Was geschah wirklich auf Castaway House? Atmosphärisch dichter, rätselhafter Unterhaltungsroman...
Das Haus der LügenDie achtzehnjährige Rosie Churchill hat Hals über Kopf ihr Elternhaus verlassen und lebt nun in Castaway House zur Miete. Sie arbeitet für die Tochter des Dorfarztes und freundet sich schließlich mit Star, ...
Die achtzehnjährige Rosie Churchill hat Hals über Kopf ihr Elternhaus verlassen und lebt nun in Castaway House zur Miete. Sie arbeitet für die Tochter des Dorfarztes und freundet sich schließlich mit Star, der Enkelin der Besitzerin des Hauses an. Die romantischen Gefühle, die Rosie für Star hat, scheinen von Star erwidert zu werden, doch Star ist angeblich momentan mit einem jungen Mann zusammen und verhält sich Rosie gegenüber oftmals sehr widersprüchlich. Auch ein älterer, verwirrter Mann, der sich in Castaway House einquartiert hat und den alle nur kurz Dockie nennen, da er einst mit Amnesie bei den Docks aufgefunden wurde, wirkt mehr als nur mysteriös.
Er erzählt Rosie, dass er Castaway House lediglich aufgesucht hat, weil seine Erinnerungslücken sich langsam aufklaren und weil er genau wüsste, dass er seine bisherige Lebensgeschichte, vor seiner Amnesie, jemandem erzählen muss. Doch der Weg bis dahin gestaltet sich steinig und ist von vielen Rückschlägen geprägt. Ein vergilbtes Photo, das Dockie stets bei sich trägt, weckt allerdings Rosies Neugierde, denn sie glaubt, dass sie dieses Photo schon mal woanders erblickt hat.
Eines Tages entdeckt Rosie in einem der Zimmer in Castaway House unter dem Fensterbrett eine dort eingeritzte Nachricht, die besagt das ein gewisser Robert Carver unschuldig sei. Neugierig macht sich Rosie schließlich daran, mehr über Robert Carvers Geschichte herausfinden zu wollen. Doch scheinbar mag keiner im Ort darüber reden zu wollen…
„Das Haus der Lügen“ ist schon allein optisch ein ziemlicher Hingucker, da es die Stimmung, die in weiten Teilen in diesem Roman vorherrscht, perfekt einfängt. Mich hat es neugierig auf die Story hat werden lassen und ich bin sehr froh, zu diesem Roman gegriffen zu haben, da mich Stephanie Lams zwei Handlungsstränge, die sich um die Bewohner von Castaway House drehen, so sehr gefesselt haben beim Lesen, dass ich eine schlaflose Nacht verbracht habe, weil ich den Roman unbedingt erst auslesen wollte.
Immer im Wechsel, erfährt man zum einen Robert Carvers Geschichte, die mit seiner Ankunft in Castaway House beginnt und mit einem mysteriösen Vorfall endet und, viele Jahre später, Rosies Werdegang. Sowohl Robert und Rosie haben etwas gemeinsam. Beide versuchen in Castaway House einen Neuanfang zu wagen. Während Robert große gesundheitliche Probleme plagen, hat Rosie einen aufdringlichen Stiefvater, der nicht von ihr lassen möchte, so dass sie schließlich von zu Hause fortgeht.
Stephanie Lams Erzählstil ist getragen, aber sehr eingängig. Zugegeben, außer vagen Vermutungen hier und da, diversen unerklärlichen Vorkommnissen, geschieht erst einmal nicht viel, doch mir hat es persönlich sehr gut gefallen, dass sich die Autorin viel Zeit dafür genommen hat, ihre Figuren, die Motive ihrer Handlungsweisen und vor allem deren Charakterisierung in den Fokus zu stellen. Diese etwas längere Einleitung wird definitiv benötigt, damit man auch als Leser jederzeit am Ball bleiben und begreifen kann, was sich einst wirklich zugetragen hat. Besonders spannend fand ich dabei die Charakterisierung von Clara. Clara, die Ehefrau von Richards Cousin, ist eine Frau voller Geheimnisse. Geheimnisse die nicht nur Richard ergründen möchte, sondern auch der Leser, denn Clara ist der menschliche Stein, der am Ende alles ins Rollen bringt.
Beide Handlungsstränge haben mich interessiert weiterlesen lassen, allerdings fehlte mir zumindest hinsichtlich des Plots um 1924 ein wenig mehr historisches Flair. Manche Verhaltensweisen der Protagonisten erschienen mir einfach zu modern für die angegebene Zeitepoche, in denen sich die Menschen ja doch noch etwas förmlicher in der Öffentlichkeit gaben.
Diesen kleinen Kritikpunkt macht die ansonsten aber sehr rätselhafte Geschichte wieder wett. Auch die gewissen Gruselmomente sorgen für eine atmosphärische Stimmung. Lediglich der Showdown am Ende kam etwas zu kurz und knapp für meinen Geschmack erzählt daher. Dennoch fand ich die Auflösung des Ganzen zufriedenstellend.
Kurz gefasst: Was geschah wirklich auf Castaway House? Atmosphärisch dichter, rätselhafter Unterhaltungsroman, der mir eine schlaflose Nacht beschert hat. 4.5 von 5 Punkten.