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Veröffentlicht am 31.07.2018

Streckenweise unglaubwürdig

Die letzte Stunde
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Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden ...

Minette Walters ist eine bekannte Krimiautorin. Nun hat sie sich an einem richtigen Wälzer, einem historischen Roman, versucht. Für mich war es generell mein allererstes Buch der Autorin.

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert in Südengland: Die Pest hat auf die britische Insel übergegriffen. Innerhalb kurzer Zeit rottet die Krankheit Dörfer und Landstriche aus. Zu diesem Zeitpunkt ist Lady Anne's Ehemann, Sir Richard, auf dem Weg zum zukünftigen Ehemann seiner Tochter Eleanor. Dieser soll erkrankt sein und der Herr von Develish möchte diesem Gerücht auf den Grund gehen, bevor die Hochzeit fixiert wird. Er erkennt nicht, wie groß das Ausmaß der Krankheit bereits ist, die nicht nur Eleonores schwächlichen Verlobten bereits erfasst hat. Nur Lady Annes Vertrauter Gyles Startout durchschaut, was seinem Herren verheimlicht werden soll und er bittet Sir Richard frühzeitig aufzubrechen. Doch der Mann ist ein eingebildeter und grausamer Herrscher, noch dazu nicht sehr helle. So stirbt der Großteil seines Gefolges den schwarzen Tod und bringt die Krankheit bis vor die Tore von Develish. Lady Anne ist jedoch für ihre Heilkunst angesehen und ergreift für diese Zeit eine völlig ungewöhnliche Maßnahme. Sie schließt die Tore, verbrennt die Zugbrücke und verhängt somit eine Quarantäne über ihr Volk. Auch die wenigen Rückkehrer, ihren Mann eingeschlossen, verweigert sie den Zutritt. Sie setzt den alten Verwalter ihres Mannes ab und setzt stattdessen Thaddeus ein, einen Bastard, der jedoch ein äußert kluger Kopf ist. Das versetzt einige Bewohner des Dorfes in Aufregung und bald darauf geschieht ein Mord...

Die für diese Zeit sehr ungewöhnliche Rolle einer Frau lässt mich etwas zwiespältig zurück. Auch wenn Lady Anne adelig und die Ehefrau des Gutsherren Sir Richards ist, handelt sie nicht ihrer Zeit gemäß. Und kein Mann hätte sich von ihr etwas Vorschreiben lassen.
Hygiene und Sauberkeit waren zu dieser Zeit- ja sogar bis ans Ende des 19. Jahrhundert - etwas völlig Unbekanntes! Lady Anne hat in Develish allerdings schon zu dieser Zeit einige Maßnahmen dazu ergriffen. Außerdem lernt sie dem Großteil ihrer Dienerschaft Lesen und Schreiben, wo im 14. Jahrhundert nur Mönchen und Priestern dieses Wissen zuteil wurde. Hier kann ich gegebenenfalls ein Auge zudrücken, da sie selbst in einem Kloster erzogen wurde....

Die Charaktere sind sehr schwarz-weiß gemalt. Die machthabenen Herren sind allesamt dumm und richtig üble Burschen. Ihr eigener Ehemann ist ein Abziehbild dieser Gattung. Ihm ebnen Macht und Gier, sowie Grausamkeiten den Weg. Die einzige grausame weibliche Ausnahme ist Eleonor, seine Tochter, die komplett nach ihrem Vater kommt. Sie brachte es fertig mich die fast 700 Seiten nur zu verärgern. Diese furchtbar dumme und hartherzige junge Frau liebt es Grausamkeiten an ihren Untergebenen auszuprobieren. Dabei nutzt sie ihre Schönheit und ihren Stand schamlos aus und schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Ich hasste sie aus tiefstem Herzen.
Lady Anne hingegen kommt fast einer Heiligen gleich, die sich für ihre Dienerschaft einsetzt und zu einer wahren Ikone wird. Ihr gelingt es das Vertrauen ihrer Untertanen zu erlangen, jedoch nicht das ihrer Tochter. Lady Anne wurde von der Autorin viel zu modern und neuzeitlich für diese Epoche erschaffen.
Weitere Helden - und diesmal aus der männlichen Liga, sind der gut gebaute und intelligente Leibeigene Thaddeus. Tja, klischeehafter geht es kaum mehr.... Er wird dank Lady Annes Unterstützung der neue Verwalter. Ein Bastard? Echt jetzt?

Gefallen hat mir hingegen, wie man über die Pest und deren Entstehen nachdenkt, sowie den Schrecken der unbekannten Krankheit, die die Menschen wie Fliegen sterben lässt. Und obwohl es einige Längen gibt und vieles zu modern dargestellt wurde, konnte mich doch die Handlung größtenteils fesseln. Trotzdem wäre es besser gewesen einige Handlungsstränge zu kürzen, denn es kommen in diesem Wälzer doch einige Längen auf.
Nachdem man den letzten Seiten immer näher kommt, fragt man sich willkürlich, wie die Autorin hier noch ein logisches Ende finden will. Und die Frage ist berechtigt, denn nach fast 700 Seiten ist man alles andere als erfreut, wenn man den letzten Satz im Buch liest! Der heißt nämlich: "Fortsetzung folgt!"
Dass der Verlag kein Wort dazu verliert, finde ich nicht ganz in Ordnung und ich bin froh, dass ich das Buch aus meiner Bücherei geborgt hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist der Zeit angemessen. Minette Walters erzählt ihren Roman eher ausschweifend und detailliert. Durch unterschiedliche Sichtweisen einiger Figuren kann sich der Leser gut in andere Personen versetzen (oder auch nicht: Elenore)

Fazit:
Ein interessanter Plot, der jedoch durch einige Längen und vorallem durch die eher unglaubwürdige Darstellung einer Frau zu dieser Zeit, stark verliert. Die sehr schwarz-weiß gemalten Charaktere und vorallem der letzte Satz im Buch: "Fortsetzung folgt!" haben mir weniger gefallen. Ob ich den Folgeband lesen werde, weiß ich noch nicht...

Veröffentlicht am 24.07.2018

Kindesentführung a la Hammesfahr

Als Luca verschwand
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Im neuem Spannungsroman/Krimi von Petra Hammesfahr geht es wieder um das Verschwinden eines Kleinkindes. Diesmal ist es sogar noch ein neun Monate altes Baby, welches aus dem Kinderwagen geraubt wurde, ...

Im neuem Spannungsroman/Krimi von Petra Hammesfahr geht es wieder um das Verschwinden eines Kleinkindes. Diesmal ist es sogar noch ein neun Monate altes Baby, welches aus dem Kinderwagen geraubt wurde, während die Mutter mit dem älteren Sohn Max im Drogeriemarkt einkaufen war. Der Fall wirft viele Fragen auf, vorallem warum Mel ihr Baby im Winter draußen vor der Tür stehen lässt. Eine halbherzige Lösegeldforderung liefert der Polizei keine weiteren Hinweise und die Oma, die als erfolgreiche Autorin genug Geld hätte, ist ebenfalls verschwunden. Steckt sie etwa dahinter, weil sie ihren jüngsten Enkel nicht sehen darf? Oder ist die Mutter selbst die Täterin? Auch der Vater hat Geldsorgen und eine Entführung wäre eventuell die Lösung seiner Probleme... Und was hatte die vernachlässigt aussehende Frau mit dem Poncho, die man vor den Eingang beobachtet hat, am Kinderwagen zu schaffen? Fragen über Fragen...

Man ist bereits zu Beginn mitten im Geschehen und wir begleiten Mel mit ihrem Sohn in den Drogeriemarkt. Der Einkauf wird sehr detailliert beschrieben, ebenso wie die Beobachtungen der Verkäuferinnen im Geschäft. Erst nach und nach erfährt man mehr über die eher verworrene Familiensituation. Zusätzlich erhält man noch Einblicke in die Vergangenheit von Mels Mann Martin und seiner Mutter, wie auch in die der mysteriösen Frau mit dem Poncho. Dazu kommen noch die polizeilichen Ermittlungen und das Problem, dass Kommissar Klinkhammer vom KK11 eigentlich gar nicht ermitteln darf, da er die Familie persönlich kennt.

Die unzähligen Protagonisten machen es anfangs etwas schwer die Figuren auseinanderzuhalten. Die vielen Verwandschaftsverhältnisse und Namen verwirren zusehends und beeinträchtigen den Lesefluss. Ein Personenregister hätte ich für sinnvoll gehalten. Es werden auch viele Details geschildert, die eigentlich nicht wirklich relevant für den Krimi sind. So schleichen sich einige Längen ein. Man sollte aber trotzdem versuchen an der Geschichte dranzubleiben, denn es ist schwer wieder in diese hineinzufinden, wenn man mal pausiert hat. Durch die vielen Personen braucht man länger, bis man sie gedanklich wieder zuordnen kann und verliert sonst schnell den Überblick. Ich war zwar immer am lesen, aber trotzdem fehlte mir schlussendlich der Zugang zu den Protagonisten. Einzig die Geschichte um Anni, die Frau mit dem Poncho, konnte mich erschüttern und ich empfand tieses Mitleid mit ihr. Sonst war ich eher am Rätseln, wer denn nun den kleinen Luca entführt hat und stellte einige Thesen auf. Petra Hammesfahr unterstützte meine Überlegungen noch mit einigen überraschenden Wendungen und neuen Erkenntnissen.

Anstatt den üblichen Kapiteleinteilungen finden wir Überrschriften wie "Die Polizisten", "die Zeugen", "der Frontmann", "der Verbindungsmann" oder "die Engelssucherin". Die vielen verschiedenen Sichtweisen sind zunehmen verwirrend, da auch bei der Engelssucherin die Vergangenheit ins Spiel kommt. Ab der zweiten Hälfte hat man dann aber den Überblick und auch die Spannung zieht etwas an.
Der Spannungsbogen ist im ersten Teil eher niedrig gehalten und ist mehr Einführung in die Figuren und deren Vergangenheit. Petra Hammesfahr versucht mit unerwarteten Wendungen die Spannungskurve anzuheben und lenkt den Verdacht auf neue Personen. Die vielen Sichtweisen führen jedoch am Ende logisch zusammen. Trotzdem hatte ich von Beginn an einen Verdacht, der sich dann auch am Ende teilweise bestätigte.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist diesmal leider eher nüchtern gehalten, aber auch sehr detailliert. Das bin ich von der Autorin nicht wirklich gewöhnt.

Fazit:
Ein Krimi, der viel Aufmerksamkeit braucht und nicht viel Spannung beinhaltet. Trotzdem sind die Hintergründe der Entführung interessant dargelegt, der Schreibstil aber eher nüchtern gehalten. Es gibt eindeutig bessere Bücher der Autorin. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Der verschwundene Raffael

Die Toten von Paris
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1944. Jean Ricolet, ein junger Inspektor aus dem Süden Frankreichs erhält eine neue berufliche Chance in Paris. Sein erster Fall ist der Mord an einem Metzger, der Hundefleisch verkauft haben soll, und ...

1944. Jean Ricolet, ein junger Inspektor aus dem Süden Frankreichs erhält eine neue berufliche Chance in Paris. Sein erster Fall ist der Mord an einem Metzger, der Hundefleisch verkauft haben soll, und vom wütenden Mob erschlagen wurde. Ricolet ist enttäuscht, denn er hoffte in der Hauptstadt endlich interessantere Fälle zu bearbeiten. Zusätzlich wird seiner Gruppe noch der Form halber ein Mord an einem Nazi zur Untersuchung weitergeleitet, der geraubte Kunstwerke nach Deutschland schaffen sollte. Die Franzosen sind aber nicht wirklich daran interessiert, diesen Mord aufzuklären, nachdem der Krieg dem Ende zusteuert. Einzig Ricolet kann seine Finger nicht vom Fall des mysteriösen deutschen Toten in einer Dachkammer lassen. Als er auf Pauline Drucat trifft, die beim ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg), als Kunstexpertin für die Deutschen arbeitet, jedoch in Wahrheit der Résistance angehört, beschließen die Beiden den Fall näher zu betrachten. Pauline vermisst nämlich ein berühmtes Gemälde von Raffael mit dem Titel "Junger Mann", das im Besitz ihrer Familie war. Das Bild hatte der tote Deutsche zuletzt auf seiner Liste zur Überstellung nach Deutschland, doch nun ist es verschwunden. Jean ermittelt auf eigener Faust und entdeckt, dass einige Kollaboratuere noch dem Feind zuarbeiten....

Der Einstieg in den historischen Krimi hat mir gut gefallen. Das Parisfeeling ist vorhanden. Die Autorin lässt den Leser durch die Straßen der französischen Hauptstadt wandeln. Auch die Atmosphäre der Menschen, die das Kriegsende herbeisehnen und sich gegen Kollaboratuere auflehnen, wird gut eingefangen. Es geht noch immer ums Überleben, aber gleichzeitig kommt auch die Euphorie des Kriegsgewinner durch. Es werden viele französische Wörter eingestreut, die zusätzlich das besondere Flair vermitteln. Da ich Französisch gelernt habe, war es für mich kein Problem. Ich kann allerdings nicht sagen, wie es Nichtkenner der Sprache beim Lesen geht.
Michelle Cordier hat auch die grausame Geschichte des Arztes und Massenmörders Marcel Petiot miteinbezogen. Er hat untergetauchten Juden für viel Geld angeboten sie außer Landes zu schaffen. In seiner Praxis hat er sie betäubt, ermordet und ihre Habseligkeiten an sich genommen. Ich habe bereits in einem anderen Krimi über Petiot gelesen und fand die Erwähnung bzw. Miteinbeziehung in die Geschichte gut, hätte mir aber noch ein bisschen mehr davon gewünscht.

Leider fand ich die Umsetzung des Plots nicht ganz gelungen. Die anfängliche Spannung konnte die Autorin nicht halten und vieles war vorhersehbar. Einige Situationen waren zu unglaubwürdig. Erst zum Ende hin zog der Spannungsbogen wieder an, konnte aber den historischen Krimi nicht mehr retten.

Ebenfalls fand ich die Charaktere flach. Jean Ricolt ist ein junger, dynamischer und ehrgeiziger Südfranzose. Er freut sich auf interessante Fälle in Paris und ist dementsprechend motiviert. Ein großes Plus, welches ihm beim Ermitteln hilft. Er lässt sich nicht so schnell ein x für ein u vormachen. Trotzdem fand ich es unglaubwürdig, dass seine Kollegen mit erheblich mehr Berufserfahrung im Vergleich zu Ricolet wie Trottel dastanden. Hier wirkte vieles sehr konstruiert und Ricolet wurde zum Superman....
Auch die Liebesbeziehung zu Pauline kam zu plötzlich, war unnötig und nicht nachvollziehbar. Ich konnte zwar Jeans Schwärmerei nachempfinden, aber mehr war da einfach nicht.
Pauline war für mich nicht wirklich greifbar. Sie ist ein widersprüchlicher Charakter. Sie ist egoistisch und verfolgt ihre eigenen Ziele.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte wiederum bei mir punkten. Er lässt sich gut lesen, ist flüssig und vorallem sehr bildhaft. Die atmosphärische Beschreibung von Paris zum Kriegsende konnte mich ebenfalls überzeugen.

Fazit:
Ein historischer Krimi mit nur teils guter Umsetzung. Der starke Anfang konnte nicht gehalten werden, ebenso die Spannung. Atmosphärisch gut, interessanter Plot, aber die Charaktere etwas flach. Kein schlechter historischer Krimi, aber mit sehr viel mehr Potential!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.06.2018

Wer war der letzte Gast?

Der letzte Gast
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Dogwalkerin Mia Kaminski lebt gemeinsam mit ihrer Freundin Charlotte, einer Personal Trainerin, und Video-Cutter Lukas in einer WG in München. Sie kennt den Großteil ihrer Kunden sehr gut. Zu diesen gehört ...

Dogwalkerin Mia Kaminski lebt gemeinsam mit ihrer Freundin Charlotte, einer Personal Trainerin, und Video-Cutter Lukas in einer WG in München. Sie kennt den Großteil ihrer Kunden sehr gut. Zu diesen gehört auch die unheilbar kranke Berna Keining, die sich auf ihren selbstgewählten Tod in der Schweiz vorbereitet. Doch jemand scheint andere Pläne zu haben, denn als Mia Bernas Hund Coco abholen will, ist diese tot - brutal ermordet. Berna war Mia zuvor schon etwas merkwürdig und leicht benommen vorgekommen, als sie Coco vom Morgenspaziergang zurückbrachte. Auch ihr Verhalten war untypisch. Nun macht sich Mia schwere Vorwürfe und ist außerdem auch noch verdächtig. Wer war Bernas letzter Gast?

Der Krimi beginnt spannend und sehr vielversprechend. Man durchlebt mit Mia's Zweifel, ob sie richtig gehandelt hat oder ob sie nicht wegen Bernas merkwürdigen Verhalten Eintritt ins Haus hätte fordern sollen. Mias Aussage, dass Berna Besuch von ihrem Neffen Nico hatte, der ihr Ex-Freund ist, wird von Nico und seiner Familie natürlich nicht gern gesehen. Außerdem vermissten sie einen wertvoller Ring. Mia wird beschuldigt ihn gestohlen zu haben und wird von Nicos Familie gezwungen ihre Aussage zurückzunehmen. Doch Mia denkt gar nicht daran und wird bald darauf tätlich angegriffen. Obwohl sie sich nicht einschüchtern lässt, fand ich viele ihrer Aktionen einfach nur unglaublich dumm. Sie vernichtet Beweismittel, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht und reagiert total kopflos. Verhält man sich so, wenn man gleichzeitig Zeuge und Verdächtiger ist?

Der polizeiliche Ermittler war nur eine Randfigur, denn in diesem Krimi ist die Spürnase..nein, nicht vierbeinig, sondern Mia. Sie ist zwar tough, aber sehr unüberlegt.

Im Mittelteil des Krimis entstanden leider einige Längen. Es gab viele Wiederholungen und die Spur zum Täter drehte sich etwas im Kreis. Mias Gedanken kreisten in einer Dauerschleife um daselbe, was mit der Zeit etwas ermüdend war.
Ich habe gerne mitgerätselt, doch leider hatte ich ziemlich schnell den richtigen Riecher, wer hinter den Morden steckt. Ich wartetet nur noch darauf zu erfahren, welches Motiv der Täter hatte. So bereitete mir die zweite Hälfte des Krimis etwas weniger Spaß.

Die Charaktere fand ich facettenreich und authentisch. Ich hatte sie alle vor Augen - mit Ausnahme von Nicos Bruder, der für mich nicht greifbar war. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Greta, eine ältere Dame, die mit ihrer Tochter einen Stock ober Mia wohnt. Die nächtlichen Spaziergänge durch München, die Mia und Greta unternehmen, lassen auch vor meinen Augen die Plätze und Straßen der Stadt bildhaft entstehen. Und dann sind natürlich noch die Vierbeiner, die eine nicht unwesentliche Rolle im Krimi spielen.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte mich hingegen überzeugen. Er ist flüssig, lebendig und man fliegt richtig durch die Seiten. Die Kapitel sind eher kurz , die Schrift eher groß gehalten. Die Story wird aus der Sicht von Mia erzählt.

Fazit:
Ein Krimi mit einer untypischen "Ermittlerin", der spannend beginnt, aber ab dem Mittelteil einige Längen aufweist. Mir war der Täter ebenfalls ziemlich schnell klar, was aber das Miträtseln nicht schmälerte. Trotzdem hätte ich mir mehr Wendungen und Überraschungen gewünscht.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Archers vom Tellerwäscher zum Millionärssaga

Abels Tochter
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Bevor ich den zweiten Band der "Kain & Abel Reihe" zur Hand nahm, war mir bereits bewusst, dass ich auf den ersten 100-200 Seiten vieles lesen werde, was mir bereits bekannt ist. Durch einige Rezensionen, ...

Bevor ich den zweiten Band der "Kain & Abel Reihe" zur Hand nahm, war mir bereits bewusst, dass ich auf den ersten 100-200 Seiten vieles lesen werde, was mir bereits bekannt ist. Durch einige Rezensionen, die dieses negativ auslegten, war ich also "vorgewarnt". Ich empfand es allerdings nicht so schlimm, denn dies ermöglicht einige Einblicke in Florentynas Leben, die aus ihrer Sicht manchmal ein bisschen differenzierter rüberkommen.
Wie aus dem Titel ersichtlich, steht im zweiten Band der Reihe Abels Tochter Florentyna im Mittelpunkt der Geschichte. Wir begleiten sie als Kleinkind bis hin zur (mittel-)älteren Frau in den Fünfzigern. Dadurch entstehen auch die oben angesprochenen Wiederholungen. Vieles ist dem Leser aus Band 1 bekannt, jedoch erfährt man auch Neues über Florentyna, die sehr facettenreich ist und die den Ehrgeiz ihres Vaters, dem Chef der "Baron-Hotels" geerbt hat. Durch ihre Zielstrebigkeit gelingt ihr der Aufbau eines erfolgreichen Modeunternehmens, bevor sie sich ihren Traum erfüllt und sich der Politik widmet. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Ehemann Richard, dem Sohn von Abels Erzfeind William Kane, und ihrem ehemaligen Studienkollegen und Freund Edward, der auch die Führung der Baron-Hotelkette übernimmt.

Die gewohnte Sogwirkung von Archers Schreibstil bleibt ebenfalls nicht aus. Wir erleben die übliche Mischung aus Intrigen, Verschwörungen und sehr viel Politik. Dies macht den Roman kurzweilig und man ist schnell durch die fast 600 Seiten. Wer die Clifton Saga gelesen hat, wird auch hier einige Parallelen dazu finden. Das politische System wird wieder und wieder vorgekaut, nur sind wir diesmal nicht in Großbritannien, sondern dürfen uns quer durch die amerikanische Politik lesen. Wahlen, die Auszählung der Stimmzettel, Vorstandssitzungen, Abstimmungen und Intrigen sind gewohnte Inhalte und zeigen sehr gut auf, dass Jeffrey Archer selbst in der Politik tätig war. Wo er nicht aufhören kann zu schreiben, beginnt den Leser mehr und mehr zu langweilen. Einzig der rasante und mitreißende Schreibstil lässt einem trotzdem am Buch dranbleiben, ebenso wie die Vielschichtigkeit der Protagonistin.

"Abels Tochter" wurde bereits 1982 veröffentlicht und erschien nach dem Erfolg der Clifton Saga als Neuauflage bei Heyne. Insgesamt hat mir dieser zweite Band der Reihe weniger gefallen, da mir der politische Teil zu langatmig war.

Ich habe bereits Rezensionen zum letzten Teil gelesen und mit Verwunderung feststellen müssen, dass "Kains Erbe" anscheinend nicht wirklich Band 3 dieser Familiensaga ist, sondern dass dieser Teil bereits vor mehr als dreißig Jahren als alleinstehender Roman mit dem Titel "Das Attentat" erschienen ist. Die Neuauflage wurde nur etwas umgeschrieben und Florentyna taucht dabei kaum auf. Für mich ein Grund Band 3 nicht mehr zu lesen. Schade!

Schreibstil:
Jeffrey Archers Schreibstil ist rasant und temporeich. Die Charaktere sind sehr lebendig. Was mir weniger gefällt ist, dass alle richtige "Wunderwuzzis" sind und die berühmte "vom Tellerwäscher zum Millionär" Geschichte erleben.


Fazit:
Viele Wiederholungen aus dem ersten Band und etwas zu viel Politik sind meine Kritikpunkte am zweiten Band der Reihe. Trotzdem gelingt es dem Autor mich wieder an die fast 600 Seiten zu fesseln, die man rasend schnell gelesen hat. Die sprichwörtliche Sogwirkung kann Archer wie kein anderer! Band 3 werde ich aus oben genannten Gründen allerdings nicht mehr lesen.