Die Waringham- Saga geht in die fünfte Runde
Der Palast der MeereDer 5. Teil der Waringham Reihe der Autorin, spielt zur Regierungszeit Elizabeth I. und die Story wird gleich von zwei Protagonisten vorangetrieben, was ich an sich erstmal für eine sehr geschickte Sache ...
Der 5. Teil der Waringham Reihe der Autorin, spielt zur Regierungszeit Elizabeth I. und die Story wird gleich von zwei Protagonisten vorangetrieben, was ich an sich erstmal für eine sehr geschickte Sache gehalten habe, denn so erfährt man als Leser etwas über die wichtigsten Geschehnisse bei Hofe und dazu auch etwas über die Freibeuterei und die Seefahrt zu damaligen Zeiten. Beide Protagonisten sind dazu Waringhams. Bei Hofe ist es Eleanor, die man “das Auge der Königin” nennt, da sie es mit viel Intelligenz und Gewitztheit vermag wichtige Informationen, Komplotte und Gerüchte aufzudecken, die dem Königshof dienen können und auf hoher See ist es der störrische Isaac of Waringham, der nachdem er aus London nach Hause zitiert wurde, da Francis of Waringhams Sohn und eigentlicher Titelerbe, nach einer schweren Pockenerkrankung erblindet ist, von heute auf morgen ausgebüxt ist, um sein Glück als blinder Passagier auf hoher See zu finden.
Eleanor und Isaac sind sehr unterschiedliche Charaktere, jedoch verbindet sie zumindest ihre Gewitztheit, ihre Cleverness und ihre Abenteuerlust, auch wenn es Isaac zuweilen an der wichtigen Gabe fehlen mag, in bestimmten Momenten lieber den Mund zu halten, was ja typisch für gewisse Waringhams ist. So bringt er sich im Laufe der Geschichte mehrfach in Teufels Küche, lernt aber so auch durch die harte Schule des Lebens zu gehen und wird erwachsen. Zudem lernt er die Seefahrer Francis Drake und John Hawkins kennen und erlebt praktisch an eigenem Leibe die dunklen Zeiten des Sklavenhandels mit.
Währenddessen lernt Eleanor in London einen Mann kennen und lieben, der alles andere als eine gute Partie ist. Der König der Diebe stiehlt ihr nicht nur das Herz, sondern schenkt ihr auch zwei Kinder. Doch zu einer Ehe scheinen beide dennoch nicht bereit zu sein. Bei Eleanor ist es vor allem der Wille ihrer Königin, der sie zögern lässt, denn Queen Elizabeth hasst nichts mehr, als wenn sich Vertraute von ihr abwenden, um ihren eigenen Interessen nachzugehen. Denn auch Elizabeth weigert sich in den Stand der Ehe zu treten, obwohl sie Robin Dudley, der erste Earl of Leicester, ihrem Favoriten von ganzem Herzen zugetan ist, was Robin verzweifeln lässt, denn selbst noch dem Tode seiner Ehefrau will Elizabeth von einer Ehe mit ihr nichts wissen.
Ich finde, im Gegensatz zu einigen anderen Rezensenten, dass beide Handlungsstränge, die im Wechsel vorangetrieben werden, spannend und kurzweilig geschrieben sind. Was mir jedoch weniger gut gefallen hat, ist, dass man, da man es gleich mit zwei Protagonisten in dieser Geschichte zu tun bekommt, einfach zu wenig eintauchen kann in deren Gedanken und Gefühlswelt, da die Autorin sich lediglich auf Höhepunkte aus deren Leben beim Erzählen beschränkt und man als Leser nicht, wie in den ersten Teilen der Serie, von Anfang bis Ende eine gewisse Bindung zur Hauptfigur aufbauen kann. Und dennoch wog dieser kleine Kritikpunkt nicht allzu schwer, weil man dafür durch viele lebhafte Dialoge, die innerhalb des Romans geführt werden, entschädigt wird. Besonders gut hat es mir gefallen, dass sowohl Eleanor als auch Isaac einen so herrlich trockenen Humor aufweisen und in jeder Lebenslage sehr pragmatisch gestrickt sind, wie man es auch von den Waringhams aus den Vorgängerbänden gewohnt ist. Dazu sind Eleanor als auch Isaac nicht nur allein vom Sympathiefaktor her, interessantere Romanfiguren, als Nicholas of Waringham, der im Vorgängerteil „Der dunkle Thron“ die Hauptfigur darstellte und in denen Eleanor und Isaac erstmals als noch kleine Kinder auftauchten.
Abgerundet wird dieser, wieder stärkere Band der Waringham Saga, durch den erneut sehr akribisch recherchierten historischen Hintergrund bezüglich des elisabethanischen Zeitalters und der britischen Flottenstreitmacht. Man sollte sich jedoch Zeit beim Lesen des immerhin 960 Seiten starken Roman nehmen, damit man sich ganz in die Geschichten fallen lassen kann.
Kurz gefasst: Die Waringham- Saga geht in die fünfte Runde- unterhaltsamer Historienschmöker, mit gleich zwei Protagonisten aus dem Hause Waringham, die den Leser durchs elisabethanische Zeitalter führen. 4.5 von 5 Punkten