Sheesh!
Wenn's einfach wär, würd's jeder machenDas Leben könnte so einfach sein! Aber für Annika hat es gerade andere Pläne...
Die 27jährige Lehrerin für Musik und Geografie arbeitet mit tollen Kollegen an ihrer Traumschule: Dem elitären Hamburger ...
Das Leben könnte so einfach sein! Aber für Annika hat es gerade andere Pläne...
Die 27jährige Lehrerin für Musik und Geografie arbeitet mit tollen Kollegen an ihrer Traumschule: Dem elitären Hamburger Werther-Gymnasium. Da jedoch momentan allgemeiner Personalmangel an Schulen herrscht, wird Annika kurzerhand an eine Albtraumschule in einen Problembezirk der Hansestadt versetzt. Schlimmer geht's nicht, ist sie sich sicher und jammert ihren Freunden die Ohren voll. Wieso ist ausgerechnet sie entbehrlich in den Augen ihres Vorgesetzten? Wieso muss sie für ein paar Jahre an einer anderen Schule aushelfen?
Widerwillig beginnt Annika ihren Dienst "im Ghetto" und ist frustriert über die Mehrarbeit, die die faulen, schwierigen Schüler ihr machen.
Doch schon bald hat Annika eine Idee: Sie muss sich einen Namen machen als Lehrerin, sodass der Schulleiter des Werther-Gymnasiums sie schnell zurück haben will!
Dass Annika plötzlich aber in ihrer Mehrarbeit aufgeht und neue, positive Seiten an sich entdeckt, damit hätte die junge Frau so wohl nicht gerechnet...
Als Petra Hülsmann-Fan der ersten Stunde habe ich "Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" natürlich sofort verschlungen. Wie gewohnt führte ihr wunderbarer Schreibstil mich leichtfüßig durch den Roman, sodass das fast 600 Seiten dicke Prachtstück dennoch viel zu schnell wieder zu Ende war...
Mit den Charakteren hat die Autorin mich noch nie enttäuscht, so habe ich auch hier sehr gerne Zeit mit Annika, ihren Nachbarn, Meikel und Co verbracht. Trotzdem war ich aber wohl noch nie so froh, dass die Protagonisten sich in den Romanen weiterentwickeln, wie bei Annika. Entschuldigung, aber sie hatte es wirklich nötig ? ... und nicht falsch verstehen: Es war perfekt für das Buch und musste genau SO sein. Alles richtig gemacht, Frau Hülsmann!
Auch Andeutungen auf vergangene Romane gefallen mir immer gut. Nicht zu unverständlich für Leute, die vielleicht das erste Mal zu einem Roman der Autorin greifen, aber schöne kleine Erinnerungen für Fans.
In "Wenn's einfach wär, ..." findet Petra Hülsmann erneut die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und guter Unterhaltung. Heutige wichtige Themen sind definitiv aktueller Lehrermangel und die, vielleicht immer gravierender werdenden, Unterschiede in den gesellschaftlichen Schichten. Gerade bei den Heranwachsenden.
Auf wunderbare Art und Weise zeigt die Autorin, dass Schubladendenken keine Lösung ist und es sich lohnt, auch mal die eigene, kleine Komfortzone zu verlassen.
Besonders loben muss ich auch die Recherche bzgl. der Jugendsprache. "Sheesh" zB begegnet mir zuhause fast täglich. Sehr gut gemacht!
Einzige wirkliche kleine Kritikpunkte: Dass die Geschichte für mich ein bisschen Anlauf brauchte. Die ersten einhundert Seiten hätten ruhig etwas flotter sein dürfen.
Außerdem, und ich erinnere mich noch an den Vorgängerroman, wo ich ähnlich empfand: Wenn ich weiß, dass ich Gefühle für Jemanden habe und auch einige Anzeichen darauf hindeuten, dass es der Person genauso geht.... warum lässt man sich dann noch viel Zeit? Das kann ich einfach nicht nachvollziehen.
Sicher wird so bei den Lesern Spannung erzeugt. Man hofft und bangt mit... Dennoch denke ich, dass zu viele Wochen ins Land gegangen sind. Denn wenn ich verliebt bin, will ich diese Liebe auch leben. Und nicht noch ein bisschen die Umstände beobachten oder backen oder oder oder...
Na ja und vielleicht könnte ich noch kritisieren, dass mir ein Roman der Autorin pro Jahr fast zu wenig ist. Aber da muss ich wohl Verständnis haben - Qualität statt Quantität. Und das ist auch okay so ?
4,5 Sterne. Weil das Buch zu Beginn eben etwas langsamer anlief und weil ich die Liebesgeschichte einfach "Am Anfang vom Ende" so nicht ganz realistisch fand. Zweimal das Stichwort: Tempo.
Insgesamt aber: Ganz, ganz tolle Lesestunden, wieder mal!