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Veröffentlicht am 01.07.2018

„Ein Duft muß die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen.“ (Karl Lagerfeld)

Lavendelträume
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Julia Bent hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, doch in letzter Zeit hat sich ihre Mutter sehr verändert. Als Julia mit ihr einen Streit am Telefon hat, muss sie mit anhören, wie ihre ...

Julia Bent hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, doch in letzter Zeit hat sich ihre Mutter sehr verändert. Als Julia mit ihr einen Streit am Telefon hat, muss sie mit anhören, wie ihre Mutter einen Autounfall hat, bei dem sie stirbt. Julia ist voller Schuldgefühle deswegen, sind die letzten Worte doch im Ärger gefallen. Als Julia ihrem Vater dabei hilft, die Sachen ihrer Mutter zu sortieren, findet sie in einem geheimen Fach einen Schlüssel für ein Postfach, in dem sich neben dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter auch ein Liebesbrief des französischen Parfümeurs Antoine Leforts befindet, der den Duft für Ihre Mutter kreiert hat. Julia ist völlig verwirrt, denn die Ehe ihrer Eltern schien immer glücklich zu sein. Sie beschließt, nach Frankreich zu fahren, um den Parfümeur aufzusuchen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Ihre Beziehung zu ihrem Verlobten Frank ist gerade schwierig, was auch daran liegt, dass Julia völlig verunsichert über die wichtigen Dinge in ihrem Leben ist. Kaum in Roquefort-les-Pins in der Provence angekommen, trifft sie auf den ausgebildeten Parfümeur und Maler Nicolas, den Sohn des Parfümeurs Antoine, der seinen Vater gerade zu Grabe getragen hat. Nicht nur die wunderschöne Landschaft lässt Julia aufatmen, es sind besonders die Gespräche mit Nicolas und die Zeit, die sie mit ihm verbringt, dass sie sich langsam wieder wohl in ihrer Haut fühlt. Gemeinsam suchen sie nach Anhaltspunkten, die Julias Verdacht in Bezug auf den Liebesbrief bestätigen, doch als sie endlich etwas finden, scheint es Julias Welt noch mehr aus den Angeln zu heben…
Gabriele Diechler hat mit ihrem Buch „Lavendelträume“ einen wunderschönen und emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser auf eine zauberhafte Reise in die Provence mitnimmt und ihn mit allen Sinnen eine bittersüße Geschichte hautnah erleben lässt, die sich auch nach der letzten gelesenen Seite so tief in Herz und Seele eingegraben hat, dass man sie nicht mehr vergisst. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und farbenprächtig, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen und kann diese gar nicht mehr loslassen, so fesselnd und einzigartig ist die Geschichte. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut, schraubt sich aber im Verlauf immer weiter in die Höhe. Die Autorin versteht es außerordentlich geschickt, ihren Leser durch geschickte Wendungen und Überraschungsmomente in neue Richtungen zu leiten, wobei des Lesers eigene Gedanken immer wieder auf die Reise gehen und kombinieren, um des Rätsels Lösung näher zu kommen. Gleichzeitig entführt sie ihre Leserschaft auch in das Reich der Düfte und Aromen, erklärt die Zusammensetzung von Parfüm und bringt ihr die Arbeit eines Parfümeurs sehr nah. Ein Beruf voller Leidenschaft und vor allem mit einem ausgezeichneten Verständnis für Menschen und was sie ausdrücken bzw. was ihr Wesen unterstreicht. Die Landschaftsbeschreibungen sind so zauberhaft und detailliert geschildert, dass der Leser sich an einem traumhaften Ort wähnt, die herrlichen Felder voller Blüten regelrecht vor sich sehen kann, während gleichzeitig die Düfte von Rosen, Lavendel, Zitronen und Flieder die Nase verführerisch kitzeln.
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie bestechen durch eine außerordentliche Natürlichkeit, individuelle Eigenschaften, Menschlichkeit und vor allem durch authentische und nachvollziehbare Gefühle und Handlungen, so dass der Leser das Gefühl hat, sie gut zu kennen und sich ihnen verbunden zu fühlen. Durch diese erzeugte Nähe zu den Protagonisten ist geradezu unmöglich, nicht mit ihnen zu fühlen, zu leiden, zu hoffen und zu jubeln, der Leser geht mit ihnen regelrecht durch eine Achterbahn der Gefühle: von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Julia ist eine sehr sympathische Frau, die seit dem Tod ihrer Mutter nicht nur traurig ist, sondern auch von Schuldgefühlen geplagt. Sie ist sich ihrer eigenen Gefühlswelt nicht mehr sicher und stellt alles in ihrem Leben in Frage einschließlich ihrer Beziehung zu ihrem Verlobten. Sie ist eine feinsinnige und gefühlsgesteuerte Person, die verzweifelt versucht, sich selbst wiederzufinden, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen. Maren ist Julias beste Freundin und Arbeitskollegin, die immer ein offenes Ohr für sie hat und ihr so manches Mal mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie ist warmherzig und doch selbst so verunsichert, wie sie der Männerwelt gegenübertreten soll, da sie schon einige Enttäuschungen verbuchen musste. Frank ist ein pragmatischer und unterkühlter Mann, der alles vom Kopf her erklären muss. Als er merkt, dass auch ihm das Herz gebrochen werden kann, wirkt er auf einmal wie verloren und muss sich eingestehen, dass nicht immer nur der Kopf die richtigen Entscheidungen fällt. Nicolas ist ein attraktiver und warmherziger Mann, der in einem liebevollen Elternhaus und mit betörenden Düften aufgewachsen ist. Er ist einfühlsam, ein guter Zuhörer und neben der Malerei ein ebenso guter Parfümeur wie sein Vater Antoine, denn von ihm hat er alles gelernt. Nicolas ist beliebt und ein guter Gastgeber, was seine vielen Freunde deutlich machen. Aber er ist auch sensibel, empathisch und von Zweifeln geplagt. Trotzdem wirkt er, als würde er in sich ruhen und dies überträgt sich auch auf seine Mitmenschen. Auch die übrigen Protagonisten wie Camille, Anouk oder auch Alexander tragen mit ihrem Erscheinen zur Bereicherung der Handlung bei.
„Lavendelträume“ ist nicht nur ein Roman über die Liebe, die Familie, über Geheimnisse und die Welt der Düfte, er ist gleichzeitig eine Umarmung an das Leben und die Schönheit der Natur. Gabriele Diechler ist hier ein Meisterwerk gelungen, das selten zu finden ist: ein Buch, dass alle Sinne des Lesers anspricht und ihn gleichzeitig hautnah an der Handlung teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight des Jahres 2018 – Chapeau, besser geht es wirklich nicht!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Vincenzo verzweifelt gesucht...

Nie wieder Amore!
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Die 66-jährige Monika Renner genießt ihr Leben als Rentnerin, hat sie doch viele Jahre als Apothekerin gearbeitet, doch diese Aufgabe fällt nun Tochter Tanja zu. Was die Liebe betrifft, denkt sie noch ...

Die 66-jährige Monika Renner genießt ihr Leben als Rentnerin, hat sie doch viele Jahre als Apothekerin gearbeitet, doch diese Aufgabe fällt nun Tochter Tanja zu. Was die Liebe betrifft, denkt sie noch verdächtig oft an ihre einstmals große Liebe, den sizilianischen Kellner Vincenzo Martini, der allerdings bereits nicht mehr unter den Lebenden weilt. Zumindest ist es das, was Monika gehört hat. Mit Tochter Monika hat sie bereits den nächsten Urlaub geplant, es soll eine Kreuzfahrt nach Norwegen sein. Aber dann bekommt Monika einen Anruf von einer deutschen Auswanderin namens Lena aus Sizilien. Diese hat ein paar alte Liebesbriefe gefunden und berichtet Monika nun davon, dass Vincenzo noch recht lebendig auf einer Obstplantage auf Sizilien gesehen wurde. Monika kann es gar nicht glauben, doch dann wirft sie kurzfristig ihre Urlaubspläne über den Haufen und statt nordischer Kreuzfahrt geht es per Flieger nach Catania. Im Gepäck hat sie ihren Enkel Jan, der ihr bei der Suche nach Vincenzo behilflich sein soll, selbst aber so gar keinen Bock darauf hat. Wird es für die rüstige Monika noch ein Happy End geben?
Tessa Hennig hat mit ihrem Buch „Nie mehr Amore!“ einen herrlichen, urkomischen sowie unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser regelrecht in die Handlung hineinsaugt. Der Schreibstil ist flüssig, locker-flockig und mit einem wunderbaren Humor gewürzt. Die Dialoge sind spritzig und lassen schnell Muskelkater von einigen Lachsalven aufkommen. Die eingestreuten italienischen Redewendungen bzw. Ausdrücke verbreiten Ferienfeeling und lassen ein Gefühl von Urlaub in Bella Italia aufkommen. Der Leser darf sich von Beginn an an Monis Fersen heften und muss eine gute Kondition haben, denn die Dame ist umtriebig und für jede Unternehmung zu gebrauchen. Dafür erlebt der Leser eine tolle Reise durchs wunderschöne Italien, darf neben Einblicke in Tessas Vergangenheit auch durch die bildgewaltige Landschaft Siziliens streifen und einen Urlaubstrip der ganz besonderen Art erleben, bei dem auch die Bekanntschaft mit der Mafia nicht zu vermeiden ist. Dass sich verschiedene Generationen auf die Suche machen, stellt die Autorin wunderbar heraus durch unterschiedliche Ansichten und Verhaltensweisen der Mitreisenden.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen, wobei ein Augenzwinkern nicht fehlen darf. Sie wirken aufgrund ihrer Eigenheiten sehr realistisch und authentisch, der Leser fühlt sich mit ihnen einfach rundum wohl. Moni ist eine sympathische und unternehmenslustige Frau. Sie nimmt ihr Leben in die Hand und scheut keine Anstrengungen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Obwohl bereits im Rentenalter, wirkt sie sehr agil und wie in einen Jungbrunnen gefallen. Davon könnte sich ihr ätzender Enkel Jan eine Scheibe abschneiden, denn er ist voll auf Abwehr gepolt, hat er doch keine Lust, den Leibwächter für seine Oma zu spielen. Lena und Francesca sind zwei nette Frauen, die sich mit der Eröffnung einer Sprachenschule auf Sizilien einen Traum erfüllen wollen. Weil sie ein romantisches Herz besitzen, lassen sie es sich nicht nehmen, Moni bei der Suche zu helfen und die ganze Geschichte zu erfahren. Auch die weiteren Charaktere sind gelungen und geben der Handlung mit ihrem Auftreten zusätzlich Spannungsmomente.
„Nie mehr Amore!“ ist ein witziger und sehr unterhaltsamer Sommerroman, der den Urlaub direkt zum Leser bringt zusammen mit einer köstlichen Story und einer Botschaft: Egal, wie alt man ist, für Abenteuer ist man nie zu alt! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Fesselnde Zeitreise

Das Erbe von Juniper House
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2004 Hamburg. Sara macht sich Gedanken sowohl über ihr zukünftiges Leben als auch über ihre Beziehung zu ihrem Freund Fabian. Sie braucht Abstand, um ihre Gefühle zu sortieren und beschließt, ihrer fast ...

2004 Hamburg. Sara macht sich Gedanken sowohl über ihr zukünftiges Leben als auch über ihre Beziehung zu ihrem Freund Fabian. Sie braucht Abstand, um ihre Gefühle zu sortieren und beschließt, ihrer fast hundertjährigen Großmutter Emma einen Besuch abzustatten, obwohl die beiden nur einen sehr losen Kontakt pflegen und nicht sehr innig miteinander verbunden sind. Obwohl Oma Emma etwas sperrig und störrisch ist, bewirken die Besuche von Sara doch, dass sich die alte Dame langsam ihr gegenüber öffnet und ihr nach und nach aus ihrem bewegten und schicksalshaften Leben erzählt. Sara ist völlig fasziniert von den Schilderungen der alten Dame, lernt sie durch sie doch die eigene Familiengeschichte auf besondere Art kennen und kommt dabei auch noch verborgenen Geheimnissen auf die Spur. Wird es Sara bei den Überlegungen und Entscheidungen für ihr eigenes Leben helfen?
Sophia Herzinger hat mit ihrem Buch „Das Erbe von Juniper House“ einen sehr unterhaltsamen und gleichsam spannenden Roman vor, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und eingängig, schnell findet sich der Leser mal an der Seite von Sara, mal an der von Emma wieder, um sie hautnah bei ihren Gedanken und Gefühlen zu begleiten. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, zum einen erhält der Leser Einblick in Saras Leben im Jahr 2004 in Deutschland, zum anderen wird die Zeit um 1920 in England lebendig und lässt den Leser am Leben von Emma teilhaben und was sie in jener Zeit als junge Frau erlebt hat. Durch die verschiedenen Perspektiven wird nicht nur die Spannung innerhalb der Handlung gesteigert, sondern lässt den Leser auch ganz nah an die Protagonistinnen heran. Der Autorin gelingt es sehr gut, beide Handlungsstränge miteinander zu verbinden, so dass sich während der Lektüre eine besondere Stimmung einstellt. Vor allem der historische Teil im damaligen England fasziniert durch die authentisch wiedergegebenen Schilderungen, die die vergangene Zeit wunderbar wiederspiegeln. Da gibt es neben der Zeit nach dem ersten Weltkrieg die Suche der Menschen nach Vergnügungen, aber auch Standesdünkel ist ein Thema.
Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr realistisch. Sara ist eine sympathische junge Frau, die sich an einem Scheideweg in ihrem Leben befindet. Sie ist freundlich, empathisch und hilfsbereit. Aber sie ist auch neugierig und gibt nicht schnell auf, Dinge herauszufinden. Emma ist fast 100 Jahre alt und wirkt zu Beginn wie ein störrisches bockiges Kind. Dich auch sie war mal jung und voller Träume und Wünsche. Während sie ihre Geschichte erzählt, wirkt sie auf einmal wieder wie eine junge Frau. Sie musste einige Schicksalsschläge aushalten und wächst dem Leser immer mehr ans Herz, je intensiver er in ihr Leben eintaucht. Auch die weiteren Protagonisten wissen mit ihrem Erscheinen durchaus zu überzeugen und geben der Handlung noch mehr Intensität.
„Das Erbe von Juniper House“ ist ein rundum gelungener teils historischer Roman, der mit einem wunderschönen Setting sowie mit einer spannenden Familiengeschichte sowie einigen Geheimnissen punkten kann. Absolute Leseempfehlung für eine fesselnde Lektüre!

Veröffentlicht am 24.06.2018

Invitas 3. Fall

Der Schatz Salomos
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260 n. Chr. Zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Stadthalters, kehrt 17-jährige Sklavin Invita in ihre Heimatstadt Divodurum (Metz) an der Mosel zurück, obwohl sie mit diesem Ort keine schönen ...

260 n. Chr. Zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Stadthalters, kehrt 17-jährige Sklavin Invita in ihre Heimatstadt Divodurum (Metz) an der Mosel zurück, obwohl sie mit diesem Ort keine schönen Erinnerungen verbindet. Die Stadt platzt aus allen Nähten, denn viele Flüchtlinge suchen dort Unterschlupf, seit Barbaren die Grenzen des Landes immer wieder unsicher machen. Kurze Zeit später werden zwei ermordete junge Frauen gefunden, die mit kleinen Fluchtafeln versehen sind, was auf schwarze Magie hinweist. Als mit dem jüdische Arzt Isaac und seinen Sohn, dem Schmuckhändler Salomo, alte Freunde von Invita als Verdächtige verhaftet werden, setzt sie alles daran, deren Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder zu finden. Doch sie ist nur eine schutzlose Sklavin. Wird es ihr trotzdem gelingen, den Tod der Frauen aufzuklären? Wer wird ihr dabei helfen?
Maria W. Peter hat mit dem Buch „Der Schatz Salomos“ den dritten historischen Kriminalroman rund um die Sklavin und Ermittlerin Invita vorgelegt, der den Vorgängern an Spannung und Lesegenuss in nichts nachsteht. Die Romane sind alle in sich abgeschlossen, es empfiehlt sich aber, die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Entwicklung der Charaktere besser verfolgen zu können. Kleine Rückblenden in die Vergangenheit gibt es auch in diesem Band, so dass der Leser sich schnell gut zurechtfindet. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch dicht, der Leser taucht sofort in die Handlung ein und kann sich ihr kaum entziehen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Invita in der Ich-Form erzählt und lässt bei dem Leser während der Lektüre so den Eindruck entstehen, als lausche man ihren eigenen Worten, fühlt sich hautnah mit der Handlung verbunden und in der Zeit zurückversetzt. Ebenso kann man mitfühlen, hoffen und bangen. Der Spannungsbogen wird gleich recht hoch angelegt und steigert sich noch bis zum finalen Schluss. Die Autorin hat akribisch recherchiert und den historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer Handlung verschmelzen lassen. So erhält der Leser einen fundierten Einblick darüber, wie es den Juden und Christen unter römischer Herrschaft ergangen ist sowie über das alltägliche Leben und Fremdenfeindlichkeit. Die Autorin versteht es zudem sehr geschickt, falsche Fährten zu legen und spannende Wendungen einzubauen, die den Leser immer wieder innehalten lassen, um sich neu zu sortieren und den Fall aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um bei der Mörderjagd nicht vom Weg abzukommen.
Die Charaktere wurden wunderbar gestaltet und mit Leben versehen. Sie wirken authentisch und sehr realistisch, so dass sich der Leser gut in sie hineinversetzen und mitfiebern kann. Invita ist eine junge Frau, die für Menschen, die ihr am Herzen liegen, eintritt. Sie ist sehr neugierig und impulsiv, was sie oftmals in echte Gefahr bringt, aber sie besitzt auch Mut, Stärke und einen großen Sinn für Gerechtigkeit. Auch wenn sie nur eine Sklavin ist, hat sie die Gabe, Menschen in ihren Bann zu ziehen, die sie bei ihren Vorhaben unterstützen und ihr wohlgesonnen sind. Invitas Herrin Marcella stammt aus einer angesehenen Familie. Sie besitzt Herzenswärme und behandelt ihre Sklaven mit Güte und liebevoller Hand, sind diese für sie doch wie Familienmitglieder. Isaac ist ein jüdischer Arzt, der Invita ein väterlicher und gütiger Freund ist und ihr immer wieder beistand. Auch die weiteren Protagonisten wie Flavus oder Salomo bringen mit ihrem Erscheinen zusätzliche Spannung in die Geschichte.
„Der Schatz Salomo“ ist ein wunderbar fesselnder historischer Kriminalroman, der von der ersten Seite an den Leser in den Bann ziehen kann. Absolute Leseempfehlung und die Hoffnung, dass es doch noch einen weiteren Band geben wird!!!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Wenn aus Opfern Täter werden...

Das Finkenmädchen
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Als Kind schon musste Felicity einige schlimme Erfahrungen machen und war ganz auf sich allein gestellt. Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und Felicity lebt in einer australischen Justizvollzugsanstalt, ...

Als Kind schon musste Felicity einige schlimme Erfahrungen machen und war ganz auf sich allein gestellt. Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und Felicity lebt in einer australischen Justizvollzugsanstalt, wo sie durch Zufall auf ihre ehemalige Nachbarin Rose trifft, die sich aber nicht an sie erinnern kann. Rose war damals Felicitys Fluchtpunkt, wo sie Zuneigung und Geborgenheit suchte, die sie bei ihrer eigenen überforderten Mutter nicht fand. Doch wurden die Besuche bei Rose für Felicity zum Alptraum, der ihr Leben veränderte, weil niemand ihr zu Hilfe kam. Und nun steht Rose ihr gegenüber, die Frau eines bekannten Fernsehstars, auf die Felicity über all die Jahre immer wütender wurde. Wieso ist sie hier in der Anstalt? Felicity jedenfalls sinnt auf Rache und davon wird sie niemand abhalten…
Nicole Trope hat mit ihrem Buch „Das Finkenmädchen“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser durchweg in Atem hält. Der Schreibstil ist flüssig und doch mit einer gewissen Eindringlichkeit und Intensität. Der Leser wird schon mit dem Einstieg in die Geschichte in Atem gehalten, denn der Spannungsbogen wird gleich gut angelegt und bleibt auf hohem Niveau bis zum Schluss. Die Handlung wird mit kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven erzählt, einerseits erfährt der Leser über das Leben von Birdy in der Gegenwart und von den Erlebnissen in der Vergangenheit, die oftmals regelrecht schockieren. Zum anderen bekommt man die Sichtweise von Rose angetragen, wodurch der Leser auf eine sehr emotionale Reise geschickt wird und gleichzeitig auch sehr nachdenklich stimmt. Der Leser kommt den Charakteren sehr nah, kann sich in ihre jeweilige Situation hineinfühlen und denkt ständig darüber nach, wie er selbst wohl in dem einen oder anderen Punkt gehandelt hätte. Der Autorin gelingt es wunderbar, dem Leser beide Sichtweisen sehr deutlich zu machen und so auf der Klaviatur von Gefühlen zu spielen. Durch die geschickte und langsame Entblätterung der Geschichte bleibt der Leser in der Handlung gefangen, wobei er gleichzeitig alles hautnah miterlebt.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Ihre individuellen Züge lassen sie sehr real und authentisch wirken. Der Leser kann mit ihnen fühlen, leiden und bangen, aber auch ihr Handeln nachvollziehen. Felicity war noch ein kleines Kind, als der Vater die Familie verließ. Um ihrer überforderten Mutter und ihre kleine Schwester sowie der Trübsinnigkeit des Elternhauses zu entkommen, suchte sie Zuflucht im Nachbarhaus bei Rose und ihrer Familie. Felicity ist in ihrer geistlichen Begrifflichkeit langsamer als andere, sie wirkt in ihren Gedankengängen immer noch irgendwie kindlich, aber gleichzeitig besitzt sie auch eine lange aufgestaute Wut und Aggressivität. Sie wirkt wie eine Rakete kurz vor der Explosion. Nach außen gibt sie sich überaus selbstbewusst und stark, doch das ist nur ihr Schutzschild, damit andere nicht merken, wie sehr sie tief in ihrem Inneren verletzt wurde und dass diese Wunden nie verheilt sind. Rose wirkt wie eine sehr sympathische Frau, die alles für ihre Familie getan hat. Doch der Leser muss auch erkennen, dass Rose für ihre heile Welt oftmals die Realität nicht erkennen wollte.
„Das Finkenmädchen“ ist ein wunderbar erzählter und spannender Schicksalsroman über zwei Frauen, die aufgrund von Erlebnissen, Verhaltens oder der Zeit selbst zu Opfern wurden. Nicole Trope legt den Finger direkt in die Wunde und gibt dem Leser in hervorragender Weise Einblick von allen Seiten, so dass die Geschichte noch lange nachklingt, wenn die letzte Seite bereits gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod! Chapeau – alles richtig gemacht!