Beate Maly entführt uns im zweiten Band um die Geschichte des Sündenbuchs auf eine abenteuerliche Reise in die Neue Welt, nach Amerika. Jana Jeschek, die junge Apothekerin aus Prag, ist mir ihrem Geliebten Conrad Pfeiffer unterwegs, um das Geheimnis zu lüften, das ihr Vater ihr hinterlassen, und das ihm selber den Tod gebracht hatte. Jana besitzt ein goldenes Amulett sowie eine Karte, die ihr den Weg zu dem sagenumwobenen Schatz „El Dorado“ weisen sollen. Die eigenwillige, starrköpfige und starke junge Frau möchte die Freiheit und das Abenteuer an der Seite des geliebten Mannes genießen und herausfinden, was sich in „El Dorado“ verbirgt, und was so wertvoll ist, dass dafür getötet wird. Conrads Motivationen sind hingegen anderer Natur. Der Arzt, dessen Religion die Wissenschaft ist, der an Logik und Vernunft glaubt, und die Phänomene dieser Welt mit dem Verstand lösen möchte, hat an Gold und Reichtum keinerlei Interesse. Sein Ziel ist es, mit Jane eine Familie zu gründen, zu forschen, und Menschen in seiner Profession als Arzt zu helfen. Er willigt jedoch ein, Jana zu begleiten, da er insgeheim hofft, „El Dorado“ möge kein Goldschatz, sondern ein Schatz an Wissen und Erkenntnissen sein. Auf der Überfahrt mit der portugiesischen „Santa Lucia“ wird das Schiff, das auch eine Menge Sklaven befördert, vor Trinidad von Piraten gekapert, und die Wege der beiden Liebenden trennen sich.
Jana und Conrad sind jedoch bei weitem nicht die einzigen Personen, die nach dem berühmten „El Dorado“ suchen. Der Engländer Richard Walton, der von seinem berühmten Schwiegervater Sir Walter Raleigh ebenfalls eine Schatzkarte erhielt, macht sich in Begleitung des treuen, zuverlässigen und loyalen Diener seiner Ehefrau Julia mit dem Schiff „Anne Rose“ auf den Weg nach Amerika.
Und zu guter Letzt ist Jana erneut der unheimliche Mönch auf den Fersen, der sein entstelltes Gesicht stets mit einer Kapuze, seine verkrüppelte fingerlose Hand mit dem Ärmel seiner Kutte, verbirgt. Der unerbittliche Mann, der buchstäblich über Leichen geht, handelt in höchstem Auftrag und trägt den Siegelring des Papstes, in dessen Obhut er die Schatzkarte übergeben soll. Gemeinsam mit seinem Begleiter spürt er Jana auf und es kommt zu einem gefährlichen Finale…
Die aufregende Reise mit den gut gezeichneten Charakteren ist wie erwartet sehr interessant, in flüssigem Schreibstil verfasst und bietet spannende Höhepunkte, als die Wege der Reisenden sich kreuzen. Es tauchen neben den bereits erwähnten Protagonisten auch hoch interessante Nebenfiguren auf, von denen ich den Sklaven Assante und den jungen Bonifàcio mit dem Down Syndrom ganz besonders ins Herz schloss.
Die Schauplätze der Handlungen sind wunderschön beschrieben, scheinen ausgezeichnet recherchiert zu sein. Man erfährt von den Ureinwohner und den fremdartigen Tieren und Pflanzen, die den Europäern bis zu diesem Zeitpunkt fremd waren. Der Sklaverei und all ihren menschenunwürdigen Ansichten und der Piraterie wird große Aufmerksamkeit zuteil, der Leser trifft sogar auf den berühmt-berüchtigten Kapitän Morgan (!). Beate Malys Geschichte spielt im Jahr 1618 – 1619, und man wird nicht nur gedanklich in diese Zeit zurück versetzt. Durch die detaillierte Beschreibung der medizinischen und technischen Entwicklungen in dieser Zeit hat man auch ein ziemlich lebhaftes Bild der Lebensumstände der Menschen in dieser Zeit vor Augen, und zwar jener der Europäer, und jener der Einwohner der so genannten „Neuen Welt“. Ein faszinierendes Abenteuer, in das man tief eintauchen und das man bedingungslos genießen kann. Ich kann nicht umhin, bereits das fünfte Mal fünf Bewertungssterne für ein Buch dieser Autorin zu vergeben und bedanke mich für die freundliche Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplares durch das Team von „Vorablesen“. Herzlichen Dank für diese bereichernde Lektüre!