Die junge Kriminalhauptkommissarin, Emma Hansen die in Ludwigshafen arbeitet, macht sich auf den Weg zur Arbeit. Wie jeden Morgen grübelt sie dabei über dies und das nach. Im Moment aber beschäftigt sie ihr neuer Kollege, Matthias Roth. Was ist er für ein Mensch und warum ist er so zugeknöpft? Sie erschrak schon sehr, als er vorgestellt wurde und sie ihn ja schon kannte. Ihr Chef, Herr Hellmann, bemerkte sofort, dass Emma nicht gerade beseelt war, als sie dem neuen Kollegen dann gegenüberstand.
In Burrweiler in der schönen Pfalz an der südlichen Weinstraße wird ein Todesfall gemeldet. Emma und Matthias sollen das übernehmen, keine Zeit mehr für irgendwelche Grübeleien, die Beiden müssen nun an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten. Der Winzer Alois Straubenhardt ist von seinem eigenen Traktor auf dem Teufelsberg, überfahren worden und es muss nun geklärt werden, war es ein Unfall oder ist hier ein Mord passiert. Die Idylle des kleinen Ortes trügt aber, hier ist nichts so, wie es sein sollte und auch das neue Mutter-Kind-Heim, das an die St.-Anna-Klinik angeschlossen und gerade in einem feierlichen Festakt eröffnet wird, kann da nicht von dem Bösen, was in diesem Dorf herrscht, ablenken.
In der Vergangenheit erfahren wir dann aus Sizilien. Eine junge hübsche Frau, die dann nach Burrweiler kommt und bei einem Pater in die Lehre geht, ist hier die Hauptfigur. Aber man spürt sofort, dass hier etwas nicht stimmt. Warum ist sie so traurig und warum sind ihre Eltern so gemein zu ihr?
Der Burrweiler Dorfpater Clemens Bauer, ist eigentlich überall zugegen. Aber nicht immer hat das was mit seinem Beruf zu tun. Was hat er zu vertuschen? Denn eins ist klar, er hat keine weiße Weste. Aber was hat er getan, dass er dann plötzlich im Visier des Mörders steht?
Auch die anderen Dorfbewohner scheinen alle ein Geheimnis in sich zu tragen. Jeder führt hier hinter dem Rücken des Anderen irgendetwas im Schilde. Aber sicher nichts Gutes! Nur der Täter weiß anscheinend, was hier gespielt wird.
Emma und Matthias tappen hier völlig im Dunkeln und wieder wird eine Leiche gefunden. Ist es Mord oder Selbstmord? Aber sie haben nicht viel Zeit, denn der Mörder lauert schon seinem nächsten Opfer auf. Warum können Emma und Matthias die Spur nicht finden, die im tiefen Nebel verborgen zu sein scheint?
Mehr werde ich jetzt nicht verraten. Lest selbst diesen überaus spannenden Krimi, aber eins sei gesagt, der Mörder hält sich gut versteckt.
Fazit:
Der Autor Jörg Böhm nimmt uns in seinem zweiten Krimi mit nach Burrweiler. Wunderschön beschreibt er hier die südliche Weinstraße. Blumig und sprachgewaltig nimmt er mich mit und ich lasse mich fallen und bin mittendrin. Jedes noch so kleinste Detail habe ich vor Augen, das Kopfkino läuft auf Hochtouren.
Der Schreibstil ist absolut flüssig lesbar. Bildgewaltig und mit einem großen Schuss Humor lässt Jörg Böhm uns teilhaben an seinem Krimi. Ich bin mittendrin und ich spüre jede Einzelheit fast körperlich, ich bin gefangen und kann nicht aufhören zu lesen, nein ich lebe das Buch förmlich. Ein Effekt, der mir bisher nur selten begegnet ist. Ich genieße jede einzelne Seite. Wieder ist die Geschichte gespickt mit so vielen genialen Sätzen, die aufzuzählen die Rezension sprengen würden, aber zwei schreibe ich jetzt trotzdem, die haben mir so super gut gefallen. Seite 159: „Der Ort lag unter ihr in einem schwachen Lichterglanz und wartete darauf, dass die ersten Sonnenstrahlen des jungen Morgens ihn wieder wachküssten.“. Und auf Seite: 256: „Wie der Kalkschleier das Glas hatte erblinden lassen, so war auch Eva Rabold anscheinend nicht mehr in der Lage, die Schönheit des Lebens wahrzunehmen.“
Die Spannung, die das ganze Buch über greifbar ist, kann ich manchmal nicht sehen, sie versteckt sich vor mir und ich habe das Gefühl, was passiert hier jetzt? Genau um dann auf der nächsten Seite aus dem Dunkeln wieder aufzutauchen reißt sie mich wieder mit, denn sie ist ja nicht weg, nur ich konnte sie gerade nicht fühlen. Wow, das ist ein Punkt, der mich völlig überrascht hat, ja eigentlich fast aus der Bahn warf. Zum Schluss hin explodiert die Spannung förmlich und auch jedes noch so kleinste Detail wird hier haargenau aufgedröselt. Alle losen Fäden werden fein säuberlich zu einem ganzen großen Knäuel zusammengebunden.
Wieder sind die Kapitel kurz und knackig und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das gefällt mir gut und macht das Buch zum reinsten Leseerlebnis.
Die Charaktere beschreibt Jörg Böhm mit sehr viel Gefühl und haucht ihnen damit Leben ein. Jeder Einzelne hier bekommt sein eigenes Gesicht. Sie alle aufzuführen würde aber auch hier den Rahmen der Rezension sprengen. Meine Lieblingsfiguren sind hier eindeutig Emma und Matthias, aber auch der Chef, Herr Hellmann, hat es mir angetan. Emma, die wir ja schon aus dem ersten Krimi kennen, bekommt hier ihren eigenen Fall. Sie ist gewachsen, sie hat viel erleiden müssen und hat ihre Eigenständigkeit gefunden. Sie gefällt mir sehr gut, ist sehr sympathisch und gereift. Matthias, der ja neu im Kommissariat ist, hat ein Geheimnis, was ist es? Ich bin sofort bei ihm und kann alles, was er sagt und tut miterleben, so wie auch bei Emma. Aber auch der Mörder wird hier genau beschrieben, ich darf ihm über die Schulter schauen, aber er wird immer fein im Dunkeln gelassen. Ich konnte ihn einfach nicht entlarven und als ich ihm dann tatsächlich auf der Spur war, wurde ich wieder eiskalt davon weggelotst und landete in einer Sackgasse, war wieder völlig weit entfernt von meiner doch schon so heißen Spur. Der Autor versteht es einfach bestens, den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken. Absolut genial und genau das liebe ich an guten Krimis.
Hier kann ich nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Wer den Krimi nicht liest hat selber Schuld und eindeutig ein klasse Buch verpasst.
Hier kommen von mir fünf hochverdiente Sterne. Danke Jörg Böhm für dieses Lesehighlight schon jetzt in 2014.