Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche
The Young Elites (engl.)
von
Marie Lu
Reihe: Young Elites (Band 1)
Genre: Fantasy
Seitenzahl: 416
Erschienen: Januar 2017 (engl. Oktober 2014)
Verlag: Loewe
Preis: 18,95 € (Hardcover); 10,00 € (Taschenbuch);
9,99 € (E-Book)
Zum Buch
Bände:
Young Elites – Das Bündnis der Rosen (Band 2)
Young Elites – Die Herrschaft der Weißen Wölfin (Band 3)
Inhalt
Über Nacht verfärbten sich Adelinas wunderschöne schwarze Haare plötzlich silbern. Seit sie das mysteriöse Blutfieber überlebte, ist die Tochter eines reichen Kaufmanns gezeichnet und von der Gesellschaft verstoßen. Aber die Krankheit hat ihr nicht nur eine strahlende Zukunft genommen, sondern auch übernatürliche Kräfte verliehen. Und Adelina ist nicht die Einzige. Die Gemeinschaft der Dolche wird vom König gejagt und gefürchtet, denn mit ihren unerklärlichen Fähigkeiten sind sie imstande, ihn vom Thron zu stürzen. Doch dazu benötigen sie Adelinas Hilfe ...
X-Men meets Die rote Königin: Eingebettet in eine märchenhafte Welt, die an das Venedig der Renaissance erinnert, erzählt Spiegel-Bestsellerautorin Marie Lu die Geschichte von Adelina, einer sehr komplexen Heldin, die zunehmend von der rachgierigen Dunkelheit, die sie in sich trägt, übermannt wird. Ob ihre Liebe zu Prinz Enzo sie retten kann? Nach dem New York Times-Bestseller Legend der grandiose Auftakt zu einer neuen originellen und actionreichen Fantasy-Trilogie der Autorin.
Aufmachung
Das englische Cover ist wieder einmal wunderschön und passt es vor allem auch sehr gut zum Inhalt des Buches. Nicht nur die dunkle Stimmung wird aufgegriffen, sondern schon fast eine Szene aus der Geschichte. Hinzu kommt der passende Titel, in welchen der Name der Gemeinschaft der Dolche mittels der symbolischen Klinge eingewoben ist. Ein schönes Extra ist zudem die detailreiche Karte im Buch.
Obschon der deutsche Titel als auch die weißen Haare mit dem Inhalt des Buches harmonieren, kann ich mich nicht für die deutsche Aufmachung begeistern. Sie spiegelt den Charakter nicht so gut wie das englische wieder.
Meine Meinung
Die Legend-Trilogie hatte mich damals sehr überzeugt, denn waren nicht nur die Charaktere etwas Besonderes, sondern auch die Welt an sich. Mit großem Interesse habe ich somit nach dem ersten Buch Marie Lus neuen Reihe gegriffen.
Vor einem Jahrzehnt fegte das Blutfieber über das Land und während die Erwachsenen starben, wurden manche Kinder innerlich als auch äußerlich gezeichnet. Adelinas Leben ist seit dem Fieber nicht mehr dasselbe. Gebrandmarkt mit silbernem Haar, welches einst wunderschön schwarz wie jenes ihrer kleinen Schwester war, und einer Narbe, die Erinnerung an den Verlust ihres Auges, ist sie eine Ausgestoßene, ein Malfetto. Ihr Vater, ein ehemals wohlhabender Kaufmann, umsorgt ihre Schwester liebevoll, doch Adelina selbst ist in seinen Augen die Schande der Familie, zumal sie nicht einmal besondere Fähigkeiten zu beherrschen scheint. Neben ihr gibt es viele andere, von der Gesellschaft verpönte Malfettos, auch bekannt als Junge Eliten. Ein paar haben eine Gemeinschaft gegründet, deren Ziel es ist, den König zu stürzen – Die Gemeinschaft der Dolche.
Die Idee Marie Lus mag vielleicht nicht neu sein und dennoch ist sie überaus faszinierend, denn wird mit einem ganz anderen Ansatz und anderen Grundlagen an das Thema der besonderen und übernatürlichen Fähigkeiten herangegangen. Der Ursprung geht noch viel tiefer als es zu Beginn den Anschein hat und hierbei ist die Umsetzung und Funktionsweise der Begabungen äußerst interessant, da sie sich von dem bisher Vorhandenen unterscheiden und werden sie dabei tiefgründiger erklärt. Zu dieser Grundidee kommt jedoch leider eine allzu vertraute und etwas langweilige Erzählung. Junge Menschen kämpfen gegen das böse Regime, welches auf seine Art sehr dem Nationalsozialismus im Dritten Reich und der Verfolgung der Juden ähnelt, zumindest aus meiner Sicht, wenn man unter anderem den leidenschaftlichen Rassismus betrachtet.
Das Buch ist in einem leicht verständlich und fesselnden Stil geschrieben, der eine außerordentlich schöne, düstere, teils bedrohliche Atmosphäre schafft, was sehr mit dem Leben und dem Charakter der Protagonistin harmoniert. Es werden mehr die dunklen Gefühle angesprochen, dies auf vielen Ebenen, wie Beziehungen im physischen und psychischen Sinne. Verbunden mit der gefühlskräftigen Atmosphäre sind wundervolle Beschreibungen der Handlungsorte, die sehr bildhaft und ebenso bezaubernd auf den Leser wirken. Des Weiteren ist die Handlung von viel Energie in Form von einer schnellen und aktionreicher Erzählweise begleitet, doch manche Entwicklungen empfand ich als zu sprunghaft und es fehlt ihnen die Tiefe. Zudem muss
anscheinend eine Liebesgeschichte wieder einmal ein Spannungsbogen der Geschichte sein und zu gewissen Wendungen führen, was nicht notwendig wäre.
Ganz anders als in vielen Jugendbüchern dieser Art ist die Hauptfigur Adelina. Es ist erfrischend einen Charakter mit breitgefächerten Gefühlen und Eigenschaften, mit viel Essenz zu haben. Einerseits ist es angenehm, auf welche Weise sie durch die Geschichte gleitet und andererseits bietet, wie schon erwähnt, ihr Charakter viel. Denn sie erscheint nicht als starke weibliche Protagonistin, die liebend gern ihre rebellischen und sturen Seiten zeigt und dabei wohl mehr Glück als Verstand hat, sondern besitzt sie durchaus ihre dunklen Seiten und Schwächen, die einen inneren Kampf auslösen. Ihre Stimmung ändert sich natürlich und man merkt, wie sie sich durch die Ereignisse der Handlung verändert. Sie ist nicht nur stark, sondern in gewissen Situationen schwach, sie ist nicht nur lieblich, sondern beherrscht sie manchmal ein stürmisches Temperament, sie kann nicht alles, sondern muss sie lernen. Sie ist schlichtweg nicht perfekt.
Neben ihr gibt es schön gezeichnete Charaktere, doch muss man anmerken, dass sie eigentlich alle als schön beschrieben werden, zumindest erweckten die Beschreibungen in mir ein Bild von außerordentlicher Schönheit und keine Imperfektion. Die Fähigkeiten der wichtigen Malfettos sind größtenteils nicht sonderlich originell verglichen mit jener Adelinas, eher sind es die gewöhnlichen Grundfähigkeiten, die immer dabei sind - Feuer, Nachtsicht et ceterea. Dennoch ist Lus Umsetzung schön gestaltet, wenngleich sie sich zu einer vorhersehbaren und einfachen Geschichte zusammenfügen, die nur wenige Überraschungen enthält. Trotzdem muss gesagt sein, dass Marie Lu die möglichen, weniger benutzen Wege im Großteil der Fälle einschlägt.
An sich war es ein unterhaltsames Buch und bin ich einem nächsten Band nicht abgeneigt. Es ließ sich wahrlich sehr gut auch im Englischen lesen, kamen bei mir keine Ungereimtheiten auf und gefielen mir das Ambiente als auch die geschaffenen Szenen sehr. Trotzdem wies es die typischen und unschönen Seiten der heutigen Jugendbücher auf.