Eleanor ist mit dem Fahrrad unterwegs, als sich ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit näher. Sie kann sich gerade noch in Sicherheit bringen. Wenig später kommt der Wagen von der Straße ab. Eleanor eilt zur Unfallstelle und stellt fest, dass es sich bei dem Fahrer um ihren Ehemann William handelt, der diesen Unfall nicht überlebt hat. Offensichtlich hatte er zu viel Alkohol getrunken. Eleanor kann das kaum glauben, da William sonst kaum Alkohol trinkt. Doch schon bald stellt sie fest, dass sie ihn offenbar nicht richtig gekannt hat. Denn sie bemerkt eine hohe Barabhebung auf dem Konto, für die sie keine Erklärung hat. Außerdem findet sie eine Tasche mit Frauenkleidern und einen angefangenen Brief von William. Wollte er Eleanor verlassen? Eleanor weiß nicht, was sie glauben soll und beginnt nachzuforschen. Als sie einen Fremden auf ihrem recht abgelegenen Grundstück entdeckt, wirft sie alle Bedenken über Bord und bietet ihm Arbeit und Unterkunft an. War das die richtige Entscheidung?
Die Handlung startet vielversprechend, da man den Unfall von William beobachtet und deshalb sofort mitten im Geschehen ist. Eleanor weiß nicht, was sie glauben soll, denn es scheint so, als ob William nicht der Ehemann war, für den sie ihn immer gehalten hat. Sie beginnt nachzuforschen, allerdings kommt dabei zunächst nicht viel heraus.
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich das kleine englische Dorf und die Charaktere, die man beim Lesen kennenlernt, lebhaft vorstellen. Besonders die Stimmung der Dorfbewohner, die gerne Klatsch und Tratsch verbreiten und den Fremden, den Eleanor bei sich arbeiten lässt, äußerst voreingenommen und kritisch beurteilen, wird sehr gut vermittelt. Die Hauptprotagonistin Eleanor ist eine entschlossene Frau, die durchaus sympathisch wirkt. Dennoch bleibt man beim Lesen etwas auf Distanz. Denn stellenweise reagiert sie recht emotionslos, deshalb fällt es schwer, richtig mit ihr mitzufiebern.
Die Geschichte ist durchgehend interessant, da man, genau wie Eleanor, zunächst nicht richtig einordnen kann, wem man vertrauen kann, welches Geheimnis William hatte und wie sich das auswirken wird. Obwohl die Geschichte interessant erzählt wird, plätschert die Handlung eher gemächlich vor sich hin. Man hat das Gefühl, dass man ein wenig auf der Stelle tritt und die erhoffte Spannung stellt sich, obwohl es durchaus Szenen gibt, die diese hervorrufen könnten, leider auch nur in ziemlich geringem Maße ein. Man bekommt recht bald einen Verdacht, wem Eleanor vertrauen sollte. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt man noch nicht, was wirklich hinter dem Ganzen steckt. Beim großen Finale überschlagen sich die Ereignisse und am Ende wird alles schlüssig zusammengeführt.
Ich habe mich beim Lesen recht gut unterhalten, nicht weniger - aber leider auch nicht mehr. Auf mich wirkte die Geschichte zwar durchgehend interessant und flüssig zu lesen, doch spannende Momente waren eher rar gesät. Da hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Gut hat mir gefallen, dass alles schlüssig zusammenlief und dass das gesamte Ausmaße der Hintergründe nicht sofort vorhersehbar war. Da man über Geschmack ja bekanntlich streiten kann, empfehle ich, sich selbst ein Bild zu machen. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich allerdings "nur" drei von fünf möglichen Sternen.