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Veröffentlicht am 13.07.2018

Ein ruhiger Krimi, der von den liebenswerten Figuren lebt

Eichengrund
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Charlotte Stern war Mitarbeiterin im Polizeiarchiv von Hannover und genießt ihren Ruhestand. Beim Lesen der Tageszeitung erfährt sie von zwei kurz hintereinander stattgefundenen Todesfällen in der Seniorenresidenz ...

Charlotte Stern war Mitarbeiterin im Polizeiarchiv von Hannover und genießt ihren Ruhestand. Beim Lesen der Tageszeitung erfährt sie von zwei kurz hintereinander stattgefundenen Todesfällen in der Seniorenresidenz "Eichengrund". Die Polizei schliesst Fremdverschulden aus, aber Charlotte vermutet mehr dahinter. Um der Sache auf den Grund zu gehen, meldet sich sich zum Probewohnen in der Residenz an. Kurz darauf stirbt eine weitere Bewohnerin. Das kann doch nicht mit rechten Dingen vor sich gehen.



Mit Charlotte Stern schickt Claudia Rimkus eine rüstige Pensionärin auf Ermittlungstour in eine Seniorenresidenz. Eigentlich ist sie eine flotte, sehr mutige Frau und noch viel zu rüstig, um sich dort versorgen zu lassen und das ist auch gut so. Sie freundet sich mit einigen Bewohnern an und bei täglichem Kuchen und Kaffee sondieren die Bewohner die Lage. Ihr zur Seite stehen ihre ehemaligen Kollegen von der Polizei, das Fachwissen allerdings bringt erst Charlotte in die richtige Ermittlungskette. Denn sie hat Fingerspitzengefühl und den richtigen Riecher und kommt den Hintergründen mehrerer Todesfälle auf die Schliche.



Der Erzählstil dieses Krimis ist recht eingängig, ein wenig humorvoll und unterhaltsam, insgesamt eher beschaulich und unblutig. Der Fokus liegt viel mehr auf den Charakteren, die mit viel Detailgenauigkeit und besonderen Schrullen dargestellt werden.

Da ist die ehemalige bekannte Operndiva Christa Bernhardt, die kurz nach Charlottes Eintreffen erst von ihr gerettet wird, jedoch am nächsten Tag tot gefunden wird.

Es gibt einen General a. D., die ständig strickende ehemalige Sozialarbeiterin Anneliese und den smarten Krimiautor Philipp. Eine Bewohnerin, Frau Ritter, scheint dement zu sein, denn sie läuft ständig umher und sucht ihren verstorbenen Mann.

Eine besonders witzige Figur ist Herr Pippich, der hinter jedem Rockzipfel hinterher ist und besonders mit seinen anzüglichen Bemerkungen auffällt.


Die Altersklasse der Figuren ist jenseits der 60 angesiedelt, manche Personen wirken auf mich allerdings noch viel zu rüstig für ein Seniorenheim.


Für einen Hannover-Krimi hätte ich mir noch mehr regionale Schauplätze im Buch gewünscht. Wer hier etwas über die Stadt erfahren möchte, wird nicht groß fündig werden.


Die Handlung ist zum Teil sehr beschaulich, es gibt einige personelle Verstrickungen, bei denen geschichtliche und politische Hintergründe eine Rolle spielen. Darauf hätte die Autorin noch mehr eingehen können. Interessant sind die verschiedenen Schicksale und spannend, aber auch recht übertrieben, ist die Aktion mit dem Auto und den defekten Bremsleitungen. Als Superheldin taugt die ansonsten sehr charmante Charlotte nun doch nicht.





Diese Krimilektüre erinnert ein wenig an "Adelheid und ihre Mörder" und sorgt mit ihren sympathischen Figuren für gute Unterhaltung.


Veröffentlicht am 09.07.2018

Ein grundsolider Thriller

AchtNacht
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Wie es für Autor Sebastian Fitzek üblich ist, hat auch dieser Thriller wieder eine schrecklich anmutende Grundidee. Eine Todeslotterie, bei der es gilt, einen Mensch zu jagen und zu töten, um dann eine ...

Wie es für Autor Sebastian Fitzek üblich ist, hat auch dieser Thriller wieder eine schrecklich anmutende Grundidee. Eine Todeslotterie, bei der es gilt, einen Mensch zu jagen und zu töten, um dann eine Siegesprämie zu gewinnen. Wer dort mitmacht ist unmenschlich, grausam und einfach nur widerwärtig schlecht, doch das sind Wesenszüge, die in der menschlichen Natur liegen und für Geld

sind Menschen zu allen Arten von Gewalttaten bereit.



Die Grundidee: Eine morbide öffentliche Hetzjagd einer Internetgesellschaft sorgt für Gruseleffekte, bei der mit Blut und unbekannten Hetzern Angst geschürt wird. Man fragt sich beim Lesen mehrfach nach dem Einfluß sozialer Netzwerke auf menschliches Verhalten.



Wenn man sich erst einmal auf die hypothetische Geschichte eingelassen hat, kann man die rasante Handlung, die dem Zeitdruck der Gejagten geschuldet ist, nur noch verfolgen. Mit den Protagonisten Ben und Arezu rast man gemeinsam vor ihren Verfolgern davon und erlebt einige Übergriffe von Gewalt und Perversität, die mir regelrecht suspekt erschienen.


Von der Idee war ich zunächst geschockt, dann aber war ich neugierig und musste einfach lesen. Innerhalb einer Zeitspanne soll mindestens ein Mensch getötet werden. Die Uhr und die Zeit wird knapp, das gibt einen rasanten Handlungsverlauf, dem man sich kaum entziehen kann und doch konnten mir die Figuren nicht nahe kommen, sie blieben mir fremd.


Die bei der Todeslotterie ausgewählten Kanditaten sind Ben Rührmann und Arezu Herzsprung, eine Psychologiestudentin. Sie kennen sich nicht, treffen aber durch ihr schlimmes Schicksal aufeinander und fliehen gemeinsam. Können sie ihrem Schicksal entkommen?


Auch wenn die Charaktere viel durchzumachen haben, was teilweise das Ausmaß an Schrecklichem bei weitem übersteigt, finde ich die Personen etwas zu blass. Hier wird nicht geweint oder die menschliche Nähe gesucht, hier geht es knallhart mit Gewalt und Zerstörung von Menschen zur Sache. Das muss man verarbeiten können.

Die Jäger sind vernetzt über das Internet, es spielen mehrere Gruppen nebeneinander und wollen die Gejagten zuerst finden.



Der Schreibstil ist knapp ausformuliert und mit den Vorgängen sehr bedrohlich, die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Leser kann dadurch dem Sachverhalt gut folgen und sich in die einzelnen Personen versetzen.


Bei diesem Thriller geht es um das Böse im Menschen, ein massenpsychologisches Gedankenexperiment über Leben und Tod. Wer würde bei so einer irren Todeslotterie mitmachen und welche Opfer würde es geben?

Mit dieser grauenhaften Vorstellung habe ich mich etwas durch das Buch gequält, fand einige Szenen unnötig in die Länge gezogen und finde den Thriller ansonsten grundsolide.



Für Fans von Fitzek ein Lesemuss, ansonsten sollte man die Grundidee "verkraften" können.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein Familiengeschichte mit tiefen Einblicken in die Figuren!

Die Mittsommerlüge
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Für Louise ist es unverständlich, warum ihr Vater sie und ihre Mutter Karen zwanzig Jahre allein gelassen hat. Sie verzeiht beiden nicht und meidet den Kontakt. Nach dem Tod des Vaters erfährt sie von ...

Für Louise ist es unverständlich, warum ihr Vater sie und ihre Mutter Karen zwanzig Jahre allein gelassen hat. Sie verzeiht beiden nicht und meidet den Kontakt. Nach dem Tod des Vaters erfährt sie von einem Sommerhaus am Limfjord. Dort führte der Vater ein Leben, von dem sie und Karen nichts wussten. Ein Besuch dort bringt Geheimnisse an Tageslicht, die ihr Leben verändern.


In diesem Roman geht es um drei Generationen von Frauen einer Familie. Jede von ihnen hat andere Schwierigkeiten und geht damit anders um. Stück um Stück bekommt der Leser Einblicke in die Figuren, jedes Kapitel wird von einer anderen Figur gesehen.

Diese Perspektive sorgt für tiefe Einblicke in die schwelenden Konflikte, die Sorgen und Ängste der Personen untereinander.



Karen, die Großmutter, ist gerade verwitwet, ihr Mann Kristian hat sie tief verletzt, indem er sich 20 Jahre einfach von ihr abgesetzt hat. Als er eines Tages zurückkehrt, nimmt sie ihn mit offen Armen auf. Sie verzeiht ihm. Nach dem Tod von Kristian erfährt sie von dem Haus Lykkebo, es war seine Heimat in dieser Zeit, deshalb möchte Karen dorthin und seinem geheimen Leben auf die Spur kommen.

Louise ist Karens Tochter, mittlerweile 38 Jahre alt und Altenpflegerin. Sie ist mit ihrem Mann Michael nicht gerade glücklich, sie fügt sich jedoch in ihr Schicksal. Von der Abwesenheit ihres Vaters erfuhr sie, dass er angeblich in Ruhe Bücher schreiben wollte.

Ida ist Louises und Michaels 18-jährige Tochter. Für Ida ist der Kontakt zu den Großeltern selbstverständlich.


Bei diesem Roman fällt der besondere Schreibstil auf. Er wirkt ruhig, ein wenig schwermütig und etwas abgehackt mit kurzen Sätzen. Das macht ihn einfach zu lesen und führt den Leser mitten hinein in die Geschichte voller Gefühle und Lebensträume.

Gerade die Perspektive aus der Sicht der verschiedenen Frauen sorgt für eine große Nähe mit den Figuren.



Die Reise an der Fjord bringt der Familie Zeit miteinander, auch wenn der Vater nicht mehr dabei sein kann, so müssen die drei Frauen sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen und können sich einander annähern. Sie werden sich über ihre Lebensvorstellungen klar, Louise ist erneut schwanger, es könnte eine Risikoschwangerschaft sein und sie zweifelt, ob sie das Kind bekommen möchte.



Man ahnt als Leser recht schnell, was Kristians Aufenthaltsort bedeutet, doch die Familie beim Erkennen des Geheimnisses zu begleiten, sorgt für interessante Einblicke.



Bei diesem Roman mag ich den atmosphärischen und etwas wehmütigen Schreibstil und die Thematik mit der Schwangerschaft. Von dieser jungen Autorin kann man noch einiges erwarten.


Veröffentlicht am 04.07.2018

Wunderschöner Bilderbuchklassiker von 1972

Der Maulwurf Grabowski
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Das Bilderbuch "Der Maulwurf Grabowski" von "Luis Murschetz" gibt es schon seit 1972 und es trägt noch immer aktuelle Züge.

Es zeigt die Probleme durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume von Tieren. ...

Das Bilderbuch "Der Maulwurf Grabowski" von "Luis Murschetz" gibt es schon seit 1972 und es trägt noch immer aktuelle Züge.

Es zeigt die Probleme durch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume von Tieren. Das Verständnis für die Umwelt kann man Kindern gar nicht früh genug beibringen.

In prächtigen Bildern erzählt Luis Murschetz die Geschichte von Maulwurf Grabowski, der von der expandierenden Stadt, von Bulldozern und Baumaschinen von seiner idyllischen Wiese vertrieben wird und nach einem gefahrvollen Weg eine neue Heimatwiese findet.

Der Maulwurf Herr Grabowski lebt friedlich unter der Erde bis eines Tages über ihm die Erde bebt - es wird gebaut und er macht sich auf die Suche nach einer neuen Heimat.

Das Faszinierende an dieser schlichten Geschichte ist zum Einen die Vorstellung dieses Tieres, das man kaum zu Gesicht bekommt, weil es ja unter Tage lebt. Kinder erfahren was ein Maulwurd so den ganzen Tag treibt und was er unter der Erde baut und gräbt.

Außerdem werden die Probleme der Umweltzerstörung aufgezeigt. Kinder bekommen ein Gespür dafür, wie wichtig die Natur für Mensch und Tier ist.
Sicherlich ist dieses Thema 1972 ein politisches der grünen Szene, aber auch heute ist die Natur schützenswert genug.

Ein lehrreiches Bilderbuch mit einem kleinen mutigen Helden, der sich eine neue Heimat sucht.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Die heikle Suche nach einem Maulwurf und ein tragischer Familienmord machen diesen Krimi sehr spannend!

Sterbegeld
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Das interessante Ermittlerduo gefällt mir weiterhin sehr gut, Capelli und Zhou sind zwar grundverschieden, aber gerade das macht sie so außergewöhnlich und sympathisch.

Trotz ihrer Gegensätze läuft ihre ...

Das interessante Ermittlerduo gefällt mir weiterhin sehr gut, Capelli und Zhou sind zwar grundverschieden, aber gerade das macht sie so außergewöhnlich und sympathisch.

Trotz ihrer Gegensätze läuft ihre Zusammenarbeit wie geschmiert. Stets ergänzen sie sich bei den Befragungen, dabei muss Zhou häufig Capellis aufbrausendes Wesen etwas beruhigen. Allmählich nähern sie sich einander etwas an und man spürt den Beginn einer freundschaftlichen Ebene.
Der Erzählstil ist toll, sehr flüssig und mitreissend geschrieben und die eingearbeiteten Sprüche und chinesischen Weisheiten bringen Tiefe in die Szenerie.

In diesem Band führen zwei parallel geführte Fallermittlungen zu einem wahren Spannungsrausch. Die Heftigkeit der Vorfälle ist drastisch und die Aufklärung sehr schwierig. Man erlebt die Belastung der Kommissarinnen hautnah mit. Besonders die Sache mit dem Maulwurf macht den Frauen zu schaffen. Welcher Kollege ist der Verräter?
Dazu kommen noch sehr aktionsreich geführte Einsätze, die Leib und Leben der Kolleginnen bedrohen. Es ist wirklich eine fesselnde Lektüre.
Mir hat allerdings noch das I-Tüpfelchen gefehlt, um 5 Sterne zu vergeben. Das Motiv des Maulwurfs hat mich nicht überzeugt.

Auch konnte ich inhaltlich mit dem Titel "Sterbegeld" keinen Bezug zum Buch herstellen.


Insgesamt ein sehr lesenswerter Krimi, der sprachlich sehr gelungen ist und mit Spannung gut unterhält. Das Wiedersehen mit den Ermittlerinnen hat mich gefreut und ihre Zusammenarbeit war wieder höchst interessant.