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Veröffentlicht am 04.07.2018

Dieser amüsante Kurzkrimi ist ein Appetithäppchen mit schönem Schreibstil und macht Lust auf mehr von Dutzler!

Aus für Santa Claus. Eine Kriminalgeschichte
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Robert Scheubmayer ist Journalist eines Provinzblättchens und befindet sich leicht angeschickert durch ein paar Glühweine auf dem Adventsmarkt in Gmunden. Als dort die Leiche von Santa Claus gefunden wird, ...

Robert Scheubmayer ist Journalist eines Provinzblättchens und befindet sich leicht angeschickert durch ein paar Glühweine auf dem Adventsmarkt in Gmunden. Als dort die Leiche von Santa Claus gefunden wird, macht er gleich ein paar Fotos. Robert versucht nähere Informationen durch den anwesenden Inspektor Eisl zu bekommen, um die große Story zu landen. Er erfährt, dass der Tote mit einem langen Messer erstochen wurde.
Er entdeckt am Tatort seinen früheren ungeliebten Lehrer Federmann. Was hat der dort zu suchen? Und hat die Initiative Pro Christkind etwas gegen den Weihnachtsmann?
Roberts Interesse ist erwacht und er beginnt seine Nachforschungen.

Dieser Kurzkrimi umfasst nur eine kurze Geschichte von 176 Seiten und ist daher vom Verlag sicherlich nur als Appetithappen gedacht.

Der amüsante schöne Schreibstil gefällt mir gut und die adventliche Stimmung mit Kälte, Lichterglanz und Glühwein sind in dieser Geschichte schön eingefangen. Dazu kommt noch ein wenig Dialekt des oberösterreichischen Alpenvorlandes und ein paar regionale Delikatessen und man befindet sich direkt in Österreich.

In die Charaktere findet man sich schnell ein und man muss über ihre Eigenarten schon ein wenig schmunzeln. Besonders Protagonist Robert und wie er die Damenwelt sieht. Doch kaum hat man sich an die Figuren gewöhnt, ist das überraschende Ende der Geschichte auch schon erreicht. Das bekümmert ein wenig, weckt aber das Interesse für weitere Krimis aus der Feder des Autors.

Die Handlung hält einige Verdächtige bereit und man kann munter mitraten.

Für einen kostenlosen Download kann man die Kürze des Krimis entschuldigen. Ich habe den schönen Schreibstil und die humorvolle Krimigeschichte sehr genossen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Gefühlvoll und mitreißend geschriebener Roman über einen Neuanfang!

Auch morgen werden Rosen blühen
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Alma ist Mitte 50, hat einen sie erfüllenden Job, liebt Gartenarbeit und hat wunderbare Freunde. Als sie einen Herzstillstand erleidet, wird sie zwar gerettet, doch danach stellt sie ihr bisheriges Leben ...

Alma ist Mitte 50, hat einen sie erfüllenden Job, liebt Gartenarbeit und hat wunderbare Freunde. Als sie einen Herzstillstand erleidet, wird sie zwar gerettet, doch danach stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage. Was ist aus ihren Träumen geworden, wo ist die Familie, die sie sich gewünscht hat und was braucht sie, um glücklich zu sein? Kann man verpasste Chancen auch nachholen? Sie sucht nach Antworten und findet... Neuen Lebensmut.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

(Antoine de Saint-Exupéry)

Diesen Roman habe ich sehr genossen. Es geht um die Aufarbeitung einer Nahtoderfahrung, die das Leben der Protagonistin Alma aus der Bahn wirft. Nicht nur ihr Herz kommt aus dem Gleichgewicht, auch sie selbst schwankt, fühlt sich kraftlos und leer und fragt sich, was ihr wichtig und ob sie auch glücklich ist. Auch ihre Kinderlosigkeit macht ihr zu schaffen. Sie hinterfragt ihr Leben, ihre Wünsche und Gefühle und wagt schliesslich einiges.

Es ist eine Geschichte, die tief in die Emotionenkiste hinein greift, ohne kitschig zu wirken. Denn die Gefühle, Ängste und Gedanken Almas sind authentisch dargestellt und zeigen, wie die Wege im Leben nicht immer geradlinig verlaufen, sondern auch mal Tiefen aufweisen, aus denen man gestärkt und glücklicher als bisher hervor gehen kann. Denn auch jenseits der 50 kann man noch eine neue Liebe finden. Man muss nur seinem Herzen vertrauen und etwas Mut haben.
Wie Alma von ihren Freunden Unterstützung und Hilfe bekommt, ist sehr mitfühlend beschrieben. Hier kommen einige empathische Figuren zu Wort und man fühlt sich in ihrer Gemeinschaft einfach wohl.
Die Charaktere sind detailreich gezeichnet und zeigen in ihrem Leben verschiedene Entwicklungen, die interessant zu beobachten sind. Die Figur der Katrin wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Auch sie hat ihr altes Leben umgekrempelt und wagt Neues.

Clara Sternberg erschafft mit ihren Beschreibungen der bunten Blumenwelt, schönen Gärten und anderen Schauplätze Berlins eine tolle Atmosphäre und bringt Stimmung und Farbe in den Roman, in den man als Leser versinkt. Gern möchte man die Örtlichkeiten besuchen und die Situationen im Roman nachempfinden.

Einen Punkt muss ich noch erwähnen: die Erste Hilfe spielt im Roman eine entscheidende Schlüsselrolle, die man auch im richtigen Leben Wert schätzen sollte. Jeder, Helfer und Geretteter, weiß das zu bestätigen. Daher sehe ich im Buch die unterschwellige Mahnung an alle, die Ersthelferausbildung ernst zu nehmen und gegebenenfalls aufzufrischen.

"Auch morgen werden Rosen blühen" ist eine stimmungsvolle Liebesgeschichte, die flüssig und mitreißend zu lesen ist. Neue Chancen gibt es für jede Alterklasse, man muss nur offen dafür sein!

Veröffentlicht am 04.07.2018

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Der kleine Prinz
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Der kleine Prinz lebt auf einem Asteroiden und flieht schließlich vor einer Blume. Seine Reise führt ihn zu sieben anderen Planeten und deren Bewohnern. Er ist einsam und sucht nach Freunden, bei einem ...

Der kleine Prinz lebt auf einem Asteroiden und flieht schließlich vor einer Blume. Seine Reise führt ihn zu sieben anderen Planeten und deren Bewohnern. Er ist einsam und sucht nach Freunden, bei einem Besuch auf der Erde freundet er sich mit dem Fuchs an.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Diese Erzählung ist ein Anstoss für Freundschaft und Menschlichkeit, ein modernes Märchen, dass sich über die Erde hinaus im Reich der Sterne und Planeten bewegt. Es macht nachdenklich und gibt Denkanstösse, man kann die vielen Sprüche verschiedenartig interpretieren und das macht die Geschichte so vielseitig.

Mich hat die märchenhafte Sprache mit ihrem poetischen Klang bezaubert und die schönen Illustrationen des Autors sind im Gedächtnis haften geblieben.

Der Ich-Erzähler ist ein Pilot, der in der Wüste Sahara abgestürzt ist, auch der Autor war Flieger und ist abgestürzt, und dort lernt er den Kleinen Prinzen kennen. Der Kleine Prinz erzählt ihm von seiner Reise und den eigensinnigen Figuren, die er kennen gelernt hat.
Aber er erzählt auch von den vielen Rosen, die er auf der Erde gesehen hat, die aber gegen seine Blume, seine Liebe, nicht ankommen.

Auch wenn man die Liebe nur mit dem Herzen erkennt, kann man nicht den Verstand ausschalten. Hier ist das Zusammenspiel von Intellekt und Gefühlen gefragt, aber das erkennt man erst wenn man älter ist.


Eine märchenhafte Reise auf der Suche nach dem Lebenssinn, der Freundschaft unter den Menschen. Man muss die poetische Sprache einfach lieben und den Sinn dahinter für sich interpretieren.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Einfach geschrieben, aber dennoch mit tiefer Aussage über traurige Schicksale in unserer Gesellschaft!

Das Mädchen mit dem Fingerhut
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Yiza ist heimatlos und lebt allein auf der Strasse. Vielleicht ist sie als Flüchtling auf der Suche nach einem besseren Leben nach Westeuropa gekommen, auf jeden Fall sucht sie eine neue Heimat. Mitleidige ...

Yiza ist heimatlos und lebt allein auf der Strasse. Vielleicht ist sie als Flüchtling auf der Suche nach einem besseren Leben nach Westeuropa gekommen, auf jeden Fall sucht sie eine neue Heimat. Mitleidige Menschen versorgen sie mit Essen und Trinken und sie schliesst sich bald zwei Jungen an, die ein gleiches Schicksal haben. Allerdings können sich nicht alle in einer ihnen bekannten Sprache unterhalten, nur der älteste Junge Schamhan versteht die beiden kleineren Kinder Yiza und Arian.

"Arian ist der Kapitän. Er geleitet das Schiff zu den Freunden und in den Sommer. Die Freunde, das sind eine Horde von Zerlumpten, die bereits zu alt sind für Mitleid und Rührung." Zitat S. 140

In diesem Buch greift Michael Köhlmeier die aktuelle Thematik der allein reisenden Flüchtlingskinder auf, die uns in Westeuropa zur Zeit der Flüchtlingsströme intensiv beschäftigt. Er zeichnet ein Bild unserer derzeitigen Gesellschaft auf, das betroffen macht und ratlos zurück lässt.

Man erlebt ein Mädchen irgendwo in Westeuropa, das Tag für Tag darauf angewiesen ist, Nahrung von hilfsbereiten Menschen zu bekommen, deren fremde Sprache sie nicht versteht. Sie schliesst sich zwei Jungen an, die ebenfalls allein und ohne Obdach leben. Woher die Kinder kommen wird nicht klar, sie stehen für die vielen ungenannten Flüchtlingskinder abseits der Hilfsprogramme.
In der kleinen Gemeinschaft übernimmt Shamhan, ein 14-jähriger Junge die Rolle des Anführers und sorgt bedingungslos für die Jüngeren. Trotz Sprachbarrieren untereinander kommen sie wie in einer Familie miteinander klar und stehen füreinander ein. Es ist Winter und gemeinsam versuchen sie ihre Grundbedürfnisse nach Nahrung und einer warmen Zuflucht in der Nacht zu erfüllen. Allerdings scheren sie sich nicht um Recht und Anstand, sondern sie stehlen, betteln und brechen in fremde Häuser ein. Doch woher sollen sie Regeln und Gesetze kennen und achten, wenn sie um ihr Überleben kämpfen und keine Erwachsenen sie anleiten und ihnen Werte vorleben.

Die Sprache ist nüchtern, knapp und sehr einfach gehalten. Kurze Sätze versinnbildlichen die Sprachlosigkeit und Fremdheit der Kinder in dieser fremden Welt. Man glaubt Yiza sprechen zu hören.


Michael Köhlmeier schafft mit seinem Buch eine berührende Geschichte, die mich traurig macht, fassungslos, wütend und gleichzeitig ratlos zurück lässt. Die Schicksale der Kinder machen betroffen, aber gleichzeitig auch Angst, wenn man die aktuelle Situation begreift. Denn auch die Polizei, Sozialarbeiter in Jugendheimen und hilfsbereite Menschen können an der Überlebensmentalität der Kinder in der Geschichte scheinbar nichts ändern. Eine Kriminalisierung scheint vorprogrammiert zu sein.

Ein gesundes Miteinander oder Integration kann man nicht verordnen, so wie es zur Zeit die Politiker gerne darstellen. Die Einbindung muss auch gewollt werden. Bei diesen Jugendlichen scheint es nicht zu klappen, obwohl helfende Hände sich ihnen entgegenstrecken.

Ein nachdenklich machendes Buch über die derzeitige Flüchtlingsproblematik Minderjähriger. Es macht die schwierige Situation beider Seiten bewusst.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Tolle Einblicke in die Natur, schöner Erzählstil und eine interessante Aufklärung einer Kriegstat!

Isegrim
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Die 16-jährige Jola lebt in einem kleinen Dorf in Thüringen. Mit ihrem Vater, der dort Förster ist, teilt sie die Liebe zur Natur und treibt sich deswegen stundenlang im Wald herum. Die Ruhe und die idyllischen ...

Die 16-jährige Jola lebt in einem kleinen Dorf in Thüringen. Mit ihrem Vater, der dort Förster ist, teilt sie die Liebe zur Natur und treibt sich deswegen stundenlang im Wald herum. Die Ruhe und die idyllischen Tierbeobachtungen geniesst sie sehr und entgeht so ihrer übervorsichtigen Mutter und dem dörflichen Alltagsklatsch. Doch in letzter Zeit fühlt sie sich im Wald beobachtet und kommt einem Rätsel auf die Spur, das ihr nicht nur die erste Liebe, sondern auch einige andere Entdeckungen und Abenteuer beschert.

Dieses Buch schneidet neben der Rückkehr wilder Wölfe in deutsche Wälder auch die deutsche Geschichte an, die sich im Buch wie ein Krimi entwickelt. Allerdings ist die Entwicklung von Jola vom Kind zur Frau in den Vordergrund gestellt. Die Autorin beweist mit ihrer detailgenauen Schauplatz- und Personencharakterisierung ein sicheres Händchen. Die verschiedenen Erzählstränge sind geschickt miteinander verbunden und lassen eine interessante und komplexe Geschichte entstehen, die auch mir als Erwachsene gut gefallen hat.

Gerade die vielen Gefühle, Hoffnungen und Ängste der Figuren gehen mir sehr nahe und machen dieses Buch so lebendig, bildhaft schön und sehr realistisch erzählt. Weil hier auch noch in die Zeit des Kriegsendes eingetaucht wird, kommt Spannung in die Handlung, die manchmal schon recht angsteinflössend aus der Sicht von Jola erzählt wird. Als Leser verfolgt man neugierig die Recherche über den Mord an einem amerikanischen Soldaten und den verdächtigten Zwangsarbeiter und sucht gespannt mit nach dem wahren Täter. Dabei kommt man einem Geflecht von Verdächtigungen, Vertuschungen und neuen Geheimnissen auf die Spur, die atemlos lesen lassen. Die Fremdenfeindlichkeit der Dorfbewohner wird erkennbar und nur wenige möchte an dieser alten Geschichte rühren. Aber die Schuld von damals kommt ans Tageslicht und wird von mehreren Seiten beleuchtet. Diese Aufarbeitung weckt Verständnis und ist nicht nur mahnend beschrieben.

Antje Babendererde hat einen ruhigen, unverwechselbaren Schreibstil. Trotz einfacher Sprache nimmt die Geschichte mich mit einer gewissen Melancholie gefangen und die Personen habe ich bildhaft vor Augen.

Jola ist eine besondere Persönlichkeit, denn sie zieht dem in ihrer Altersklasse üblichen Partyleben und der Sucht für soziale Netzwerke die Ruhe im Wald vor. Sie hat einen Sinn für die Natur und den Erhalt von ökologischem Gleichgewicht und setzt sich mit dieser Meinung selbstbewusst gegenüber ihren Freunden auch durch, wobei sie ihr Gemeinschaftsleben eher als Zwang von sozialem Beieinander sieht.

Die Charaktere sind alle sehr detailliert beschrieben und man hat das Gefühl, sie alle gehören zu dieser Geschichte. Niemand fällt als unnötig heraus und so entsteht ein rundes Bild des Dorflebens.

Die angeschnittenen Themen habe ich gern gelesen, manchmal hatte ich aber den Eindruck, dass hier zu viel angesprochen werden sollte.


Mit "Isegrim" von Antje Babendererde bin ich in den Wald abgetaucht, habe eine Mordaufklärung mitgemacht und eine Liebesgeschichte mit Geheimnissen miterlebt. Die Autorin hat hier eine komplexe Erzählung hingelegt, die nicht nur Jugendliche gerne lesen werden.