Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2018

Nie mehr komponieren?

Die Muse von Wien
0

Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav ...

Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav Mahlers Symphonien hingegen mag ich nicht so, aber mich interessierte die Geschichte um die Frau, die diesen beiden (und vielen anderen) Männern den Kopf verdrehte.

In "Die Muse von Wien" begleiten wir Alma Schindler von 1886 bis 1911, also von ihrem siebzehnten Lebensjahr an bis kurz nach dem Tode Gustav Mahlers. Alma wird als schöne und lebenslustige Frau beschrieben, die gerne die Oper und Gesellschaften besucht und zu flirten weiss. Ganz Wien ist angetan von Alma, doch sie will eigentlich nur den Maler Gustav Klimt. Als dies nicht klappt, lässt sie sich auf Gustav Mahler ein und heiratet bald darauf den viel älteren Musiker. Alma ist eine begnadete Klavierspielerin und liebt es stundenlang am Klavier zu sitzen, zu spielen, Texte zu vertonen und zu komponieren. All dies gibt sie mit der Hochzeit auf, denn Mahler wünscht es sich so. Ob sie wirklich weiss, auf was sie sich da einlässt?

Mir gefiel Caroline Bernards "Rendezvous im Café de Flore" einiges besser als der vorliegende Roman. Im erstgenannten Buch konnte die Autorin aufgrund zweier Zeitebenen kreativer schreiben und konnte bei der Gegenwartsgeschichte ihre Fantasie walten lassen. Da "Die Muse von Wien" ausschliesslich historischen Persönlichkeiten gewidmet ist, bleibt logischerweise die Fantasie auf der Strecke. Die Autorin muss sich an Fakten halten und hat nur einen kleineren Spielraum, um eigene Ideen einzubringen. Wenn dann noch die Protagonistin eine diffizile Person ist, wird es als Leser schwierig, Begeisterung für das Gelesene aufzubringen.

Alma ist leider genau solch eine Protagonistin, eine anstrengende Person, zu der ich keine Verbindung aufbauen konnte. Unreif, über weite Strecken fordernd, dann aber auch übertrieben unterwürfig. Es macht den Schein als ob sie nur auf Mahlers Forderungen einging, damit sie als verheiratete Frau von ihrer Mutter wegkommt.

Die Männer aber fand ich alle noch schwieriger. Gustav Klimt, der hinter allen Rockzipfeln her war; Walter Gropius, der sich unmöglich verhält; und der egozentrische Gustav Mahler. Eindrücklich geschildert waren in dem Zusammenhang die Szenen bei der Sommerfrische, als Alma sich auf Familienzeit freute, Gustav sich aber erneut absonderte und absolute Ruhe, sogar von den Nachbarn und Bauern ringsherum, verlangte.

Man ärgert sich beim Lesen total und würde die eine oder andere Figur am liebsten auf den Mond schiessen. Für Autoren ist es sicher nicht leicht, solche schwierigen historischen Persönlichkeiten darzustellen, denn viele Leser mögen solche Figuren nicht sehr. Caroline Bernard ist es aber gelungen, eine flüssige und gut lesbare Geschichte über Alma zu erzählen und die Figuren glaubhaft darzustellen. Gerade in der oben beschriebenen Situation konnte ich gut mit Alma mitfühlen, wenn sie sich allein gelassen fühlte.

Trotzdem fehlte mir in Almas Darstellung teilweise eine gewisse Tiefe, damit man ihr Tun oder ihre Gefühle besser nachvollziehen hätte können.

Fazit: "Die Muse von Wien" liefert einen interessanten Einblick ins Wien Anfang des 20. Jahrhunderts und ins Leben von Alma und Gustav Mahler.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Leider langweilig

Verliebt bis über beide Herzen
0

Dieser Roman bildet der vierte Teil der sechsteiligen Manhattan-Serie. Die ersten drei Bände sind 2017 erschienen, die restlichen 2018. Die deutschen 2017-Titel haben als Merkmal "Manhattan" im Titel, ...

Dieser Roman bildet der vierte Teil der sechsteiligen Manhattan-Serie. Die ersten drei Bände sind 2017 erschienen, die restlichen 2018. Die deutschen 2017-Titel haben als Merkmal "Manhattan" im Titel, die von diesem Jahr "Verliebt...". Eigentlich könnte man die diesjährigen Bände als eigene Serie anschauen. Im Vordergrund steht die Hundesitter-Firma The Bark Rangers. Sie gehört Fliss und Harriet, ihr Bruder Daniel arbeitet als Anwalt. Die Reihenfolge ist fast analog der Manhattan-Bücher: im ersten Band gehts um die/den Geschäftstüchtigsten, im zweiten Band ist die Miesepetrige dran und am Ende die Romantischste - konkret heisst das: Daniel, Fliss und Harriet.

Wäre es nur dieses Schema F, das sich gleich bleibt, hätte ich wohl nicht so viel Mühe mit dem Roman gehabt. Doch "Verliebt über beide Herzen" spielt sich bis fast zur Mitte weitgehendst im Park ab. Hier lernen sich Daniel und Molly kennen - bzw. er will sie kennenlernen und besorgt sich bei seinen Schwestern einen Hund, damit er schneller Kontakt knüpfen kann. Daniel und Molly fühlen sich voneinander angezogen, aber beide wollen "eigentlich" gar keine Beziehung, beide sind gebrannte Kinder und verheimlichen sich gegenseitig einiges. Molly schreibt einen Beziehungsratgeberblog unter Pseudonym. Als eine Mandantin von Daniel deswegen ihre Scheidungspapiere zurücknimmt, will er wissen, wer dahinter steckt - hu, Probleme in Sicht.

Die ersten hundert Seiten sind langweilig, die Handlung ist lau, es wird ausschliesslich auf der Parkbank gesessen und geflirtet und über Beziehungen geredet. Oder um den heissen Brei herum. Anscheinend muss etwas extrem Schlimmes in Mollys früherem Leben in London passiert sein, deswegen sie nach New York zog und sich ein neues Leben aufbaute.
Mollys Vergangenheit wird alle paar Seiten lang angedeutet, aber nie explizit gesagt, was da wirklich war. Bei Daniel ist es etwa dasselbe, bei ihm hat seine Einstellung zu Liebe und Beziehungen mit seinem Elternhaus zu tun. Auch in seinem Fall werden fast 200 Seiten lang nur Andeutungen gemacht. Irgendwann gegen Ende kommt raus, was bei Molly wirklich passiert war. Da wird ein Plot um einen Vorfall in der Vergangenheit kreiert und wenn man endlich erfährt um was es ging, schüttelt man den Kopf und zweifelt an Mollys Berufswahl. Grosses Drama um nichts. Zumindest um nichts, das man hätte klären können. Als Psychologin sowieso.

Deshalb war der Roman für mich sehr langweilig und ich hätte bereits nach 90 Tolino-Seiten abgebrochen (und hätte nicht viel verpasst), hätte ich den nächsten Band nicht schon zuhause liegen gehabt.

Leben ins Buch haben eindeutig die beiden Hunde Rupert und Valentine gebracht. Wobei ich jedesmal Mühe hatte "Valentine" zu lesen. Für mich hört sich der Namen weiblich an, doch es ist ein Rüde. Trotzdem waren die Hunde das Highlight des Buches.
Schön in "Verliebt bis über beide Herzen" war, dass alle Charaktere aus der Manhattan-Serie kurz erwähnt werden. Eva und Lucas aus dem dritten Band sogar öfters, das war nett.

Alles andere fand ich leider sehr fad. Die Geschichte spielt sich fast vollständig im Central Park oder in den Wohnungen von Molly und Daniel ab. Die anderen Orte lassen sich mit drei Fingern abzählen - mir viel zu wenig Abwechslung, insbesondere weil die Handlung auch nicht viel zu bieten hatte.

Fazit: Langweiligster Sarah Morgan-Roman ever.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 26.03.2024

Rasante Langeweile

Die Entflammten
0

Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr ...

Vincent van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, deshalb lese ich auch gerne Bücher über ihn. In "Die Entflammten" geht es aber mehr um seine Schwägerin Jo van Gogh-Bonger. Diesen Ansatz fand ich sehr interessant. Er war für mich der Grund, diesen Roman von Simone Meier zu lesen.

Der Schreibstil ist sehr speziell. Auf eine Art sehr oberflächlich, nicht im negativen Sinn, obwohl viel Details erzählt werde: es sind oft lange Sätze. Und so geschrieben, dass man kaum Luft holen kann. Man kann nicht anders, man muss rasant lesen, so dass es dann wohl eben diese Oberflächlichkeit erzeugt, und trotzdem ist da nicht mehr viel anderes. Nähe wird durch den Schreibstil nicht zugelassen, hält alles auf Distanz und macht leider auch die Geschichte, vor allem jene von Gina in der Gegenwart, sehr langweilig.

Ginas Story, die ihren Vater in Griechenland besucht und ein Buch - über Jo van Gogh-Boger - schreiben will, fand ich komisch. Was der Sinn dieser Geschichte war, konnte mir die Autorin leider nicht wirklich vermitteln. Einfach nur der Gedanke, dass Gina in Vaters Spuren tritt? Die Beziehung der beiden ist schwierig, ihre Kindheit wird aufgegriffen, doch das Ende ist lasch.

Ohne Gina hätte dieser Roman für mich wohl besser funktioniert. Die beiden Storys wechseln sich im Ebook fast pausenlos und nahtlos ab, was zum schnellen Schreibstil passt, aber ausser dem Van Gogh-Bild aus Ginas Zimmer gibt es dennoch keine Verbindung zwischen den beiden Geschichten.

Die Geschichte mit Jo ist ein bisschen interessanter, aber auch nicht wirklich, wenn man schon viele Bücher über Vincent van Gogh und andere Impressionisten gelesen hat.

Eh schon nicht begeistert vom Roman, haben mir die letzten dreissig Seiten mit hauptsächlich Fantasiegesprächen zwischen Jo und Gina dann gar nicht mehr gefallen. Da konnte die schöne Sprache auch nichts mehr heraus holen, sie kommt schlicht nicht zur Geltung, weil das Erzähltempo viel zu hoch ist und das Endergebnis fad.

Fazit: Rasant präsentiert, aber mir viel zu langweilig und emotionslos.
2.5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2023

Nicht mein Humor

Mord & Croissants
0

Als Titel hätte "Mord & Kaffee" viel besser gepasst, denn die "Croissants" waren quasi schon längst verzehrt. Ich hätte mich wohl auch besser an Kaffee und Croissants gesetzt, ich wäre damit höchstwahrscheinlich ...

Als Titel hätte "Mord & Kaffee" viel besser gepasst, denn die "Croissants" waren quasi schon längst verzehrt. Ich hätte mich wohl auch besser an Kaffee und Croissants gesetzt, ich wäre damit höchstwahrscheinlich viel zufriedener gewesen als nach der Lektüre des ersten Bandes von "Ein Brite in Frankreich".

Der Brite ist Richard, angeblich 53 Jahre alt. So wie er beschrieben wird, macht er eher den Eindruck eines ü65 Rentner. Wobei die meisten Rentner, auch ältere, mehr auf dem Kasten haben als Richard. Richard führt ein chambre d'hôtes, quasi ein B&B. Wieso er das tut, und wieso er dabei nicht wirklich Spass hat, wird nicht erklärt.

Dafür umso mehr, dass ein Gast plötzlich verschwindet und ausser Blut und einem Handabdruck nichts hinterlässt. Auftauchen dagegen tut Valérie d'Orcay, die Richard zum Nachforschen anstachelt.

Am Ende ist alles aufgeklärt, der Weg dahin ist mit skurrilen Charakteren und fragwürdigen Aktionen gepflastert. Leider konnte mich dieser Krimi nicht begeistern, ich fand ihn reichlich langweilig.

Ich wurde weder mit dem Plot noch mit den Figuren warm. Denn es gibt keine einzige normale (und normal agierende) Figur in "Mord & Croissants", alles wird enorm überspitzt gezeichnet, was mich ziemlich nervte.

Fazit: Man merkt, dass Ian Moore ein Comedian ist, sein Humor ist überhaupt nicht mein Fall. Wer seine Spässe mag, wird vielleicht auch diesem Reihenauftakt mögen.
2.5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2022

Ein Lockdown-Roman

Mord in der Straße des 29. November
0

Als begeisterte Leserin der "Rabbi Klein"-Reihe freute ich mich auf den neuen Krimi, der Rabbi-unabhängig in Jerusalem spielt. Polizeipsychologin Kinny Glass soll hier die Ermittlerin sein.

Während dem ...

Als begeisterte Leserin der "Rabbi Klein"-Reihe freute ich mich auf den neuen Krimi, der Rabbi-unabhängig in Jerusalem spielt. Polizeipsychologin Kinny Glass soll hier die Ermittlerin sein.

Während dem langen und strengen Lockdown in Israel wird es Kinny zuhause ziemlich langweilig, online arbeiten ist für sie schwierig. Auch die Gesamtsituation belastet sie, kommt dazu, dass ihre Tochter Mia wieder bei ihr wohnt. Eines Tages hört sie in den Nachrichten, dass ein "Mord in der Strasse des 29. November" geschehen ist. Genauer gesagt ein Doppelmord, eine bekannte Politikerin und ihr Mann wurden getötet, beide sind Kinny gut bekannt. Sie will was tun, doch es scheint, als ob der Geheimdienst und nicht die Polizei den Fall zugeschanzt bekommt.

Anstatt wie erwartet zu lesen, dass Kinny mit Polizeikollege Nissim nun kräftig ermitteln, liest man von ihren Befindlichkeiten, ihren Familienproblemen und seitenweise Gerede über das Verhältnis des Shabaks zur Poliziei und umgekehrt, über die nicht glaubwürdige Festnahme angeblicher Verdächtige und so weiter. Sie wären erfolgreicher, würden die beiden Parteien besser zusammen arbeiten als übereinander herziehen.

Mehr als die Hälfte der Geschichte spielt sich innerhalb Kinnys Wohnung ab, bis dahin ist Kinny nur zweimal kurz ausser Haus anzutreffen. Einmal in einem Polizeigebäude, einmal bei einem Tatortspaziergang mit Hund, von dem man sonst kaum etwas mitbekommt, also anders als im Klappentext erwähnt.

Auch sonst fühlte ich mich getäuscht, denn für mich war das kein Krimi, sondern ein Roman, bei dem die Protagonisten bei der Polizei arbeiten. Ein Lockdown-Roman, in dem man allerlei über die Gefühle der Menschen, die das Leben zuhause nicht aushalten, mitbekommt.

Mit den Figuren wurde ich nicht warm. Kinnys Bruder Golan in Amerika hört sich mehr als nur depressiv an. Kinnys Tochter Mia ist zwanzig, verhält sich aber wie ein Teenager. Dazu kommen familiäre Streitereien: einerseits Kinnys Vater, der nicht klar kommt, dass seine Kinder und Enkel sich zu weltlich verhalten. Andererseits Kinny selbst, die ihrem Ex-Mann immer noch zürnt und eifersüchtig auf das gute Verhältnis zu Mia ist. Ausserdem weiss sie selbst nicht, was sie in Bezug auf Nissim fühlt - bzw. wird das als blosse Affäre gewichtet. Eine Art Arbeitskollegen mit gewissen Vorzügen. Aufgrund einer bestimmten Szene müsste da aber weit mehr sein, doch das kam bei mir überhaupt nicht so an. Ausserdem ist eine Psychologin, die ihr Telefon tagelang nicht abnimmt, für mich nicht glaubwürdig.

Der Autor baut ein Konstrukt mit vielen Themen wie #MeToo, Missbrauch, Diskriminierung etc. auf. Dadurch wird die Krimihandlung leider zur Nebensache gradiert und ist nur der Aufhänger für diesen Roman. Die Themen zeigen Ausschnitte aus den alltäglichen Problemen in Israel. Somit wäre diese Geschichte als gesellschaftspolitischer Roman oder gar als Zeitzeuge des Lockdowns besser zu lesen, das Attribut Krimi passt leider nicht.

Ich hoffe, Kinny bleibt eine Eintagesfliege und Alfred Bodenheimer widmet seine Zeit vermehrt wieder Rabbi Klein.

Fazit: Erwartet habe ich einen Krimi, bekommen einen Lockdown-Roman - hätte ich das gewusst, hätte ich ihn nicht gelesen.
3 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere