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Veröffentlicht am 03.07.2018

Krankenpflege im 19. Jahrhundert

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Elisabeth ist eine junge Frau, die im 19. Jahrhundert in Berlin lebt. Sie beschließt, sich als Pflegerin in der Charité, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Schnell stellt sie fest, sie würde gern mehr ...

Elisabeth ist eine junge Frau, die im 19. Jahrhundert in Berlin lebt. Sie beschließt, sich als Pflegerin in der Charité, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Schnell stellt sie fest, sie würde gern mehr können, als erlaubt ist. Ein junger Arzt hat ihr zudem den Kopf verdreht. Auch ihre Freundin, die Hebamme Martha, findet sich in diesem Krankenhaus wieder. Sie arbeitet im Totenhaus. Es ist das Jahr 1831, als sich die Wege von Elisabeth und Martha mit denen des Professor Dieffenbach und der Gräfin Ludovica kreuzen. Auch wenn die Standesunterschiede nicht größer sein könnten, verbindet sie alle die Liebe zur Medizin und der Wunsch den armen Menschen von Berlin zu helfen.

Ulrike Schweikert hat diesmal einen Roman über die Krankenpflege und die Medizin im 19. Jahrhundert geschrieben. Es scheint auch so, als ob „die Charité“ der erste Band einer Reihe sein könnte. Er trägt den Untertitel „Hoffnung und Schicksal“ und lässt mich zu der Vermutung kommen, da kommt noch mehr. Das Thema würde es sicher hergeben.

Der Erzählstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen, und auch wenn es um medizinisches Fachwissen geht, ist es trotzdem verständlich geschrieben. Den historischen Hintergrund hat Schweikert gut dargestellt. Ich habe ein paar Dinge erfahren, die mir so nicht bewusst waren. Insgesamt hat mir gefallen, wie die Geschichte dargestellt wurde. Allerdings hätte ich mir schon gewünscht, dass es ein wenig mehr zu spüren gewesen wäre, dass der Roman im Berlin des 19. Jahrhunderts spielt. Auf einen Berliner Zungenschlag hat die Autorin gänzlich verzichtet und so könnte er auch in jeder anderen Klinik, in jeder anderen Stadt, dieser Zeit spielen.

Und dann waren mir die einzelnen Protagonisten im Gesamtbild zu blass. Der Handlungsstrang mit der Pflegerin Elisabeth war mir zu offensichtlich. Ihr Weg barg so gar keine Überraschungen und schon nach Lesen der ersten Seiten war klar, wie der Verlauf hier sein würde. Auf mich wirkten diese Szenen einfach nur als schmückendes Beiwerk. Aber da dieser Roman ja noch einige andere Protagonisten aufzuweisen hat, hat es mich nicht so gestört. Auch war mir Elisabeth durchaus sympathisch und es hat schon Spaß gemacht, sie auf dem Weg durch die Charité zu begleiten.

Gut gefallen hat mir Dr. Diffenbach. Vielleicht lag es auch daran, dass dieser Professor einen realen Hintergrund hat und tatsächlich gelebt hat. Seinen Charakter hat die Autorin nachvollziehbar gezeichnet. Auch wenn seine zwischenmenschlichen Beziehungen manchmal etwas weit hergeholt schienen, aber so könnte es durchaus gewesen sein. Sein Lebensweg war angenehm zu verfolgen.

Insgesamt hat mich „Die Charité Hoffnung und Schicksal“ gut unterhalten. Es gab spannende Einblicke in die Historie der Medizin. Die Charaktere waren nachvollziehbar gestaltet und haben einen guten Einblick in die Zeit wiedergegeben. Ein kleines Nachwort zum Schluss klärt noch schnell Fiktion und Wahrheit. Jetzt bin ich gespannt, ob es tatsächlich noch einen zweiten Teil geben wird.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Interessanter Thriller

Mareks Liste
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Theo Wolf führt ein zurückgezogenes Leben, doch es war nicht immer so. Er war vor 25 Jahren Ermittler bei der Polizei in Berlin. Die Ereignisse von damals haben ihn dazu veranlasst, seinen Beruf aufzugeben. ...

Theo Wolf führt ein zurückgezogenes Leben, doch es war nicht immer so. Er war vor 25 Jahren Ermittler bei der Polizei in Berlin. Die Ereignisse von damals haben ihn dazu veranlasst, seinen Beruf aufzugeben. Aber dann erhält er einen dramatischen Anruf, und die Ereignisse von damals stehen ihm wieder lebendig vor Augen. Erneut beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Christoph Ernst schickt seine Leser auf eine Reise in die Vergangenheit. Dabei lässt er seinen Ermittler Theo seine Geschichte zum Teil selbst erzählen. Aus den Erinnerungen heraus entsteht ein spannendes Suchspiel. Manchmal aber auch stellt Theo nur Vermutungen an, wie es wohl gewesen sein könnte, und reimt sich die Ereignisse so zusammen, wie er es für richtig hält. Dabei hat der Autor die Szenen gut durchdacht. Ich hatte nie das Gefühl, in die Irre geführt zu werden. Auch wenn ich vielleicht nicht gleich dahinter gestiegen bin, worum es hier eigentlich geht, hat es mir gefallen, Theo zuzuhören. Die einzelnen Charaktere hat Ernst vielschichtig gestaltet und sind nicht immer leicht zu durchschauen.

Zudem hat der Autor geschickt einige politische Details der 90iger Jahre einfließen lassen. Auch taucht immer wieder das Gefühl auf, einiges von dem eben gelesenen schon mal gelesen zu haben. Der Gedanke, ja so könnte es damals gewesen sein, blitzt immer mal mit auf, ist aber auch genauso schnell wieder verfolgen, weil einem die Handlung einfach keine Zeit zum Luftholen lässt. Auch die Brücke zur Gegenwart hat Herr Ernst glaubwürdig vollzogen und steigert mit diesen Szenen noch mal die Spannung.

Mir hat „Mareks Liste“ gut gefallen. Es hat sich nicht nur flüssig lesen lassen, sondern war spannend und unterhaltsam. Durchaus ein Buch mit Suchtfaktor.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Aus dem Leben eines Polizeihauptmeisters

Leer-Geld
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Erwin Groenewold ist mal wieder mit seinen Kollegen vom Boßelverein unterwegs. Das jährliche Boßeln mit anschließendem Grünkohlessen steht an. Der Polizeihauptmeister hat nicht wirklich Lust auf diese ...

Erwin Groenewold ist mal wieder mit seinen Kollegen vom Boßelverein unterwegs. Das jährliche Boßeln mit anschließendem Grünkohlessen steht an. Der Polizeihauptmeister hat nicht wirklich Lust auf diese Veranstaltung, wäre der Grünkohl anschließend nur nicht immer so lecker. Aber dann verschwindet eine der Kugel spurlos. Die Suche der Mannschaft fördert statt der Kugel jedoch einen menschlichen Kopf zutage. Nun ist es mit der Ruhe vorbei. Schnell ist klar, es handelt sich um einen Mord. Erwin steckt ziemlich schnell mittendrin in den Ermittlungen, etwas was ihm eigentlich gar nicht so zu pass kommt, hat doch seine Lieblingstante ihren 80. Geburtstag. Ein Geschenk für sie muss auch noch gefunden werden.

Bei „Leer Geld“ handelt es sich um den zweiten Fall für Polizeihauptmeister Erwin Gronewold, aber man kann die Bücher auch getrost einzeln lesen. Ich kenne den Vorgängerband „Blut Leer“ nicht und hatte auch nicht das Gefühl, mir würde Vorwissen fehlen.

Hier in diesem Fall wird der eigentliche Mord beziehungsweise die Mordermittlungen abgeschlossen. Dabei erzählt der Autor Volker Feldkamp in schöner, trockener friesischer Art seinen Krimi. Mir hat gefallen, wie Erwin seinen Alttag gemeistert hat, wie er sich in die Ermittlungen eingebracht hat und dabei nicht immer auf die Vorschriften geachtet hat. Es gibt einen amüsanten Einblick in das wohl eher harmlose Städtchen Leer. Auch hier schläft das Verbrechen nicht.

Das Privatleben von Erwin kommt aber auch nicht zu kurz. Der Leser darf an der originellen Findung eines Geburtstagsgeschenks für eine 80. jährige Tante teilhaben. Dies führt zudem zu einiges an Heiterkeit. Ich hatte meinen Spaß mit der Idee von Erwin und zudem gute Unterhaltung mit der Aufklärung des Falles. „Leer Geld“ ist ein schöner Krimi für zwischendurch und durchaus empfehlenswert.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Ein Abenteuerroman

Das Geheimnis des Glasbläsers
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Simon, ein kleiner Glasbläser aus dem Schwarzwald träumt davon, einmal ein Ritter zu sein. Das Schicksal meint es dann aber anders mit ihm. Es schickt ihn auf die Reise über die Alpen. Er bekommt den Auftrag ...

Simon, ein kleiner Glasbläser aus dem Schwarzwald träumt davon, einmal ein Ritter zu sein. Das Schicksal meint es dann aber anders mit ihm. Es schickt ihn auf die Reise über die Alpen. Er bekommt den Auftrag herauszufinden, wie Kristallglas hergestellt wird. Nur die Glasbläser in Venedig verstehen sich darauf, dieses reine Glas herzustellen. Für Simon bedeutet es eine lange gefahrvolle Reise. Er bekommt als Begleitung den Scherbensammler Ulf an die Seite gestellt. Zu dritt machen sie sich auf den Weg nach Venedig, der Dritte im Bunde ist ein herzensguter aber störsicher Esel.

Die Geschichte um Simon findet ihren Anfang damit, dass dieser für die Tochter des Burgvogts schwärmt. Er will ihr ein Geschenk machen und wird dabei erwischt. Nun muss er, um Strafe zu umgehen, nach Venedig und dort das Geheimnis der Glasherstellung stehlen. Natürlich wird er auf dem Weg dorthin einige Gefahren überstehen müssen und auch in der Stadt angekommen, läuft es nicht so, wie es sich Simon vorgestellt hat. Dafür lernt er aber immer wieder Menschen kennen, die ihn unterstützen. Vor allem seinem Begleiter Ulf hat er es zu verdanken, dass er immer wieder Unterstürzung findet und so weiterkommt.

Für mich ist ohnehin Ulf der wahre Held dieser Geschichte. Seine treue Art, sein ganzes Wesen überzeugen einfach. Er wird schon im Klappentext als Tumb bezeichnet und es ist schnell klar, dass Ulf schon einiges im Leben hinter sich hat. Er ist sicher nicht der Klügste unter der Sonne, aber durch seinen Mut und sein Herz hält er alles zusammen.

Ralf H. Dorweiler lässt seine Protagonisten so einiges erleben. Sie reisen nicht nur nach Venedig, sondern noch viel weiter und geraten zudem noch mitten hinein in einen Krieg um Konstantinopel, und als wenn dies alles noch nicht genug wäre, treibt auch noch ein Serienmörder sein Unwesen und kreuzt immer wieder auch die Wege von Simon. Dies alles steht auch schon auf dem Klappentext und ist somit keine Überraschung mehr beim Lesen.

Auf der einen Seite hat der Autor die einzelnen Reiseabschnitte wunderbar erzählt. Abenteuer, die Simon und Ulf überstehen mussten, um an ihr Ziel zu kommen, sind gut ausgearbeitet. Aber auf der anderen Seite kann es dann doch auch zu viel werden. Da ist dann noch dieser Mörder, der ja eigentlich gejagt und gefasst werden sollte. Aber dieser Teil der Geschichte rückt immer mehr in den Hintergrund. Schade, denn hier wäre sicher viel Spannung möglich gewesen. So bleibt eben doch nur eine Reisebeschreibung und die Suche nach der Liebsten lenkt auch irgendwie komplett vom eigentlichen Thema ab. Mir waren hier schon fast zu viele Schauplätze vorhanden, allerdings versteht der Autor es, seine Geschichte gut zu erzählen.

„Das Geheimnis des Glasbläsers“ ist ein schöner historischer Abenteuerroman. Er ist leicht und schnell zu lesen, hat ein paar Wendungen, die vielleicht nicht unbedingt vorhersehbar waren und eine kleine Liebesgeschichte, die zwar mir an manchen Stellen etwas zu vordergründig war, aber ansonsten gut unterhalten hat. Ein kleines Nachwort und ein ausführliches Personenregister beenden dann das Buch.

Veröffentlicht am 01.01.2018

Überzeugender zweiter Teil

Herrscher des Nordens - Odins Blutraben
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Seit fünf Jahren schon leistet Harald Hardrada Söldnerdienste bei den Rus. Er ist dabei sehr erfolgreich. Dann erhält er den Auftrag, Kiew gegen die Petschenegen zu verteidigen. Gemeinsam mit seinen Gefährten ...

Seit fünf Jahren schon leistet Harald Hardrada Söldnerdienste bei den Rus. Er ist dabei sehr erfolgreich. Dann erhält er den Auftrag, Kiew gegen die Petschenegen zu verteidigen. Gemeinsam mit seinen Gefährten stellt er sich diesen Kampf. Dabei gerät nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr. Am Ende treiben ihn die Erlebnisse und sein eigenes Schicksal weiter. Er verlässt die Rus, um neuen Herren zu dienen. Sein Ziel ist Konstantinopel. Hier stellt er sich in den Dienst des Kaisers. Er kämpft für Gold und für seine eigene Zukunft.

„Odins Blutraben“ schließt direkt an den Vorgängerband an und erzählt die Geschichte des Norwegerkönigs Harald Hardrada weiter. Er ist sogar noch etwas überzeugender wie „Thors Hammer“.
Der Erzählstil des Autors macht es einfach mit Harald gemeinsam diesen Weg zu beschreiten. Detailgetreu werden die einzelnen Reisen sowie Schlachten aus Sicht des Norwegers geschildert.

Es ist sicher nicht immer einfach zu lesen, da gerade die Schlachten gut geschildert werden, mir hat es aber dennoch großen Spaß gemacht, hier zu lesen. Harald sein Werdegang ist einfach interessant gestaltet. Er hat Höhen und Tiefen zu überwinden und muss sich seinen Feinden stellen. Mir hat gut gefallen, wie dies geschildert wurde. Auch wenn es einige Szenen gab, die ich lieber nicht gelesen hätte. Aber dadurch wirkt die Geschichte eben auch authentisch.

Die einzelnen Charaktere haben die nötige Zeit bekommen, zu wachsen. Im Ganzen gesehen hat der Autor es geschafft, seinen Protagonisten Tiefe zu verleihen. Sie sind nicht mehr nur gut oder schlecht. Auch die fiesen Charaktere bekommen den nötigen Raum und bereichern die Geschichte. Mir gefällt es richtig gut, wie die Protagonisten dargestellt werden und sich entwickeln. Ich freue mich schon jetzt auf den Abschlussband dieser Trilogie und bin gespannt, was es noch zu entdecken und erleben gibt.

Schon wie in Band 1 sind auch hier Personenregister, Glossar und Karten vorhanden. Ein Nachwort rundet die Geschichte dann wieder ab.

Die Fortsetzung „Odins Blutraben“ konnte mich überzeugen und hat mir spannende Einblicke in das Leben des Norwegerkönigs vor seiner Zeit als König vermittelt. Ich habe es gern gelesen und freue mich nun auf Band 3, der ja nicht mehr lange auf sich warten lässt.