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Veröffentlicht am 07.08.2018

Jessica

Weit weg von Verona
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Jessica Vye eckt mit ihrer forschen Art überall an, hat nur wenige Freunde, aber dafür großes schriftstellerisches Talent. Sie ist außergewöhnlich, entspricht nicht dem Kleinmädchenideal, das man sich ...

Jessica Vye eckt mit ihrer forschen Art überall an, hat nur wenige Freunde, aber dafür großes schriftstellerisches Talent. Sie ist außergewöhnlich, entspricht nicht dem Kleinmädchenideal, das man sich im Zweiten Weltkrieg von einer Pfarrerstochter erwartet. Klar, dass ihr Leben im verschlafenen Badeort mehr als turbulent ist.

Jane Gardams Debütroman hat mir wirklich Spaß gemacht. Jessica ist eine tolle Figur, ein Freigeist, ein quirliger, mutiger Mensch. Gleichzeitig aber auch sehr nachdenklich und unabhängig. Sie erzählt in ihrer sehr frischen Art aus ihrem Alltag, der sich wie ein Abenteuer liest, auch wenn es keinen Höhepunkt gibt, auf den die Story hinarbeitet. Gardams Stil hat mir unglaublich gut gefallen, leicht lesbar, mit einer feinen Prise Humor. Ein bisschen bedauere ich es, dass es nicht mehr Bücher über Jessica gibt, von dieser jungen Dame hätte ich gerne mehr gelesen.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Licht und Schatten

Vier.Zwei.Eins.
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Kit und Laura sind Sonnenfinsternisjäger. Bei ihrer ersten gemeinsamen erlebt das frischgebackene Paar jedoch einen Schock: Laura wird Zeugin einer Vergewaltigung. Glaubt sie zumindest. Das Opfer Beth ...

Kit und Laura sind Sonnenfinsternisjäger. Bei ihrer ersten gemeinsamen erlebt das frischgebackene Paar jedoch einen Schock: Laura wird Zeugin einer Vergewaltigung. Glaubt sie zumindest. Das Opfer Beth schweigt, der Täter leugnet, Kit hat nichts gesehen. Diese paar Minuten im Halbdunklen sollen das Leben aller Beteiligten komplett verändern. Namen werden geändert, Aufenthaltsorte verschleiert. Immer dabei: die Angst entdeckt zu werden.

Erin Kelly’s Arbeit kenne ich schon von Broadchurch und hatte dementsprechend auch hohe Erwartungen. Die sind quasi voll erfüllt worden. Kelly erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sondern springt in der Zeit hin und her, sodass sich auf mehreren Handlungssträngen Spannung aufbaut. Das führt natürlich dazu, dass man gar nicht so schnell lesen kann, wie man wissen will wie es weitergeht. Der sehr angenehme Schreibstil tut sein Übriges. Erzählt wird meist aus Lauras Perspektive, die man somit natürlich am besten kennenlernen kann. Ihre Wandlung von der taffen Frau zum Angsthase wird somit sehr gut dargestellt. Auch die anderen Figuren haben mir sehr gut gefallen und bergen so manche Überraschung. Man rätselt als Leser sehr lange mit, wer an jenem schicksalshaften Tag denn nun was gesehen und getan hat, aber auch die nachfolgenden Ereignisse werfen viele Fragen auf. Die Autorin bindet auch das Thema der Sonnenfinsternis immer wieder gut ein, sodass man sogar noch Neues lernen kann. Mir hat der Thriller durchweg gut gefallen, einzig gegen Ende empfand ich manches dann doch etwas konstruiert. Das tut aber dem Rest der Geschichte nicht wirklich weh, die ich somit gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Der Stählerne

Guten Morgen, Genosse Elefant
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„Das, was ich erzähle ist alles wahr. Absolut, komplett, total wahr. Fast. Bis auf die paar Kleinigkeiten, die ich ändere.“
Juri wurde als Kind von einem Milchlaster angefahren und seitdem ist es in seinem ...

„Das, was ich erzähle ist alles wahr. Absolut, komplett, total wahr. Fast. Bis auf die paar Kleinigkeiten, die ich ändere.“
Juri wurde als Kind von einem Milchlaster angefahren und seitdem ist es in seinem Kopf, naja, ein bisschen chaotisch. Er lebt mit seinem als Tierarzt tätigen Vater im Hauptstadtzoo mitten im Herz des Sozialismus. Eines Tages wird der zu einem wichtigen Patienten gerufen und Juri muss mit. Nur dass es sich bei dem Kranken um kein Tier handelt, sondern um Stalin persönlich.

Ich mag Juri: vorlaut, freundlich, zugegebenermaßen auf den Kopf gefallen, aber trotzdem nicht doof. Meistens zumindest. Diese Benachteiligung wächst sich schnell zu seinem Vorteil aus, denn er wird von niemandem so recht ernst genommen. Kindermund tut oft Wahrheit kund, und zu Stalins Zeiten und besonders direkt unter dessen Nase, hat schon so mancher den Kopf dafür verloren die Wahrheit gesagt zu haben. Wilson lässt uns mit Juris Augen tief ins Zentrum von Stalins Macht schauen, und man wird schnell gewahr, dass Juris unvergleichliche Art die einzige ist wie man die Willkür, Grausamkeit und den Terror überhaupt ertragen kann. Juri bekommt viel mit, der Leser somit auch. Juri kann es nicht immer richtig einordnen, der Leser schon. In Kombination mit seiner unvergleichlich positiven Art, sorgt das oft für witzige Szenen, obwohl die Tatsachen eigentlich so gar nicht zum Lachen sind. Diesen Spagat schafft der Autor erstaunlich gut, sodass dieses Buch einerseits sehr regimekritisch, andererseits aber auch verdammt witzig und unterhaltsam ist. Sehr leicht geschrieben, und auf seine Art sehr spannend, war es schnell ausgelesen. Mir hat es sehr gefallen.

Veröffentlicht am 29.06.2018

Spannende Fortsetzung

In den Fängen des Löwen
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Mitten im eiskalten Stockholmer Winter wird am Schornstein einer verlassenen Fabrik die Leiche eines Jungen gefunden. Auf grausamste Art und Weise ermordet und den Blicken aller preisgegeben. Die Spuren ...

Mitten im eiskalten Stockholmer Winter wird am Schornstein einer verlassenen Fabrik die Leiche eines Jungen gefunden. Auf grausamste Art und Weise ermordet und den Blicken aller preisgegeben. Die Spuren führen Zack Herry und sein Team schnell in ein Asylheim, aus dem der Junge vor einigen Tagen spurlos verschwunden ist.

Schon Band eins mochte ich sehr gerne, das Autorenduo hat mich auch mit vorliegendem Band zwei nicht enttäuscht. Die Story ist rasant und spannend, einerseits bedingt durch den bestialischen Mordfall, andererseits durch Zacks Persönlichkeit. Er ist ein schlauer Kopf, aber leider auf bestem Wege in der Drogensucht, in der Sucht nach dem nächsten Kick verloren zu gehen. Trotzdem ist er einem auf ganz eigene Weise sympathisch und so fiebert man auch mit, ob er sich denn wieder fangen kann. Auch die Suche nach Ismails Mörder gestaltet sich mehr als spannend, die Herren Autoren legen falsche Fährten und lassen den Leser trotzdem auch immer wieder mal nachdenklich werden. Schon im sehr starken Prolog hatten sie mich wieder an die Seiten gefesselt. Der Schreibstil ist sehr mitreißend, die Brutalität des Mörders wird dem Leser schonungslos präsentiert. Sicherlich nichts für ganz zart Besaitete, für mich war die Mischung aber wieder mehr als gelungen. Band drei folgt im Herbst, und ich bin mehr als gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Mr Chalk

Der Kreidemann
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Der Sommer 1986 wird Eddie immer im Gedächtnis bleiben, ist es doch der Sommer, in dem der Kreidemann in sein Leben tritt. Auch ein etwas unheimlicher neuer Lehrer ist in der Stadt, als zudem auf der örtlichen ...

Der Sommer 1986 wird Eddie immer im Gedächtnis bleiben, ist es doch der Sommer, in dem der Kreidemann in sein Leben tritt. Auch ein etwas unheimlicher neuer Lehrer ist in der Stadt, als zudem auf der örtlichen Kirmes ein schrecklicher Unfall geschieht. Als auch noch die Leiche eines jungen Mädchens gefunden wird, ist in der Kleinstadt endgültig nichts mehr wie es war.

Die Autorin hat bei mir voll ins Schwarze getroffen, denn der Kreidemann ist ein Thriller ganz nach meinem Geschmack. Subtile Spannung, aber immer mit Sogwirkung, sehr flüssig, aber auch authentisch erzählt. Eddie fungiert als Ich-Erzähler, berichtet sowohl als 12-Jähriger, als auch 30 Jahre später vom Geschehen. Tudor schafft es sehr gut, dass beide Stränge sich zu einer tollen Geschichte verbinden, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Eddie mochte ich als Hauptfigur sehr gerne, mit der Zeit merkt man jedoch, dass auch er Geheimnisse hat. Seine Figur ist sehr gut ausgearbeitet, andere hätten durchaus noch ein bisschen Feinschliff vertragen können. Das ist aber tatsächlich auch mein alleiniger Kritikpunkt, denn ansonsten hat mir der Kreidemann wirklich ausnehmend gut gefallen. Eine Autorin, die ich mir merken muss.