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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2018

Ruhig und atmosphärisch dicht erzählt

Der Sprengmeister
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Es fasziniert mich sehr, dass schon Henning Mankells erster Roman von 1973 so interessant und gelungen war. Aufgrund des geringen Umfangs kann man noch nicht von Meisterwerk sprechen, da hat Mankell später ...

Es fasziniert mich sehr, dass schon Henning Mankells erster Roman von 1973 so interessant und gelungen war. Aufgrund des geringen Umfangs kann man noch nicht von Meisterwerk sprechen, da hat Mankell später noch komplexere Romane geschrieben, dennoch überzeugt der Sprengmeister durch Ausgewogenheit und Ausbalanciertheit. Auffälliges Merkmal ist das Herantasten an die Geschichte und seine Figur. Die Geschichte wird praktisch von einem Bekannten im Rückblick erzählt und auch nur so weit, wie aus dem Gesprächen zu schließen ist, wobei auch das Unausgesprochene wohl eine Rolle spielt.
Als der 23jährige Oskar 1911 einen schweren Unfall hatte, der ihn nur schwer verletzt überleben lässt, geht es auch darum, wie weitermachen. Seine Verlobte hat ihn verlassen, geheiratet hat er dann deren Schwester, was ja immerhin überraschend ist.
Henning Mankell schildert seine Hauptfigur als einen einfachen Menschen, der mit einem Schicksalsschlag fertig werden muss. Er ist kein Held, aber er besitzt innere Stärke. Das Mankell erkannt hat, dass ganz normale Menschen interessant genug sind, macht ihn von Anfang an zu einem guten Autor.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Die Vergangenheit betrachten, wie sie war

Wenn wir wieder leben
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Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman mit interessanten Thema, mit gelungener Figurenentwicklung und in zwei Zeitebenen erzählt.
1968 mit der Studentin Wanda, die plötzlich nach ihrer Herkunft fragt.
Und ...

Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman mit interessanten Thema, mit gelungener Figurenentwicklung und in zwei Zeitebenen erzählt.
1968 mit der Studentin Wanda, die plötzlich nach ihrer Herkunft fragt.
Und dann geht es in die Vergangenheit mit Gundi, Wandas Mutter.
Schauplatz dieses Handlungsstrang in Ostpreußen ist das Seebad Zoppot bei Danzig. Es wird geschildert, wie viel den Bewohnern dieser Ort bedeutete, wie paradiesisch er für Gundi war.

Charlotte Roth ist eine erfahrene Autorin, bei ihr stimmt einfach alles, die Struktur ist sinnvoll und auch Nebenfiguren wird ausreichend Profil verliehen.

Die Fragen der 68ziger Generation rührte bei den Betroffenen alles wieder auf. Das konnte tragische Züge tragen, hatte aber natürlich auch ihre Berechtigung, um das kollektive Schweigen zu brechen.
Manche Passagen sind nicht einfach zu verdauen.

“Wenn wir wieder leben” ist ein lebendiger, hochemotionaler Roman, der den Leser nicht kalt lässt.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Hardboiled

RUN - Sein letzter Deal
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Wer wie ich in den 90ziger Jahren viele US-amerikanische Crime/Horror-Anthologien gelesen hat, dem wird Douglas E. Winter ein Begriff sein.
Das sein einziger Roman aus dem Jahr 2000 jetzt in Deutsch erscheint ...

Wer wie ich in den 90ziger Jahren viele US-amerikanische Crime/Horror-Anthologien gelesen hat, dem wird Douglas E. Winter ein Begriff sein.
Das sein einziger Roman aus dem Jahr 2000 jetzt in Deutsch erscheint ist sehr erfreulich und zeigt den guten Riecher des findigen Luziferverlags, denn Run ist wirklich eine Perle des Genres!

Burdon Lane ist Waffenhändler. Bei einem Deal jedoch eskaliert alles, er wurde reingelegt und er muss sehen, wie er überlebt. Dazu schließt er sich sogar mit Jinx zusammen, einem schwarzen Gangster, der eigentlich zur Konkurrenz gehört, sich aber in derselben Situation befindet. Bald wird es noch mehr Überraschungen geben, der Roman wird nie langweilig.

Die Stimme des Icherzählers prägt den Roman stark. Sein Erzählstil ist beeinflusst von einem Philipp Marlowe. Markig, spöttisch, illusionslos, manchmal selbstgerecht und zynisch.
Was für eine Litanei! Was für ein Antiheld!
Für den Leser ist das natürlich ein Genuß!

Der Roman hat einen druckvollen Drive, nimmt immer mehr Tempo auf. Im Verlaufe der Handlung wird mehr geballert als in 10 anderen Krimis zusammen. Es steuert auf ein grandioses Finale zu!

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein tolles Team

Tage der Hoffnung
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Der Roman erzählt von 2 Frauen, mit denen es das Schicksal nicht gut meinte. Die Witwe Bea wurde von einem Trickbetrüger um ihr ganzes Geld gebracht. Sie lebt jetzt obdachlos alleine mit ihrer Katze in ...

Der Roman erzählt von 2 Frauen, mit denen es das Schicksal nicht gut meinte. Die Witwe Bea wurde von einem Trickbetrüger um ihr ganzes Geld gebracht. Sie lebt jetzt obdachlos alleine mit ihrer Katze in einem Lieferwagen.
Die 16jährige Allie hat es auch schwer. Ihre Eltern wurde überraschend wegen Steuerhinterziehung verhaftet und sie wird in einem Jugendheim untergebracht. Da geht es gefährlich zu, ein kriminelles Mädchen bedroht sie und Allie flieht. Fast wäre sie auch noch missbraucht worden, doch sie kann sich in Beas Lieferwagen retten. Eine Freundschaft entsteht, obwohl Bea zuerst noch versucht, das schutzbedürftige Mädchen loszuwerden.
Die Erzählstruktur ist so aufgebaut, das immer abwechselnd aus Sicht von Bea und aus Sicht von Allie erzählt wird.
Dadurch werden die Beiden sowohl von innen als auch von außen betrachtet und der Leser lernt sie dadurch gut kennen. Es ist interessant, ihre gemeinsamen Fahrten durch Teile der USA mitzuerleben. Der Roman liest sich gut und fesselnd. Er ist wirklich ein Pageturner!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Familienportrait

Die Unruhigen
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Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt ...

Die erfolgreiche norwegische Schriftstellerin Linn Ullmann ist die Tochter bekannter Persönlichkeiten. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Liv Ullmann, ihr Vater war der Regisseur Ingmar Bergmann.
Das spielt in diesem Familienroman eine Rolle. Es ist zwar keine direkte Autobiographie, aber fußt doch auf autobiografische Fakten. Im Mittelpunkt sind neben den Erinnerungen an die Kindheit besonders die letzten Monate zwischen Vater und Tochter. Sie haben ein gemeinsames Projekt. Ein Interview, das ein Buch über das Älterwerden werden soll, verteilt auf 6 zweistündige Gespräche.
Diese Form verleiht dem Buch das besondere, wobei Linn Ullmanns behutsame Vorgehensweise beim Portraitieren ihres alten Vaters bemerkenswert ist. Wesentlich ist, dass Linn Ullmann ihre eigene Familiengeschichte romanhaft verarbeitet hat.
Dazu gehören auch ihre Empfindungen als Kind, als sich ihre Eltern trennten und sie mit der Mutter nach New York ging.

Für Leser, die Literatur lieben, ist das Buch sowohl sprachlich als auch inhaltlich sehr ansprechend!