Daniel Cole, Ragdoll, Ullstein 2017, ISBN 978-3-548-28919-9
„Ragdoll“ ist der fulminante Auftakt einer neuer Thriller-Reihe des britischen Schriftstellers Daniel Cole, der mittlerweile schon in drei Dutzend Ländern verkauft worden ist und für dessen Verfilmung die Vorbereitungen laufen.
Eine der schillernden und absolut ungewöhnlichen Hauptpersonen des Ermittlerteams bei der Londoner Scotland Yard ist Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf. Die letzten Jahre waren hart für ihn. Er verbrachte eine lange Zeit in einer psychiatrischen Klinik, bevor er wieder in den Dienst zurückkehrt. Das kam so: Vor vier Jahren hat Wolf einen Serienkiller festnehmen, den man damals den „Feuerkiller“ nannte, weil er insgesamt siebenundzwanzig Prostituierte auf schauerliche Weise anzündete und tötete. Während des wochenlangen Prozesses ist Wolf jeden Tag anwesend, denn er ist von der Schuld des Pakistaners Naguib Khalid überzeugt. Die Geschworenen plädieren auf nicht schuldig, was Wolf noch im Gerichtssaal dazu bringt, auf den Täter loszugehen und ihn fast zu töten. Er wird festgenommen und kommt in eine Klinik. Als später Khalid eine weitere Frau tötet, ist Wolf sozusagen rehabilitiert und wird unter harten Therapieauflagen nach Jahren wieder in das Team aufgenommen. Zu diesem Team zählen noch Emily Baxter, deren Beziehung zu Wolf kompliziert ist, und die erhebliche Alkoholproblem hat, ansonsten aber eine mutige und unerschrockene Polizistin ist und der aus dem Betrugsdezernat gekommene Alex Edmunds, der durch seine Ermittlungen den neuen Fall wesentlich voranbringen wird.
Der Fall beginnt damit, dass Wolf, der glaubt eigentlich schon alles gesehen zu haben, zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs verschiedenen Menschen sind von einem Täter zu einer Art Flickenpuppe zusammengenäht worden, die von Anfang an von der Presse „Ragdoll“ genannt wird. Gleichzeitig erhält die Ex-Frau von Wolf, die Journalistin Andrea, die sich nach seinem Ausraster vor Gericht von ihm trennte, eine Liste zugespielt, auf der sechs weitere Morde angekündigt werden, mit jeweils genaues Todesdatum. Der letzte auf der Liste ist Detective William Oliver Layton-Fawkes selbst.
Nun beginnt einen gnadenloser Wettlauf mit der Zeit. Die Ermittler stehen unter eine erheblichen öffentlichen Druck, den Andreas skrupellose Chef noch befeuert. Immer mehr Körperteile der Ragdoll können konkreten Menschen zugeordnet werden und es deuten sich Zusammenhänge an zum Fall des „Feuerbestatters“. Gleichzeitig scheitern die Versuche, die Personen auf der Todesliste zu schützen, denn der Täter ist den Ermittlern unverständlicherweise immer einen Schritt voraus. Das bringt vor allem Edmunds ins Nachdenken und er stürzt sich in nächtelanges Aktenstudium, die ihn irgendwann zu einem furchtbaren Verdacht bringen….
Daniel Cole ist ein absolut überzeugendes und extrem spannendes Debüt gelungen mit drei Hauptfiguren, die er stark und menschlich eindrucksvoll zeichnet.
Wolf ist ein innerlich zerrissener Mensch, ein Fanatiker, ein genialer Ermittler, der aber gleichwohl nicht immer mit legalen Mitteln kämpft. Detective Sergeant Emily Baxter ist eine junge Frau, die ebenfalls kämpft mit Dämonen aus ihrer Vergangenheit, die sie nicht loslassen. Furchtlos und klug behauptet sie sich in einem Dezernat, in dem es nicht gerade kollegial zugeht.
Die Geschichte nimmt viele überraschende und brutale Wendungen bis zum unerwarteten Ende. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen, bis man an das Ende der 450 Seiten gekommen ist. Ich habe danach sofort den Folgeband „Hangman“ angefangen, der so viel sei schon verraten, dem ersten Band in nichts nachsteht.