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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr gut gelungenes Debüt

Heilbronn 37°
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Tamara Deile arbeitet mit ihren 29 Jahren in ihrem eigenen Atelier wie besessen an den Bildern für ihre erste eigene Ausstellung. Aber immer wieder fangen sie Flashbacks ein, die sie wie vor 15 Jahren ...

Tamara Deile arbeitet mit ihren 29 Jahren in ihrem eigenen Atelier wie besessen an den Bildern für ihre erste eigene Ausstellung. Aber immer wieder fangen sie Flashbacks ein, die sie wie vor 15 Jahren in einen Keller ziehen. Neuerdings fühlt sie sich auch noch verfolgt. Ihr Mann Paul versucht verzweifelt, um sie aus ihrer Depression bzw. ihren Ängsten zu befreien. Und immer wieder die Ahnung von einer Katze..

Andreas Ackermann und seine Frau Anna leben in sehr guten Verhältnissen. Anna klammert sehr an Andreas und fühlt sich trotzdem allein. Auch hier spielt eine Katze immer wieder eine Rolle...

Ein Privatdetektiv wird angeheuert um alles über Tamara herauszufinden. Wer ist hier der ominöse Auftraggeber?...

Soweit die drei Handlungsstränge, die sich ganz allmählich und langsam immer weiter annähern und schließlich mit einem Knall ein großes Ganzes ergeben.

Tamara, die mir von Anfang an ans Herz gewachsen ist, zeigt aber auch ganz andere Seiten. Tat sie mir anfangs mit ihrem Schicksal, dass scheibchen-weise in die Geschichte einfließt, noch leid, gibt es auch einen Zeitpunkt, an dem ich sie wachrütteln möchte. Eine insgesamt sehr zerrissene, aber auch mutige junge Frau, die sich ihren Ängsten stellt.

Anders Andreas, der mir von Anfang an unsympathisch war, der aber auch eine ganz andere Seite zeigt.

Diese Beiden sind für mich besonders gut und ausführlich gezeichnet. Aber auch die anderen Handelnden stellen ihre guten und schlechten Seiten sehr ausführlich dar. Meine Gefühlswelt und meine Sympathiewerte waren in einem Stegen und Fallen begriffen, was die Personen für mich sehr authen-tisch macht.

Immer wieder erscheint auch eine Katze auf der Bildfläche, womit ich anfangs nicht soviel anfangen konnte. Ich habe sie einfach als gegeben hingenommen. Wenige kleine Szenen, die ich nicht so gut nachvollziehen konnte, haben aber dem Lesevergnügen absolut nicht geschadet.

Aber lest doch einfach selbst...

Ein Debütroman einer deutschen Autorin, den ich wärmstens empfehlen kann und deren Namen auch auf meinen Merkzettel kommt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Brisant und spannend

Ein Toter, der nicht sterben darf
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Ghostwriterin Kea Laverde bekommt von der 25-jährigen Alexa Senger, die ein transplantiertes Herz trägt, den Auftrag, ihr Leben in Verbindung mit dem Spender aufzuschreiben. Alexa hat durch Zufall und ...

Ghostwriterin Kea Laverde bekommt von der 25-jährigen Alexa Senger, die ein transplantiertes Herz trägt, den Auftrag, ihr Leben in Verbindung mit dem Spender aufzuschreiben. Alexa hat durch Zufall und Kombinationsgabe herausgefunden, dass der Portugiese Rui Peres Oliveira, der hier in München bei einer IT-Firma gearbeitet hat und bei einem Unfall ums Leben kam, ihr Herzspender ist. Zusammen machen sich die Beiden auf Spurensuche in Lissabon...

Friederike Schmöe hat es mit diesem Buch geschafft, mich permanent beim Lesen zu halten. Spannend und sehr informativ geht sie ein Thema an, dass für uns alle immer brisanter wird: Transplantation. Aber nicht nur aus der Sicht des Empfängers, in diesem Fall Alexa, sondern auch aus der Sicht der Angehörigen, die oft total überfordert sind, vor allem, wenn der Hirntote keinen Spenderausweis hat. In diesem Buch ist es der Arzt, der die Angehö-rigen zu einer Organentnahme überreden muss und der damit auf Dauer nicht klar kommt und sich zum Gang an die Öffentlichkeit entschließt.

Ich finde es sehr gut, dass hier dieses Thema von beiden Seiten beleuchtet wird: aus Sicht des Nehmenden und aus Sicht des Gebenden bzw. dessen Angehörigen.

Wann ist ein Mensch tot? Gibt es ein Zellgedächtnis? Hat eine Explantation noch etwas mit würdigen Sterben zutun? Das alles sind Fragen, deren Sichtweisen mir sehr nahe gegangen sind und die mich haben nachdenken lassen. Die sehr detailliert beschriebenen und authentischen Personen haben mich direkt in die Geschichte hinein gezogen. Mein Kopfkino lief auf Hochtouren.

Ein sehr interessantes Buch, bei dem der eigentliche Mordfall etwas in den Hintergrund getreten ist. Trotzdem war es spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

Wer einen spannenden Kriminalfall erwartet, der ist hier falsch. Wer aber ein brisantes Thema gut ausgearbeitet mit einem kleinen Schuss Mord mag, der sollte dieses Buch auf alle Fälle lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die allerbesten Freundinnen

Unzertrennlich
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Christine Schmidt arbeitet im Vertrieb eines Verlages und schreibt hier auch eine Kolumne. Unaufgeregt sieht sie ihrem Geburtstag entgegen. Ihre Kollegin Ruth will ihr zusammen mit Freundin Gaby und Luise ...

Christine Schmidt arbeitet im Vertrieb eines Verlages und schreibt hier auch eine Kolumne. Unaufgeregt sieht sie ihrem Geburtstag entgegen. Ihre Kollegin Ruth will ihr zusammen mit Freundin Gaby und Luise und Christines Schwester Ines beweisen, dass es schon etwas auf sich hat mit der "besten Freundin". Eine sehr interessante und intensive Planung beginnt...

Ich finde die Idee, die ehemaligen Freundinnen zu Christines Geburtstag zusammen zu trommeln einfach nur witzig und sehr gut. Vor allem der Fragebogen hat es mir angetan und ist sehr aufschlussreich. Die Geschichte wird aufgelockert durch Kolumnen, die Christine schreibt, und die den ganzen weiblichen Wahnsinn beschreiben.

Gut durchdachte und ausgesprochen gut dargestellte Figuren machen es mir sehr leicht, direkt in die Geschichte hinein zu sinken. Ich wäre gerne eine Freundin in dieser geselligen Runde.

Wer leichte, witzige Unterhaltung mag, der sollte sich an die Bücher von Dora Heldt halten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nichts ist, wie es scheint

Gefährlicher Rausch
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Jule Flemming, 28 und Privatdetektivin mit polizeilicher Vorbildung, kann ihren letzten Urlaubstag nicht mehr genießen, denn ihr Chef braucht sie unbedingt. Ein neuer Fall bringt sie mit einem frauenfeindlichen ...

Jule Flemming, 28 und Privatdetektivin mit polizeilicher Vorbildung, kann ihren letzten Urlaubstag nicht mehr genießen, denn ihr Chef braucht sie unbedingt. Ein neuer Fall bringt sie mit einem frauenfeindlichen Lokal-Politiker zusammen, dessen Tochter unter Drogen gesetzt wurde. Er will wissen, wer das war.

Jules Ermittlungen werden durch Verschwiegenheit und Lügen immer diffuser. Als sie mit ihrem Motorrad nur knapp einem Anschlag entgeht, erscheint ihr ihr Fall doch tiefer als sie je geglaubt hatte...

"Gefährlicher Rausch" ist für mich der erste Fall, den ich versuche zusammen mit Jule zu lösen. Obwohl ich die erste Geschichte nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten hier zu folgen. Da immer wieder kleine Episoden und Erklärungen zum ersten Fall einfließen, ist dadurch in mir die Neugier erwacht und ich will nun auch unbedingt den ersten Fall, und damit Jule, Mike und viele andere, die auch hier präsent sind, kennenlernen. Ich finde die einzelnen Figuren schon sehr gut ausgearbeitet und mein Kopfkino hatte mächtig zutun. Einige Figuren sind etwas speziell, sehr interessant und außergewöhnlich. Dazu fließt noch Jules Hobby, das Singen, immer wieder mit ein, und natürlich fehlt auch eine kleine Liebelei nicht. Das alles zusammen mit dem locker, leicht und flüssig zu lesenden Schreibstil hat das Lesen für mich zu einem besonderen Genuss gemacht.

Die Geschichte selbst ist sehr interessant, vielschichtig und mein Spürsinn hat mich aufgrund immer neuer Wendungen doch ab und zu verlassen. Obwohl ich eine gewisse Ahnung hatte, hat mich die schlussendliche Auflösung doch überrascht.

Wer eine Geschichte sucht, die spannend und sehr abwechslungsreich ist und ohne großes Blutvergießen auskommt, der ist hier genau richtig.

Eine deutsche Autorin, deren Name ich mir merken werde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einblicke in die Vergangenheit

Klärschlamm
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Die junge Streifenpolizistin Franziska Wilde ist gerade mal zwei Wochen in ihrer holsteinischen Heimat im Dienst, als sie zu einem grotesken Todesfall gerufen wird. Ernst-August Buck, der vor ca. 60 Jahren ...

Die junge Streifenpolizistin Franziska Wilde ist gerade mal zwei Wochen in ihrer holsteinischen Heimat im Dienst, als sie zu einem grotesken Todesfall gerufen wird. Ernst-August Buck, der vor ca. 60 Jahren seine Heimat verlassen und seitdem in München gelebt hat, schwimmt mit dem Kopf nach unten im Becken des Klärwerks. Da die Mordkommission in Kiel für diesen Fall zuständig ist, hätte Franziska normalerweise nichts mehr damit zutun. Sie beginnt aber auf eigene Faust zu recherchieren, da der Tote vor allem zu ihrer Ziehmutter Leanthe und ihrer Schwester Sara ein ganz besonderes Verhältnis hatte. Nicht alle Bewohner des Dorfes scheinen Buck gewogen gewesen zu sein. Doch bei diesen Ermittlungen stößt Franziska an ihre ganz persönlichen Grenzen...

Privates, in kleinen Dosen immer wieder in die Geschehnisse der Geschichte eingestreut, lassen Franziska mit der Zeit immer plastischer erscheinen. Am Ende kommt es mir so vor, als wenn ich sie schon sehr lange kenne. Auch die anderen Agierenden werden so plastisch beschrieben, dass ich sie vor meinem inneren Auge habe handeln sehen. Ein Kraftakt an manchen Stellen für mein Kopfkino.

Von ihrem langjährigen Freund Jochen Stude hat sie sich getrennt. Doch der lässt sie nicht in Frieden. Hat er Aufzeichnungen, die Buck gehört haben? Ihr neuer Bekannter Kaon liegt seit einem Unfall schwer verletzt im Kranken-haus. Von den Dorfbewohnern erfährt Franziska immer mehr Kleinigkeiten, die sich zu einem Großen Ganzen auswachsen. Sie (und damit auch ich) weiß im Grunde mehr als die Polizei aus Kiel.

Ich erhalte Einblicke in die Ereignisse des Kriegsgeschehens in der Region, lerne von Franziska die verschiedensten Begriffe aus dem Karate kennen und wandle zusammen mit ihr und Werner Wröge, der für E.A. Buck seine Biografie schreiben sollte, auf den Spuren der Vergangenheit. Und ich bin dabei, als sich Franziska in große Gefahr begibt.

Ich habe es sehr genossen, die feine, poetische Sprache zu lesen.

Ein nicht alltäglicher Kriminalroman, der immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt. Antonia Fehrenbach hat es geschafft, mich an diese Geschichte zu fesseln.