Zwischen Welten...
"8 Tage im Juni" habe ich regelrecht verschlungen. Das Buch fand ich durch Zufall in meinem Lieblingsbuchladen und habe es gekauft, weil mich der Text auf dem Buchrücken angesprochen hat und er passt. ...
"8 Tage im Juni" habe ich regelrecht verschlungen. Das Buch fand ich durch Zufall in meinem Lieblingsbuchladen und habe es gekauft, weil mich der Text auf dem Buchrücken angesprochen hat und er passt.
Die Geschichte um Jenny und Lovis - die nicht nur sehr zeitgemäß und berührend ist - greift aktuelle Themen wie U-Bahn-Schlägereien und Vorurteile auf und zeigt auch, dass man hinter die Fassade schauen muss um sich ein komplettes Bild machen zu können.
Lovis lebt in einer der schönen Gegenden der Stadt, Jenny dagegen in der Roten Burg - dem sozialen Brennpunkt. Lovis kann sich alles leisten, hat jedoch ein Problem, dass erst durch den U-Bahn-Überfall zu Tage tritt - er ist ein Stotterer. Jenny hingegen hat nicht nur ein Problem - sie muss sich um die depressive Mutter und den kleinen Bruder kümmern, den Haushalt bewältigen und zusehen, wie sie mit ihrem Leben zurechtkommt.
2 Jugendliche - 2 unterschiedliche Lebenswelten.
Trotzdem will Lovis Jenny wiedersehen, nur Jenny möchte das nicht.
Erst als sie Lovis näher kennenlernt, weil er nicht locker lässt, beginnen die Leben sich miteinander zu verbinden, was für beide der Beginn eines neues Lebensabschnitts wird.
Jenny und Lovis schließt man sofort ins Herz - beide ziehen einen durch ihre Art in den Bann.Die beiden Charaktere sind gut durchdacht und sind auch auf die jeweiligen Lebensumstände perfekt abgestimmt. Man merkt auch immer wieder, wie intensive Brigitte Glaser in die Thematik eingedrungen sein muss, damit alles authentisch wirkt.
Der Schreibstil von Brigitte Glaser ist klar und ehrlich. Sie beschönigt nichts und schreibt aus der Perspektive des Beobachters, was dem Roman - wie ich finde - mehr Realismus verleiht.
Mir scheint, dass ihr die ungeschönte Darstellung der Ereignisse sehr wichtig ist, aber das würde ich eher also zwischen den Zeilen gelesen stehen lassen.
Trotz des Zeitraums von nur 8 Tagen, der im Buch beschrieben wird, schafft sie es, eine Geschichte mit Tiefgang zu erzählen, die mich nachdenklich gestimmt hat und mir bewusst gemacht hat, wie weit entfernt doch manche Menschen vom Fokus der Gesellschaft stehen können.
Großen Respekt für diese Buch - es wird sicherlich mein persönliches Juli-Highlight werden.
Fazit:
Eine Großstadtgeschichte, die zwei Menschen zusammenfinden lässt, die eigentlich nicht zusammen passen, aber trotzdem zusammen gehören. Sehr gefühlsintensiv und authentisch erzählt, aber an keiner Stelle kitischig oder zu gefühlsdusselig.
Ein Roman wie die Gegenwart - bunt und hell und gleichzeitig auch grau und trist.
Absolute Leseempfehlung!!!