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Veröffentlicht am 15.07.2018

All is quiet on New Year's day

Neujahr
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singen U2 und das empfindet auch Henning, der sich am ersten Morgen des neuen Jahres per Fahrrad auf die Socken gemacht hat, um einen Gipfel zu erklimmen. Das ist ihm möglich, weil er mit seiner Familie ...

singen U2 und das empfindet auch Henning, der sich am ersten Morgen des neuen Jahres per Fahrrad auf die Socken gemacht hat, um einen Gipfel zu erklimmen. Das ist ihm möglich, weil er mit seiner Familie - Frau Theresa und zwei kleinen Kindern - die Feiertage auf Lanzarote verbringt, verbringen darf, muss man ja eigentlich sagen. Denn so etwas ist definitiv ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann, auch wenn die Familie den Urlaub eher bescheiden angeht.

Aber warum geht es Henning schlecht? Eigentlich läuft doch alles gut, seine Frau und er leben gleichberechtigt zusammen und nicht nur nebeinander her, und beruflich läuft es auch nicht so schlecht. Aber woher kommen diese Angst- und Panikattacken, unter denen er gerade in den letzten Jahren, seit er selbst Vater ist, leidet. Irgendwie ist ihm alles zuviel - das kann doch eigentlich gar nicht, so alt und "verbraucht" ist er doch noch gar nicht?

Dieser Tag, dieser einsame Ausflug am Neujahrsmorgen wird eine Auflösung bringen, zumindest die Ursache für diese Beklemmung aufdecken. Sie hat mit seiner eigenen Kindheit zu tun und er wird an einen Ort zurückkehren, der bei ihm damals etwas ausgelöst hat.

Weit hergeholt? Ja und nein. Dass es Zufälle gibt, steht außer Frage und dass unser Unterbewusstsein uns an Orte zurückführt, an denen wir schon mal waren und Schlüsselerlebnisse hatten, ohne uns daran zu erinnern, sowieso.

Schlimmes verdrängen - ein wichtiges Thema. Die Umsetzung der Autorin dazu hat mich nicht so fasziniert wie "Unterleuten" oder "Leere Herzen", doch Juli Zeh ist schon aufgrund ihrer Eloquenz und ihrer Auseinandersetzung mit immer neuen Themen stets lesenswert. Auf gewisse Art wirkt sie als Wegweisende - mich zumindest hat sie schon des öfteren auf neue Gedanken und wichtige Aspekte aufmerksam machen können!

Ein eher kleiner Roman der so abwechslungsreichen Autorin, der mich sensibilisiert hat für den Blick in die eigene Vergangenheit. Und der zeigt, dass man selbst sich das größte Rätsel sein kann!

Veröffentlicht am 13.07.2018

Wunden aus der Vergangenheit

Sommernachtstod
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Der vorliegende Fall ist überaus schmerzhaft - und zwar für ein gesamtes Dorf! Psychologin Vera hat ein einem sehr persönlichen Ereignis aus der Vergangenheit zu knabbern: Sie war noch ein Kind, ...

Der vorliegende Fall ist überaus schmerzhaft - und zwar für ein gesamtes Dorf! Psychologin Vera hat ein einem sehr persönlichen Ereignis aus der Vergangenheit zu knabbern: Sie war noch ein Kind, als ihr kleiner Bruder Billy - damals erst vier - verschwand und nie wieder auftauchte.

Weder sie noch ihr älterer Bruder haben dieses Erlebnis je verwunden, zumal sich ihre Mutter - vormals eine umschwärmte Schönheit - bald nach dem traurigen Ereignis das Leben nahm. Doch sie verarbeiten es unterschiedlich: während Vera allein geblieben ist und das heimatliche Dorf meidet, ist Mattias, der Polizist geworden ist, inzwischen mit seiner Jugendliebe verheiratet und besucht seinen Vater, der noch immer im ehemaligen Elternhaus lebt, regelmäßig.

Vera leitet eine Trauergruppe, in der der junge Isak auftaucht, der einen Fall erläutert, der sein Leben geprägt hat: in seiner frühen Kindheit ist sein bester Freund verschwunden. Vera ist sich sicher, dass er Billy betrauert. Billy, dessen Leiche nie gefunden wurde. Es könnte passen, denn Billy wäre jetzt im entsprechenden Alter. Und Isak erinnert Vera sehr an Billy...

Nach langen Jahren kehrt sie zurück ins Dorf, bereit, in die Vergangenheit einzutauchen. Und ihren alten Dämonen zu begegnen.

Ein Krimi, zu dem man nur greifen sollte, wenn man bereit ist, sich tiefer Trauer und großen Verlusten zu stellen. Ein Fall, in dem es durchaus auch spannend zugeht, der aber auf der anderen Seite nicht gerade wenige Längen aufweist.

Was mich fasziniert hat, war ein ungewöhnlicher Ansatz: dieser skandinavische Krimi lässt sich aus meiner Sicht mit keinem anderen bisher dagewesenen vergleichen und hat mich in mancher Beziehung - nicht zuletzt auch bei der Auflösung - durchaus überrascht. Probieren Sie selbst, ob Sie mit dem Autor Anders de la Motte, der früher übrigens selbst Polizist war, etwas anfangen können!

Veröffentlicht am 08.07.2018

Wie aus Irrwegen Wege werden

Das Meisterwerk
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Roman ist ein cooler Typ und ein toller Künstler, der einen Erfolg nach dem anderen feiert. Doch kaum jemand weiß, dass sich hinter diesem charismatischen, wenn auch mehr als zurückhaltenden Typ ein Sprayer ...

Roman ist ein cooler Typ und ein toller Künstler, der einen Erfolg nach dem anderen feiert. Doch kaum jemand weiß, dass sich hinter diesem charismatischen, wenn auch mehr als zurückhaltenden Typ ein Sprayer verbirgt, ein gebranntes Kind, das mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt kam. Gott bedeutet ihm, der als Kind völlig auf sich gestellt war, nichts.

Auf der anderen Seite ist Grace, die durch den Glauben die Kraft schöpft, ihr schweres Leben zu meistern: auch sie ist ein gebranntes Kind, eines, das auch als Erwachsene um ihr Glück betrogen wurde, eine, die allein dasteht und die nun ihr Leben meistern muss. Aber im Gegensatz zu Roman ist sie nicht alleine, denn Gott begleitet sie auf Schritt und Tritt. Und dazu ist sie eingebettet in einen Kreis warmherziger Freundinnen, die vielleicht nicht immer das Richtige tun, aber immer das Beste für Grace wollen. Sie weiß also, was Vertrauen ist, kennt aber auch die andere Seite. Leider nur zu gut, denn auch jetzt, als erwachsene Frau, steht sie am Rande der Existenz, braucht einen Job, um sich und ihren kleinen Sohn Samuel durchzubringen.

So trifft sie auf Roman, dessen Assistentin sie wird. Obwohl Roman ein mehr als schwieriger Typ ist, wirft sie im Gegensatz zu ihren Vorgängerin das Handtuch nicht bereits nach ein paar Tagen hin. Nein, sie stellt sich Roman und sieht sich bald in der Position, eigene Bedingungen zu stellen. Aber trotzdem driften sie mehr und mehr auseinander, obwohl sich Roman bald zu Grace hingezogen fühlt. Doch obwohl auch sie eine gewisse Anziehungskraft spürt, steht für sie der Weg, den ihr Gott zeigt, an erster Stelle.

Doch auch Roman hat eine Begegnung mit Gott. Kann er einen Weg zu ihm finden, der nachhaltig ist. Können auch für Roman aus Irrwegen Wege werden?

Ein Buch, in dem der christliche Glaube an erster Stelle steht - die Kraft Gottes, die Stärke, die jeder von uns durch sein Vertrauen in Gott und in Jesus schöpfen kann, begleitet den Leser hier auf Schritt und tritt. Auch wenn ich sehr gern christliche Romane lese, ist mir diese sehr offensive Art der Bekenntnis zu Gott etwas zu viel, zumal sie stark in die missionarische Richtung geht. Ich ziehe den eher zurückgenommenen, subtileren Stil vor, in dem bspw. Elisabeth Büchle oder auch Titus Müller den christlichen Glauben in ihren Romanen transportieren.

Doch das ist meine individuelle sich und dennoch ist dies für mich ein eindringlicher und lesenswerter Roman, der lange nachhallen wird!

Veröffentlicht am 03.07.2018

Lebenspläne und reale Entwicklungen

Das weibliche Prinzip
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Greer könnte nach dem Schulabschluss auf einem der Ivy-Colleges starten: das Zeug dazu hat sie. Aber nicht das Geld, bzw. die Eltern. Die nämlich haben sich nicht genug Mühe gegeben mit den Anmeldeunterlagen ...

Greer könnte nach dem Schulabschluss auf einem der Ivy-Colleges starten: das Zeug dazu hat sie. Aber nicht das Geld, bzw. die Eltern. Die nämlich haben sich nicht genug Mühe gegeben mit den Anmeldeunterlagen fürs College und so landet sie im allenfalls mittelmäßigen Ryland College, während ihr Liebster Cory, Weggefährte und gleichzeitig Konkurrent schon an der High School, in Princeton brillieren darf.

Bald schon trifft Greer auf einer College-Veranstaltung die bekannte Feministin und Frontfrau eines feministischen Magazins Faith Frank, sozusagen die amerikanische Alice Schwarzer, die bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Dass das auch umgekehrt der Fall ist, wird sich erst Jahre später zeigen, als sie sich bei Faith, die ihr schon damals eine Visitenkarte hinterlassen hat, meldet.

Die junge und später nicht mehr ganz so junge Greer steht im Mittelpunkt dieses Romans, aber das tut sie nicht allein: auch ihr Freund Cory und ihre College-Freundin Zee sind wichtige Protagonisten, deren Lebenswege und Sichtweisen immer wieder in den Fokus gerückt werden. Wobei deutlich wird, dass nicht immer nur die Vor- bzw. Startbedingungen, also bspw. welches College man besucht hat, im Vordergrund steht, eine Rolle spielt, sondern immer auch wieder Extremsituationen; prägende Erlebnisse, die auf den Charakter wirken, sogar eine Wende oder einen entscheidenden Schritt im Lebensweg bewirken können. Immer wieder wird deutlich, wie sehr Lebenspläne von den realen Lebenswegen, deren Wendungen und Einschnitten, abweichen können. So gut man auch alles durchplant, es kommt immer wieder anders. Und nicht nur in negativer Hinsicht. Nein, auch große "Brocken", gegen die man sich machtlos wähnte, werden unbedeutend: entweder durch äußere Einflüsse oder auch durch eigene innere Entwickungen bzw. Reifungen.

Ja, Meg Wolitzer verleiht ihren Figuren Farbe und vor allem Leben, sie alle sind "Typen", eindringlich wirkende Gestalten, von denen keine im Roman fehlen dürfte. Doch leider tut sie das auf eine aus meiner Sicht etwas umständliche, ja ausschweifende Art und Weise - es sind mir einfach zu viele Worte in diesem Roman. Auch wenn ich ihn sehr, sehr gerne las, kam ich nicht umhin, mich stellenweise zu langweilen. Vor allem, weil Situationen und auch innere Spannungen der jeweils im Vordergrund stehenden Figur viel zu detailliert dargestellt wurden - ich fühlte mich beim Lesen von der Flut der Informationen und Eindrücke schlicht überrollt.

Farbig, schillernd, einladend (auch wenn nicht alles positiv ist), prall und sehr präsent: das ist die Welt von Meg Wolitzer: Es sind schöne Worte, treffende Sätze, die die Autorin formt, doch sie würden mir noch besser gefallen, wenn sie sie etwas sparsamer einsetzen würde!

Dann würden die bedeutungsvollen Inhalte wesentlich besser zur Geltung kommen, die Botschaft der Autorin, dass man im Leben nicht immer nur nach vorne schauen sollte, nein, links, rechts und sogar im Rückwärtsgang kommt man durchaus manchmal weiter im Leben. Denn die gewohnte Umgebung, Menschen, die man sein ganzes Leben lang kennt, die können manchmal beim entscheidenden Schritt, bei der bahnbrechenden Erkenntnis - die auf andere ganz alltäglich wirken kann - eine wichtige, nein, die entscheidende Rolle spielen.

Ein lohnenswertes, ein wichtiges Buch, das ich mir nicht ohne Anstrengung, ohne vollen Einsatz von Geist und Seele erobern konnte!

Veröffentlicht am 02.07.2018

Ein ganz besonderer Typ

Stille Feinde
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ist Isajah Quintabe: chinesischstämmig, explosiv, mit Herz, an der Ermordung seines Bruders wie an einer unerfüllten Liebe knabbernd. Vor allem ist er aber Privatdetektiv ohne Lizenz: einer, der sich auch ...

ist Isajah Quintabe: chinesischstämmig, explosiv, mit Herz, an der Ermordung seines Bruders wie an einer unerfüllten Liebe knabbernd. Vor allem ist er aber Privatdetektiv ohne Lizenz: einer, der sich auch mal für die einfachen Leute, für eine ungewöhnliche Klientel wie eine Gruppe von Schülern oder eben auch seine große Liebe (aus der Ferne sozusagen) einsetzt: dann durchaus auch mal ohne Entlohnung. Obwohl es dazu eigentlich selten kommt, dazu sind ihm seine Klienten zu dankbar: doch allemal gibt es öfter mal ein Entgelt der äußerst ungewöhnlichen Art, das kann Mitarbeit sein oder auch ein Sachwert.

IQ, wie dieser ganz spezielle Typ genannt wird, ermittelt in "Stille Feinde" bereits in seinem zweiten Fall und ein großes Manko dieses Bandes ist, dass man ihn schlecht isoliert vom ersten lesen kann - so wie ich es offen gestanden getan habe.

Denn IQ kennt eine ganze Menge Leute, die in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auftauchen - eine höchst verwirrende Angelegenheit in einem sehr persönlichen Fall: nämlich der Ermittlung im Mordfall seines geliebten Bruders Marcus, der bald von einer ganzen Reihe von Nebenbaustellen umgeben ist, die zumindest mich beim Lesen sehr irritiert haben.

Doch sind IQ wie auch sein - wie soll man ihn nennen - Kumpel? Sidekick? - Dodson so spezielle, gewissermaßen auch liebenswerte Typen, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will, bevor man ihr Schicksal bis zum Ende mitverfolgt hat. Bis zum Ende dieses Bandes, wohlgemerkt, nicht mehr.

Ja, auch wenn der eigentliche Fall ein wenig auseinanderwabert, ist dies doch eine ganz besondere Story, die von ihren Protagonisten lebt - hart, aber herzlich, würde ich sagen - und mit einer Menge Charme. Auch wenn mich die Entwicklungen als solche immer wieder ganz schön verwirrt haben. Aber wer einen Thriller bzw. eine neue Reihe der ganz speziellen Art kennenlernen will, der wird - genau wie ich auch - seine helle Freude daran haben!