Platzhalter für Profilbild

Alphafrau

Lesejury Star
offline

Alphafrau ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Alphafrau über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2018

Grün ist die Heide...

Spätsommerfreundinnen
0

"Wie heisst es so schön? Alle sieben Jahre ändert sich der Mensch." (Jette)

Viele Leserinnen schwärmen von den Wohlfühl-Romanen der Bestseller-Autorin Anne Barns. Nun hat sie das neue Buch "Spätsommerfreundinnen" ...

"Wie heisst es so schön? Alle sieben Jahre ändert sich der Mensch." (Jette)

Viele Leserinnen schwärmen von den Wohlfühl-Romanen der Bestseller-Autorin Anne Barns. Nun hat sie das neue Buch "Spätsommerfreundinnen" veröffentlicht, das unter ihrem echten Namen Andrea Russo erscheint und sich an eine etwas andere Zielgruppe richtet.

Im Mittelpunkt steht die 49-jährige Jette, die ihren bisherigen Werdegang nach ihrer Scheidung kritisch überdenkt. Den alten Gasthof in ihrem Heimatort übernehmen und nur noch tun, was sie liebt: Kochen und Backen. In ihrer Jugend war das Jettes Traum. Aber dann hat sie studiert und ist in die Stadt gezogen, hat geheiratet und ihre wunderbare, inzwischen erwachsene Tochter bekommen. Als Jette jetzt erfährt, dass der Wirt des Gasthauses gestorben ist, fährt sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder in den Ort in der Heide, um Abschied zu nehmen. Und plötzlich kehren all die Erinnerungen an damals zurück und mit ihnen Gefühle, die Jette längst vergessen hatte.

Die meisten Bücher aus dem Mira Taschenbuch Verlag besitzen wunderschöne Cover, die ihren Inhalt auf eine subtile Weise spiegeln, und der neue Roman von Andrea Russo bildet keine Ausnahme. Von einem liebevoll gedeckten Tisch aus genießt man einen herrlichen Ausblick auf die blühende Heidelandschaft. Wenn man so will, spiegelt sich die ganze Magie der Heideblüte in den violetten Farbtönen. Der prägnante Titel bleibt im Gedächtnis haften und macht deutlich, dass Frauen in den allerbesten Jahren nicht verwelken, sondern aufblühen und ihr Leben in die eigenen Hände nehmen können.

Der Plot hat mich sofort angesprochen, und das Setting in einem kleinen Dorf in der Lüneburger Heide gut gewählt, weil dieses bekannte Naturschutzgebiet Gastlichkeit und Erholung im ländlichen Rahmen verbindet. Durch atmosphärisch dichte Beschreibungen kann man sich alle Schauplätze der Handlung plastisch vorstellen. Auch die Protagonisten sind sorgfältig ausgearbeitet worden und spiegeln mit ihren Ecken und Kanten das echte Leben wieder.

Dies gilt vor allem für Jette, mit der sich alle Leserinnen aufgrund der gewählten Ich-Perspektive leicht identifzieren können. Sie durchlebt das Auf und Ab der Wechseljahre, findet auf Umwegen zu sich selbst, nutzt die sich ihr bietenden Chancen und genießt den Spätsommer ihres Lebens, mit ihren guten Freundinnen und einem neuen Partner an ihrer Seite.

Andrea Russo hat die richtigen Zutaten für dieses Buch gewählt, und es hat mich (nicht zuletzt durch den locker-lakonischen Stil) in jedem Punkt überzeugt. Als begeisterte Hobby-Köchin habe ich mich über die köstlichen Rezepte im Anhang gefreut, die richtig Lust machen, sich an den heimischen Herd zu stellen. Gern vergebe ich fünf Sterne an ein hinreißendes Buch, das allen Frauen in den besten Jahren Mut machen will, ihren Träumen zu folgen und ihrem Leben eine ganz andere Richtung zu geben.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Medizin ohne Menschlichkeit

Das Verschwinden des Josef Mengele
0

In seinem Tatsachenroman folgt Oliver Guez den Spuren von Josef Mengele, eines deutschen Mediziners und Anthropologen. 1949 flüchtet der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos ...

In seinem Tatsachenroman folgt Oliver Guez den Spuren von Josef Mengele, eines deutschen Mediziners und Anthropologen. 1949 flüchtet der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt. Erst 1979, nach dreißig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand.

Das Cover wirkt nichtssagend, aber es greift das Spiel mit wechselnden Identitäten auf. Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man eine Portraitaufnähme von Dr. Josef Mengele. Sie scheint in Flammen aufzugehen. Nichts von der alten Identität soll übrig bleiben, seine Spur soll sich im Nichts verlieren. Übrig bleibt ein weißes Stück Papier. Der Todesengel von Auschwitz wird zu einem scheinbar unbeschriebenen Blatt, das in einem weit entfernten Land weiterhin existieren konnte, ohne für seine Verbrechen jemals zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Auch der Titel ist bewusst zurückhaltend gewählt worden. Durch seine signalrote Farbe fällt er ins Auge und weist auf das vergossene Blut von unschuldigen Opfern hin.

Oliver Guez schreibt in einer einfachen, klaren, schlichten Sprache. Er fühlt sich in die Psyche eines Kriegsverbrechers ein, wahrt aber eine kritische Distanz. Nichts an diesem Buch ist reißerisch aufgemacht. Trotzdem wird es jeden Leser erschüttern, der sich mit diesem Werk auseinandersetzt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte Dr. Josef Mengele ein banales, unauffälliges Leben, finanziell unterstützt von seiner vermögenden Familie in Deutschland, geschützt durch ein gut funktionierendes Netzwerk in Südamerika, verborgen von geldgierigen Sympathisanten und weitgehend unbehelligt von seinen Jägern, die seine Fährte aufgenommen, ihn aber im Gegensatz zu anderen Kriegsverbrechern nicht gestellt und vor Gericht gebracht hatten. Sein Denken kreiste ausschließlich um ihn selbst; für andere Menschen fehlte ihm jegliches Einfühlungsvermögen und Verständnis.

Was bleibt von Josef Mengele? Die Erinnerung an einen egozentrischen, feigen, jähzornigen, unbelehrbaren Menschen, der sich Selbstmitleid suhlte und nicht imstande war, seine Fehler zu erkennen, sich seiner Verantwortung zu stellen, für seine Verbrechen zu büßen und seine Opfer um Vergebung zu bitten.

Mich hat diese längst überfällige historische Spurensuche tief beeindruckt. Aus diesem Grunde vergebe ich fünf Sterne und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 09.08.2018

Schuld und Sühne

Die Frauen am Fluss
0

Mit ihrem historischen Roman "Die Frauen am Fluss" entführt die britische Schriftstellerin Katherine Webb ihre Leser nach England, 1922 stellt die Ankunft der Londonerin Irene die Ordnung des idyllischen ...

Mit ihrem historischen Roman "Die Frauen am Fluss" entführt die britische Schriftstellerin Katherine Webb ihre Leser nach England, 1922 stellt die Ankunft der Londonerin Irene die Ordnung des idyllischen Dorfes Slaughterford auf eine harte Probe. Kurz darauf geschieht ein brutaler Mord. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr – und Irenes Mann. Gemeinsam mit dem Stallmädchen Pudding begibt sich Irene auf die Suche nach der Wahrheit. Die Spuren führen das ungleiche Paar tief in die angrenzenden Wälder und zu einer Liebe, die nicht sein durfte und ein ganzes Dorf schuldig werden ließ.

Das Cover dieses historischen Romans wirkt wie ein altes Gemälde. Der Betrachter blickt auf eine ländliche Idylle. Eine kleine Brücke spannt sich über einen ruhig dahinplätschernden Fluss. Im Hintergrund kann man ein stattliches Gutshaus erkennen, das von Wiesen in sattem Grün umgeben ist. Der Titel greift das Motiv des Flusses auf, bleibt aber vage und zurückhaltend in seiner Aussage.

Der Plot verspricht eine komplexe, spannende Geschichte, die nicht eindeutig einem literarischen Genre zuzurechnen ist. Auch das Settng in dem (tatsächlich existierenden) Ort Slaughterford in Wiltshire (England) könnte nicht besser gewählt sein. Dank der ausführlichen, kunstvollen Landschaftsbeschreibungen wird eine längst vergangene Epoche zum Leben erweckt, und man glaubt, die verschiedenen Schauplätze mit seinen eigenen Augen sehen zu können.

Es ist meine erste Begegnung mit Katherine Webb - und es wird garantiert nicht die letzte sein. Die Schriftstellerin ist eine Meisterin ihres Fachs. Diese vielschichtige Geschichte wird aus verschiedenen Erzählperspektiven in einem zurückhaltenden Stil erzählt und pendelt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart, nämlich 1872 und 1922. Die zwei beiden Erzählstränge, die um zwei ungeklärte Todesfälle kreisen, werdenmiteinander verwoben und münden in ein packendes Finale.

Im Mittelpunkt stehen zwei starke Frauen: Pudding, die Tochter des Dorfarztes, die sich um ihre an Alzheimer leidende Mutter und ihren aus dem Ersten Weltkrieg mit einer geistigen Behinderung zurückgekehrten älteren Bruder sorgt, als Stallmädchen auf dem Gutshof arbeitet und wegen ihrer fülligen Figur gehänselt wird, und Irene, die junge Frau des Gutsherrn Alistair Hadleigh wegen einer aufgeflogenen Liebesaffaire mit einem verheirateten Mann von ihren Eltern und Freunden verachtet wird und sich vor den Folgen dieses Skandals in die Ehe mit ihrem gutmütigen, liebenswerten Mann gerettet hat. In ihrem neuen Heim hat sie einen schweren Stand, was nicht zuletzt an Nancy, der herrschsüchigen, strengen Tante ihres Mannes liegt, die ihrer unerwünschten Nebenbuhlerin den Rang als Gutsherrin streitig macht. Im Laufe des Geschehens wachsen sie über sich selbst hinaus, als sie Donald von dem auf ihm lastenden Verdacht, ein Mörder zu sein, befreien wollen. Gemeinsam gewinnen Pudding und Irene an Stärke und Selbstvertrauen und lösen einen komplizierten Fall, der weit in die Vergangenheit zurückreicht.

Für mich ist dieses Buch mein persönliches Highlight in diesem Monat. Deshalb vergebe ich fünf Sterne für einen packenden Roman, der jeden Leser gefangen nehmen wird, und eine klare Lese-Empfehlung.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Aufruhr in New York

Der will doch nur spielen
0

Mit "Der will doch nur spielen" hat die amerikanische Schriftstellerin Meg Cabot den zweiten Band einer Reihe vorgelegt, die um die Redaktion des New York Journal kreist. Im Mittelpunkt steht Kate, To-do-Listen-Fan, ...

Mit "Der will doch nur spielen" hat die amerikanische Schriftstellerin Meg Cabot den zweiten Band einer Reihe vorgelegt, die um die Redaktion des New York Journal kreist. Im Mittelpunkt steht Kate, To-do-Listen-Fan, frisch getrennt, aber trotzdem Idealistin, wohnt zur Zeit auf der Couch ihrer besten Freundin und arbeitet in der Personalabteilung des New York Journal. Im Auftrag ihrer schrecklichen Chefin Amy muss Kate die Dessertspezialistin der Kantine feuern. Ida kreierte die verführerischsten Törtchen, ließ diese aber nicht jedem zukommen. Als sie Stuart, dem schnöseligen Verlobten von Amy, ein zweites Dessert verweigerte, wurde sie entlassen. Nun klagt sie gegen die unrechtmäßige Kündigung, und Kate braucht dringend einen Anwalt. Als hätte sie mit der Wohnungssuche nicht schon genug zu tun. Stuarts Bruder Mitch wird engagiert, um Kate zu vertreten - und findet bald mehr Gefallen an ihr als an seiner Aufgabe …

Das Cover zeigt eine Französische Bulldogge, die auf ihrem Kopf einen Cupcake mit einem köstlichen Topping balanciert. Der Hintergrund ist in zartem Babyblau gehalten, von dem sich die weiße Schrift des Titels wirkungsvoll abhebt. Es sieht entzückend aus, aber - sorry, so ehrlich muss man einfach sein - es hat leider gar nichts mit dem Inhalt des Romans zu tun und weckt falsche Vorstellungen beim Leser. Dahingegen kann man dem deutschen Titel des Romans eine gewisse Vieldeutigkeit zugestehen. Er könnte sich durchaus auf den männlichen Protagonisten dieses Romans beziehen, der sich geradezu in seinen neuen Fall verbeißt.

Der Plot des Romans ist ansprechend, und das Setting in der Metropole New York gut gewählt. In der Redaktion des New York Journal begegnet der Leser den üblichen Verdächtigen, die bereits im ersten Buch dieser Reihe eingeführt worden sind und wie gute alte Bekannte anmuten. Aber auch ohne Vorkenntnisse ist der Einstieg in diesen modernen Liebesroman problemlos möglich. Alle Charaktere haben ihre Ecken und Kanten, verhalten sich nicht immer korrekt und pflegen ihre verschiedenen Spleens. Kurzum: sie wirken authentisch und lebendig, spiegeln unsere gesellschaftliche Realität und man muss sie ins Herz schließen.

Meg Cabot zeichnet sich durch einen erfrischend anderen, unverwechselbaren Stil aus. Auch in diesem Buch hat sie geschickt verschiedene literarische Formen wie Tagebucheinträge, Rechnungen und Speisekarten, aber auch offizielle Umläufe, Email-Nachrichten und Bürochats miteinander kombiniert, die gewisse Rückschlüsse über die jeweilgen Verfasser erlauben, wenn man zwischen den Zeilen zu lesen vermag. Auch der Humor kommt ganz bestimmt nicht zu kurz; ich konnte mir nie das Lachen verkneifen, wenn ich den verbalen Schlagabtausch zwischen den schlagfertigen Protagonisten verfolgt habe.

Mit einem Wort: ich bin restlos begeistert von diesem charmanten, geistsprühenden, witzigen Buch. Deshalb spiele ich nicht lange herum, sondern komme gleich zur Sache und vergebe die Höchstpunktzahl von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Muse, Künstlerin, Geliebte

Die Muse von Wien
0

"Ich weiß, daß der Mann in der Welt draußen das Pfauenrad zu schlagen hat, während er sich zu Hause »ausruhen« will. Das ist das Los der Frau. Aber nicht das meine!" (Alma Mahler-Werfel)

Wenn man so ...

"Ich weiß, daß der Mann in der Welt draußen das Pfauenrad zu schlagen hat, während er sich zu Hause »ausruhen« will. Das ist das Los der Frau. Aber nicht das meine!" (Alma Mahler-Werfel)

Wenn man so will, zeigt dieses Zitat den Lebensentwurf von Alma Mahler-Werfel auf, die im Mittelpunkt des historischen Romans "Die Muse von Wien" von Caroline Bernard steht. Klimt war ihre erste Liebe, für Gustav Mahler wird sie zur Muse – Alma Schindler wächst inmitten der Wiener Boheme auf, ist in den Salons der schillernden Metropole zu Hause, verfolgt den Aufstieg der Secession, inspiriert und verführt. Und sie ist Künstlerin, ihre Leidenschaft gehört dem Klavierspiel, vor allem der Komposition. Bis sie Gustav Mahler trifft und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Gustav erwidert ihre Liebe, jedoch zu einem hohen Preis: Für ihn soll sie ihre Kunst aufgeben …

Das Cover des historischen Romans erinnert an ein Portrait in Sepia und zeichnet sich durch eine schlichte Eleganz aus. Der Betrachter sieht eine vornehm gekleidete Frau vor einem historishcen Gebäude in Wien stehen. Ihr hochgeschlossenes weißes Kleid wirkt züchtig , der Saum des Rockes bedeckt die Knie und die Schuhe sind eher praktisch. Trotzdem bleibt der Blick des Betrachters an ihr hängen. Ihre Haltung wirkt selbstbewusst, stolz und aufrecht, und sie trägt nicht nur einen kecken modischen Hut, sondern auch einen auffälligen Mantel lässig über ihrem Arm, die in einem leuchtenden roten Farbton schimmern. Auch der einprägsame Titel des Buches greift das Motiv der Liebe auf und ist in fein geschwungenen, großen roten Lettern gestaltet worden.

Tatsächlich zieht sich die Liebe wie ein roter Faden durch die Lebensgeschichte von Alma Mahler-Werfel, die sich nicht in das enge Korsett der traditionellen Pflichterfüllung pressen lassen, sondern ihr Schicksal nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten wollte und als eine femme fatale in der Kunst-, Kultur- und Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts gilt.

Caroline Bernard schreibt in einem mitreißenden Stil, und es gelingt ihr mühelos, ihre schillernde Protagonistin in ihrem historischen Roman zum Leben zu erwecken. Das Geschehen wird aus der Perspektive von Alma vermittelt, und man kann sich in die die gefühlvolle, mitunter launische und kapriziöse schöne junge Frau einfühlen, wenn wir sie auf ihrem Weg durch die Salons in der Metropole der K. und K. Monarchie begleiten. Trotzdem ist Alma mehr als ein oberflächliches Party-Girl, das sich in der Bewunderung von berühmten Zeitgenossen sonnt. Krankheit und Tod sind ihre ständigen Begleiter, und sie erweist sich im Laufe ihres Lebens als eine starke Persönlichkeit, die zahllose Schicksalsschläge hinnehmen und den Tod von Vater, Partnern und Kindern verkraften muss.

Auch wenn sie die gemeinsamen Jahre mit dem Musiker Gustav Mahler in der Retrospektive verklärt, ist ihre Verbindung nicht glücklich; der wesentlich ältere Workaholic zeigt sich als ein egozentrischer Macho, der nach ständiger Aufmerksamkeit und Bewunderung verlangt und seiner freiheitsliebenden Frau das Leben an seiner Seite nicht leicht macht. Insoweit ist ihre Flucht in eine leidenschaftliche Affaire mit Walter Gropius, der ihr zweiter Mann nach dem Tod von Gustav Mahler wird, durchaus nachvollziehbar.

Eine eigene Karriere blieb Alma Mahler-Werfel verwehrt. Trotzdem hat sie als Muse, Künstlerin und Geliebte ihre Spuren in der Zeitgeschichte hinterlassen. Mich hat dieser historische Roman sehr beeindruckt, und ich würde mich über eine Fortsetzung freuen. Gern vergebe ich die Höchstpunktzahl von 5 Sternen.