Fabian Sixtus Körner, bekannt als der "Jouneyman" wurde 2016 Vater eines Mädchens. Die anfängliche Euphorie wich Trauer und Angst, denn bei seiner Tochter Yanti wurde das Down-Syndrom diagnostiziert. Wie sich durch diese Diagnose das Leben des Jouneyman veränderte und welche Bereicherung dieses ganz besondere Mädchen für ihn und sein Leben darstellt, beschreibt Fabian Sixtus Körner in "Mit anderen Augen".
Fabian Sixtus Körner (geboren 1981) ist Designer, Fotograf, Blogger und Autor. 2010 begann er die Welt zu bereisen, da er es nie länger an einem Ort aushielt. Er arbeitete für Kost und Logis und beschrieb daraufhin seine Erfahrungen in "Jouneyman", welches 2013 erschien und wochenlang in den Bestseller-Listen zu finden war.
„Im Kampf braucht man Unterstützer, und in unseren Familien werden wir sie haben.“ (Seite 164)
Kurz nach der Geburt seiner Tochter Yanti blickt Fabian Sixtus Körner in das Gesicht des kleinen Mädchens und ist irritiert. Ihre Augen stehen etwas schräg und die Kleine guckt ihn mit einem sehr intensiven Blick an. Kurz darauf die Diagnose: Yanti hat das Down-Syndrom. Sie muss deshalb noch einige Zeit auf der Intensivstation für Neugeborene bleiben. Der Vater ist bestürzt und durchlebt einen Strudel an Gefühlen, doch Stück für Stück wächst die Familie zusammen und es zeigt sich, dass man auch mit einem besonderen Kind weiter die Freiheiten des Lebens genießen kann.
Der Beginn der Erzählung ist sehr ergreifend. Der Autor beschreibt offen und ehrlich die verschiedenen Empfindungen die er nach der Diagnose durchlebt. Da ist die Angst vor den Folgen der Krankheit, die Angst vor den Blicken der Menschen, die Angst sein Leben nicht mehr so frei wie bisher leben zu können. Aber da ist auch Hoffnung, denn am Down-Syndrom erkrankt zu sein, bedeutet nicht gleich, dass das Leben weniger lebenswert ist.
Nach einem zu lang geratenen Rückblick auf das Leben des Jouneyman (100 Seiten von insgesamt 240!) kommt der Autor endlich wieder zurück auf das neue Leben als kleine Familie. Eine Beschreibung der ersten Tage und Wochen im Krankenhaus gefolgt von einem Diskurs zum Thema Down-Syndrom mit Statistiken und der Auseinandersetzung einer bewussten Abtreibung eines evtl. erkrankten Kindes und den damit einher gehenden Was-wäre-wenn-Fragen.
Interessant fand ich die Tatsache, dass die Sorgen des Autors nicht unbedingt um Yantis mögliche Einschränkungen durch diese Behinderung und den mit der Krankheit einhergehenden körperlichen Erkrankungen (Bsp. Herzerkrankungen) kreisen, sondern vielmehr um die Zukunft der Tochter und mögliche Ablehnung durch andere Menschen.
Zwei Bilderstrecken in Farbe unterbrechen die Schilderungen des Autors und zeigen sowohl die Schattenseiten (Aufenthalt im Krankenhaus) als auch die Sonnenseiten des Lebens als kleine besondere Familie. Vor allem das Bild auf Seite 160 ist mir im Gedächtnis geblieben. Es zeigt Yanti am Stand auf einer Decke sitzend, umringt und bewacht von drei Hunden, streckt sie Hände in die Höhe und hat ein strahlendes Lächeln im Gesicht stehen. Es drückt pure Lebensfreude aus.
Ich hatte irgend wie etwas anderes von diesem Buch erwartet. Die vielen Seiten über das bisherige Leben des Autors fand ich eher überflüssig. Sicherlich geben sie Anhaltspunkte auf dessen Einstellung und Bedürfnisse, aber das hätte wesentlich knapper ausfallen können. Bei weiterem Interesse in diese Richtung könnte man sich vermutlich den "Jouneyman" zu Gemüte führen. Vielleicht ist dies aber einfach der Tatsache geschuldet, dass die kleine Familie noch am Anfang ihrer Reise steht. Yanti ist ja noch nicht einmal zwei Jahre alt, und somit stehen die entscheidenden Erfahrungen für Yanti und ihre Zukunft noch aus. Vielleicht wäre ein Buch zu einem späteren Zeitraum dann mit mehr Input besser gewesen.
Der Beginn erschien vielversprechend, das Level konnte aber nicht bis zum Ende gehalten werden. Dennoch würde mich die Zukunft Yantis interessieren und ich würde mich freuen in ein paar Jahren ein neues Buch über sie zu lesen.
"Mit anderen Augen" zeigt die schönen Seiten mit einem besonderen Kind und macht sicherlich anderen betroffenen Familie Mut, der Zukunft mit Freude und Zuversicht entgegen zu blicken.
„Yanti ist gewissermaßen unser Spaßabo, denke ich leicht belustigt, außer Konkurrenz und ohne zeitlichen Rahmen. Anstatt eine Zwangsjacke, wird Yanti unsere Freiheit sein.“ (Seite 166)