufhänger dient, Lizzie und Ben zusammen zu bekommen (beide wurden durch die ExpartnerInnen verletzt), ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht für alle, die für die Abschaffung von § 219a kämpfen.

„O Gott“, rief ich entsetzt, „wie konnte sie nur? Wie konnte sie das tun?“
– Seite 216

Tja Lizzie, du hättest sie einfach selbst fragen können. Aber absurde Beschuldigungen einer Person die du überhaupt nicht kennst, nur um deinem Love Interest zu gefallen sind sicherlich viel einfacher. Es passt allerdings zu ihrem Charakter, der nicht mehr als ein Fähnchen im Wind ist.

Ob meine Reaktion übertrieben ist, mag dahingestellt sein. Vielleicht wird sogar im weiteren Verlauf noch einmal näher darauf eingegangen. Da der Roman (wie bereits erwähnt) jedoch nicht das Gefühl auslöst, ihn unbedingt beenden zu wollen, war das für mich der Anlass, ihn an dieser Stelle zu beenden. War ich zuvor noch leicht enttäuscht, eine schlechte Auswahl getroffen zu haben, wandelte sich diese Enttäuschung an dieser Stelle in Wut um. An Romanen, die auch dem Genre ChicLit eingeordnet werden können, hat mich schon immer gestört, dass (meist amerikanische) zweifelhafte Wertevorstellungen unbedingt eingearbeitet und vermittelt werden müssen. Dabei reicht die Bandbreite von Bodyshaming über Lookismus bis hin zu Sexismus. Diese Art von Bashing war allerdings tatsächlich mal etwas Neues und es ist mir auch völlig egal, ob es die persönliche Meinung der Autorin darstellt oder nicht. Was soll das denn darstellen? Ein kunterbunter Sommeroman, der „dunkle“ Themen nur anstreift, um eine Begründung für eine Beziehung zu finden? Das ist bei New Adult Romanen schon nervig bis untragbar.

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Solche „Hindernisse“ gehören durchaus in Romane. Ich persönlich lese lieber Bücher in denen nicht alles glatt läuft und in denen den Protagonistinnen/Protagonisten einiges zugemutet wird. Miese Charaktereigenschaften zählen ebenso dazu wie Figuren, die dafür geschaffen sind, dass sie gehasst werden sollen. Allerdings zielt hier alles darauf ab, die Protagonistin und ihren Freund-to-be in einem besseren Licht strahlen zu lassen. Es wird direkt klar, die beiden sind die Guten. Die Exfreundin ist das Böse in Person, ohne dass nur ansatzweise hinterfragt wird, was sie zu dieser schwerwiegenden Entscheidung gebracht hat. Oder wie sie sich selbst damit fühlt.

Aus diesem Grund/diesen Gründen gibt es von mir keine Empfehlung für Frühling im Kirschblütencafé. Wenn ihr daran interessiert seid, kann ich euch beizeiten einen Beitrag mit Romanempfehlungen zusammenstellen, in denen die Themen Café, Neuanfänge usw. besser rübergebracht worden sind.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Magic Academy

Magic Academy - Das erste Jahr
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Meinung

Über die Welt, in der Ryiah lebt, dringt kaum etwas durch. Es gibt Ryiahs Heimatort, einen Wald den sie und ihr Bruder Alex durchqueren mussten und dann eben die Akademie. Aufgrund des Fehlens ...

Meinung



Über die Welt, in der Ryiah lebt, dringt kaum etwas durch. Es gibt Ryiahs Heimatort, einen Wald den sie und ihr Bruder Alex durchqueren mussten und dann eben die Akademie. Aufgrund des Fehlens von Elektrizität und des Vorhandenseins von Badezubern wird Magic Academy wahrscheinlich in Zeit, ähnlich unseres Mittelalters spielen. Bis auf wenige Beschreibungen innerhalb der Akademie beschränkt sich der Weltenbau in diesem ersten Band lediglich auf die Natur, in der sich die Erstklässler häufiger für Prüfungen sowie Kämpfen aufhalten müssen. Auch wenn der Fokus auf Ryiah und ihrer Entwicklung auf der Akademie liegt, fehlten mir schlicht Informationen, um ein runderes Bild heraufbeschwören zu können. Die Nutzung von vielerlei Gegenständen, wie etwa den Glasflaschen die den Schülern zum Training gegeben werden, passen auch nicht ganz in diesen Bild. Ich erwarte von einem phantastischen Jugendroman sicher keine historisch korrekte Wiedergabe einer Welt. Allerdings ist es mir dennoch wichtig zumindest das Gefühl zu haben, die Autorin hätte sich ein paar Gedanken zum Weltenbau gemacht. Dieses Fehlen an Details schlägt sich leider auch auf die Figuren und deren Fähigkeiten nieder.

Ähnlich wie dem Rezenten Bentley auf Goodreads kam auch mir die Frage auf, was für Konsequenzen ein Rauswurf – oder das freiwillige Aufgeben – noch im ersten Schuljahr für die Schüler mit sich zieht. Denn die Quote der Abbrecher ist hoch, egal in welcher Magiekategorie sie sich sehen. Neben Kämpfern wie Ryiah werden Alchemisten sowie Heiler auf der Akademie ausgebildet. Das Niveau der Anfänger fällt dabei recht unterschiedlich aus. Wer es sich leisten kann, zieht vor dem Besuch der Schule einen Lehrer zur Hand. Menschen aus niedrigeren Kreisen, zu denen auch die Protagonistin zählt, die ihre Magie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckt haben, wird der Einstieg umso schwerer gemacht. Aber was ist nun mit den adligen Schülern, die bereits ein großes Vorwissen angehäuft haben, denen aber die barbarischen Zustände auf der Akademie zu wider sind? Nach all den Jahren Unterricht sowie einem Jahr dort sollten sie genug Wissen summiert haben um als Heiler oder Alchemist tätig werden zu können. Und auch all die Krieger die nicht zur königlichen Armee geschickt werden, denn das Kontingent ist (warum auch immer) stark begrenzt, müssen ebenfalls irgendwo untergebracht werden. Ich hoffe wirklich sehr, dass dies in den weiteren Büchern näher erläutert wird, ansonsten wäre mir die Erklärungen im Roman einfach zu dürftig.

„It’s never explained what happens if they fail and have to leave. Does their magic just disappear? Why can’t those individuals go on to try and hone their powers on their own? What makes the academy so necessary? It’s not like Ryiah was really taught anything by her teachers. In fact, the majority of learning she does in this book is because of hints other students, like Darren, give her.“
– Bentley auf goodreads.com

Die Art und Weise, wie die Schüler in der Akademie ausgebildet werden, erschließt sich mir nicht. Gerade von Menschen, die auf die Schlachtfelder geschickt werden sollen, erwarte ich Teamgeist und keinen Alleingang. Der ganze Roman ist zusammengefasst allerdings eine Abfolge von Prüfungen, die stets als die härtesten angekündigt werden (nur um dann bei der nächsten noch fordender zu werden) und in denen von den Anwärtern erwartet wird, ihren Mitstreitern in den Rücken zu fallen. Die Botschaft zwischen den Zeilen schreit danach, dass Egoismus das einzige Mittel ist welches die Schüler zum Erfolg bringen kann. Auch wurde mir der Sinn der Abschlussprüfung der Alchemisten nicht klar. Alle beteiligen Schüler bekommen in dieser Prüfung ein Halluzinogen verabreicht und müssen, so wird es immerhin dank einer Unterrichtsstunde von Ryiah einige Kapitel vorher erklärt, gegen Schemen ankämpfen um nicht freiwillig die Akademie zu verlassen. In Bezug auf diese Vorkenntnis, mag diese Prüfung eines Sinn machen. Betrachtet man sie jedoch genau so, wie sie vor allen Augen der Eltern und des Königshauses stattfindet, macht sie reichlich wenig Sinn. Alle Schüler liegen benommen auf einer Wiese und wer am längsten benommen herumliegt, gewinnt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass derjenige, der auf dem Schlachtfeld als erstes wieder auf den Beinen steht, die besseren Überlebenschancen erhält.

Ryiah ist es wahnsinnig wichtig, eine Kriegerin zu werden. Es ist alles was sie will und dafür gibt zugegebenermaßen alles. Tatsächlich würde sie auch lieber ein Körperteil verlieren, als einen Kampf. Bei all dem Elan ist mir nicht deutlich geworden, warum dies ihr Ziel ist. Es gibt weder einen Mord zu rächen, noch einen Krieg zu gewinnen (es gibt lediglich eine Königsfamilie, über die kaum etwas bekannt ist, außer dass deren Söhne heiß sind). Ryiah möchte auch nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern oder einem anderen Vorbild treten. In den Folgebänden sollte daher auf jeden Fall ein Motiv auftauchen. Der pure Kampfeswillen ist mir leider nicht ausreichend genug.

„Ich würde lieber einen Arm oder ein Bein verlieren als einen Kampf.“
– Seite 396

Über all das Vorgenannte könnte ich hinwegsehen, gäbe es nicht die sich anbahnende Liebesgeschichte. Jugendbuchfantasy ist, so könnte man meinen, nicht ohne das Vorhandensein einer Love Story möglich. Egal wie Fehl am Platz sie wirken mag, sie muss untergebracht werden, ansonsten scheint das jeweilige Buch nicht verkaufbar zu sein. Unabhängig davon, dass die Protagonistin in diesem ersten Band mit ihren 15 Jahren noch relativ jung ist und man ihr eine hormonbedingte Naivität zuschreiben könnte, fühlt sich hier vieles einfach falsch an. Leider hat Carter kaum ein Klischee ausgelassen, um den Love Interest von Ryiah zu Papier zu bringen. Der Prinz ist aus diesem Grunde natürlich nicht nur wahnsinnig gutaussehend, sondern zudem auch extrem borniert, mysteriös (weil er sich immer zurückzieht und kaum Aufmerksamkeit auf sich lenkt) und die meiste Zeit ziemlich gemein zu seiner (wahrscheinlich) Zukünftigen. Hier wird die klassische Liebesgeschichte erzählt, in der sich die beiden Beteiligten zu erst überhaupt nicht ausstehen konnten und dann aufgrund der vielen, gemeinsam verbrachten, Zeit doch zusammenfinden. Der Großteil dieser Zeit behandelt der Prinz Ryiah allerdings wie den Dreck, der sich unter seinen Schuhen angesammelt hat. Und natürlich wird dies damit begründet, dass er sie vor den Quälereien der anderen Schüler schützen möchte. Wenn ich nur einmal eine solche Geschichte lesen dürfte, in dem der Love Interest zu der Protagonistin hält und sich an ihre Seite stellt. Und wer hätte es gedacht, natürlich taucht auch die wirklich hübsch, dafür aber auch ziemlich böse, Konkurrentin auf.

Das Cover passt erstaunlich gut zur Geschichte, allerdings mag ich es einfach nicht, wenn Figuren vorgegeben werden, um die sich eigentlich mein Kopfkino kümmern soll. Es ist immer eine Geschmacksache, ich bevorzuge es einfach, wenn nicht versucht wird, eine oder mehrere der Charaktere auf dem Cover abzubilden.

Fazit



Grundsätzlich mag ich das Konzept. Jugendfantasy, die auf einer außergewöhnlichen Schule spielt, spricht mich seit ich als Kind Harry Potter gelesen habe an. Die Art, wie Magic Academy ausgearbeitet wurde, sagt mir in erster Linie auch zu. Wären nicht all die Kleinigkeiten, die sich (in der Menge betrachtet) zusammengefasst zu einem unguten Gefühl zusammenschließen.

Das Original ist in einer Zeit (2014) erschienen, in der sich eine gewisse Art von Jugendliteratur – gerade im Bereich der Fantasy – gut verkauft hat. Der späte Start hier in Deutschland führte leider zu einem Wiedererkennen von bestimmten Mustern, die bereits eine Menge Romane zuvor zusammenhielten.

Fantasyunterhaltung die an der Oberfläche kratzt und kein komplexes Worldbuilding enthält: genau dies ist Magic Academy. Für zwischendurch komplett in Ordnung, einen großen Mehrwert stellt es in meiner Sammlung allerdings nicht dar.