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Veröffentlicht am 21.06.2018

Der Auflösung des Rätsels um die Namen der Mitglieder des Danehofs wieder ein Stück näher gekommen ....

Oxen. Der dunkle Mann
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„Oxen – Der dunkle Mann“ ist der zweite Band der Thriller-Trilogie des Dänen Jens Henrik Jensen bei dem der Kriegsveteran und frühere Elitesoldat Niels Oxen ermittelt. Er hat die höchsten dänischen Auszeichnungen ...

„Oxen – Der dunkle Mann“ ist der zweite Band der Thriller-Trilogie des Dänen Jens Henrik Jensen bei dem der Kriegsveteran und frühere Elitesoldat Niels Oxen ermittelt. Er hat die höchsten dänischen Auszeichnungen für seine Einsätze erhalten und ist von den furchtbaren Erlebnissen im Krieg tief traumatisiert. Nach dem Geschehen des ersten Bands hat er sich zurückgezogen und lebt als angeblicher Rumäne bei dem Besitzer einer Fischzucht Jütlands als Helfer in einem abgelegenen Bedienstetenhaus. Dass er dort kein ruhiges und unbeachtetes Leben führen kann, deutet bereits das Cover an. Das Gewitter steht symbolisch für die Vergeltung des bereits im ersten Teil thematisierten Danehofs, einer Versammlung des dänischen Adels und obersten Gerichts.

Nur durch Zufall wird Oxen zum Mitarbeiter der Fischzucht. Über Wochen hinweg installiert er in seiner Unterkunft ein Alarmsystem und einen Notausgang, denn die Schatten seiner Vergangenheit lassen ihm keine Ruhe und er plant die Möglichkeit einer schnellen Flucht vor seinen Verfolgern. Bevor er sich zurückzog hat er einem Experten für den Danehof, der Museumsdirektor des Schlosses Nyborg Slot ist, wichtige Unterlagen zukommen lassen. Eines Nachts wird der Direktor ermordet aufgefunden. An der Aufklärung des Falls hat nicht nur die lokale Kriminalpolizei Interesse, sondern auch der Inlandsnachrichtendienst (PET) für den Margrethe Franck arbeitet. Mit ihr hat Oxen bereits vor geraumer Zeit zusammengearbeitet. Franck arbeitet daran, Oxen aufzuspüren, der aber nach wie vor Skepsis ob der Integrität von Margrethes Chef hat. Und auch die unbenannten Mitglieder des Danehofs möchten Oxen aufspüren. Sie haben für ihn nichts Gutes im Sinn. Oxen entscheidet sich, im Einsatz gegen das Parlamentum wieder mit dem Nachrichtendienst zusammenzuarbeiten.

Über der Trilogie von Jens Henrik Jensen steht die große Frage nach den Namen der Mitglieder des Danehofs. Der zweite Teil lässt sich ohne Kenntnisse des ersten Bands lesen, denn sowohl die Vergangenheit der Hauptfiguren wie auch die geschichtlichen Hintergründe werden ausführlich erklärt, was dazu führt, dass es gerade zu Beginn des Thrillers zu ein paar Längen kommt. Auch diesmal kommt es wieder zu einer heiklen Lage, die nicht ohne weiteres durch die Kriminalpolizei aufgeklärt werden kann, weil verschiedene Gruppen ein Interesse an der Verschleierung des Geschehens haben. Obwohl zwischen Oxen und Franck inzwischen eine gewisse Zuneigung entstanden ist, bleibt ihr Vertrauen zueinander mit Argwohn behaftet. Die Taktiken des Überlebenskampfs von Oxen mit seinen geschärften Sinnen, sind interessant zu lesen. Die Handlung ist von Beginn an spannend und kann den Spannungsbogen bis zum Ende halten, allerdings fehlte mir die Neuartigkeit wie sie durch den Danehof und den Aufbau der Figuren im ersten Teil entstanden ist. Im abschließenden letzten Teil der Trilogie, der im September 2018 auf Deutsch erscheint, wird das Geheimnis um den fehlenden Namen eines entscheidenden Charakters aufgedeckt werden.

„Oxen – Der dunkle Mann“ ist ein Lese-„Muss“ für alle Fans von Jens Henrik Jensen.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Ein "Muss" für Leser von "Töchter einer neuen Zeit"

Zeiten des Aufbruchs
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„Zeiten des Aufbruchs“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Carmen Korn über vier in Hamburg lebenden Frauen, die deren Leben über einen Zeitraum von mehr als achtzig Jahren hinweg erzählt. Diesmal umfasst ...

„Zeiten des Aufbruchs“ ist der zweite Teil einer Trilogie von Carmen Korn über vier in Hamburg lebenden Frauen, die deren Leben über einen Zeitraum von mehr als achtzig Jahren hinweg erzählt. Diesmal umfasst die Geschichte die Zeit von März 1949 bis November 1969 und schließt damit unmittelbar an das Ende des ersten Bands an. Die Mode der jungen Frauen auf dem Cover des Buchumschlags nahm mich bereits vor dem Lesen in die beschriebene Zeit mit. Bevor die Romanhandlung weitergeführt wird, konnte ich anhand eines vorgeschalteten Personenverzeichnisses mit den Hauptfiguren nochmals in kürzester Form das Geschehen des ersten Bands Revue passieren lassen.

Im Frühjahr 1949 ist Henny, inzwischen 48 Jahre alt, noch immer mit dem Arzt Theo Unger liiert. Schmerzlich vermisst Henny ihre Freundin Käthe, von der sie glaubt, dass sie sie vor einiger Zeit in der Straßenbahn gesehen hat. Derweil hält Käthe sich von ihrer früheren Umgebung fern, weil sie die aktuellen Verhältnisse dort nicht kennt und glaubt, dass Henny darüber Bescheid weiß, wer sie und ihre Mutter in Kriegstagen denunziert hat. Hennys Schwägerin Lina lebt glücklich mit ihrer Partnerin Louise zusammen. Die beiden betreiben eine Buchhandlung. Auch die vierte im Bunde der Freundinnen, Ida, hat ihr Glück gefunden. Sie ist mit Tian Yan, einem Chinesen, der in Hamburg ein Kaffeekontor leitet, verheiratet und hat mit ihm eine gemeinsame Tochter.

Der Wiedereinstieg in die kontinuierlich fortschreitende Geschichte gelingt leicht. Immer wieder lässt Carmen Korn ihre Figuren nochmal auf vergangene Ereignisse zurückblicken, so dass auch Leser, die den ersten Teil der Trilogie nicht kennen, der Handlung folgen können. Jedes Kapitel ist mit der Zeit überschrieben, in der es spielt. Das Geschehen springt auch diesmal wieder nach kurz beschriebenen Erlebnissen von einer Freundin zur Nächsten oder zu einem ihrer Angehörigen. Der Nachwuchs der Freundinnen rückt zunehmend in den Fokus. Neben dem sehr gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund baut die Autorin viel Musik, Kunst, Film und Literatur in ihre Erzählung ein. Es wird geheiratet, geboren und gestorben als Abbild des normalen Lebens vieler Hamburger. Wie bei einem Kaleidoskop unter ständigem Drehen laufen die Szenen der Jahre vorbei, unaufhaltsam vergeht die Zeit und lässt die Freundinnen, die alle ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben, zunehmend älter werden.

Es ist bewegend zu verfolgen, wie Hamburg aus den Trümmern neu entsteht. Daneben bekommt der Rundfunk durch neue Musikstile mehr Abwechslung und der Fernseher hält Einzug in die deutschen Haushalte. Carmen Korn thematisiert in diesem Buch auch, welche Probleme sich dadurch ergeben in der Öffentlichkeit zu stehen, bedingt durch das neue Medium.

Wer „Töchter der Zeit“ und den damit verbundenen ganz besonderen Schreibstil der Autorin gemocht hat, der wird auch „Zeiten des Aufbruchs“ gerne lesen. Ich war neugierig darauf, wie sich die Lebenswege der Freundinnen weiter gestalten und freue mich jetzt auf den abschließenden dritten Band.

Veröffentlicht am 11.06.2018

Roman über eine eigenwillige Protagonistin

Der Kaktus
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„Der Kaktus – Wie Miss Green zu küssen lernte“ ist der Debütroman der Engländerin Sarah Haywood. Susan Green, 45 Jahre alt und wohnhaft in London ist die Protagonistin der Geschichte. Sie liebt Kakteen ...

„Der Kaktus – Wie Miss Green zu küssen lernte“ ist der Debütroman der Engländerin Sarah Haywood. Susan Green, 45 Jahre alt und wohnhaft in London ist die Protagonistin der Geschichte. Sie liebt Kakteen und hat eine Sammlung sowohl in ihrer Wohnung wie auch an ihrem Arbeitsplatz. Jede einzelne Kaktee wird täglich umsorgt. Ebenso wie ihre Kakteen sich nach außen durch ihre Stacheln wehren, setzt Susan sich mit Worten gegen andere zur Wehr. Vom Untertitel her erwartete ich eine romantische Liebesgeschichte, wurde darin aber teilweise enttäuscht.

Susan arbeitet in der Datenanalyse und dem Controlling im öffentlichen Dienst. Sie hält Abstand zu ihren Kollegen und ist nicht in den Sozialen Medien vertreten. Schon vor Jahren ist sie zu Hause in Birmingham ausgezogen und wohnt seither allein in ihrer kleinen Wohnung in London. Mit ihrem Freund, der ihr vom Charakter ähnlich ist, hat sie eine Vereinbarung für gemeinsame Aktivitäten getroffen. Doch dann geschehen gleich zwei unerwartete Ereignisse. Zum einen verstirbt ihre Mutter und räumt ihrem Bruder Edward testamentarisch ein lebenslanges Wohnrecht in ihrem Haus ein und zum anderen ist ihr morgens ständig übel. Mit ihrem Bruder versteht sie sich nicht gut. Vor kurzem ist sein guter Bekannter Rob vorübergehend bei ihm eingezogen. Obwohl Susan Rob sehr mag, kann sie sich auf eine nähere Bekanntschaft mit ihm wegen seiner Freundschaft zu ihrem Bruder natürlich nicht einlassen …

Susan ist kein Charakter den man sofort sympathisch findet. Sie hat für sich in ihrem Leben eine Komfortzone geschaffen, die sich im übertragenen Sinne mit Wällen umzogen hat. Nach außen hin sträubt sie sich gegen jede Einmischung, auch wenn es sich nur um eine gemeinsame Unternehmung mit Kollegen handelt. Ihre Gefühle versucht sie ebenfalls unter Kontrolle zu halten. Warum ihr Verhältnis zum Bruder zerstritten ist, erklärt die Autorin an manchen eingestreuten Ereignissen aus der Vergangenheit der beiden. Vielleicht haben diese kleinen Verletzungen dazu beigetragen, dass sie sich in ihr Leben eingekapselt hat. Im Laufe der Zeit öffnet sich Susan für ihre Mitmenschen auch dadurch, dass sie selber Hilfe benötigt.

Sarah Haywood schafft mit Susan, ihrem Bruder und seinem Freund interessante Charaktere. Sie lässt Susan in der Ich-Form erzählen, so dass man als Leser auch in ihre Gedanken eintauchen kann. Ihre Handlungen nachzuvollziehen, ist aufgrund ihres besonderen Verhaltens jedoch nicht einfach. Es war schön zu erleben, wie sie beginnt ihre um ihr Selbst errichteten Mauern einzureißen, was auch auf ihre Gefühlswelt Auswirkungen hat. Die Geschichte entwickelt sich in Sachen Liebe jedoch langsam und spielt eine geringere Rolle als nach dem Untertitel zu erwarten war.

„Der Kaktus“ spielt mit dem trockenen Humor der Susan eigen ist, von ihr manchmal allerdings ernst genommen wird. Durch einige unerwartete Wendungen ändern sich die Ansichten der Protagonistin ohne jedoch ihren Eigensinn zu verletzten. So strebt die Erzählung auf einen versöhnlichen Schluss zu. Wer besondere Charaktere in Romanen mag ist hier richtig.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Solide gearbeiteter Thriller mit kleinen Längen im Mittelteil

Nicht ein Wort
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„Nicht ein Wort“ soll Bundesrichter Scott Sampson, 44 Jahre alt, und seine Frau Alison im gleichnamigen Thriller von Brad Parks darüber verlieren, dass ihre sechsjährigen Zwillinge Sam und Emma entführt ...

„Nicht ein Wort“ soll Bundesrichter Scott Sampson, 44 Jahre alt, und seine Frau Alison im gleichnamigen Thriller von Brad Parks darüber verlieren, dass ihre sechsjährigen Zwillinge Sam und Emma entführt wurden. Das Cover gibt gut die im Buch vorherrschende Stimmung wieder, abgeschottet, angespannt und rätselhaft.

Jeden Mittwoch nimmt sich Scott die Zeit dazu mit seinen Kindern zum Schwimmbad zu fahren. Doch an jenem Tag erhält er eine SMS von seiner Frau mit der Nachricht, dass sie mit den Zwillingen noch zum Arzt muss. Nach gewisser Zeit kehrt Alison allein nach Hause zurück, eine SMS hat sie nicht an ihn geschrieben. Wenig später erhält Scott einen Anruf vom mutmaßlichen Entführer mit der Anweisung, nicht die Polizei oder das FBI einzuschalten und auf Informationen zu warten, wie er in einem bestimmten Fall entscheiden soll. Wenn er so verfahren wird, wie gefordert, werden die Kinder freigelassen. Doch das ist erst der Anfang, eine Art Test, ob Scott sich entsprechend verhält. Entscheidend ist für die Entführer das Urteil in einem Patentrechtstreit bei dem es um sehr viel Geld geht.

Scott Sampson hat eine schwierige Entscheidung zu treffen, die ihn in einen Interessenkonflikt führt. Urteilt er nach Anweisung der Entführer verstößt er gegen sein Gewissen und die Gerechtigkeit, verweigert er die Zusammenarbeit werden seine Kinder gequält und er wird sie vielleicht nicht wieder sehen. Der Autor hat sehr gut recherchiert und erklärt dem Leser das System der Gerichtsbarkeit im US-Staat Virginia um die Hintergründe besser zu verstehen. Allerdings wurde dadurch die von Beginn an aufgebaute Spannung durch die Erklärungen leicht ausgebremst. Geschickt legt Brad Parks einige falsche Spuren aus. In eingeschobenen Kapiteln kann man als Leser derweil verfolgen, wie es den Kindern inzwischen geht. Dadurch ersehnt man eine schnelle Auflösung und kann nachvollziehen, in welcher prekären Situation sich die Eltern befinden. Zum Ende hin steigt die Spannung deutlich an. Die präsentierte Fallauflösung halte ich für möglich, aber weniger wahrscheinlich.

Insgesamt ist „Nicht ein Wort“ ein solide gearbeiteter Thriller mit kleinen Längen im Mittelteil, der den Leser mit den Eltern der entführten Kinder mitfühlen lässt. Ich empfehle ihn allen Fans des Genres, die auch an Hintergründen zur Rechtsprechung interessiert sind.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Eine fiktive Geschichte, die unter die Haut geht und ein Schicksal, das betroffen macht

Mädchen in Scherben
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Charlotte, genannt Charlie, ist 17 Jahre alt und wohnt in Minneapolis/Minnesota in den USA. Sie ist „Das Mädchen in Scherben“ in dem gleichnamigen Debütroman von Kathleen Glasgow. Der Titel auf dem Cover ...

Charlotte, genannt Charlie, ist 17 Jahre alt und wohnt in Minneapolis/Minnesota in den USA. Sie ist „Das Mädchen in Scherben“ in dem gleichnamigen Debütroman von Kathleen Glasgow. Der Titel auf dem Cover wirkt blutigrot zerschnitten und spielt damit auf die Einschnitte an, die Charlie sich meist an Armen und Oberschenkeln mit Glasscherben selber gesetzt, hat um förmlich ihre Probleme raus zu schneiden. Der Schmerz übertönt ihre stummen Schreie nach Hilfe und gleichzeitig werden Endorphine freigesetzt, die bei ihr ein angenehmes Gefühl auslösen, das sie kurzfristig genießt. Doch nicht nur äußerlich sind Narben zurück geblieben, die tief in Ihrem Inneren bleiben unsichtbar.

Charlies Vater hat Selbstmord begangen als sie noch ein Kind war, ihre beste Freundin hat sie verloren und ihre Mutter verletzt während sie sich gegen deren Angriff gewehrt hat. Bei ihr wurden nicht suizidales selbstverletzendes Verhalten, eine Impulskontrollstörung und eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Verschiedene Medikamente, die sie in den Vorjahren verschrieben bekommen hat, haben nicht die nötige Wirkung gezeigt. Einige Monate hat sie ohne feste Unterkunft und von der Hand in den Mund gelebt. Schließlich hat sie aufgrund ihrer desaströsen Situation versucht sich umzubringen und wurde in Folge dessen auf der psychiatrischen Station eines Krankenhauses eingewiesen. Nach dem Sozialrecht der USA kann sie hier nur solange bleiben wir ihr Aufenthalt von jemandem bezahl wird. Während ihres Aufenthalts meldet sich ein Freund bei ihr, der sie dazu einlädt vorübergehend bei ihm in Tucson/Arizona zu wohnen, obwohl er selbst zunächst nicht zu Hause sein wird. Charlie sieht darin ihre Chance. Wird es ihr gelingen, ein von ihr gewünschtes eigenständiges Leben mit Wohnung, Job und Freunden aufzubauen, ohne sich je wieder selber zu verletzen oder Suchtmittel zu konsumieren?

Die Geschichte von Charlie geht unter die Haut, ihr Schicksal hat mich betroffen gemacht. Um ihre Erzählung noch eindringlicher zu gestalten, arbeitet Kathleen Glasgow mit dem Stilmittel der Hyperbel. Bereits zu Beginn trifft ihre Protagonistin in der Klink auf Jugendliche mit ähnlichen Erkrankungen. Sie stellt nicht nur verschiedene Symptome heraus, sondern macht auch bewusst, dass es kein Allheilmittel gibt. Im weiteren Verlauf ist das Glück auf Charlies Seite. Auf ihrem neu eingeschlagenen Weg versucht sie, die Anweisungen und Ratschläge aus der Klinik umzusetzen. Die Suche nach einem Job und nach einer eigenen Wohnung beschreibt die Autorin durchaus glaubhaft. Die Menschen auf die sie in ihrem Umfeld trifft haben allerdings durchweg psychische Probleme, was ich nicht unbedingt realistisch, aber von der Einarbeitung in den Roman her interessant fand. Die Handlungsweisen von Charlie versucht die Autorin zu begründen, obwohl sie gerade in Bezug auf eine neue Liebesbeziehung nicht immer leicht nachvollziehbar sind.

Kathleen Glasgow bringt im Roman mehrere Beispiele, warum Jugendliche sich selbst verletzen oder Zuflucht in Alkohol und Drogen suchen. Ihre Figur Charlie lässt sie einen möglichen Weg aus der Misere suchen. Depression, Drogen, Alkoholismus, Rauchen und Selbstmord sind Auswirkungen davon, dass Menschen sich im Leben nicht zurecht finden, doch sie können mit professioneller Hilfe überwunden werden. Die Autorin plädiert dafür, dass man sich nicht unterkriegen lassen soll. Auch wenn ein Plan scheitert, wird es einen weiteren geben, den man ausprobieren sollte. Dabei lernt man seine Fähigkeiten kennen und vielleicht wird man wie im Falle von Charlie ein Talent an sich entdecken. Das Buch ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht. Gerade den jüngeren Lesern empfehle ich mit Erwachsenen über den Inhalt zu sprechen.

„Mädchen in Scherben“ beschreibt intensiv das Desaster, in jungen Jahren auf Abwege zu geraten. Obwohl Kathleen Glasgow nicht verschweigt, dass Fehlschläge möglich sind, gibt sie ihrer Geschichte die Hoffnung mit, sein Leben auch nach schrecklichen Erlebnissen wieder in den Griff bekommen zu können. Der Roman ist ergreifend und bleibt in Erinnerung und daher vergebe ich eine Leseempfehlung.