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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2018

Spannende Ermittlungen

Aachener Todesreigen
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„...Ich habe gehört, es gibt inzwischen sogar Leute, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren...Das nenne ich doch mal artgerechte Haltung für Fleischfresser...“

Britta arbeitet in der Detektei Schniedewitz ...

„...Ich habe gehört, es gibt inzwischen sogar Leute, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren...Das nenne ich doch mal artgerechte Haltung für Fleischfresser...“

Britta arbeitet in der Detektei Schniedewitz & Schniedewitz. Dort erhält sie einen Anruf von Pia Brand. Sie bittet sie, ihre verschwundene Schwester zu suchen. Sabrina hatte sich für das Wochenende eine Auszeit genommen und war danach nicht nach Hause zurückgekehrt. Britta, die gerade eine Ehefrau wegen Untreue beschattet, kümmert sich trotzdem um Pias Anliegen. Sabrina wird tot in einer Ferienwohnung gefunden. Der Notarzt geht von Selbstmord aus, für die Polizei ist der Fall damit uninteressant. Doch weder Pia noch Christian, Pias Mann, können sich damit abfinden.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Nachdem sich herausstellt, dass an dem Selbstmord einiges ungewöhnlich ist, führt die Spur in die Vergangenheit. Ein Eifersuchtsdrama von damals scheint bis heute nachzuwirken. Britta kennt einen Teil der Protagonisten, denn sie ging aufs gleiche Gymnasium.
Der Schriftstil ist eher locker. In der Detektei herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre, solange der Herr des Hauses außen vor bleibt. Kleine Spitzfindigkeiten und harmlose Späße zwischen Britta und Eric sorgen für den nötigen Humor.
In ihrer Familie hat Britta dagegen weniger zu lachen. Es genügt eine Feier im Familienkreis, um die Charakteristik des Vaters und der Geschwister abzugeben. Der einzige Lichtblick ist ihre Schwester Petra mit ihrem Mann Gregor und den drei Kindern. Dass Eingangszitat stammt von Gregor, der es sich auch traut, seinem Schwiegervater Paroli zu bieten. Der ist nämlich noch nicht in der Gegenwart angekommen, wie sein Zitat über Kindererziehung zeigt:

„...Wenn du deinen Kindern kein Benehmen beibringst, muss es jemand anders tun. Maßvolle Züchtigung hat noch keinem Bengel geschadet...“

Übrigens gehört dieser Ausspruch noch zu seinen harmloseren. Das Familientreffen strotzt von Sarkasmus. Dadurch fällt auch Dr. Holger, Brittas Bruder, auf. Andererseits ist er ein begnadeter Arzt, was später in der Handlung noch eine Rolle spielen wird.
Als es das zweite Opfer gibt, dessen Tod dieses Mal als Unfall inszeniert wurde, vereinen Britta und Eric ihre Kräfte. Sehr detailliert wird die Ermittlungsarbeit der beiden beschrieben, so dass ich mitdenken und mit rätseln kann. Natürlich gehe ich dabei alle Um- und Irrwege mit.
Gekonnt integriert werden Tagebucheinträge von Sabrina, die sie während ihrer Schulzeit angefertigt hat. Dadurch lässt sich die Zahl der möglichen Täter oder eventuell auch Opfer eingrenzen.
Und dann gibt es noch Sammy. Der kleine Hund wurde Eric übergeben und bringt das Leben in der Detektei gehörig durcheinander. Da Britta im Gegensatz zu Eric Erfahrungen mit Hunden hat, nimmt sie ihn mit zu sich und versucht sich an seiner Erziehung.
Geschickt versteht es die Autorin, den wahren Täter und sein Motiv bis fast zuletzt unter der Decke zu halten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich würde mich über weitere Fälle mit den beiden Ermittlern freuen.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Smartphonenutzung und christlicher Glaube

Wie dein Smartphone dich verändert
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„...Medien liegen nicht passiv herum und warten, bis wir vorbeikommen...Sie sagen uns, was wir tun müssen, und, noch erheblicher, was wir wollen müssen. Der Fluss hat eine starke Strömung, und wenn wir ...

„...Medien liegen nicht passiv herum und warten, bis wir vorbeikommen...Sie sagen uns, was wir tun müssen, und, noch erheblicher, was wir wollen müssen. Der Fluss hat eine starke Strömung, und wenn wir nicht schwimmen können, werden wir mitgerissen...“

Der Autor untersucht unseren Umgang mit dem Smartphone aus christlicher Sicht und macht darauf aufmerksam, welche Gefahren bestehen. Dabei verteufelt er es nicht oder rät zu absoluten Verzicht. Es geht ihm um bewussten Umgang mit der Technik. Viele der angesprochenen Themen betreffen dabei nicht nur Christen, sondern diesen Fragen sollte sich jeder stellen.
Bevor ich auf die Ausführungen näher eingehe, möchte ich zwei Fragen in den Raum stellen, die mir beim Lesen des Buches gekommen sind und deren Beantwortung offen ist.
1. Kommt das Buch noch rechtzeitig?
2. Wird es die eigentliche Zielgruppe erreichen?
Nach einem Vorwort und einer kleinen Theologie der Technik, bei der ich übrigens nicht immer der Meinung des Autors bin, beschreibt Tony Reinke in zwölf Kapiteln, wie das Smartphone unser Leben verändert.
Im ersten Kapitel geht es um die Sucht nach Ablenkung. Danach untersucht der Autor, wie sich unser Sozialverhalten ändert. Freunde des Netzes stehen über Freunden im Leben. Im dritten Abschnitt behandelt er das Bestreben nach Beifall. Danach beschäftigt er sich mit der Lesekompetenz und der Jagd auf Likes. Einsamkeit und heimliche Unmoral sind weitere Themen. Im 9. Kapitel analysiert er, wie sich der Sinn des Lebens verändert. Die Angst, etwas zu verpassen, zunehmende Härte gegeneinander und der Verlust der Zeitkompetenz sind die letzten Themen.
Der Sprachstil des Buches ist ausgereift. Das Lesen erfordert Konzentration und Mitdenken.
Jedes Kapitel ist in handliche kleinere Abschnitte unterteilt. Der Autor legt seinen Standpunkt dar, beschreibt den Umgang mit dem smartphone und stellt dem Verhalten passende Aussagen der Bibel gegenüber, die zeigen, wie wir unser Leben führen sollen. Konsequent logisch analysiert er dann das Verhalten im Umgang mit dem Smartphone anhand dieser Aussagen und zeigt Gefahren auf. Er arbeitet viel mit Listen. Außerdem bindet er Zitate verschiedenen Autoren in seine Ausführungen ein.
Ich möchte nicht alle zwölf Punkte auseinandernehmen. Das wäre auch nicht der Sinn einer Rezension, aber doch das eine oder andere erwähnen. Einen Punkt spricht das folgende Zitat an:

„...Unsere größte Bedrohung liegt darin, das wir mit so kurzen Aufmerksamkeitsspannen leben: in einem Augenblick gefesselt von einer kleinen Überraschungsexplosion, im nächsten Augenblick von einer anderen...“

Man kann es auch anders formulieren. Es muss immer etwas passieren. Konzentriertes Arbeiten wird schwieriger. Wenn der Autor feststellt, dass wir unsere Lesekompetenz verlieren, gibt es dafür in der Praxis schon genügend Beispiele. Das nächste Zitat macht deutlich, worauf es ankommt.

„...Willst du Informationen verinnerlichen, musst du dir Zeit dafür nehmen...“

Es macht nachdenken, wenn der Autor die Frage in den Raum stellt, ob wir am Morgen zuerst beten oder zuerst unser Smartphone checken.
Einen großen Teil seiner Ausführungen widmet der Autor den Problem der sozialen Kompetenz. Als Christ ist mein Nächster in erster Linie ein Mensch aus Fleisch und Blut, nicht der Partner im Online-Chat. Außerdem verführt die angebliche Anonymität des Netzes zu Handlungen, die uns im täglichen Leben beschämen würden.

„...Wir verlieren uns in der virtuellen Welt und vergessen die Welt aus Fleisch und Blut um uns herum, und wir verlieren unser Zeitempfinden...“

Viele kennen die Erfahrung, dass man, wieder einmal, viel länger im Netz war als man eigentlich wollte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat besonders beigetragen, dass der Autor die Situation realistisch einschätzt, sie gekonnt analysiert, Lösungsvorschläge anbietet und Denkanstöße gibt, aber keine Vorschriften macht. Ein abschließendes Zitat soll meine Rezension beenden.

„...Digitale Technik kann uns am meisten nützen, wenn wir ihren Einfluss auf unser Leben begrenzen...“

Veröffentlicht am 01.07.2018

Eine junge Frau im algerischen Bürgerkrieg

La Grande Bleue
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„...Alles scheint sinnlos, sie fühlt sich verloren in einer Welt von Brutalität und Gewalt. Egal wohin sie gehen wird, dieser inneren Einsamkeit wird sie nie davonlaufen können, die wird sie immer einholen...“

Wir ...

„...Alles scheint sinnlos, sie fühlt sich verloren in einer Welt von Brutalität und Gewalt. Egal wohin sie gehen wird, dieser inneren Einsamkeit wird sie nie davonlaufen können, die wird sie immer einholen...“

Wir schreiben das Jahr 1962. In Oran ist es eine der Aufgaben des französischen Rechtsanwalts Renè Soyer, die verfeindeten Parteien an einen Tisch zu bringen und zu einem Friedensvertrag zu kommen. Ihm folgt seine 21 Jahre alte Freundin Hannah. Sie übernimmt Aufgaben für Renè und gibt sich anfangs als Journalistin aus.
Die Autorin hat eine intensive Geschichte über ein historisches Thema geschrieben. Dabei steht vor allem Hannahs Leben im Mittelpunkt der Handlung.
Der Schriftstil ist sehr distanziert. Dadurch wirken einige Szenen sehr beeindruckend und bedrückend.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Trotzdem bleibt für mich Renè eine undurchsichtige Erscheinung. Einerseits gibt er sich als Hannahs väterlicher Freund aus, andererseits benutzt er sie gnadenlos für seine Zwecke. Henri, ein Algerienfranzose, beschreibt ihn folgendermaßen:

„...Noch nie habe ich eine so charismatisch schillernde, in sich ruhende, geistig quirlige,von Rabelais nicht nur in der Körperlichkeit, sondern auch vom Intellekt her geprägte Persönlichkeit kennengelernt...“

Doch im Verlaufe des Romans ändert sich Renè erschreckend. Mehr und mehr kommt eine dunkle Seite zum Tragen.
Hannah hatte Deutschland verlassen, um in Paris Ballettunterricht zu nehmen. In einer kritischen Situation hatte ihr Renè unter die Arme gegriffen. Das erklärt ihre Bindung an den 30 Jahre älteren Mann. Ab und an gehen Hannahs Gedanken in die Vergangenheit. Trotz ihrer Jugend hat sie ein bewegtes Leben hinter sich, dessen Wurzeln in die Zeit des zweiten Weltkrieges zurückgehen.
1962 ist das Jahr der Entlassung von Algerien in die Selbstständigkeit und Freiheit. Während Hannahs Zeit in Oran taumelt diese Stadt ihrem Untergang entgegen. Auslöser ist der Terror der OAS, einer Organisation der Algerienfranzosen, die bis zuletzt auf eine eigene Enklave im Lande hofft. Hannah gerät in eine Welt von Brutalität und Angst. Terror der einen Seite ruft Racheaktionen der anderen hervor. Beide Gruppen nehmen keinerlei Rücksicht auf Frauen und Kinder. Die OAS will verbrannte Erde zurücklassen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht.
Das Eingangszitat beschreibt, welche Folgen das Erlebte für Hannah hat.
Sehr genau werden die Handlungsorte beschrieben. Es gibt noch kleine Oasen der Ruhe und des Friedens, vor allem im arabischen Teil. Hier verwendet die Autorin treffende Metapher. Schnell aber zeigt sich, wie das normale Leben durch Schüsse aus dem Takt gerät.
Die Ereignisse in Oran verändern Hannah. Auf den Flug nach Alger, auf den sie Renè begleitet, denkt sie über ihre Zukunft nach:

„...Renè zwingt sie zu nichts, sie ist es, die ihm immer noch folgt...Vielleicht will sie das verlockende abenteuerliche Leben, das ihr Renè bietet, nicht aufgeben müssen...“

In Alger beginnt sie wieder für das Ballett zu trainieren. Es ist der erste Schritt zu ihrer Trennung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. An einigen Stellen hätte ich mir allerdings ein paar mehr Informationen gewünscht. Das betrifft vor allem Renès politische Rolle. Dadurch würden eventuell sein negativen Veränderungen plausibler.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Wenn es auf die 50 zugeht ...

Ich dachte, älter werden dauert länger
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„...Auch das ist ein echter Vorteil des Älterwerdens: Mit Ü50 weiß man zwar nicht unbedingt, was man will, aber definitiv, was man nicht will!...“

Lucinde Hutzenlaub steht kurz vor ihrem 50. Geburtstag, ...

„...Auch das ist ein echter Vorteil des Älterwerdens: Mit Ü50 weiß man zwar nicht unbedingt, was man will, aber definitiv, was man nicht will!...“

Lucinde Hutzenlaub steht kurz vor ihrem 50. Geburtstag, Heike Abidi hat die Hürde schon übersprungen. In drei Teilen legen die beiden Autorinnen dar, wie sich diese Zeit so anfühlt.
Sie kommen abwechselnd zu Wort. Schnell wird klar, dass beide unterschiedlich an das Thema herangehen.
In einem kurzen Vorort denkt Lucinde darüber nach, ob sie diesen Tag feiert und wenn ja, wie, während Heike auflistet, woran sie gemerkt hat, dass sie die Lebensmitte überschritten hat.
Im ersten Teil geht es darum, wie sich das Älterwerden anfühlt. Neben persönlichen Erfahrungen spielen Vorbilder in Filmen eine Rolle, aber auch die allbekannten Klassentreffen. Wann sagt man „Du“, wann „Sie“? Auch das ändert sich mit den Jahren, ist aber auch vom persönlichen Typ abhängig. Außerdem zieht Heike gekonnte Vergleiche zwischen der Zeit der Pubertät und ihrem jetzigen Leben, das sie als Pubertät 2.0. bezeichnet. Damit liegt sie gar nicht so falsch!
Im zweiten Teil steht die Optik im Mittelpunkt. Lucinde probiert vieles aus, was gut und teuer ist, einschließlich Botoxspritzen. Heike bleibt bei gängigen Mitteln. Der Abschnitt ist eher sachlich gehalten, sei es bei Thema Brille, Falten oder Gewichtsproblemen. Hier fehlt mir ein Schuss Humor, womit der erste Teil gekonnt aufgelockert wurde.
Im dritten Teil erzählen beide, was das Leben in Zukunft noch zu bieten hat.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Neben Fakten betonenden Abschnitten werden vor allem Heikes Beiträge mit einem feinen Humor durchzogen, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Dass Schwimmer von allen Sportlern die beste Figur haben, ist allgemein bekannt. Aber um welchen Preis! Stundenlang Bahnen ziehen ist fast so langweilig wie angeln. Wenn man dabei wenigstens lesen könnte!...“

Ein häufig genutztes Stilmittel ist das Auflisten von Möglichkeiten, aber auch von Unnötigkeiten. Das Eingangszitat stammt von Heike.
Ab und an weist eine weise Eule auf eigentlich nutzloses Wissen in kleinen grauen Kästchen hin. Ob das wirklich nutzlos ist, liegt in der Entscheidung des Lesers.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mir daraus die eine oder andere Anregung mitgenommen.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Der Glaube aus der Sicht eines Physikers

Christsein ist keine Religion
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„...Wenn wir in das Universum hinausblicken und erkennen, wie viele Zufälle in Physik und Astronomie zu unserem Wohle zusammengearbeitet haben, dann scheint es fast, als habe das Universum gewusst, dass ...

„...Wenn wir in das Universum hinausblicken und erkennen, wie viele Zufälle in Physik und Astronomie zu unserem Wohle zusammengearbeitet haben, dann scheint es fast, als habe das Universum gewusst, dass wir kommen...“

In einem Vorwort geht der Autor, der Physiker ist und in der Raumfahrt tätig war, auf seinen persönlichen Werdegang ein. Er erläutert, wie er zum christlichen Glauben gefunden hat. In einem weiteren Buch von ihm wird das umfassend und anschaulich dargestellt. Hier ist es nur eine kurze Zusammenfassung.
Dann gliedert sich der Roman in zwei Teile. Im ersten Teil befasst sich der Autor mit der Logik des Christseins, im zweiten Abschnitt mit Dynamik.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Im ersten Teil wendet sich der Autor insbesondere der Bibel zu, dem Gottesbegriff, dem Thema Zufall und der Entwicklung der Schöpfung.
Er versteht es auf anschauliche Weise, Parallelen zwischen Wissenschaft und Glauben aufzuzeigen. Seine Darlegungen der physikalischen Fachbegriffe und die Vergleiche mit Inhalten der Bibel sind logisch nachvollziehbar. So listet er exakt die wissenschaftlichen Fakten über die Entstehung von Weltall, Erde und Leben auf und vergleicht sie mit den sechs Schöpfungstagen. Trotzdem sollte man als Leser über naturwissenschaftliche Grundkenntnisse verfügen, um ihn vollständig folgen zu können.
Spannend sind seine Darlegungen über die Transzendenz Gottes, seine Interpretation des Sündenfalles und die daraus resultierenden Folgen sowie die Verwendung des Begriffes Resonanz, um das Verhältnis zwischen Mensch und Gott zu beschreiben.
Nicht nur zu Beginn der Kapitel, auch im Text zitiert er wiederholt bekannte und weniger bekannte Wissenschaftler. Das Eingangszitat stammt von Freeman Dyson. Werner Heisenberg kommt zu folgender Erkenntnis:

„...Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott...“

Der erste Teil des Buches zeichnet sich durch schlüssige Analysen und gekonnt gezogene Schlussfolgerungen aus.
Im zweiten Teil geht es um die Frage, was den Christ im Glauben fördert und was ihn behindert. Hier entfernt sich der Autor von seinem Fachgebiet, der Naturwissenschaft, und gibt praktische Hinweise. Dieser Teil ließ sich, zumindest für mich, schwieriger lesen. Das kann auch daran liegen, dass ich hier nicht in allen Punkten mit dem Autor konform gehe. Das gezeichnete Bild eines Christen ist mir zu sein als Ideal dargestellt. Es geht unter, dass wir letztendlich immer Menschen mit Fehlern und Schwächen bleiben.
Gut dargestellt wird, dass der Kernpunkt des Glaubens die Vergebung der Schuld durch den Kreuzestod Jesus ist. Damit bekommt der Mensch ein zweite Chance. Die Schwierigkeit bringt das folgende Zitat präzise auf den Punkt:

„...Der Glaube ist sozusagen digital. Entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht...“

Warum aber der eine glauben kann und sein Nachbar nicht, bleibt eine offene Frage.
Wenn sich der Autor allerdings auf medizinische Gebiet und dabei vor allem in den Bereich psychischer Erkrankungen begibt, gehe ich mit seinen Ausführungen nicht mit.
Es bleibt ihm vorbehalten, die Schwerpunkte seiner Darlegungen selbst zu setzen. Doch mir fehlen genau an der Stelle Themen, die mir persönlich wichtig wären. Der Autor sieht den Glauben aus seinem Blickwinkel. Das muss nicht der des Lesers sein. Gerade bei diesem Thema spielen persönliche Erfahrungen und Erlebnisse eine große Rolle.
Trotzdem konnte ich den Darlegungen im zweiten Teil auch die eine oder andere Anregung entnehmen. So fand ich den Hinweis hilfreich, das alte Testament einmal im Lichte des Neuen zu lesen.
Das Buch hat mir gut gefallen, wobei mich der erste Teil stärker gefesselt hat als der zweite.Meine Rezension möge ein Zitat von Albert Einstein abschließen:

„...Es gibt zwei Arten sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so als wäre alles eines...“