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Veröffentlicht am 09.04.2019

Ein bewegender Jugendroman mit Schwächen

Mädchen in Scherben
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Als Charlie nachts mit schweren Schnittverletzungen und in ein Bettlaken gewickelt vor einem Hospital abgelegt wird, hat sie alles verloren, was für sie wichtig war. Ihren Vater, der viel zu früh gestorben ...

Als Charlie nachts mit schweren Schnittverletzungen und in ein Bettlaken gewickelt vor einem Hospital abgelegt wird, hat sie alles verloren, was für sie wichtig war. Ihren Vater, der viel zu früh gestorben ist, ihre Freundin, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sah und ihre Mutter, die nichts mehr von ihr wissen will. Doch anstatt unter dem sternenbedeckten Himmel ihr qualvolles Leben zu beenden, wird Charlie von einem Wächter entdeckt und bringt die nächsten Wochen in einer psychiatrischen Klinik zu. Dort werden zwar ihre äußeren Wunden geheilt, aber in ihrem Inneren bleibt sie leer. Und erst als sie viel zu früh entlassen wird, beginnt Charlie zu kämpfen und begibt sich auf einen Weg, der voller Schmerzen und Rückschlägen ist, ihr aber neuen Lebensmut beschert.

"Mädchen in Scherben" ist das erste Jugendbuch, das die aus Arizona stammende Autorin Kathleen Glasgow geschrieben hat und welches durch seinen ungeschönten Blick in die verletzte Seele eines jungen Mädchens tief bewegt. So scheut sich die Autorin nicht, auch schreckliche Dinge beim Namen zu nennen und zeigt mit der Geschichte von Charlie einen Lebensweg auf, den schon viele Mädchen gegangen sind. Ohne einen Schuldigen zu benennen oder eine Wertung zu treffen, geht sie dabei vor und lässt den Leser wie einen stillen Beobachter zusehen, wie es der Siebzehnjährigen gelingt, durch eine Menge Mut und mithilfe anderer Menschen sich selbst aus dem tiefen Sumpf der Verzweiflung zu ziehen.

Es ist eine brisante und komplizierte Thematik, die hier verarbeitet wird. Vor allem die Passagen, in denen Charlie in der Klinik verweilt oder kurz davor ist, sich selbst zu verletzen, setzen dem Leser ordentlich zu. Wie auch die Rückblicke in die Vergangenheit, in der Charlie auf der Straße gelebt hat und dem Begehren fremder Männern schutzlos ausgesetzt war. Doch obwohl die Schilderung von Charlies prekären Situation sehr eindringlich ist und gut nachvollzogen werden können, sind die Sprünge in ihrer Entwicklung zu groß. Hier fehlt einfach ein realistischer Übergang, um den verzweifelt geführten Kampf um ein einigermaßen normales Leben und für ein Stück Selbstwertgefühl greifbar darzustellen.

Fazit:
Ein bewegender Roman, der den Leser nicht nur berührt, sondern ihn tief hinab in schmerzliche Abgründe führt. Aber auch ein Roman, der Hoffnung gibt und beweist, dass es sich zu kämpfen lohnt.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Trotz fesselndem Thema und einer emotionalen Herangehensweise wirr und unausgegoren

Während ich vom Leben träumte
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Nach einem verhängnisvollen Unfall wacht die 17-Jährige Eden Jones im Krankenhaus auf und muss erfahren, dass sie einen Monat lang im Koma gelegen hat. Eine merkwürdige Zeit, die von vielen Träumen begleitet ...

Nach einem verhängnisvollen Unfall wacht die 17-Jährige Eden Jones im Krankenhaus auf und muss erfahren, dass sie einen Monat lang im Koma gelegen hat. Eine merkwürdige Zeit, die von vielen Träumen begleitet war und genauso unbegreiflich für Eden erscheint, wie das, was danach geschieht. Denn durch Zufall lernt sie den Freund einer anderen Komapatientin kennen, die ihr in Gedanken nahe ist, und verliebt sich in ihn. Von nun an nagen arge Zweifel in ihr. Schließlich gehört es sich nicht, einem schwer kranken Mädchen den Freund auszuspannen, während diese jeden Tag aufs Neue um ihr Leben ringt.

Es ist ein schwieriges Thema, das Estelle Laure in ihrem Jugendroman aufgegriffen hat und das sie, untermalt durch die Erlebnisse ihrer Protagonistin Eden in den Fokus der Handlung stellt. Dabei macht sie es ihr nicht leicht und lässt sie ein Trauma durchleben, dass ihre Hoffnungen auf eine Karriere als Balletttänzerin für immer zerstört. Vor allem deshalb leidet man als Leser mit der vom Leben schwer gebeutelten und trotzdem unheimlich starken Eden mit, die nach ihrem Erwachen aus dem Koma in ein verwirrendes Gefühlschaos fällt. Doch anstatt nur an sich zu denken und zu versuchen, mit den zerplatzten Träumen umzugehen, beweist Eden Stärke und zeigt den Menschen, die ihr nahe sind, dass es sich auch in ausweglosen Situationen zu kämpfen lohnt.

„Während ich vom Leben träumte“ ist die Fortsetzung des Romans „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“. Einem ebenfalls sehr emotionalen Buch, in dem es um die aufkeimende Liebe von Edens Freundin Lucille zu ihrem Zwillingsbruder Digby geht. Und obwohl der Schreibstil von Estelle Laure gewöhnungsbedürftig ist, war die Handlung selbst angenehm real, sodass sich der Leser gut mit den Gefühlen der Figuren arrangieren kann. Anders hingegen verhält es sich mit diesem Buch. Durch die sehr oft zum Tragen kommenden Wahrnehmungen und Träume von Eden rutscht die Handlung ins Esoterische ab, was nicht jedem Leser in dem vorliegenden Umfang gefallen mag. Auch fällt es schwer, ihre Gedankengänge und Gefühle nachzuvollziehen, wodurch sie als Figur nicht unbedingt sympathisch erscheint. Schade, das hätte sich Eden nach ihrem schweren Unfall und den damit verbundenen Folgen auf jeden Fall verdient.

Fazit:
„Während ich vom Leben träumte“ ist ein durchwachsener Roman, der trotz vieler Gefühle und dem Versuch, in die Gedanken komatöser Menschen zu schauen, wenig fesselnd ist, sondern eher wirr und unausgegoren erscheint.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein Psychodrama mit Schwächen

Das andere Haus
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Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, ...

Um ihre Ehe zu retten, die in letzter Zeit problematisch war, planen Caroline und Francis einen Urlaub zu zweit, der sie in einen Vorort von London führt. Dort haben sie mit einem Hausbesitzer getauscht, der die nächsten Tage in ihrer kuscheligen Stadtwohnung verbringen wird. Doch kaum sind sie in dem viel zu karg eingerichteten Domizil angekommen, häufen sich merkwürdige Vorfälle und Caroline erkennt, dass sie das Opfer einer perfiden Intrige geworden ist. Denn im Badezimmer stößt sie auf einen Rosenstrauß, der eine ganz besondere Bedeutung für sie besitzt, oder findet ein Rasierwasser, dessen Duft sie nur allzu gut kennt. Und während sie von Panik getrieben bemerkt, dass sich ein dunkles Kapitel aus ihrer Vergangenheit erneut in ihr Leben drängt, fragt sie sich, was ihr Widersacher mit seinem Angst einflößenden Verwirrspiel bezweckt.

„Das andere Haus“ ist das Thriller-Debüt, der in London lebenden und in der Marketingbrache arbeitenden Autorin Rebecca Fleet, die bereits auf den ersten Seiten des Buches die Neugier des Lesers zu wecken versteht. So fragt er sich zum einen mit einer bösen Vorahnung im Bauch, wer denn der unbekannte Stalker ist, der ohne Skrupel zu hegen, Carolines Sachen nach Geheimnissen durchwühlt. Oder spürt zum anderen die wachsende Bedrohung in dem unbewohnt scheinenden Haus, in dem immer wieder aufs Neue seltsame Dinge geschehen. Dabei versteht es Rebecca Fleet wunderbar, mit der Wahrnehmung ihrer Figuren zu spielen und gibt dem Leser gleichzeitig die Chance, tief in ihre Gedanken zu schauen. Dorthin, wo er durch vage Andeutungen erste Hinweise erhält, um den Angst einflößenden Vorkommnissen auf den Grund zu kommen.

Ein bildhafter und flüssig zu lesender Schreibstil sowie die Kunst, mit wenigen Details viel zu erzählen, sorgen dafür, dass der Leser schnell in den Bann der Geschichte gerät. Allerdings flaut die Spannung nach einem anfänglichen Höhepunkt viel zu schnell ab und macht einer schwelenden Ungewissheit Platz, deren Ursache lange Zeit offenbleibt. Dafür aber lernt der Leser die Figuren besser kennen, die das Geschehen bestimmen, begleitet sie in der Gegenwart und Vergangenheit und begreift, was der Auslöser für die verhängnisvollen Vorkommnisse war. Doch trotz des auf einer interessanten Idee beruhenden Plots und der subtil in Szene gesetzten Rachegelüste fehlt es der Handlung an ausreichend dramatischen Szenen, um nervenaufreibend zu sein und an überbordenden Gefühlen, die wichtig für den Erfolg eines Thrillers sind.

Fazit:
Ein subtil erdachten Psychothriller, der leider zu seicht ausfällt und das in ihm schlummernde Potenzial nicht richtig nutzt. Zwar wird der Leser gut unterhalten und vor allem lange auf die Folter gespannt. Doch von einem Thriller, der ein verwirrendes und beunruhigendes Leseerlebnis verspricht, erwartet man einfach mehr.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Ein wunderbar bildhaft dargestellter aber wenig spannender historischer Roman

Die letzte Stunde
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Juli 1348. In England wütet die Pest und viele Menschen finden den Tod. Ein Zustand, der Lady Anne dazu bewegt, ihr kleines Reich vor der sich schnell ausbreitenden Krankheit zu schützen. Die Zugbrücke ...

Juli 1348. In England wütet die Pest und viele Menschen finden den Tod. Ein Zustand, der Lady Anne dazu bewegt, ihr kleines Reich vor der sich schnell ausbreitenden Krankheit zu schützen. Die Zugbrücke wird zerstört und der Zugang zum übrigen Land abgeschnitten. Von nun an sind die Bewohner auf sich gestellt und lernen recht schnell, mit der außergewöhnlichen Situation umzugehen. Denn Lady Anne hat nicht nur einen fähigen Verwalter bestimmt, da ihr Gatte auf Reisen weilt, sie hat auch das Zepter fest in der Hand und setzt sich für die Beseitigung aller anfallenden Probleme ein. Doch als Plünderer versuchen, ihre zur Neige gehenden Vorräte zu stehlen und darüber hinaus in ihren Reihen ein heimtückischer Mord geschieht, sieht es plötzlich nicht mehr so gut für Lady Anne und ihre Schutzbefohlenen aus.

"Die letzte Stunde" ist der erste Teil eines historischen Romans, der von Minette Walters stammt, die als Krimiautorin sehr erfolgreich ist. Und obwohl sie das Genre gewechselt hat, lässt auch diesmal ein Verbrechen geschehen, das eine nicht unbedeutende Rolle in dem mit vielen historischen Details angereicherten Geschehen einnimmt. Doch bis es so weit ist und Lady Anne einem perfiden Mörder auf die Schliche kommt, taucht der Hörer tief in die Besonderheiten einer Epoche ein, in der die Menschen nicht durch Mord und Totschlag das Zeitliche segnen, sondern eine nicht zu beherrschende Epidemie. Da sind Angst und Verzweiflung vorprogrammiert, da kaum jemand das nötige Wissen zu Bekämpfung der tödlichen Krankheit hat.

Gelesen wird der durch seine authentische Kulisse sehr interessante allerdings nur mäßig spannende Roman von Gabriele Blum, die es wunderbar versteht, die Figuren und ihre Gefühle darzustellen. Angefangen mit Lady Anne, die als selbstbewusste und intelligente Frau gegen längst verstaubte Konventionen zu kämpfen hat über den neu ernannten Verwalter Thaddeus, der trotz seiner Klugheit und Besonnenheit nur schwer einzuschätzen ist, bis hin zu Lady Annes Tochter Eleanor, die genauso eigensinnig und dumm, wie Lady Anns Gatte Sir Richards ist, verleiht sie allen eine Stimme, die zu ihnen passt und ihre Charaktereigenschaften gut zum Ausdruck bringt.

Fazit:
Ein wunderbar bildhaft dargestellter und gut gelesener historischer Roman, der sich zwar oft in seinen dargebotenen Details verliert, dafür aber gut nachvollziehbar ist.

Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein subtiler, leider aber auch spannungsarmer Roman über eine verhängnisvolle Freundschaft

Das Paar aus Haus Nr. 9
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Die Texterin Sara wohnt mit ihrem Mann Neil und den gemeinsamen Kindern Patrick und Caleb in einem Doppelhaus, das in einer der besseren Gegenden Londons steht. Und während sie regelmäßig mit dem Haushalt ...

Die Texterin Sara wohnt mit ihrem Mann Neil und den gemeinsamen Kindern Patrick und Caleb in einem Doppelhaus, das in einer der besseren Gegenden Londons steht. Und während sie regelmäßig mit dem Haushalt und der Kindererziehung beschäftigt ist, versucht er in seiner Firma den Job eines Generaldirektors zu erringen. Ein unauffälliges Paar, das plötzlich wie umgewandelt wirkt, als mit Gavin und Louise zwei Künstler in die frei stehende Hälfte des Hauses ziehen und sie merken, wie spießig ihr wohlgeordnetes Dasein wirklich ist. Von nun an kapseln sich Sara und Neil von ihren einstigen Freunden ab und beginnen nur noch für ihre neuen Nachbarn und deren faszinierende Lebensweise da zu sein.

"Das Paar aus Haus Nr. 9" ist ein sehr ruhig verlaufender und mit einer düsteren Grundstimmung versehender Roman, der sich ausschließlich um die sich immer stärker entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden im Haus Nr. 9 wohnenden Familien dreht. Dabei merken Sara und Neil lange Zeit nicht, welche destruktive Wirkung das unbeschwerte Künstlerleben auf sie hat und welche unerfüllten Sehnsüchte es in ihnen weckt. Eine fatale Entwicklung, die ihren Sog immer mehr verstärkt, während sich der Leser sich langsam fragt, wie lange das noch so weitergeht. Und ganz allmählich steuert das vertrackte Geschehen auf einen Höhepunkt zu, der letztendlich viel zu mager ausfällt und sein Potenzial nicht wirklich nutzt. Hier wäre etwas mehr Dramatik angebracht gewesen, um dem subtilen Handlungsverlauf einen passendes Finale zu verleihen.

Die Figuren selbst treten mehr oder weniger stark in Erscheinung, können aber mit ihrem Verhalten und ihrer Wirkung gut eingeschätzt werden. Vor allem Sara, aus deren Sicht der immer mehr auf eine Katastrophe zusteuernde Prozess erzählt wird, offenbart viel von ihren Gefühlen, merkt aber selbst erst spät, dass mit den Nachbarn etwas nicht stimmt. Dann aber geht sie rigoros dagegen vor, während ihr Mann Neil noch immer ganz verrückt nach seinen neuen Freunden ist und die Probleme seiner Frau nicht wirklich versteht. Demgegenüber nehmen Gavin und Louise stets die Rolle der im Hintergrund agierenden aber dennoch dominanten Spielmacher ein, die mit ihren Nachbarn, wie mit Puppen umgehen.

Fazit:
Ein Roman, der von dem verhängnisvollen Zusammenspiel seiner Figuren lebt, dabei allerdings zu spannungsarm und ruhig geraten ist.