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Veröffentlicht am 10.04.2019

Tabuthemen für ein Jugendbuch

Das Lied der Träumerin
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Heute gibt es eine Rezi, die mir sehr schwer fällt. Ich mag die Autorin und ihre Bücher normalerweise sehr gerne und kann auch dieser Geschichte einiges abgewinnen, allerdings ist hier meiner Ansicht nach ...

Heute gibt es eine Rezi, die mir sehr schwer fällt. Ich mag die Autorin und ihre Bücher normalerweise sehr gerne und kann auch dieser Geschichte einiges abgewinnen, allerdings ist hier meiner Ansicht nach auch vieles furchtbar schief gelaufen.

Beginnen wir mit dem Positiven, nämlich einer durchaus andersartigen und interessanten Geschichte, die mit ihren vielen musikalischen und literarischen Verweisen eher ungewöhnlich daher kommt. Als Liebhaber von Musik und Literatur gleichermaßen ist die Kombination für mich aber wunderbar gelungen.
Ebenso wie der philosophische Anklang des Buches, der leider aber nicht immer stimmig ist. Von den Figuren hat mir Jeremy am besten gefallen, weil ich ihn als interessantesten und konsequentesten Protagonisten erlebt habe (auch wenn er deutliche Schattenseiten hat).

Nun muss ich leider auch zu den Problemen kommen, die meiner Ansicht nach vor allem mit der Zuordnung des Genres und der Optik etwas zu tun haben. Dieser Roman ist für mich definitiv kein Jugendbuch. Meinetwegen lasse ich das Alter der Protagonisten als Argument dafür dienen, mehr aber sicherlich nicht. Als Elternteil wäre ich ernsthaft wütend, wenn ich meinen Kindern unbedarft anhand der süßlichen Optik dieses Buch gekauft hätte, denn harmlos ist hier nicht viel.
Um das näher zu erklären, sehe ich mich in diesem Fall gezwungen zu Spoilern, was sonst bei mir nicht vorkommt. Wer also nichts über den Inhalt wissen will, möge hier besser aufhören zu lesen.

Dieses Buch behandelt unter anderem sexuellen Missbrauch, der hier völlig verharmlost wird, was mich mächtig auf die Palme bringt. Daneben gibt es ganz explizite Sexszenen, die so in einem Jugendbuch nichts zu suchen haben. Auch Inzest ist ein Thema, was ich eher in einen Roman für erwachsene Leser stecken würde, ebenso wie Hörigkeit, Selbstmord und einiges andere. Homosexualität ist hier auch Thema und kommt nur bedingt gut weg, ebenso gibt es einen starken religiösen Bezug, den ich fast als Versuch des Missionierens empfunden habe.
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die alles tabuisieren wollen, aber der Inhalt und die Optik des Buches gehen überhaupt nicht zusammen. Denn mal ganz ehrlich?
Wer erwartet diese Themen, besonders in ihrer Deutlichkeit bei dieser Verpackung und dem Genre Jugendbuch?

Für mich als Leser ein Ärgernis. Nicht weil die ganze Geschichte schlecht wäre, aber eben aus den genannten Gründen. Ich werde der Autorin, weil ich sie eigentlich gern mag, noch eine Chance geben und hoffe das es sich bei „Das Lied der Träumerin“ um einen Ausrutscher gehandelt hat.

Fazit:
Nicht auf die Optik verlassen und besser nur als Erwachsener lesen.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Es hätte so schön sein können...

Ein unmoralisches Sonderangebot
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Es fing eigentlich gut an, nämlich mit einer hübschen Idee. Zwei Brüder und ihre Frauen sollen sich auf Wunsch des Vaters auf ein Experiment einlassen - Frauentausch für Fortgeschrittene. Denn gleich für ...

Es fing eigentlich gut an, nämlich mit einer hübschen Idee. Zwei Brüder und ihre Frauen sollen sich auf Wunsch des Vaters auf ein Experiment einlassen - Frauentausch für Fortgeschrittene. Denn gleich für ein halbes Jahr sollen sie die Partner untereinander tauschen und dafür winkt ihnen eine Belohnung von 1 Million. Soweit so gut.
Die Sprecherin erzählt dem geneigten Zuhörer eine entspannte Geschichte, die Leser von Chicklit lieben dürften. Dann allerdings nimmt die Geschichte ihren Lauf und bedient immer mehr Klischees, das ganze geht soweit das ich am Ende vorzeitig abbrechen wollte. Es wurde aber wirklich jedes Detail zurechtgeschustert damit auch ja überall ein Happy End zustande kommt. So schade, denn ich mochte die Figuren, ich mochte die Idee und auch die Sprecherin. Von der Autorin ganz zu schweigen. Sonst bin ich wirklich Fan von Kerstin Gier. Hier muss ich leider sagen setzen 6.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Leider muss man hier den Titel wörtlich nehmen

Bullshit Jobs
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In diesem Buch geht es in über 400 Seiten um das interessante Thema Bullshit Jobs. Was genau ist das überhaupt und welche Jobs fallen darunter? Wer macht sie und warum? Und vielleicht der wichtigste Punkt, ...

In diesem Buch geht es in über 400 Seiten um das interessante Thema Bullshit Jobs. Was genau ist das überhaupt und welche Jobs fallen darunter? Wer macht sie und warum? Und vielleicht der wichtigste Punkt, kann oder will die Gesellschaft etwas dagegen unternehmen?

Die Thematik ist wie man sieht durchaus vielfältig und interessant. Man muss aber sagen, das sie für über 400 Seiten einfach nicht reicht. Weniger als die Hälfte an Seiten hätte völlig ausgereicht und dem Buch sogar deutlich besser getan. Denn es wurde viel geschwafelt, wiederholt oder auf andere Weise Lücken gefüllt um auf die besagte Buchlänge zu kommen. Die Infos die rübergekommen sind, musste man sich mühsam zusammensuchen, da es weder gute Übersichten, noch Zusammenfassungen oder gelunge Schaubilder gab. Hier hätte ich mir mehr Ordung, Struktur und Präzision erhofft, um das Thema kurzweilig auf den Punkt zu bringen.
Zum Glück gab es Beispiele von Betroffenen die die Kapitel etwas aufgelockert haben. Leider auch davon wieder zu viele.

Der Schreibstil des Autors konnte mich leider auch nicht vom Hocker reissen. Ich bekam schnell das Gefühl das er sich gerne selbst reden hört, was mir unangenehm auffiel. Auch die mangelnde Konsequenz in seinen Aussagen hat mich eher ratlos gemacht. Ebenso die Frage nach der Zielgruppe. Ich habe auch nach dem Lesen keine Ahnung für wen dieses Buch eigentlich geschrieben wurde.

Bevor man aber nun das Gefühl bekommt, das es gar nichts Gutes zu sagen gäbe, möchte ich natürlich auch noch auf die gelungenen Sachen kommen. Vorneweg das Cover, das für mich wunderbar das Thema wiederspiegelt. Auch der eingängige Titel macht sofort klar worum es geht. Dieser Punkt gefällt mir deshalb besonders gut, weil er nur beim draufschauen schon zur Disskusion anregt, was sicher schon ein Erfolg ist. Ebenso erfreulich fand ich manch für mich neue Information, so das die Lesezeit nicht komplett verschwendet war. Einen Punkt bekommt auch noch die Recherchearbeit, die der Autor sich gemacht hat.

Fazit:
Ich kann für dieses Buch keine Leseempfehlung aussprechen, weil die Struktur in meinen Augen nicht stimmt. Deutlich interessanter finde ich den Zeitungsartikel, der dem Buch zu Grunde liegt. Wer Zeit sparen mag liest lieber den.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Falsch deklariert

Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund
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Naturnahes Kochen von Erwin Seitz ist für mich ein Buch von der Kategorie aussen hui innen pfui. Der erste Eindruck ist nämlich sehr vielversprechend. Ein wertiges, schweres Kochbuch mit tollem, zum Thema ...

Naturnahes Kochen von Erwin Seitz ist für mich ein Buch von der Kategorie aussen hui innen pfui. Der erste Eindruck ist nämlich sehr vielversprechend. Ein wertiges, schweres Kochbuch mit tollem, zum Thema passenden Cover. Man bekommt sofort Lust aufs Kochen und Genießen.

Die vergeht dem Leser dann aber schnell, wenn man
sich das Buch genauer anschaut. Die ersten 105 Seiten sind ausschließlich Warenkunde. Erst danach beginnen die Rezepte. Da finde ich die Deklaration Kochbuch schon übertrieben. Ansonsten finde ich den Gedanken der Warenkunde nicht schlecht, man sollte schließlich wissen was man isst. Teilweise sind die Infos auch echt interessant, allerdings stört mich die massive Werbung. Man könnte meinen die beste Milch gäbe es nur auf dem befreundeten Demeterhof. Klar sollten die Lebensmittel qualitativ hochwertig sein, dafür sollte aber jeder Leser Bauernhöfe vor seiner eigenen Haustüre anschauen. Das macht alleine für den Transport mehr Sinn - der Natur zu Liebe.

Die Rezepte selbst bestehen aus mehreren Abschnitten. Erneut gibt es pro Rezept eine Seite Infos und reichlich Werbung, sodass auch hier wenig Platz für Kochanleitungen bleibt. Da diese aber auch nicht allzu lang ausfallen, reicht ihnen der bescheidene Platz, der ihnen zugestanden wird.

Inhaltlich gefallen mir ein paar Gerichte wirklich gut. Beispielsweise unter der Kategorie schwäbisch trifft orientalisch "Gepökelter Schweinebauch auf Alplinsen mit Joghurt und Raz el Hanout". Es gibt aber auch negativ Beispiele wie Müsli mit Haferflocken. Erstens hat das nichts mit kochen zu tun, zweitens brauche ich dafür kein Buch. Von dieser Sorte gibt es einige Rezepte, sodass auch da noch einiges wegfällt. Was dann übrig bleibt sind wenige schöne Gerichte zum nachkochen. Allerdings fast alle mit Fisch oder Fleisch. (Für Vegetarier/Veganer ist das Kochbuch nicht zu gebrauchen)

Fazit:
Wer etwas über Warenkunde lernen mag, kann sich dieses Buch kaufen. Dafür wäre der Preis allerdings gesalzen. Wer wirklich kochen mag ist mit anderen Werken besser bedient.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Gähnende Leere

Die Kunst, einen Dinosaurier zu falten
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Annika hängt in der Luft. Sie ist in der Phase zwischen Studium und Job bei der sie nicht weiß in welche Richtung sie später gehen möchte. Sie lässt sich lustlos treiben und wird erst durch die Zufallsbekanntschaft ...

Annika hängt in der Luft. Sie ist in der Phase zwischen Studium und Job bei der sie nicht weiß in welche Richtung sie später gehen möchte. Sie lässt sich lustlos treiben und wird erst durch die Zufallsbekanntschaft Marie-Louise aus ihrer Trance gerissen. Gemeinsam verbringen sie einen Sommer der Annikas Leben verändern sollte.

Meinung:
Die Kunst, einen Dinosauerier zu falten hat mich alleine durch seinen Titel schon angesprochen. Poetisch, geheimnisvoll, einfach Neugierde weckend. Auch der Klappentext war interessant und ich rechnete damit, Annika auf einer Reise zum Erwachsenwerden zu begleiten. Leider bekam ich von der Protagnoistin nur eine immer währende Leere. Sie schleppt sich gelangweilt und perspektivlos durchs Leben, weiß nichts mit sich anzufangen und hat auch kein Interesse daran etwas zu ändern. Zugute halten muss ich der Autorin, das sie diese Leere wunderbar rüberbringt. Leider ist da ansonsten aber bis auf ein paar kleine schöne Stellen nicht viel mehr. Es ist kein Sommer voller Aktivität, Spaß mit Freunden usw. wie ihn sicherlich einige von uns kennen in der Zeit nach der Schule beispielsweise. Es sollte eine Zeit sein in der man seine Stärken entdeckt und Interessen ausprobiert um zu wissen wohin die Reise gehen soll. Wenn man schon kein Ziel hat, sollte man wenigstens Spaß daran haben es suchen. Das ist bei Annika nicht der Fall. Sie bleibt für mich abstrakt, schwer nachzuvollziehen und schlicht öde. Die Nebencharaktere die Potenzial hätten, werden nur angerissen und bleiben ansonsten gesichtslos.

Fazit:
Schade, denn das Thema dem sich die Autorin widmet finde ich wunderbar und erzählenswert. Allerdings nicht mit dieser lethargischen Protagonistin, die alles andere als stellvertretend für diese Zeit sein sollte.