Resümee eines Lebens, dass von absoluter Pflichterfüllung geprägt wurde
2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.
Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches ...
2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.
Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches Leben auf Darlington Hall verbracht hat und nun nach Jahrzehnten aufopferungsvoller Tätigkeit auf sein Leben zurückblickt.
Das Buch beginnt 3 Jahre nach dem Tod seines ursprünglichen Dienstherrn Lord Darlington. Das Anwesen ist inzwischen von einem amerikanischen Millionär Mir Farraday erworben worden,und als dieser aus geschäftlichen Gründen nach Amerika fliegen muss, nötigt er Mr.Stevens schon fast einen einwöchigen Urlaub zu machen und stellt sogar sein Fahrzeug für eine Rundreise zur Verfügung.
Der überkorrekte Butler nimmt das Angebot schließlich an unter dem Vorwand eine frühere Angestellte, die Hausdame Miss Kenton zu besuchen, um sie eventuell zu überreden wieder in Darlington Hall zu arbeiten, wo es einen personellen Engpass gibt.
Die Reise durch den Süden Englands bildet quasi den Rahmen der Geschichte, in deren Verlauf wir die Erinnerungen des Icherzählers Stevens reflektieren. Stevens ist der geborene Butler mit höchsten Ansprüchen an sich selbst, der eigene Befindlichkeiten stets zurückstellt und schon fast gefühlskalt wirkt. Seine absolute Loyalität gehört seinem Arbeitgeber, und er stellt diesen auch nie in Frage.
Aus politischen Diskussionen hält er sich raus. Als sein Vater während einer Schicht stirbt, geht die Arbeit vor. Privates Glück steht nicht zur Diskussion. Doch wenn man im Nachhinein dann auf sein Leben zurückblickt, kann man dann wirklich sagen, dass es ein glückliches Leben war, oder hat man es vielleicht sogar vergeudet?
Dieses sehr ruhige Buch hat keinerlei Spannungsbogen, bietet aber viel Stoff zum Nachdenken. Der knochentrockene Mr Stevens ist ein Butler wie es ihn heute wohl kaum mehr gibt. Seine Dienstzeit fällt in eine politisch sehr spannende Zeit 1923 nach dem 1. Weltkrieg und Lord Darlington pflegte offensichtlich Kontakte zu Nazigrößen. Eine bittersüße Komponente hat die Beziehung von Stevens zur Hausdame Miss Kenton.
Der Schreibstil war etwas antiquiert und gewöhnungsbedürftig, rundete aber den Charakter des Butlers ab und passte einfach perfekt. Stellenweise war mir dieser Klassiker wohl zu langatmig. Trotzdem bin ich froh mich herangetraut zu haben und habe den Roman alles in allem gerne gelesen.