Ein etwas anderer Zeitreiseroman
Durch die Nacht und alle ZeitenDank der Lesejury-Leserunde durfte ich den neuen Roman von Eva Völler lesen: „Durch die Nacht und alle Zeiten“. Dabei handelt es sich um eine weitere Zeitreisegeschichte, welche am 26.02.2021 erschienen ...
Dank der Lesejury-Leserunde durfte ich den neuen Roman von Eva Völler lesen: „Durch die Nacht und alle Zeiten“. Dabei handelt es sich um eine weitere Zeitreisegeschichte, welche am 26.02.2021 erschienen ist und 384 Seiten umfasst.
Die 16-jährige Lori verkleidet sich für ein historisches Festival wie ein Mädchen aus der Zeit von Napoleon. Während eines Gewitters verliert sie die Besinnung. Als sie wieder zu sich kommt, begegnet sie dem jungen Engländer Thomas, der ebenfalls historisch kostümiert ist. Wegen seiner altmodischen Ausdruckweise hält Lori ihn für ziemlich verwirrt. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Thomas wirklich aus dem Jahr 1813 stammt. Lori will ihm bei der Rückkehr in seine Zeit helfen, aber dann ist da auf einmal dieses Knistern zwischen ihnen beiden ...
Beginnen möchte ich damit, dass dies nicht mein erstes Zeitreisebuch von Eva Völler war. Deswegen sind mir besonders positiv die verschiedenen Unterschiede zwischen diesem Roman und ihren vorherigen Reihen aufgefallen. So war es zuletzt beispielsweise immer so, dass die Handlung fast ausschließlich in der Vergangenheit spielte. Hier wird der ganze Handlungsplot allein dadurch schon aufgemischt und interessanter gestaltet, dass zunächst die Zeitreisenden in Loris Gegenwart springen und sich also in der „modernen Welt“ zurechtfinden müssen. Dadurch konnten natürlich direkt ganz andere Handlungsstränge entstehen als man es sonst von solchen Romanen gewohnt ist. Also könnte man sagen, dass Eva Völler das Rad der Zeitreiseromane neu erfunden hat, ohne sie wirklich neu erfinden zu müssen.
Da die Handlung in der zweiten Hälfte dann doch in der Vergangenheit spielt, bekommt man als Leser viele interessante Fakten über die Zeit rund um 1813 vermittelt. Ich z. B. wusste vorher nicht, dass die Leute früher immer auf die Geldmünzen gebissen haben, um sie auf Echtheit zu prüfen – und jetzt bin ich schlauer.
Des Weiteren lässt sich der Schreibstil der Autorin – wie man es von ihren Jugendbüchern gewohnt ist – als sehr jugendlich und humorvoll beschreiben. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass das Buch aufgrund dessen besonders Jugendlichen im Alter von 14+ Jahren gut gefallen würde.
Dieser jugendliche Schreibstil wirkt sich allerdings auch sehr stark auf die Charaktere aus. Oftmals hatte ich das Gefühl, dass die Hauptperson Lori sowieso schon sehr naiv, begriffsstutzig und jung rüberkam und dies nur noch durch den Schreibstil verstärkt wurde. An mancher Stelle habe ich mich z. B. gefragt, ob ein normaler Mensch wirklich so lange brauchen würde, um zu merken, dass er sich nicht mehr in der Gegenwart befindet. Oder ich fand andersherum, dass die Gefühle, die sich zwischen Lori und Thomas entwickelt haben, etwas unnatürlich schnell vorangeschritten sind und dadurch eher wie eine Schwärmerei und nicht so ernsthaft auf mich gewirkt haben. Aber vielleicht bin ich an dieser Stelle auch nur realistischer veranlagt als die meisten Leser.
Nichtsdestotrotz hat mir die Ausarbeitung aller Charaktere passend für eine gute Abenteuergeschichte gefallen: es gibt das typische Liebespaar, den Bösewicht, die Seitencharaktere und natürlich jemanden, der vielleicht doch nicht so böse ist. Und auch trotz ihrer Naivität konnte ich mich immer in Lori hineinversetzen und mit ihr zusammen fühlen.
Ein weiterer Grund, warum mir „Durch die Nacht und alle Zeiten“ zugesagt hat, war der ideale Spannungsbogen. Die Handlung ist exakt so aufgebaut, dass man das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen kann. Erst baut sich alles langsam auf, aber spätestens ab der Hälfte des Buches passieren so viele spannende Dinge; der Spannungsbogen ist ziemlich perfekt. Am Ende fragt man sich als Leser permanent, wie daraus jetzt noch ein Happy End werden soll oder ob es doch ein realistisches trauriges Ende geben wird (welches sehr untypisch für Eva Völlers Jugendbücher wäre).
Alles in allem ist „Durch die Nacht und alle Zeiten“ ein anders aufgebauter Zeitreiseroman, den ich besonders allen jüngeren Lesern und Fans von Anna und Sebastiano empfehlen kann. Ich habe mich sehr gefreut, an der Leserunde der Lesejury teilnehmen zu dürfen, vielen Dank!