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Veröffentlicht am 19.07.2018

Bewegtes Leben einer Lebenskünstlerin. Charmant und gekonnt erzählt.

Franziska zu Reventlow
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Diese Biographie beschreibt auf eine feine, charmante, etwas romanenhafte Art, mit einem deutlichen philosophischen Anschlag, den Lebensweg einer bemerkenswerten, künstlerisch begabten Frau, die ihrer ...

Diese Biographie beschreibt auf eine feine, charmante, etwas romanenhafte Art, mit einem deutlichen philosophischen Anschlag, den Lebensweg einer bemerkenswerten, künstlerisch begabten Frau, die ihrer Zeit in Sachen persönlicher Freiheit, Frauenrechte uvm. weit voraus war.
Franziska zu Reventlow (1871-1918) wollte sich nicht in die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zwängen lassen, die einem heute, insb. bezüglich der Rolle der Frauen, grausam wie haarsträubend erscheinen. „Das unanständigste Wort, das ein junges Mädchen um 1900 sagen konnte, hatte drei Buchstaben: Ich.“ S. 356. Franziska zu Reventlow lebte, wie es ihr richtig erschien, tat Dinge, die sie tun wollte. Natürlich musste sie dafür teuer bezahlen. Sie ließ sich aber kaum bekehren. Dazu war sie zu anders als ihre angepassten Zeitgenossen, so voller Leben, so klar und so frei im Kopf. Sie wollte erst Malerin werden. Auf jeden Fall ihre eigene Herrin sein. Sie hat früh mit dem prüden Elternhaus gebrochen und vieles ausprobiert: Unternehmertum, Schauspielerei, u.a. auch Romane aus dem Französischen übersetzt. Am Ende ist sie Schriftstellerin geworden. Und Lebenskünstlerin bis zum Ende geblieben.
Diese Lebensgeschichte ist vom Gesichtspunkt zwischenmenschlicher Beziehungen erzählt worden. Franziskas Männergeschichten bilden den Schwerpunkt, alles andere erscheint in dieser Darstellung eher nebensächlich, als eine Art schmückendes Beiwerk. Zwischendurch hatte ich meine Zweifel, ob diese Wahl eine optimale Lösung war. In der Mitte gab es viel von zwischenmenschlichen Verwicklungen: All die Männer mit ihren Geschichten und Präferenzen, all die z.T. chaotische Zustände, eine Art Karussell, bei dem einem schon beim bloßen Hinschauen leicht schwindelig wird.
Über die Liebe wurde hier intensiv, von diversen Blickwinkeln betrachtet, nachgedacht, ob tief oder oberflächlich, ob sie sich in Singular- oder Pluralform vollzieht. Auch über das Leben, nicht nur Fannys, wurde hier philosophiert, sowie über das Sterben, den Tod, den Sex, die non-konventionelle Kindererziehung, über Selbstwerdung, den richtigen Platz im Leben suchen und finden, Geldverdienen müssen, die Arbeit, die Rolle der Frauen uvm.
Die Biographie ließ sich recht angenehm lesen: manchmal poetisch, hier und da etwas abschweifend, nachdenklich und zum Nachdenken anregend. Eine Portion Feinhumorigkeit und Ironie, die auch Franziska zu Reventlow eigen waren, rundete das Lesevergnügen ab. „Humor ist eine Art Höflichkeit des Geistes angesichts der Unvollkommenheit der Welt. Franziska zu Reventlow besaß ihn in einem staunenswerten Maße, gepaart mit einer frappierenden Urteilskraft.“ S. 357.
Oft wurde aus ihren Tagebüchern und Romanen zitiert, im Text hervorgehoben durch Kursiv, was Franziska den Lesern noch näherbringt und tiefere Einblicke in ihr Wesen ermöglicht. Viele kluge, poetische, schöne Sätze trifft man in diesem Buch, die ganze Zitatenhefte füllen können:
„Das Glück schreibt nicht, es neigt nicht zur Mitteilsamkeit, es ist. Das ist ihm genug.“ S. 99.
„Wahre Komik ist nicht das Gegenteil des Leidens, sie erwächst aus dem tiefsten Grund des Leidens, und da weilt sie nach wie vor öfter.“ S. 108.
„Ich hab‘ dem Greuel zum Abschied einen Kuss gegeben, und er zerschmolz vollständig. Ob vielleicht doch etwas Wahres hinter all dieser verlogenen Fratzenhaftigkeit steckt?“ S. 282.
Das Buch ist prima gemacht: Festeinband in einem bemerkenswerten Blau, Lesebänchen, Umschlagblatt passend dazu. Schön als Geschenk.

Fazit: Es ist keine Biographie im klassischen Sinne. Als Sachbuch kommt sie unbedingt nicht rüber, eher wie ein Roman. Diese Erzählform wirkt sich aber durchaus vorteilhaft aus und passt zu Franziska von Reventlow. Eine bereichernde Leseerfahrung war diese Biographie auf jeden Fall. Paar erfüllte Lesestunden habe ich damit verbracht. Nach einer Pause lese ich sie bestimmt nochmals. Wohl verdiente 5 Sterne gibt es von mir und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Perfekte Sommerlektüre. Sehr gelungen. Rasant, spannend, witzig uvm.

Meerjungfrauen morden besser
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Den zweiten Fall mit KuK Schwestern habe ich sehr gern gelesen und empfehle diesen lustigen Krimi auch gern weiter. Hier verbinden sich die rasante Handlung voller überraschender Wendungen mit skurrilen ...

Den zweiten Fall mit KuK Schwestern habe ich sehr gern gelesen und empfehle diesen lustigen Krimi auch gern weiter. Hier verbinden sich die rasante Handlung voller überraschender Wendungen mit skurrilen Figuren, das Humorige mit Lebensweisheiten und noch vieles mehr auf die beste und unterhaltsamste Art. Gute Laune ist garantiert.
Klappentext beschreibt die Folge sehr treffend: „Piraten, Meerjungfrauen und ein Schatz – Konny und Kriemhild auf einem Roadtrip in ein maritimes Abenteuer, in dem Blut und Lachtränen fließen
Drei Fremde schlagen die Pension von Konny und Kriemhild kurz und klein und verlangen von den beiden Schwestern, ihnen die Millionen auszuhändigen, die der Kommodore, Kriemhilds verstorbener Kapitänsgatte, ihnen schulde. Hat der Kommodore tatsächlich illegal einen antiken Schatz gehoben, seine Crew übers Ohr gehauen, den Schatz zu Geld gemacht und irgendwo gebunkert?
Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich Konny und Kriemhild – mit dem Kommodore im Handstaubsauger und Nacktkater Amenhotep in der Transportbox – auf einen Roadtrip in den hohen Norden. Dabei bekommen es die Frauen aus der Provinz mit knallharten Rockern, Hardcore-Kiffern, Hehlern und einer Frau zu tun, die behauptet, die Geliebte des Kommodore gewesen zu sein. Eine Achterbahnfahrt der Emotionen für die Schwestern und ein großes Vergnügen für die Leserinnen und Leser …“
Wer den Vorgänger „Der Gärtner war es nicht“ kennt, wird feststellen, dass dieser Fall ganz anders ausfällt. Er hat eigenen Charakter und eigenen Charme. Auch weil die Geschichte ganz woanders spielt.
Die Pension ist unbewohnbar. Konny und Kriemhild nehmen es gefasst und fahren nach Hamburg. Sie versuchen dort ihr Glück in Sachen Schatzsuche, denn die drei finsteren Typen, die ihre Pension verwüstet haben, fordern ihren Anteil an Diamanten, die der Kommodore angeblich irgendwo versteckt hatte.
Mit den drei Schlägern auf den Fersen gestalten sich die Abenteuer in der norddeutschen Großstadt sehr ereignisreich, auch weil man die einschlägigen Adressen in Hamburg aufsucht. Und auch weil der Nacktkater Amenhotep, Konnys Liebling, dabei ist. Später kommt noch ein exotischer Vertreter des Tierreiches dazu und klopft seine Sprüche, ähnlich wie der Gärtner im letzten Fall, was das Ganze noch unterhaltsamer macht.
Die Schwestern schnüffeln mal wieder. Ihnen bleibt auch keine andere Wahl. Die Übertäter drohen mit Mord, wenn sie nicht alsbald ihren Anteil bekommen. Als diese dann nach und nach nackt und tot in der Nähe der Schwestern aufgefunden werden, da weiß keiner mehr, was er dazu denken soll. Und der wahre Mörder lauert in der Nähe.
Die Figuren, es gibt viele neue, sind so skurril wie köstlich, toll in Szene gesetzt. Diesen zu begegnen und in Aktion zu erleben macht echt Spaß.
Die Geschichte ist, wie man es von der Krimi-Queen Tatjana Kruse gewohnt ist, einfach toll geschrieben. Gerade in Komödien wie dieser sieht man das wahre Können.

Fazit: Perfekte Sommerlektüre. Sehr gelungen. Den Krimi habe ich fast in einem Rutsch ausgelesen. Er ist sehr unterhaltsam, rasant, spannend, voller Situationskomik: Schmunzler und Auflacher sind garantiert. Überraschende Wendungen, mit denen man nun wirklich nicht rechnet; wer hinter den Morden steckt, weiß man bis zu Schluss nicht; tolle Figuren; flotte Art zu erzählen uvm. fesseln an die Geschichte und lassen nicht los, bis die letzte Seite umgeblättert ist.
Ich bleibe auf die weiteren Fälle mit KuK Schwester gespannt und vergebe gern 5 voll verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Spannend, anspruchsvoll, aufschlussreich. Lesenswert!

Disparitäten
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Disparitäten von Slavoj Zizek ist ein solides, anspruchsvolles, spannendes philosophisches Werk, das auf viele aktuellen Themen der Gegenwart eingeht unter anderem: KI (Künstliche Intelligenz) und der ...

Disparitäten von Slavoj Zizek ist ein solides, anspruchsvolles, spannendes philosophisches Werk, das auf viele aktuellen Themen der Gegenwart eingeht unter anderem: KI (Künstliche Intelligenz) und der Umgang damit, in diesem Zusammenhang die Frage, was es eigentlich bedeutet, ein Mensch zu sein, was ist sein Platz, seine Rolle, die Auswirkungen seines Einflusses auf die Natur und damit einhergehend die Frage der zukünftigen Rolle des Menschen und noch vieles, vieles mehr.

Zum Autor laut Umschlagtext: „Slavoj Zizek (geb. 1949) gehört zu den bekanntesten Philosophen und Kulturkritikern der Gegenwart. Er ist International Director am Birkbeck Institute for Humanities der University of London und Professor für Philosophie an der Universität seiner slowenischen Heimatstadt Ljubljana.“

Das Buch, rund 450 Seiten in eher kleiner Schrift, ist gut und leserfreundlich gegliedert. Es gibt drei Teile: „Disparität der Wahrheit“, „Disparität der Schönheit“, „Disparität des Guten“, die je aus drei größeren Kapitel bestehen. Diese sind weiter in kleinere Unterkapitel gesplittet, sodass man, je nach zur Verfügung stehenden Lesezeit, auch bei nur paar Seiten bleiben kann und trotzdem ein in sich abgeschlossenes Segment gelesen haben, oder, was viel öfter passiert, man liest einfach weiter, denn wenn man sich erst eingelesen hat, ist es schwer, sich da loszureißen.
Es ist spannend, den Gedanken des Autors zu folgen. Eine Überraschung hier und da ist gewiss. Auch eine Reihe von Zitaten kann man aus der Lektüre mitnehmen wie: „Die größte Macht unseres Geistes liegt nicht darin, mehr zu sehen, sondern auf richtige Weise weniger.“ S. 60. Ein Schlusswort mit dem Ausblick und dem vorletzten Satz: „Wir müssen der Vorstellung, dass sich mit extremen Erfahrungen etwas Emanzipatorisches verbindet, dass sie uns die Augen für die letzte Wahrheit einer Situation öffnen, eine Absage erteilen.“ S. 459, rundet das Ganze ab.

Es ist auch nicht (immer) einfach, Zizek zu lesen, u.a. dank der Sprunghaftigkeit seiner Gedankenführung. Scheinbar rein assoziativ, bloß der eigenen, nur ihm verständlichen Logik folgend, springt er von einem Punkt zum anderen, kommt dann aber doch zum eigentlichen Thema zurück und entwickelt seine Argumentation weiter. Im Endeffekt aber sind seine Ausführungen in sich stimmig und aufschlussreich. Man erfährt nicht nur allerhand Neues. Das bereits Bekannte erscheint in einem neuen Licht, von einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet.

Das Buch ist hochwertig, passend zum Inhalt gestaltet: Festeinband in Schwarz, das Umschlagblatt fest und glatt. Die Seiten sind aus gutem weißen Papier. Das Buch liegt gut in der Hand. Obwohl es knapp achthundert Gramm wiegt, ist es auch für stundenlanges Lesen kein Hindernis. Wichtig, wenn man gewohnt ist, das Buch während der Lektüre vor Augen zu halten.

Fazit: Wenn man eine anspruchsvolle, fordernde, aufschlussreiche Lektüre sucht, die trotzdem unterhaltsam bleibt, ist man hier richtig. Für Philosophiestudenten sowie für die Fans des Autors ist dieses Buch ein Muss. Man kann sich mit seinen Ausführungen, seinem Standpunkt insg. einverstanden erklären oder auch nicht, aber kennenlernens-/ lesenswert, da eine wahre Bereicherung, sind sie auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein vielfältiges, informatives, bereicherndes und unterhaltsames Leseerlebnis.

Unterwegs zu den Gärten der Welt
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„Unterwegs zu den Gärten der Welt“ von Renate Hücking hat mir einige erfüllte Lesestunden geschenkt. Ein schönes, vielfältiges, informatives und unterhaltsames Leseerlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.
Rund ...

„Unterwegs zu den Gärten der Welt“ von Renate Hücking hat mir einige erfüllte Lesestunden geschenkt. Ein schönes, vielfältiges, informatives und unterhaltsames Leseerlebnis, das ich nicht mehr missen möchte.
Rund 280 Seiten sind in 5 Kapitel aufgeteilt worden, die 2 bis 6 Unterkapitel haben und mitunter sehr unterschiedlich ausfallen.
Im ersten Kapitel begleitet man u.a. den Fürsten von Anhalt-Dessau im 18. Jh. auf seiner „Grand Tour“ durch Europa. Man schaut dem Fürsten über die Schulter, besichtigt die Parkanlagen und Villen in Rom, Neapel, um etwas Ähnliches in der Heimat entstehen zu lassen.
Im zweiten Kapitel ist man mit Maria S. Merians auf der Forschungsreise in den Regenwald, die im Sommer 1699 beginnt. Man ist aber auch mit Marianne Beuchert Ende des 20. Jh. in China unterwegs und schaut sich die chinesischen Gärten, die Päonienstadt uvm. an.
Besonders interessant und aufschlussreich fand ich das letzte große Kapitel, in dem es u.a. um die Gärten des National Trust geht. Die Auszüge aus den Tagebüchern der Gärtnerin, die dort eine Weile arbeiten durfte, vermitteln spannende Einblicke in den Alltag der Gartenpfleger. Auch ihre Ausflüge in die nahegelegenen Ortschaften mit ihren schönen Schlossgärten beschwören das Urlaubsflair auf. Die Rezepte von Scones, Clotted Cream, dem Lieblingskuchen von Queen Viktoria, alles sehr einfach zu bewerkstelligen, runden das englische Urlaubsfeeling ab.
Ein Gartenmarathon in Irland ist auch sehr interessant. Schöne Beschreibungen, die man gern auch abends zur Entspannung lesen kann.
Mein Highlight kam zum Schluss: „Eine mörderische Gartenreise“ zum Anwesen, das früher Agatha Christie gehörte, dessen Geschichte bis ins 16. Jh. reicht. Sehr spannende Ausführungen hier, welch seltene Pflanzen es dort gibt, wie aufwendig fällt die Pflege aus uvm.
Zum Schluss gibt es „Reiseinformationen und Literatur“ auf 13 S. Hier sind Internetseiten, Bücher und Tipps der Autorin aufgeführt, die vermitteln, wie man diese Gärten heute besichtigen könnte. Sehr gut und liebevoll aufgebreitet, sodass man spätestens hier große Lust bekommt, eine Reise durch die Gärten der Welt zu planen und diese mit einigen gartenverzückten Freunden auch umzusetzen. Es wäre bestimmt ein bereicherndes und unvergessliches Erlebnis.
Das Buch ist prima gemacht: Festeinband in sattem Grün, hochwertiges, weißes Papier. Chic und selten heute: Neue (Unter-)Kapitel fangen immer auf der rechten Seite an. Die Farbfotos hier und dort, meist über ein Drittel der Seite, sind eine wahre Bereicherung. Da sieht man die Gräten, die Villen, die exotischen Pflanzen, das runde Tor zum chinesischen Garten usw. Gern hätten es mehr und etwas größere Bilder sein können.

Fazit: Ein tolles Buch voller schöner Texte, die nicht nur informieren und Spaß machen, und die man in einem Rutsch durchlesen könnte, lässt es aber, damit das Vergnügen nicht zu schnell vorbei ist. Dieses Buch ist imstande, eine tiefe Begeisterung für die Gärten und seltene Pflanzen der Welt hervorzurufen. Man lernt nicht nur die Gärten, sondern auch einige interessante Persönlichkeiten und ihre Abenteuer kennen, die entweder die Gärten besichtigen und sich inspirieren lassen oder diese pflegen mögen oder auf der Jagd nach seltenen Pflanzen sind.

Kurz gesagt: Ein schönes, vielfältiges, bereicherndes Leseerlebnis. „Ein wunderbares Lesevergnügen für alle Gartenfreunde“, steht auf der Rückseite des Umschlagblattes. Das kann ich so ohne weiteres unterschreiben. Bitte mehr davon.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Eine beeindruckende Biografie von Frida Kahlo mit vielen Illustrationen und einigen prägnanten Texten.

Frida Kahlo
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Diese illustrierte Biographie von Frida Kahlo fand ich sehr beeindruckend. Sie ist deutlich anders als übliche Vertreterinnen des Genres mit viel Text und nur wenigen Bildern. Hier ist es genau umgekehrt. ...

Diese illustrierte Biographie von Frida Kahlo fand ich sehr beeindruckend. Sie ist deutlich anders als übliche Vertreterinnen des Genres mit viel Text und nur wenigen Bildern. Hier ist es genau umgekehrt. Und auch deshalb, weil sie so erfrischend anders ist, und zu Frida Kahlo wunderbar passt, ist es ein Schmuckstück und eine willkommene Abwechslung für Biographien-Liebhaber.
Der Klappentext beschreibt dieses Werk treffend. Wer mehr zur Entscheidungsfindung bräuchte, schaut in die Leseprobe hinein. So schaut es im gesamten Buch aus.
Auf jeder Seite erwartet die Leser eine oder mehrere farbige Illustrationen, dazu einige Zeilen Text. Auch das Inhaltsverzeichnis vorne ist mit kleinen Farbbildern sowie etwas größerem Portrait von Frida versehen.
„Wer Frida Kahlo möglichst unverfälscht kennenlernen möchte, der verliere sich in ihren Gemälden, denn in jedem hat sie uns kleine Botschaften über sich hinterlassen. Die wahre Frida lebt in ihren Bildern“, schreibt María Hesse in der Einleitung. Und genau diesen Eindruck bekommt man, wenn man diese Biographie liest.
Die Texte sind in der Ich- Form verfasst worden. So spricht Frida selbst zu den Lesern. Die Zitate aus ihren Tagebüchern, Briefen, Interviews verstärken diese Wirkung noch mehr.
In einer einfachen, aber ausdrucksstarken Sprache erzählt sie ihre Lebensgeschichte. Dabei offenbart sie vor allem ihre eigene Wahrheit, die auch dadurch entstand, dass Frida die Realität ausschmückte. Frida zeigt hier, wie sie all die Dinge wahrnahm, was sie ihr bedeuteten. „Ich male mich selbst, weil ich mich am besten kenne… Ich male meine eigene Wirklichkeit.“
Eine starke Persönlichkeit musste Frida sein, um all den Schicksalsschlägen zu trotzen und entschieden ihrem Weg zu folgen. Die schwere Unfallverletzung erlitt sie mit 18, die sie für Monate ans Bett fesselte und zum Malen brachte. „Ich begann fast beiläufig mit dem Malen. Mir schien es nur natürlich, dass ich malte, was für mich unerreichbar geworden war.“
Man erfährt quasi aus erster Hand all die wichtigsten Stationen ihres Lebens: Die Heirat mit dem berühmten Maler Diego Rivera, ihre Reise in die USA, der Verlust ihres ungeborenen Kindes, die Scheidung, ihre zahlreichen Liebschaften, die wie eine Art Baum mit ihren Kleinportraits, dessen Zweige Fridas Herzen entwachsen, illustriert wurden. Fridas Durchbruch als Künstlerin, ihre Reise nach Paris, um die Surrealisten kennenzulernen, Rückkehr nach Mexico, die Schule für Malerei und Bildhauerei, die vom Bildungsministerium gegründet wurde, in der Frida einen Lehrauftrag bekam. „Bloß nicht bei anderen abmalen, malt eure eigenen Sachen… was ihr erlebt.“
Aber alles, was sie tat, war von starken Schmerzen begleitet: „Ginge es mir gesundheitlich besser, könnte ich behaupten, dass ich glücklich bin…“
Am Ende gibt es eine Zeittafel und „Interpretation ihres Werks“, auch mit Kleinbildern versehen, gefolgt von Bibliografie und Filmografie, Danksagung und der kurzen Vita von María Hesse.

Fazit: Eine beeindruckende Biografie von Frida Kahlo mit vielen Illustrationen und einigen prägnanten Texten, die z.T. auf Fridas Feder stammen und ihre eigene Wahrheit den Lesern nahebringen. So stand mir Frida für paar schöne, erfüllte Lesestunden wieder lebendig vor Augen.