Elizabeth Jane Howard ist eine englische Schriftstellerin, die es bei uns noch zu entdecken gilt. Sie hat ein langes, produktives Leben geführt und starb 2014 mit 90 Jahren. Ihre bekanntesten Werke sind die „Cazalet-Chronicles“, der ersten Band die „Jahre der Leichtigkeit“ nun von DTV vorgelegt wird.
Die Cazalets sind eine großbürgerliche Familie, die mit Holzhandel zu Geld gekommen sind. Trotz eines großen Landsitzes gehören sie aber nicht zur Upper Class. Brig älteste Söhne haben den ersten Weltkrieg überstanden und sind ins Familienunternehmen eingetreten, ein Sohn unterrichtet Malerei, träumt aber immer noch von einer Laufbahn als Künstler. Eine Tochter ist unglücklich verheiratet und die jüngste scheint sich mit ihrem Los abgefunden zu haben, ihr Leben den Eltern zu widmen. Jeden Sommer versammeln Brig und Duchy ihre Kinder und Schwiegerkinder und die Schar der Enkel auf dem Landsitz der Cazalets.
Es ist der Sommer 37: in Europa brodelt es, Mosley findet in England genügend Anhänger, die Hitler nicht ablehnen und Chamberlain taktiert um den Frieden zu erhalten.
Aber es ist nicht die große Weltpolitik allein, die die Cazalets bewegt, es sind die Dramen in der Familie. Große Leidenschaften und Ehebrüche, Eifersucht und Entsagung, Konkurrenz und Wettstreit brodeln mehr oder weniger unter der Oberfläche einer heilen Familie.
Howard wirft immer wieder abwechselnd ein Streiflicht auf die einzelnen Figuren. Sie stellt sie in den Vordergrund, lässt ihre Persönlichkeit deutlich werden. Dabei wertet sie die Charaktere nicht, sie begegnet jedem, selbst den Kindern der Familie mit Interesse und Respekt. Das überträgt sich auch auf mich als Leserin, ich fühlte mich wie eine unsichtbare Beobachterin in dieser Familie, war Zeuge ihrer Streitereien, ihrer Nöte und auch ihrer Vergnügungen.
Ich habe ein wenig gebraucht um in den Rhythmus des Romans zu kommen. Ich möchte es mit einem alten Film vergleichen, den man nach langen Jahren wieder sieht und über dessen Langsamkeit und langen Einstellungen man verwundert ist. Genau so ging es mir hier, ich musste mich erst an das zurückgenommene Tempo der Sprache gewöhnen, mich quasi einlesen, um die Feinheiten zu genießen. Aber dann hat mich die Geschichte völlig in Bann gezogen.
Ich freue mich auf die Entdeckung einer großartigen Schriftstellerin.