Guter Start, aber leider ein sehr unglaubwürdiges Ende
SonnensegelnMarita lebt seit sie denken kann auf der ostfriesischen Insel Amrun und hat auch nicht wirklich vor, dies zu ändern. Sie ist Ende Vierzig, geschieden, Mutter eine Teenagertochter und liebt ihren Beruf ...
Marita lebt seit sie denken kann auf der ostfriesischen Insel Amrun und hat auch nicht wirklich vor, dies zu ändern. Sie ist Ende Vierzig, geschieden, Mutter eine Teenagertochter und liebt ihren Beruf als Krankenschwester. Doch mit dem neuen Vorgesetzten, der nicht viel von liebevoller Fürsorge der krebskranken Patienten hält, kommt sie gar nicht klar. Als sie eine Annonce entdeckt, in der eine private Pflegerin für einen alten Herren in Südfrankreich gesucht wird, denkt sie das erste Mal über eine Veränderung nach. Nach einem heftigen Streit mit ihrem Boss, kündigt sie kurzentschlossen. Ihre Tochter Sophie, die kurz vor dem Abitur steht, ermutigt sie auf die Annonce zu antworten. Tatsächlich erhält Marita die Stelle und hat nun etwas Bammel vor der Veränderung. Doch nun kann sie nicht mehr zurück und macht sich auf den Weg nach Grasse in Südfrankreich. Der alte Mann, den sie pflegen soll, erweist sich allerdings als sehr starrköpfig. Gemeinsam mit seinem Sohn Lucien und den Hausangestellten, leben die Beiden inmitten von Jasmin- und Rosenfeldern, denn die Lefleurs sind alteingessessene Parfumhersteller. Hat Marita anfangs noch große Schwierigkeiten mit dem eigenwilligen Georges und seinen Zicken, schließt sie die Hausangestellte Ségolène und deren Familie sofort ins Herz. Diese hilft ihr bei ihren Französischkenntnissen, macht sie mit ihren Freunden bekannt und unterstützt sie, wenn ihr Patient wieder ausgesprochen schlechte Laune hat.
Der Beginn des Romans hat mir sehr gut gefallen. Marita, die ihren Beruf über alles liebt und bei den Patienten sehr beliebt ist, kann nicht fassen, dass ihr Boss nur an Kostenoptimierung denkt und ihr vorhält sich zu lange mit den Patienten zu beschäftigen. Ihre Wut und Enttäuschung konnte ich sehr gut nachfühlen und auch die daraus resultierenden Zweifel, ob sie sich nicht verändern soll. Als sie den Schritt wagt mit ihren eher bruchstückenhaften Französischkenntnissen nach Südfrankreich auftzubrechen, kann ich auch ihre leichte Panik gut nachvollziehen. Mit Ende Vierzig so einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen, ist nicht einfach. Wie sie langsam das Herz von Georges Lefleur gewinnt und auch hinter sein Geheimnis kommt, fand ich herzerfrischend. Neben der Pflege des alten Mannes findet Marita noch Zeit und Gelegenheiten Grasse und Umgebung kennen zu lernen. Die Beschreibungen der wunderschönen Gegend, der Duft der Blüten und auch die Erklärungen über die Parfümherstellung, fand ich einfach gelungen. Man möchte am liebsten sofort die Koffer packen und Urlaub in Südfrankreich machen.
Jedoch gab es für mich auch jede Menge Kritikpunkte. Marita, in Amrun noch eingefleischter Single, wird plötzlich von drei Männern umgarnt. Kurz vor ihrer Abreise lernt sie Knut kennen, mit dem sie stundenlang telefoniert und sich sehr gut versteht. In Grasse läuft ihr der charmante Francois über den Weg, der ihr den Hof macht und sich für sie als Fremdenführer betätigt und dann ist auch noch der verstockte Lucien, der Sohn des Patienten. Diese Anhäufung an plötzlichen Verehrern kam mir einfach zu unrealistisch vor. Ich bin selbst in dem Alter und frage mich wo ich bitte diese Herren finden kann? ;)
Die Entscheidung, die Marie getroffen hat, konnte ich auch nicht wirklich nachvollziehen, blieb doch die aufkommende Liebe zwischen ihr und ihrem letztendlichen Herzblatt einfach nur blass.
Auch das letzte Drittel des Romans war mir einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Hier kann ich leider nicht näher darauf eingehen, sonst würde ich spoilern, aber meiner Meinung nach, hätte man das Ende sicher auch anders lösen können. Durch diesen Abschluss verlor die Geschichte für mich leider die Authentizität und den Reiz, den sie vorher ausgeübt hatte....
Es gibt auch noch einen zweiten Handlungsstrang in der Vergangenheit, der von einem Bo Rickleffs erzählt. Dieser Mann stammt aus Amrun und kam im 18. Jahrhundert nach Südfrankreich und macht dort sein Glück. Obwohl ich im Allgemeinen eingeschobene Erzählstränge aus der Vergangenheit liebe, hätte man diesen hier auch ohne weiteres weglassen können. Er trägt nicht wirklich zur Geschichte bei, auch wenn die beiden Stränge ganz zum Schluss zusammenführen.
Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist lebendig, flüssig und bildhaft. Die wunderbaren Schauplatzbeschreibungen und auch die Darstellung der Charaktere ist wirklich gelungen.
Fazit :
Ein locker, leichter Sommerroman, der gut beginnt und stark nachlässt. Durch die gelungene Beschreibung der Landschaft und der Düfte stellt sich sehr schnell Fernweh ein. Doch die manchmal sehr unlogische Geschichte und vorallem das total an den Haaren herbeigezogene Ende, lässt mich etwas enttäuscht zurück und so kann ich gerade noch 3 Sterne für den Roman vergeben.