anne Mommsens aktueller Roman- Leichte, maritime Unterhaltungslektüre; allerdings diesmal leider auch mit leichten Schwächen.
Greta ist Stewardess bei der Lufthansa und bislang hat es ihr immer gut gefallen, exotische Ziele ansteuern zu können. Doch eines Tages erleidet sie kurz vor dem Abflug eine Panikattacke, aufgrund einer ...
Greta ist Stewardess bei der Lufthansa und bislang hat es ihr immer gut gefallen, exotische Ziele ansteuern zu können. Doch eines Tages erleidet sie kurz vor dem Abflug eine Panikattacke, aufgrund einer vorhergehenden Magenverstimmung und beschließt ganz spontan, ihre Tante Hille, die auf einer kleinen Insel lebt, zu besuchen, sich also eine kurzfristige Auszeit zu nehmen. Tante Hille freut sich sehr über ihren Besuch, doch sie macht ihrer Nichte auch klar, dass es Greta nicht helfen wird, den Kopf in den sprichwörtlichen Sand zu stecken. Wenn es nach ihr ginge, sollte Greta sich mit ihren Panikattacken auseinandersetzen, sich diesbezüglich ärztlichen Rat einholen, doch Greta möchte das nicht, sucht lediglich den alten Inselarzt auf, der sie erstmal für zwei Wochen krank schreibt.
In dieser Zeit versucht Greta die alten, zahlreichen Bücher ihres Großvaters zu verkaufen, die Hille aus dem Weg haben möchte und tatsächlich kommen in der Folgezeit viele Insulaner vorbei, um sich bei Greta mit neuem Lesestoff zu versorgen. Das bringt Greta auf eine Idee. Sie beschließt Nägel mit Köpfen zu machen und in dem leer stehenden Geschäft ihrer Tante, direkt am Strand, eine Buchhandlung aufzumachen. Obwohl Greta ein wenig Ehrfurcht und Angst beschleicht, ihren guten Job bei der Lufthansa zu kündigen und alle Brücken auf dem „Festland“ abzubrechen, ist die Angst vor weiteren Panikattacken doch größer. Zudem hat sie ihre langjährige Freundschaft zu dem ehemaligen Nachbarsjungen Claas, der mittlerweile ein attraktiver Mann geworden ist, erneuert. Allerdings scheint Claas mehr von ihr zu wollen, als nur eine platonische Freundschaft. Und dann steht plötzlich Gretas Exfreund, der Pilot Florian, der sich nach ihrer kurzfristigen Affäre eine Bedenkzeit erbeten hatte, vor ihr und es sieht so aus, als ob er sich nun entschieden hätte, für eine Beziehung mit Greta. Doch er ahnt da noch nicht, dass Greta nicht mehr zurückkehren möchte in ihren alten Job und in ihr altes Leben. Wie wird er reagieren?
Janne Mommsens aktueller Roman „Die kleine Inselbuchhandlung“, erzählt diesmal die Geschichte einer Frau in ihren vierziger Jahren, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht. Sie will sich beruflich verändern, weil sie fürchtet, ihrem alten Job nicht mehr gewachsen zu sein. Man kann sich gut in Gretas Gedankenwelt hineindenken und auch die Geschichte als solche wird unterhaltsam dargeboten, denn die Dialoge der Insulaner sind wieder einmal herrlich trocken humorig beschrieben; wenn der Autor die Floskel „Da nich für“, allerdings für meinen Geschmack, etwas zu oft benutzt.
Manche Handlungsfäden fand ich leider nicht ganz so überzeugend dargeboten. Nach nur einer Panikattacke beschließt die Romanheldin also, sie setzt alles auf eine Karte, kündigt ihren Job, will stattdessen eine Inselbuchhandlung betreiben und weigert sich zuvor psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch während ihres Aufenthaltes auf der Insel blendet sie ihre Probleme völlig aus, will nicht daran arbeiten, halst sich aber andererseits neue Probleme mit einem eigenen Laden auf.
Mir erschien dieses Verhalten leider absolut nicht schlüssig und dazu zu naiv für eine Romanheldin in Gretas Alter. Wenn der Autor, Gretas Problemen/Panikattacken zumindest einige Romanpassagen mehr gewidmet hätte, anstatt sie nach einer Weile fast völlig auszuklammern, hätte ich die Story, viel glaubwürdiger erzählt empfunden. Und auch in Sachen Liebesbeziehung fand ich Gretas Werdegang, die anfangs zwischen zwei Männern steht, nicht so überzeugend dargelegt. Es fehlten mir einfach tiefschürfende Dialoge zwischen dem Liebespaar. Zwar wurden große Gesten gemacht, doch ich hätte mir etwa Aussprachen zwischen Greta und Florian und Greta und Claas gewünscht. Vieles wurde angerissen, aber nur oberflächlich abgehandelt. Und auch der Handlungsstrang, um eine Affäre, die jemand aus Gretas familiärem Umfeld, einst mit einer anderen Insulanerin hatte, wird anfangs so wunderbar geschildert und mit Gedichten untermalt, nur um dann gegen Ende des Romans, so lieblos und nebensächlich abgehandelt zu werden. Vor allem fehlte auch hier, zum Ende hin, eine klärende Aussprache zwischen der Romanheldin und besagter Person.
Wunderbar fand ich dagegen die bildhaft wirkenden Beschreibungen der Inselbuchhandlung, die so glaube ich, wohl jeden Leser dazu verführen würde, dort zu verweilen, und die besondere Atmosphäre, die der Roman verströmt. Bibliophile werden sich beim Lesen dieser Romanpassagen sicherlich genauso wohl fühlen, wie Leser, die einfach nur einen unterhaltsamen, atmosphärischen und leichten Inselroman schmökern möchten.
Kurz gefasst: Janne Mommsens aktueller Roman- Leichte, maritime Unterhaltungslektüre; allerdings diesmal leider auch mit leichten Schwächen.