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Veröffentlicht am 27.09.2016

Eine sehr spannende, hocherotische Romance, die weder mit Romantik und Liebesszenen geizt, noch mit einer interessanten Handlung. Hier passt alles- Absolute Leseempfehlung!

Fighting for Love - Unstillbare Sehnsucht
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Kat ist auf der Flucht vor einem gefährlichen Mafiosi, dem ihr Exfreund eine Menge Geld schuldete. Bedauerlicherweise sitzt dieser im Gefängnis und hat auch Kat mit in die Sache hineingezogen, so dass ...

Kat ist auf der Flucht vor einem gefährlichen Mafiosi, dem ihr Exfreund eine Menge Geld schuldete. Bedauerlicherweise sitzt dieser im Gefängnis und hat auch Kat mit in die Sache hineingezogen, so dass sie nun untergetaucht ist und als Kellnerin in einer kleinen Bar mitten im Nirgendwo von Louisiana arbeitet. Dort trifft sie eines Tages den attraktiven, aber undurchsichtigen „Irish“, der dort als eine Art Türsteher anfängt. Immer wenn Kat Männer gefährlich nahe kommen und mehr von ihr wollen, als nur ihre Getränke, setzt das „Irish“, der in Wirklichkeit Aiden O’Brien heißt, in Alarmbereitschaft. Denn eigentlich ist er allein wegen Kat dort. Er hat einem alten Freund versprochen, sich um die jüngere Schwester seiner zukünftiger Frau zu kümmern, die sich Sorgen um Kat macht, weil sie schon seit Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen hat und auf die schiefe Bahn geraten ist.

Davon ahnt Kat allerdings nichts, freundet sich im Laufe der Zeit aber mit „Irish“ an und erzählt ihm sogar, nachdem er sie in letzter Sekunde vor einem zudringlichen Kunden retten kann, ihre Geschichte. Aidan ist entsetzt, als er den Grund dafür erfährt, wieso sie sich nicht mehr bei ihrer Schwester meldet und versucht ihr zu helfen, in dem er sich mit den Helfershelfern des Mafiosi trifft. Es gelingt ihm zwar, mit den Gangstern auszuhandeln, dass sie Kat eine gewisse Zahlungsfrist einräumen und sich in dieser Zeit von ihr fernhalten, doch dafür muss Aiden, der Ex-Martial Arts Kämpfer, wieder „in den Ring“ steigen, um die Siegprämie gewinnen zu können, die Kat auslösen soll. Kat, die sich in Aiden verliebt hat, ahnt nichts von Aidens wahrer Identität und glaubt zum ersten Mal, dass sie in ihm einen Mann gefunden hat, der sie heilen kann von ihrer Seelenlast, die sie, seitdem sie als Teenager mehrfach missbraucht wurde, mit sich herumschleppt…

Ich finde es eigentlich immer problematisch, wenn ich in Liebesromanen auf körperlich, sowie seelisch missbrauchte Akteure stoße, weil es mir oft schwer fällt, den Autoren abzunehmen, wie schnell ihre Hauptfiguren diese traumatischen Erlebnisse überwinden, wenn sie denn den richtigen Partner fürs Leben finden.

In dem dritten Teil der „Fighting for Love“ Reihe „Unstillbare Sehnsucht“, bekommt der Leser es mit Kat, dann auch mit einer solchen Heldin zu tun, die schwer unter den Schatten ihrer Vergangenheit leidet. Mit Aiden jedoch, hat Gina L. Maxwell der Heldin einen sehr einfühlsamen Partner zur Seite gestellt, dem man es zumindest zutrauen kann, die Barrieren die Kat im Laufe der Zeit errichtet hat, zu durchbrechen. So lernen sich die beiden zunächst einmal gut kennen, bevor es zum ersten Mal zwischen den beiden kommt. Natürlich darf man nicht vergessen, dass es sich bei dieser Geschichte um eine Story handelt, die im erotischen Bereich angesiedelt ist; so hat das Heldenpaar natürlich etwas rascher, als man es für gewöhnlich vermuten würde, also in Anbetracht der Tatsache, dass Kat ein gebranntes Kind ist, Sex miteinander. Dennoch geht die Autorin trotz aller hocherotischen, prickelnden Momente, sehr behutsam zu Werke, so dass durchaus eine gewisse Glaubwürdigkeit in Bezug auf Kats schnelle Gesundung aufgebaut wird und ich somit gut leben konnte, mit dem weiteren Handlungsverlauf.

Aiden ist eher der Typ „harte Schale, weicher Kern“ und auch er hat Jahre zuvor eine sehr traumatische Erfahrung durchleiden müssen bei der ein Mensch starb, den er sehr mochte und an dessen Tod er sich schuldig fühlt.

Kat ist für ihn anfangs nur ein Job, ein Gefallen, den er einem Freund tun möchte, doch schnell schleicht sie sich mit ihrem Mut, ihrer Güte und ihrem großen Herz in seines und schon ist er total verstrickt in Kats Probleme. Obwohl Aiden als knallharter Fighter beschrieben wird, fand ich es dennoch gut, dass die Autorin mit ihm keinen Übermenschen geschaffen hat, der alle Probleme mit links lösen kann. Stattdessen geraten er und Kat in sehr brenzlige Situationen, die für viele spannende Momente innerhalb des Romans sorgen. Diese wechseln sich ab mit heißen; und hier meine ich wirklich sehr, sehr heißen Liebesszenen ab. Dennoch hält sich das Verhältnis Liebesszenen/Handlung die Waage und erfreulicherweise vergaß die Autorin auch nicht, ausreichend romantische Momente einzubauen. Zugegeben, der Ausgang des Krimiplots kam gegen Ende des Romans etwas knapp und abrupt zum Erliegen, doch abgesehen davon hat mir „Unstillbare Sehnsucht“ sehr gut gefallen, obwohl ich normalerweise ja eher selten erotische Romances lese. Wenn die Handlung, wie hier jedoch nicht zur Nebensache wird, kann ich mich mit diesem Genre gut arrangieren und vergebe für den dritten Teil der Serie gerne (übrigens kann man ihn auch gut als „stand alone“ lesen) die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Steh ein für all das, woran Du glaubst! Eine berührende Story, eine intensiv erzählte Liebesgeschichte und interessante Charaktere machen dieses anschauliche Sittengemälde zu einem echten Leseerlebnis, das ich nicht missen möchte

Fremde Gäste
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Frances und ihre Mutter sind die einzigen Überlebenden einer einst fünfköpfigen Familie. Während die beiden Brüder im Krieg fielen, starb der Vater kurz nach Kriegsende und hinterließ den beiden Frauen ...

Frances und ihre Mutter sind die einzigen Überlebenden einer einst fünfköpfigen Familie. Während die beiden Brüder im Krieg fielen, starb der Vater kurz nach Kriegsende und hinterließ den beiden Frauen einen Schuldenberg, da er sich verspekuliert hatte. Frances hatte ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem Vater und auch das zu ihrer Mutter ist angespannt, seitdem Frances heimliche Beziehung zu einer anderen Frau aufflog. Damals fehlte Frances der Mut zu Hause auszuziehen und ihrer Freundin beizustehen, doch nun bereut sie es insgeheim, den richtigen Zeitpunkt verpasst zu haben.

Denn nun ist sie auf Gedeih und Verderb an das Haus und ihre Mutter gebunden. Irgendwie müssen sie versuchen, Geld zu beschaffen und so kommt Frances auf die Idee, Untermieter in das Haus zu holen. Die Wahl fällt auf ein junges, verheiratetes Paar. Lilian und Leonard Barber leben sich schnell ein und auch Frances, die das Paar anfangs insgeheim mit einem Fremdkörper im Haus verglich, ist Mrs. Barber schnell zugeneigt, denn diese weist eine erfrischend sympathische und offene Art auf. Schnell freunden sich Frances und Lilian miteinander an und erzählen sich schließlich sogar ihre dunkelsten Geheimnisse. Als Lilian jedoch von Frances Vorliebe für Frauen erfährt, ist sie zunächst verwirrt und zieht sich zurück. Frances, die sich bereits Hals über Kopf in Lilian verliebt hat, fürchtet, diese mit ihrem Geständnis verschreckt zu haben, doch nach einer Weile sind alle Zweifel ausgeräumt und Lilian gesteht Frances, dass auch sie Gefühle für sie entwickelt hat. Doch diese Liebe darf nicht sein, denn Lilian ist verheiratet, auch wenn die Ehe mit Leonard alles andere als glücklich zu bezeichnen ist. Als Lilian nach einem Urlaub mit ihrem Mann schwanger zurückkehrt, spitzt sich die Lage dramatisch zu…

„Fremde Gäste“ , ist der erste Roman, den ich von Sarah Waters las. Aufmerksam geworden bin ich allerdings vor einiger Zeit schon auf ihre Werke, als ich, während ich mir eine zeitlang diverse BBC Period Drama Literaturverfilmungen zu Gemüte geführt habe, auf „Tipping the Velvet“ und „Fingersmith“ stieß, die beide in der Videothek angeboten wurden.

Nachdem ich den Klappentext von „Fremde Gäste“, gelesen hatte, war meine Neugierde geweckt und ich bin nun, nachdem ich diesen Roman ausgelesen habe, froh, mich dafür entschieden zu haben. Zugegeben, lesbische Liebe mag nicht mein Thema sein, doch die Art und Weise, wie intensiv die Autorin die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen beschreibt, ist einfach einzigartig. Intensiv geraten, ist neben der Liebesgeschichte die die Autorin hier erzählt, aber auch die Story. Denn nicht nur die Entwicklung der Beziehung zwischen Frances und Lilian steht im Fokus, sondern auch ein daraus resultierender Kriminalfall, der zwar erst im letzten Drittel der Geschichte an Fahrt aufnimmt, der mich jedoch vor Spannung regelrecht ans Buch gefesselt hat, ob der eigentlichen auswegslosen Situation für die beiden Heldinnen.

Man fiebert mit den beiden mit und hofft, dass sich am Ende doch alles zum Guten wenden wird. Dabei sind Frances und Lilian noch nicht einmal Charaktere, die man schnell in sein Leserherz schließen kann. Es sind Frauen mit Ecken und Kanten; Stärken sowie Schwächen und Frances Gedankenwelt ist nicht immer so freundlich, wie es nach außen hin den Anschein hat. Sie hat sich halt nur der Situation angepasst und hadert insgeheim mit ihrem Schicksal.

Ausgerechnet der anfangs ein wenig naiv wirkenden Lilian, gelingt es schließlich die intellektuelle, spröde Frances aus der Reserve und ihrer innerlichen Erstarrung zu locken. In diesen Momenten ist „Fremde Gäste“ wirklich besonders stark und berührend geraten. Und auch, wenn Lilians Ehemann nicht ganz so greifbar und widersprüchlich erscheint, ertappt man sich beim Lesen dabei, selbst für ihn Verständnis aufbringen zu wollen (etwa wenn er sich mit Frances über die Sternenbilder unterhält), was für das Schreibtalent der Autorin spricht, denn Leonard ist eigentlich kein sympathischer Zeitgenosse.

Dieser Roman hat wahnsinnig viel Tiefgang zu bieten, Sarah Waters hat dazu eine ganz besondere Art zu Schreiben und geht dabei mit so viel Feingefühl und Intensität ans Werk, dass die Geschichte selbst nach dem Lesen noch eine Weile in einem widerhallt, wie es nur besonders gute Romane vermögen. „Fremde Gäste“ ist solch ein Roman und ich vergebe sehr gerne fünf von fünf Punkten für die Geschichte und deren Umsetzung.

Kurz gefasst: Steh ein für all das, woran Du glaubst! Eine berührende Story, eine intensiv erzählte Liebesgeschichte und interessante Charaktere machen dieses anschauliche Sittengemälde zu einem echten Leseerlebnis, das ich nicht missen möchte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannender, emotional sehr aufwühlender Psycho-Thriller, bei dem der Leser lange Zeit im Dunklen tappt

Die stille Kammer
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Im Fokus steht eine Romanheldin, die bereits mehrere Jahre im Gefängnis saß und nun auf Bewährung entlassen wurde. Ihre Tat war so schwerwiegend, dass sie beschlossen hat, fortan unter einem anderen Namen ...

Im Fokus steht eine Romanheldin, die bereits mehrere Jahre im Gefängnis saß und nun auf Bewährung entlassen wurde. Ihre Tat war so schwerwiegend, dass sie beschlossen hat, fortan unter einem anderen Namen zu leben. So wurde aus Susan Webster schließlich Emma Cartwright, die nun in einem kleinen beschaulichen Örtchen mitten in England lebt.

Susan/Emma erzählt ihre Geschichte in “Ich-Form”, so dass man als Leser gleich hineingezogen wird, in die Gefühlswelt der Protagonistin. Man erlebt ihre wachsende Verzweiflung genauso am eigenen Leib mit, wie ihre hoffnungsvollen Momente. Susan/Emma wird nämlich seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis verfolgt. Ein ihr Unbekannter, schickt ihr Photos eines kleinen Jungen, der den gleichen Namen trägt, wie Susan/Emmas verstorbener Sohn. Plötzlich bekommt sie Anrufe, hört Kinderstimmen am Telefon und eines Tages wird ihre neue Wohnung verwüstet, was Susan/Emma fast in den Wahnsinn treibt, denn Susans/Emmas Geheimnis ist sowohl unfassbar als auch traurig. Sie wurde einst verurteilt, weil sie ihren kleinen Sohn Dylan in einem Anfall von postpartaler Depression angeblich getötet hat. Doch Susan/Emma hat große Erinnerungslücken und kann sich nicht daran erinnern, ihren Sohn umgebracht zu haben.

Einzig ihre Freundin, die genau wie sie wegen Mordes verurteilt und auf Bewährung entlassen wurde und die sie erst seit ihrem Gefängnisaufenthalt kennt und ein Journalist, der jedoch eine recht undurchsichtige Rolle spielt, wollen ihr helfen, den Unbekannten zu finden, der ihr die Photos vom angeblichen Dylan zuschickt und sie in den Wahnsinn treiben möchte. Doch was wäre wenn sich Susan/Emma doch nur alles einbildet? Wenn ihre kranke Seele sich unbewusst von ihrer Schuld befreien möchte, indem Susan/Emma sich selbst “stalkt”, um sich diesen letzten Hoffnungsschimmer, das Dylan noch lebt, erhalten zu wollen?

Neben der sehr packenden und aufwühlenden Haupthandlung, erzählt die Autorin aber auch noch die Geschichte von Jack, einem geborenen Anführer mit soziopathischen Zügen, dessen Erzählungen bereits in der Teenagerzeit ansetzen. Was beide Handlungsstränge, also die von Emma/Susan und Jack letztendlich miteinander zu tun haben, erfährt man erst sehr spät, was den Spannungsbogen konstant hält. Zugegeben, vielleicht mögen der Autorin hinsichtlich des Showdowns ein wenig zu krasse Ideen gekommen sein, die man als Leser kaum noch fassen mag, doch andererseits sorgen diese Begebenheiten dann aber auch dafür, dass man gebannt weiterliest und nicht aufhören kann, bis man alle Zusammenhänge kennt. Wenn mich ein Buch so sehr aufwühlt, so dass ich auch noch nach dem lesen darüber nachdenke, mag ich nicht weniger als 5 von 5 Punkten dafür vergeben.

Kurz gefasst: Spannender, emotional sehr aufwühlender Psycho-Thriller, bei dem der Leser lange Zeit im Dunklen tappt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erneut ein starker Teil der „Scoundrel of St. James Reihe, der mich verzaubert hat. Romantisch,tiefsinnig und prickelnd zugleich

Gefährlich zärtlich
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Jack Dodger musste seit frühster Kindheit durch die harte Schule des Lebens gehen. Von der Mutter verkauft, missbraucht und schließlich als Straßenjunge zum Dieb ausgebildet- da blieb nicht viel Zeit für ...

Jack Dodger musste seit frühster Kindheit durch die harte Schule des Lebens gehen. Von der Mutter verkauft, missbraucht und schließlich als Straßenjunge zum Dieb ausgebildet- da blieb nicht viel Zeit für Mitgefühl und Sensibilität. Obwohl er ausgerechnet im Kreis der Straßenjungen und deren Anführer einst ein gewissen Gefühl von Sicherheit und Freundschaft vermittelt bekam. Ein einziger Fehler, nämlich der, für Geld alles zu tun und nichts zu hinterfragen, wurde ihm im Alter von nur fünf Jahren zum Verhängnis, als er gegen Geld; eine Familie belog und sie in eine dunkle Gasse lockte, wo ein anderer Vater und Mutter eines kleinen adligen Jungen tötete. Jack war so entsetzt, dass er den Tod zweier Unschuldiger mitverschuldet hatte, dass er sich von nun an, dem verstörten Jungen, der nun auf einen Schlag Waise geworden war, annahm.

Das Schicksal war den beiden gnädig, denn ausgerechnet der Großvater des Jungen nahm sie einige Jahre später auf, als er seinen bislang tot geglaubten Enkel wieder erkannte. Doch auch Jack profitierte davon. Ihm wurden Manieren anerzogen und zudem bekam er von einem ihm unbekannten Gönner eine gewisse Summe zugestellt, die es ihm Schritt für Schritt durch klug gemachte Investitionen erlaubte, ein reicher Mann zu werden. (Diese Vorgeschichte erfährt man bereits in Teil 1 der Serie)

Mittlerweile ist er Besitzer eines gutgehenden Spielsalons und ist eigentlich zufrieden mit seinem Leben, obwohl seine Freunde der Meinung sind, dass er seine Einstellung zum Geld, überdenken und sich stattdessen um Frau und Familie bemühen sollte, da Geld ja bekanntlicherweise kein Ersatz für Liebe ist.
Doch Jack sieht seine Situation völlig anders. Als er eines Tages zur Testamentseröffnung eines ihm nur wenig bekannten Adligen vorgeladen wird, fällt er aus allen Wolken, denn der verschiedene Adlige hat ausgerechnet ihn, Jack Dodger zum Vormund seines Sohnes Henry bestimmt. Dazu bekommt Jack das Stadthaus mit all seinem kostbaren Inventar darin. Doch einen Haken gibt es an der Sache- die Witwe.
Lady Olivia beschließt ihm zunächst spinnefeind zu sein, da Jack sich leider zunächst von seiner schlechtesten Seite zeigt und kein Hehl daraus macht, dass nun er das Sagen hat. So liefern die beiden sich einige hitzige Diskussionen. Doch als Lady Olivia bemerkt, dass Jacks schlechter Ruf nicht ganz seinem Verhalten entspricht; besonders einfühlsam und freundlich verhält er sich nämlich ihrem Sohn entgegen, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Kann sie den unnahbar wirkenden Mann denn tatsächlich dazu bringen, sie zu lieben?

Nach „Teuflisch verführt“ dem ersten Teil der Scoundrels of St. James Reihe, erzählt Lorraine Heath nun die Geschichte Jack Dodgers, der bereits im ersten Band, als interessante und vielschichtige Nebenfigur in Erscheinung trat. Diesmal bekommt man von der Autorin viel mehr Einblicke in seine Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann so auch viel besser nachvollziehen, wieso Jack so besessen vom Reichtum ist und auch, was ihn zu dem harten Mann gemacht hat, der er für Fremde auf den ersten Blick zu sein scheint. Natürlich hat er auch einen weichen Kern, der jedoch tief verborgen in ihm schlummert, weil er bereits viel zu oft vom Leben enttäuscht wurde.

Lady Olivia ist eigentlich das genaue Gegenteil von Jack. Sie wuchs behütet auf, wurde jung und naiv, mit einem wesentlich älteren Mann, den ihr Vater bestimmt hatte, verheiratet und bekam relativ früh nach der Hochzeit den gewünschten Erben. Ein echtes Ehe- bzw. Liebesleben hat auch sie bislang nie kennengelernt, da sie und ihr Mann, nach der Geburt des Erben auf jegliche Zärtlichkeiten verzichteten, was sie damals sehr verletzte.
Obwohl sie Jacks machohafte Art, mit der er ihr begegnet, abgrundtief hasst und ihm dies auch unmissverständlich sagt, kann sie sich dennoch seiner Männlichkeit und Attraktivität nicht so ganz entziehen. Dennoch knickt sie gottlob nicht vorschnell ein, sondern bietet ihm ordentlich Paroli, was Jack zwar ärgert, aber auch insgeheim imponiert. Besonders Olivias Neigung sämtliche Benimmregeln des tons einhalten zu wollen, treibt ihn anfänglich in den Wahnsinn, doch ich fand es sehr amüsant, zu lesen, wie ausgerechnet diese beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, plötzlich entdecken, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen.

Dabei verlässt sich die Autorin nicht wie viele andere ihrer Kollegen rein auf die sexuelle Anziehung, sondern vielmehr setzt sie auf viele gemeinsame Gespräche zwischen dem Heldenpaar, die glaubhaft vermittelt, für den Leser Nähe schaffen, so dass man schließlich nachvollziehen kann, wieso sich ausgerechnet diese beiden ineinander verlieben. Der Weg bis dahin ist sehr tiefschürfend und romantisch zugleich beschrieben, zudem liebe ich die regencytypische Ausdrucksweise und den ansprechenden Schreibstil von Lorraine Heath einfach und hoffe sehr, dass der Verlag auch weiterhin Romane der Autorin übersetzen wird, da sie zu den besten Autorinnen dieses Genres gehört.

Kurz gefasst: Erneut ein starker Teil der „Scoundrel of St. James Reihe, der mich verzaubert hat. Romantisch, tiefsinnig und prickelnd zugleich. Meine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eindringlich geschilderter, geheimnisvoller Roman auf zwei Zeitebenen erzählt, im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton...

Das Haus an der Mündung
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Suffolk Gegenwart:

Iris ist Archäologin mit Leib und Seele, ein wahres Arbeitstier, und so bemerkt sie es auch nicht, als sich ihr Mann Stück für Stück zurückzieht. Als er ihr schließlich klipp und klar ...

Suffolk Gegenwart:

Iris ist Archäologin mit Leib und Seele, ein wahres Arbeitstier, und so bemerkt sie es auch nicht, als sich ihr Mann Stück für Stück zurückzieht. Als er ihr schließlich klipp und klar sagt, dass er auszieht aus ihrem gemeinsamen Haus, fällt Iris aus allen Wolken. Selbst ihr Vorschlag es nochmals mit ihr zu probieren und ihre Bitte, er möge sie doch während seines Urlaubs begleiten nach Suffolk, wo sie als Leiterin einer archäologischen Ausgrabung engagiert wurde, lässt ihn völlig kalt. So muss Iris, zutiefst verletzt, allein ihre Reise antreten und zwar in dem Bewusstsein, dass sie nun nicht nur ihre große Liebe verloren hat, sondern auch ihr gemeinsames Haus, dessen Unkosten sie allein unter keinen Umständen tragen kann.
So will sie sich, in Suffolk angekommen, zunächst Hals über Kopf in die Arbeit stürzen, doch das ist leichter gesagt als getan, denn die Arbeiter vor Ort, geben sich äußerst wortkarg und sie wird zu allem Überfluss auch noch in ein sehr abgelegen liegendes Haus einquartiert. Frustriert will sie sich beschweren, doch der ominöse Caleb, angeblich auch ehemaliger Leiter der Ausgrabung, geht gar nicht erst an sein Handy. So macht sich Iris kurz entschlossen auf, um ihn auf eigene Faust im Dorf zu suchen. Als sie vor ihm steht, ist sie überrascht, denn Caleb ist ausgerechnet der Mann, der sie ein paar Tage im Dunklen überrascht hatte, als sie sich ein alleinstehendes Haus näher angeschaut hatte und der ihr gegenüber alles andere als freundlich auftrat…

Orford 1903:

Die seit Jahren mit Rodney Treyane verheiratete Lady Meredith, findet eines Tages mit ihren Kindern Fabia und Theo einen völlig verwahrlosten, abgemagerten Jungen am Fluß und beschließt sogleich, ihn aus Dankbarkeit dafür, dass Gott einst ihr jüngstes Kind, das schwer erkrankt war, wieder gesunden ließ, aufzunehmen und ihn wie ein weiteres Kind aufzuziehen. Der Junge, der sich vom Aussehen her stark von den anderen abgrenzt, wird fortan Emanuel genannt und baut besonders zu Fabia ein enges Verhältnis auf. Die mitfühlende Fabia hasst es, wenn ihr gewalttätiger Vater wieder einmal Emanuel in den Keller hinabzitiert, um ihn zu verprügeln, doch Emanuel erduldet sämtliche Grausamkeiten, die ihm von Seiten seines Ziehvaters angetan werden, ohne Angst zu zeigen, was den Ziehvater noch mehr verärgert. Als beide Jungen das schulpflichtige Alter erreichen, gehen sie aufs College, was Emanuel Zeit gibt, zu einem jungen, wissbegierigen Mann heranzureifen, der ehrgeizige Pläne hat. Er will Arzt werden und später einmal Fabia heiraten. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und die Karten werden neu gemischt….

„Das Haus an der Mündung“ von Victoria Jones, verlockte mich zunächst durch sein stimmungsvolles Cover. Und da sich auch der Klappentext so las, als habe ich hier eine Lektüre a la Kate Morton, Katherine Webb oder Kimberley Wilkins vor mir, konnte ich auch nicht wirklich widerstehen, da ich Romane liebe, in denen die Helden oder Heldinnen ein dunkles, lange zurückliegendes Geheimnis lüften müssen.
Der Roman wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt. Während im Teil, der in der Gegenwart spielt, eine junge Archäologin im Fokus steht, die sich, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde, zunächst einmal wieder neu sortieren muss und schließlich in Caleb eine verwandte Seele findet, ist die Handlung, die in der Vergangenheit spielt, um einiges komplexer gestaltet und auch fand ich die Akteure, Fabia und Emanuel ein wenig sympathischer, so dass mich deren Geschichte einfach noch mehr fesseln konnte, selbst wenn ich Iris und Calebs Story ebenfalls mochte.

Emanuel ist ein junger Mann, der ein wenig an Brontes ungezügelten und düsteren Romanheld „Heathcliff“ erinnert, jedoch ist Emanuel im Gegensatz zu Heathcliff um ein Vielfaches milder gestimmt und verabscheut Gewalt. Man leidet mit ihm mit und wünscht sich beim Lesen stets, dass doch endlich einmal jemand von den übrigen Geschwistern oder zumindest die Mutter, für den Jungen einsteht, um ihn zu beschützen, doch leider sind sämtliche Personen typische Vertreter ihrer Zeit, die es nicht wagen, die Initiative zu ergreifen. Bis auf Fabia, verharren sie in ihrer Passivität und selbst das Hausmädchen Ceridwen vermag es leider nicht, Emanuel vor Schlägen zu schützen, was mich beim Lesen sehr aufbrachte. Aber es verleiht der Geschichte auch die gewisse Portion Glaubwürdigkeit, denn in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg waren die Menschen halt noch gefangen in den, ihnen vorgegebenen Konventionen.
Die Autorin hat einen eindringlichen Schreibstil und eine sehr bildhafte Ausdrucksweise und auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten fand ich anschaulich dargebracht.
Ich konnte mich daher sehr gut in die Geschichte vertiefen und habe sie leider viel zu schnell ausgelesen gehabt und das trotz der immerhin 479 Seiten, was für das Erzähltalent der Autorin spricht.
Obwohl ich mir gewünscht hätte, dass Iris ein wenig offener und freundlicher vom Wesen her gestrickt gewesen wäre, und das Ende des Roman ruhig etwas happyendlastiger hätte ausfallen dürfen, möchte ich dennoch nicht weniger als 5 von 5 Punkten vergeben, weil mich der Roman so sehr packen konnte.