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Veröffentlicht am 18.08.2018

A, B, C...die Katze lief im Schnee....D, E, F

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Im Westerwald wird in einem Wildgehege eine grauenhaft zugerichtete Leiche gefunden. Ein eher stümperhaftes eintätowiertes "A" lässt die Polizei zuerst noch an einen Einzelfall glauben, doch bald darauf ...

Im Westerwald wird in einem Wildgehege eine grauenhaft zugerichtete Leiche gefunden. Ein eher stümperhaftes eintätowiertes "A" lässt die Polizei zuerst noch an einen Einzelfall glauben, doch bald darauf wird eine weitere verstümmelte Leiche gefunden, die ein "B" tätowiert hat. Daraufhin wird Fallanalytiker Jan Grall in seine alte Heimat beordert. Seit seiner Jugenzeit war er, nach einem für ihn schlimmen Ereignis, nicht mehr im Westerwald. Ihm zur Seite steht die Schweizerin Rabea Wyler. Als ein weiteres Opfer mit einem tätowierten "C" gefunden wird, ist die Jagd nach dem "Alphabetmörder" eröffnet und die Zeit drängt. Denn Jan erfährt im Laufe seiner Ermittlungen, dass er als "Z" vorgesehen ist....

Das Debüt von Lars Schütz kann sich lesen lassen. Man findet sehr leicht in die Geschichte. Die Spannung ist von Beginn an greifbar, wobei jedes Kapitel zusätzlich mit einem Cliffhanger endet. Ein wahrer Pageturner!

Während Jan und Rabea versuchen dem Täter auf die Schliche zu kommen, blickt man als Leser diesen in wenigen Kapiteln über die Schulter bzw. befindet sich mit einem der Opfer im Raum. So erlebt man hautnah die Ängste und Schmerzen der gefolterten Figur mit. Und der Mörder arbeitet schnell. Der Druck, der auf Jan und Rabea liegt ist hoch. Nicht nur die Mordfälle lassen vorallem Jan nicht los, sondern auch seine Vergangenheit. Der Kommissar vor Ort, der von Fallanalytikerin nicht wirklich viel hält, ist nur ein weiteres Problem...

Und nicht nur Jan hatte mit ihm ein Problem, sondern auch ich. Ich fand die Polizei vor Ort blass bzw. war für mich besonders eine Figur nicht wirklich glaubwürdig. Aber auch mit Jan und Rabea wurde ich nicht wirklich warm. Rabea blieb für mich ein unbeschriebens Blatt. Zu ihrer Figur kann ich kaum etwas sagen. Hinzu kommt, dass mich manche Eigenschaften von Jan Grall stark an Andreas Gruber's Maarten S. Sneijder erinnerten. Dieser raucht Marihuana gegen seine Cluster-Kopfschmerzen. Grall raucht Cannabis wegen seiner Hypersensibilität und seiner dadurch speziellen Wahrnehmung, die ihm ebenfalls Kopfschmerzen verursachen. Ebenso ist das Team bei Gruber ein Fallanalytiker und seine Assistentin. Im Gegensatz zu Sneijder und Nemez kamen mir die Figuren von Grall und Wyler jedoch nicht wirklich nahe. Sie blieben mir teilweise irgendwie fremd und ich hoffe, dass sich das in den Nachfolgebänden noch ändern wird. Die restlichen Nebenfiguren wurden allerdings sehr gut ausgearbeitet.

Die Spannung ist auf allen 384 Seiten gegeben und so kann man den Thriller kaum aus der Hand legen. Lars Schütz legt einige falsche Fährten und der Spannugsbogen bleibt immer hoch. Man rätselt gerne mit und fiebert dem Finale entgegen. Die Geschichte ist komplex aufgebaut und das Ende zwar schlüssig, jedoch empfand ich die Motivation zu den Taten in diesem Ausmaß nicht wirklich logisch.

Schreibstil:
Lars Schütz schreibt fesselnd und temporeich. Man ist sofort in der Geschichte und rätselt mit den Ermittlern mit. Die Beschreibung der Handlungsorte ist gelungen und bildhaft. Einzig die Charaktere sind für mich noch ausbaufähig. Die Kapitel sind kurz gehalten und enden meist mit einem Cliffhanger. So kann man das Buch kaum aus der Hand legen.

Fazit:
Ein gelungens Debüt von Lars Schütz, das vorallem mit Spannung, überraschenden Wendungen und einer komplexen Story punktet. Die Fallanalytiker blieben mir jedoch noch etwas fremd. Da dieser Thriller der Auftakt einer Reihe werden soll, ist hier noch Potential vorhanden. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bände und kann den Thriller auf jeden Fall für spannende Stunden empfehlen.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Die Vergangenheit holt dich ein

Wähle den Tod
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Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in ...

Gewohnt spannend beginnt die Autorin mit einem Prolog, der dem Leser bereits auf den ersten Seiten rätseln lässt. Danach ein Cut und es beginnt etwas ruhiger mit dem Blick auf die Familie Langenfeld in Berlin. Jana Langenfeld lebt mit ihrem Lebensgefährten Hannes und den beiden gemeinsamen Kindern Kim und Max im idyllischen Eigenheim vor den Toren Berlins. Das Grauen beginnt nachdem der geliebte Familienhund im Garten der Familie verblutet - hingerichtet mit zahlreichen Messerstichen. Hier packte auch mich gleich die Wut, denn ich vertrage Gewalt an Tieren überhaupt nicht! Jana, die das Tier findet, ruft weder die Polizei, sondern vergräbt den Hund und erzählt den Kindern, dass Benny ausgerissen ist. Sie will vorallem den kleinen Max schonen, jedoch hat sie bereits eine böse Vorahnung, dass der Angriff eine Warnung an sie selbst sein könnte. Jana verbirgt nämlich ein Geheimnis, das sie schon Jahre mit sich herumträgt. Ihr Leben baut auf Lügen auf....und in diese verstrickt sie sich auch in ihrem neuem Zuhause in Berlin immer mehr. Als sie ein kompromittierendes Foto auf ihr Handy erhält, ist sie sicher, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat. Weitere Bedrohungen folgen und lassen ahnen, dass der Täter nicht aufgeben wird...

Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren aus. Die Charaktere sind facettenreich und nicht alle sympathisch. Die Kinder Max und Kim sind dem Alter perfekt angepasst und haben auch die alterstypischen Flausen im Kopf. Hannes blieb etwas blass und konnte mich nicht ganz überzeugen. Er war auch die meiste Zeit nicht anwesend oder erreichbar und seine Lebensgefährtin musste alleine zurechtkommen. Jana blieb bis zum Ende ein undurchschaubarerer Charakter, was von der Autorin gewollt war und hervorragend zur Spannung beitrug.

Wie schon in ihren vorherigen Psychothrillern spielt die Autorin auch in "Wähle den Tod" mit den Lesern. Immer wieder gibt es Rückblicke in Janas Jugendzeit, doch konkrete Hinweise für die Angriffe gibt es erst ganz zum Schluss. Durch überraschende Wendungen und die Perspektivenwechsel bleibt der Spannungsbogen über die ganzen 300 Seiten über oben und endet in einem richtigen Showdown, bei dem das Geheimnis gelüftet wird. Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet - ein Punkt für die Autorin! Ob der Schluss jedoch jedem gefällt, ist eine andere Sache. Trotzdem konnte mich "Wähle den Tod" nicht so überzeugen, wie "Schuld bist du" - mein Lieblingsthriller von Jutta Maria Hermann. Bei einigen Passagen hatte ich die richtige Vorahnung, manche Szenen waren mir etwas zu überzogen. Trotzdem hat mich auch der neueste Psychothriller von der ersten Seite an sofort gepackt und das Buch war in einem Rutsch durchgelesen.

Schreibstil:
Jutta Maria Herrmanns Schreibstil ist temporeich, fesselnd und schnörkellos. Sie versteht es perfekt den Leser mit ihrer Geschichte zu packen.
Die Kapitel sind kurz gehalten. Der Prolog wird in der Ich-Form erzählt, der Rest des Thrillers wird aus der Sicht eines Erzählers in der 3. Person wiedergegeben.

Fazit:
Ein weiterer packender Thriller der Autorin, der nicht ganz an meinem Lieblingsthriller "Schuld bist du" heranreicht, aber trotzdem fesselt und einige Überraschungen bietet. Das Ende ist Geschmackssache. Ich freue mich schon auf den nächsten Psychothriller der Autorin!

Veröffentlicht am 12.07.2018

Der Schein trügt

Die Rivalin
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Schon seit einige Zeit lese ich die Bücher von Michael Robotham und konnte somit auch nicht an seinem letzten Buch vorübergehen. Diesmal haben wir es mit einem Thriller abseits der Reihe um den Psychologen ...

Schon seit einige Zeit lese ich die Bücher von Michael Robotham und konnte somit auch nicht an seinem letzten Buch vorübergehen. Diesmal haben wir es mit einem Thriller abseits der Reihe um den Psychologen Joe O'Loughlin und seinem Freund und Ermittler Vincent Ruiz zu tun.

In "Die Rivalin" (den Titel finde ich nicht ganz passend) geht es um Agatha und Meghan. Beide Frauen sind schwanger und erwarten etwa zur gleichen Zeit Nachwuchs. Für Meghan ist es ihr drittes und für Agatha das erste Kind. Beide Frauen kommen aus völlig unterschiedlichen Schichten und laufen sich im Supermarkt über den Weg, wo Agatha arbeitet und Meghan von der Ferne bewundert. Ihr Leben erscheint nach außen hin perfekt. Meghan lebt in einem tollen Haus mit Garten, hat bereits zwei süße Kinder und einen erfolgreichen Ehemann, der beim Fernsehen arbeitet. Außerdem betreibt sie einen erfolgreichen Mami-Blog, wo sie aus ihrem Leben erzählt. Doch so rosig, wie es aussieht, ist es in ihrer Ehe nicht. Der Schein trügt...

Agatha hingegen kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hatte eine schlimme Kindheit und bereits eine Ehe hinter sich. Sie hat in ihrem Leben bereits viel erleiden müssen. Nach einigen Fehlgeburten und vergeblichen Fruchtbarkeitsbehandlungen ist sie nach einer kurzen Liason mit Hayden, einem jüngeren Kommunikationstechniker der Royal Navi schwanger und tut alles dafür, um endlich eine glückliche Mutter zu sein.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt, wobei der erste Abschnitt sehr ruhig beginnt und sich langsam aufbaut. Dies ist jedoch sehr wichtig, da man als Leser mehr über die Lebensumstände und die Vergangenheit der beiden Frauen erfährt. Hier geht es vorallem um Schwangerschaft, Verluste, Missbrauch, Unfruchtbarkeit und Eheprobleme. Der Leser hat keinen typischer Ermittler-Thriller in den Händen, sondern mehr ein Drama.
Beide Frauen erzählen abwechselnd in der Ich-Perspektive. Dabei kommt es etwa im Mittelteil zu einigen kleinen Längen. Unterschwellig spürt man aber bereits die aufkommende Spannung - bis es zum großen "Knall" kommt. Danach beginnt der zweite Abschnitt des Buches und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Ab diesem Zeitpunkt blickt man als Leser in die Abgründe der menschlichen Seele.

Der Spannungsroman/das Drama (als Thriller würde ich das Buch nicht bezeichnen - oder nur den 2. Teil davon) ist eindringlich und emotional. Die Charaktere hat Robotham einfach großartig ausgearbeitet. Ich konnte mich in beide Frauen hineinversetzen. Als Leser hat man immer wieder Zweifel, auf welcher Seite man stehen soll. Manchmal lassen die Lebensumstände Menschen Dinge tun, die nicht richtig sind, aber bei denen man auch Verständnis aufbringen kann. Einige Vorkommnisse aus Agathas oder Meghans Leben könnten jeder Frau passieren. Der Autor spielt hier gekonnt mit der Psyche und hat auch einige unvorhersehbare Szenen eingebaut. Es gibt kein schwarz-weiß, nur grau.
Man hat nicht das Empfinden, dass die Täterin gewollt grausam ist und kann ihre Gedanken und Taten teilweise wirklich nachvollziehen. Sie ist eine gebrochene Frau und ich hatte Mitleid mit ihr. Jedoch gab es auch einige Szenen, die mir kurz die Luft nahmen und unglaublich den Kopf schütteln ließen. Agatha versinkt in ihrem eigenen Lügengebilde und als Leser weiß man oft nicht, was Lüge und Wahrheit ist.

Die Nebencharaktere komnnten mich hingegen nicht zu 100% überzeugen. Vorallem die Wandlung von Hayden fand ich nicht wirklich nachvollziehbar.
Respekt muss ich dem Autor zollen, wie er sich in die beiden Frauencharaktere hineinversetzt hat. Außerdem konnte er mich mit seinen Kenntnissen betreffend Schwangerschaften überraschen.
Das Ende überrascht und lässt mich nach einigen spannenden Stunden das Buch zufrieden zuklappen.

Schreibstil:
Robotham schreibt flüssig und lebendig. Die Spannungskurve beginnt diesmal erst ab der zweiten Hälfte zu steigen. Der Autor baut mehr auf die unterschwellige Spannung auf.
Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Meghan und Agatha in der Ich-Form erzählt.


Fazit:
Ein emotional packendes Drama, das ruhig und langsam beginnt und sich ab der zweiten Hälfte zu einem spannenden Psychothriller mausert. Ein interessantes Thema und großartig ausgearbeitete Charaktere verdecken kleine Schwächen.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Agnetas Erbe

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Gemeinsam in einer kleiner Blogger-Leserunde habe ich den ersten Band der neuen Trilogie von Corina Bomann gelesen, die in Schweden kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges beginnt und mit dem letzten Band ...

Gemeinsam in einer kleiner Blogger-Leserunde habe ich den ersten Band der neuen Trilogie von Corina Bomann gelesen, die in Schweden kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges beginnt und mit dem letzten Band der Reihe in den 1970igern abschließt.

Das erste Buch der "Die Frauen vom Löwenhof"- Trilogie liest sich leicht und die 700 Seiten sind wirklich schnell inhaliert. Wir befinden uns in Südschweden kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Noch herrscht das eher strenge Sittenbild von Anstand und Moral, doch die Welt befindet sich im Umbruch. Auch Agneta Lejongård gehört den aufgeschlossenen Frauen an, die sich für mehr Rechte einsetzen. Sie hat das Gutshaus ihrer Eltern im Streit verlassen, um in Stockholm Kunst zu studieren. Sie ist eine der wenigen Frauen, die an der Hochschule überhaupt zugelassen werden und hat sich in der Stadt den Suffragetten angeschlossen. Zuhause auf Gut Löwenstein wird ihr älterer Bruder Herndrik einmal die Pferezucht samt Herrenhaus übernehmen. Doch ein Unglück vereitelt diese Pläne. Agnetas Vater und Bruder sterben bei einem Brand und Agneta muss zurück zum Löwenhof und ihr Studium ad acta legen. Für die junge Frau, die sich mit ihrer Mutter nicht wirklich gut versteht, stehen große Herausforderungen an...

Der Auftakt der Trilogie ist gelungen und hat mich sofort gefesselt. Agneta ist ist eine selbstbewusste und für ihre Zeit sehr moderne Frau. Neben der großen Herausforderung die neue Gutsbesitzerin zu sein, wird auch der Brand, bei dem ihr Vater und ihr Bruder ums Leben gekommen sind, polizeilich untersucht. Das größte Hindernis ist allerdings, dass Agneta sich als unverheiratete Frau in der Männerdomäne als Gutsherrin nur schwer durchsetzen kann. Mit Hilfe eines Gutsverwalters, der sie in ihrer Arbeit unterstützt, würde die Sache nach außen hin ganz anders aussehen. Da kommt ihr Max von Bredenstein gerade richtig, den ihr Vater angeblich noch vor seinem Tod einen Job angeboten hat. Dem jungen Mann scheint aber ein Geheimnis zu umgeben.....

Das Leben auf dem Gutshof wird sehr lebendig beschrieben. Man begleitet nicht nur Agneta und ihre Mutter Stella, sondern auch einige ihrer Dienstboten, wie Susanna oder Lena durch den Tag. Corina Bomann hat sowohl ihnen, als auch den Herrschaften einige Steine und Schwierigkeiten in den Weg gelegt, die den Spannungsbogen der Geschichte höher halten. Einige Geschehnisse sind allerdings ein bisschen konstruiert, was aber der Spannung nicht schadet.
Durch die gute Beziehung der Familie Lejongård zum König werden auch einige politische Themen angesprochen, besonders nach dem Attentat am österreichischen Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo und der erst neu erschaffenen Neutralität Schwedens. Man bekommt hier sehr interessante Einblicke. Ebenso überrascht hat mich, dass in Schweden 1915 bereits Kaiserschnitte durchgeführt wurden und es Röntgenapparate gab. Dafür hätte ich mir mehr zum Thema des Frauenwahlrechtes oder generell über die Suffragetten gewünscht. Überrascht hat mich, dass Frauen die Möglichkeit hatten, sich ab 25 Jahren als volljährig erklären zu lassen und damit nicht ihren Eltern oder dem Ehemann gehörten. Auch den Dienstboten war es nur mit Genehmigung der Herrschaft erlaubt zu heiraten. Sie gehörten ebenso zum Besitz. Das kenne ich zwar aus den historischen Romanen, die ich gerne lese, aber dass diese Gesetze auch 1915 noch Gültigkeit besaßen, hat mich doch etwas geschockt.

Die Charaktere sind meiner Meinung nach etwas eindimensional. Die Männer im Roman kommen größtenteils nicht sehr gut weg. Sie sind schwach und wankelmütig.
Das starke Geschlecht sind hier eindeutig die Frauen, auch wenn Agnetas Mutter Stella eine sehr gefühlskalte und reservierte Frau ist. Sehr gefallen hat mir Agnetas Stockholmer Freundin Marit, eine Suffragette.

Die landschaftlichen Beschreibungen und Bräuche des Landes kamen meiner Meinung etwas zu kurz. Einzig der schwedische Mittsommer wird näher erklärt, indem auf Gut Lejongård jährlich ein großes Mittsommerfest gefeiert wird - wie es in Schweden üblich ist. Dafür wird das Herrenhaus und die Umgebung sehr detailreich und bildhaft beschrieben. Das Ende hatte eine Überraschung zu bieten, die mir nicht so gut gefiel und mir etwas zu konstruiert war. Es blieben außerdem einige Fragen offen, die sich hoffentlich im Folgeband aufklären werden.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Corina Bomann ist, wie auch schon in ihren anderen Romanen, wunderbar flüssig und kurzweilig. Auch hier überrascht sie mich wieder mit Individualität, denn in dieser Trilogie erscheint mir ihre Schreibweise wieder etwas anders, als in ihren anderen Romanen. Das finde ich erfrischend und positiv. Bei manchen Autoren hat man doch öfters das Gefühl immer wieder etwas ähnliches zu lesen - bei Corina Bomann ist das definitiv nicht so.

Fazit:
Ein toller Auftakt mit kleinen Schwächen, aber einem sehr rasanten Tempo und dem Gefühl so bald wie möglich weiterlesen zu wollen. Ich freue mich schon auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Verliebt bis in die Fingerspitzen

Verliebt bis in die Fingerspitzen
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Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei ...

Dies ist der fünfte Band der "From Manhattan with Love" Reihe, die wie ich finde eher zwei Trilogien, als sechs Bände sind. Es gibt auch einige Unterscheidungen zwischen Titel und Cover, wobei alle drei Bücher aus dem Vorjahr das Wort "Manhattan" im Titel haben und die Romane aus diesem Jahr "Verliebt...".
Man kann die Geschichten meiner Meinung aber auch einzeln lesen....

Im Vordergrund der "Verliebt bis...." Romane steht die Hundesitter-Firma "Bark Rangers". Sie gehört den Zwillingen Felicity und Harriet. Diesmal begleiten wir Felicity, genannt Fliss, von Manhattan in die Hamptons, wo sie als Kind jeden Sommer bei ihrer Großmutter verbracht hat. Schon damals hat sie gelernt, dass es besser ist ihre Ängste und Gefühle nicht zu zeigen. Ihre schwierige Kindheit hat sie nachhaltig bis in die Gegenwart geprägt. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihren Ex-Mann Seth nicht über den Weg laufen will, als er ein paar Straßen weiter in einer Tierklinik in Manhattan aushilft. Auch nach zehn Jahren leidet sie noch immer unter der Trennung ihrer Jugendliebe. Da kommt der Anruf von ihrer Großmutter gerade richtig, die nach einem Krankenhausaufenthalt Hilfe braucht. Fliss flüchtet zur Grandma in die Hamptons und trifft trotzdem wieder auf ihren Ex, der sich um den Verkauf seines Elternhauses kümmert. Kurzfristig gibt sie sich als ihre Zwillingsschwester Harriet aus, doch das Schicksal hat einen ganz eigenen Plan...

Fliss ist kein einfacher Charakter. Sie nennt sich selbst "den bösen Zwilling". Schon als Kind hat sie ihre schüchterne Zwillingsschwester Harriet vor dem cholerischen Vater beschützt. Diesen Beschützerinstinkt hat sie auch noch heute intus. So hat sie die meisten Wutanfälle ihres Vaters abbekommen und um sich eine Schutzmauer gebaut. Neben Harriet waren nur ihr Bruder Daniel und sein bester Freund Seth immer für sie da. Als Erwachsene hat sie sich gemeinsam mit Harriet ihren Wunsch erfüllt und die Hundesitter-Firma "Bark Raners" aufgebaut. Hier ist sie erfolgreich und liebt ihre Arbeit über alles.

Seth ist ein sehr einfühlsamer Mann. Auch er leidet noch immer unter der Trennung von Fliss. Im Laufe der Geschichte nähern sich die Beiden wieder an, doch Fliss wurde so nachhaltig von ihrem Vater verletzt, dass sie zu niemanden - nicht einmal zu Harriet - vollstes Vertrauen aufbauen kann. Wird es Seth gelingen ihre Mauer einzureißen?
Besonders mochte ich Fliss und Harriets Großmutter und ihre weibliche Pokerrunde. Die amüsanten Szenen mit den älteren Damen haben mich richtig gut unterhalten.

Sarah Morgan erzählt in diesem Roman sehr eindringlich von schlimmen seelischen Verletzungen in der Kindheit und jeglichen Vertrauensverlust. Wunderbar dargestellt sind auch die landschaftlichen Beschreibungen. Man hört die ganze Zeit die Wellen rauschen und hat das Meer und den Sandstrand vor Augen. Genauso liebevoll sind die Hunde beschrieben....allen vorn Seth Hündin Lulu, und Seths Arbeit als Tierarzt. Was mir gut gefällt ist, dass auch immer wieder kurz Figuren aus den Vorgängerbänden auftauchen oder erwähnt werden.

Die Grundidee zu "Verliebt bis in die Fingerpsitzen" ist nicht unbedingt etwas Neues. Geschichten wie diese gibt es massenhaft mit ähnlichen Inhalten. Ebenso weiß man bei einem Liebesroman ganz einfach, wie er ausgehen wird (bei den meisten jedenfalls), aber der Weg bis dahin kann sehr unterschiedlich sein. Und dieser konnte mich in diesem Band der Reihe mehr überzeugen, als in den beiden anderen Romanen der "From Manhattan with love"-Reihe. Ich habe mich wirklich amüsiert und gehofft, dass Fliss endlich ihre Mauern niederreißt.


Auch wenn es mehr an die ersten drei Bände der "From Manhattan with Love"-Reihe angepasst wurde, hätte man das doch auch anders lösen können....

Fazit:
Eine schöne, romantische, aber auch humorvolle Liebesgeschichte, die nicht unbedingt neu ist, aber mir das Herz erwärmt hat. Mir hat dieser Band der "From Manhattan with Love..." Reihe bis jetzt am besten gefallen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich noch nicht alle gelesen habe und die Reihenfolge nun etwas willkürlich geworden ist ;)